Au moment de prendre (Wortlaut)

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Ansprache
Au moment de prendre

von Papst
Paul VI.
an die Vereinten Nationen zu New York
zur Feier des 20. Jahrestages der Gründung
4. Oktober 1965

(Offizieller französischer Text: Insegnamenti di Paolo VI., Bd. III (1965), Vatikanstadt 1966, S. 507-516)

(Quelle: [Vorläufige] Übersetzung von Franz Norbert Otterbeck; siehe auch: UNO-Ansprache des Papstes im französischen Bewusst nicht übersetzte Prägung; **deutsch: Zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit [Eph 4, 24; rev. Luthertext, 1984])

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Gruß und Dank

Nuntius pacis

Im Augenblick des Wortergreifens vor diesem, in der Welt einzigartigen Auditorium, möchten Wir zuerst unsere tiefe Dankbarkeit gegenüber Monsieur U Thant ausdrücken, Ihrem Generalsekretär, der Uns gern einladen wollte, den Vereinten Nationen einen Besuch abzustatten, aus Anlass des 20. Geburtstags jener weltweiten Einrichtung für den Frieden und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern der ganzen Welt. Dank auch dem Herrn Präsidenten der Versammlung, Monsieur Amintore Fanfani, der, seit dem Tag seines Amtsantritts, für uns so liebenswürdige Worte hatte. Dank Ihnen allen, hier gegenwärtig, für Ihren herzlichen Empfang. Jedem einzelnen von Ihnen entbieten Wir Unseren herzlichen und ehrerbietigen Gruß. Ihre Freundschaft hat Uns eingeladen und uns diese Zusammenkunft gestattet; wir zeigen Uns Ihnen als Freund. Über Unsere Ehrbezeigung hinaus, übermitteln wir Ihnen dieselbe des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils, das derzeit in Rom vereint ist und dessen hervorragende Vertreter die Kardinäle sind, die Uns begleiten. In Ihrem und Unserem Namen, Ihnen allen Ehre und Gruß!

Einleitung

Diese Zusammenkunft, Sie alle sind sich dessen gut bewusst, nimmt einen doppelten Charakter an: Sie ist gleichermaßen von Einfachheit und Größe geprägt. Von Einfachheit, weil der, der zu Ihnen spricht, ein Mensch ist wie Sie; er ist Ihr Bruder, zugleich einer der allerkleinsten unter Ihnen, die Sie souveräne Staaten vertreten. Denn er ist mit nichts ausgestattet, wenn Sie bitte diesen Gesichtspunkt Uns zu erwägen erlauben, als mit einer Winzigkeit von gleichsam nur symbolischer zeitlicher Souveränität: Das notwendige Minimum, um frei zu sein, seine geistliche Sendung auszuüben und denen, die mit ihm zu handeln haben, zuzusichern, dass er unabhängig von jeder Souveränität dieser Welt ist. Er hat keinerlei zeitliche Macht, keinerlei Absicht mit Ihnen in Wettbewerb zu treten. Tatsächlich, Wir haben nichts zu fordern, keine Frage aufzuwerfen, ganz darüberhinaus nur einen Wunsch zu formulieren, eine Erlaubnis zu erbitten: Jene Vollmacht, Ihnen in dem zu dienen, was Unsere Zuständigkeit ist, ohne Eigennutz, mit Demut und Liebe.

Vorstellung

Das ist die erste Erklärung, die Wir zu machen haben. Wie Sie sehen: Sie ist so schlicht, dass sie unbedeutend erscheinen könnte für diese Versammlung, gewöhnt, sehr wichtige und schwierige Angelegenheiten zu behandeln. Aber dennoch, Wir sagen es Ihnen und Sie alle spüren es, dieser Augenblick ist von einer einzigartigen Größe geprägt. Er ist groß für Uns und er ist groß für Euch. Für Uns vor allem, aber ja, Sie wissen gut, wer Wir sind. Was auch immer Ihre Meinung über den Römischen Pontifex sein mag, Sie kennen Unsere Mission: Wir sind der Träger einer Botschaft für die ganze Menschheit. Und das sind Wir nicht allein in Unserem persönlichen Namen und im Namen der großen katholischen Familie, sondern auch im Namen all der christlichen Brüder, die Unsere Gefühle teilen, die wir hier ausdrücken, und speziell jener, die Uns gern explizit beauftragt haben, ihr Interpret zu sein. Und so überbringt der Botschafter, am Ende einer langen Reise, den ihm anvertrauten Brief. So haben Wir also das Bewusstsein, den bevorzugten Augenblick zu erleben, so kurz er sein mag, wo sich ein Wunsch erfüllt, den Wir seit fast zwanzig Jahrhunderten im Herzen tragen. Ja, Sie erinnern Sich: Es ist eine lange Zeit, seit Wir auf dem Weg sind und mit Uns tragen Wir eine lange Geschichte. Wir feiern hier den Epilog einer mühseligen Pilgerschaft, auf der Suche nach einem Kolloquium mit der ganzen Welt, seit jenem Tag, da Uns geboten wurde: Gehet, tragt die gute Nachricht zu allen Völkern. Nun aber sind Sie es, die "alle Völker" repräsentieren. Lassen Sie Uns sagen, dass Wir für Sie alle eine Botschaft haben, ja, eine glückliche Botschaft, die jedem von Ihnen zu überreichen ist.

Feierliche Zustimmung

1. Unsere Botschaft will zuallerst eine moralische und feierliche Zustimmung zu dieser hohen Institution sein. Als expert en humanité * überbringen Wir Ihnen den Beifall Unserer jüngsten Vorgänger, den des ganzen katholischen Episkopats und Unseren, überzeugt, wie Wir es sind, dass diese Organisation verpflichtend den Weg zur modernen Zivilisation und zum Weltfrieden darstellt. Das aussprechend, haben Wir das Bewusstsein, Uns auch die Stimme der Lebenden und der Toten zu eigen zu machen: Der Toten, die in den vergangenen furchtbaren Kriegen gefallen sind, sich sehnend nach der Eintracht und dem Frieden der Welt; der Lebenden, die das überlebt haben und die vor allem in ihren Herzen die verdammen, die versuchen, das wiederzubeleben; aber auch anderer Lebender: der jungen Generationen von heute, die vertrauensvoll voranschreiten, mit gutem Recht eine bessere Menschheit erwartend. Wir machen Uns auch die Stimme der Armen zu eigen, der Enterbten, der Unglücklichen, derer, die auf Gerechtigkeit hoffen, auf die Würde zu leben, auf die Freiheit, auf Wohlstand und Fortschritt. Die Völker wenden sich den Vereinten Nationen zu, wie einer letzten Hoffnung auf Eintracht und Frieden. Wir wagen es, Ihnen, mit dem Unserem, auch ihren Teil der Ehre und Hoffnung zu überbringen. Und man sieht, warum dieser Augenblick auch für Sie groß ist.

Offene Völkergemeinschaft

2. Wir wissen es, Sie sind sich dessen völlig bewusst. Hören Sie jetzt den Fortgang Unserer Botschaft. Sie ist ganz und gar der Zukunft zugewandt. Das Bauwerk, das Sie errichtet haben, darf niemals in Ruinen fallen. Es muss vervollkommnet werden und ausgerichtet auf die Erfordernisse, die uns die Weltgeschichte zeigen wird. Sie markieren einen Abschnitt der menschlichen Entwicklung; nun aber, unmöglich zurückzufallen, muss man voranschreiten. Der Vielfalt der Staaten, die einander nicht mehr ignorieren können, schlagen Sie eine Form der Koexistenz vor, die äußerst schlicht und fruchtbar ist. Man sieht: Vor allem erkennen Sie einander an und Sie unterscheiden sich. Sie verleihen sicherlich nicht die Existenz der Staaten, aber sie schätzen jedes Volk jeder Nation als würdig ein, an dieser geordneten Versammlung teilzunehmen. Sie geben jeder souveränen, nationalen Gemeinschaft eine Anerkennung hohen moralischen und juristischen Wertes und Sie garantieren ihr ein ehrbares internationales Bürgerschaftsrecht. Das ist schon ein großer, der Menschheit geschuldeter Dienst: die nationalen Subjekte der Weltgemeinschaft gut zu umgrenzen und sie zu ehren, sie unter rechtlicher Bestimmung zu etablieren, was für sie Anerkennung und Respekt aller bedeutet und wovon sich ein geordnetes und stabiles System internationalen Lebens herleiten kann. Sie billigen das große Prinzip, dass die Beziehungen unter den Völkern von der Vernunft bestimmt werden müssen, von der Gerechtigkeit, vom Recht, von Verhandlungen, nicht durch die Macht, nicht durch die Gewalt, nicht durch den Krieg, auch nicht durch die Angst und durch den Betrug. So muss das auch sein. Und erlauben Sie, dass Wir Sie beglückwünschen, die Weisheit gehabt zu haben, den Zugang zu dieser Versammlung den jungen Völkern eröffnet zu haben, den Staaten, die seit kurzem zur Unabhängigkeit und nationalen Freiheit aufstiegen. Deren Gegenwart hier ist der Beweis der Universalität und Großherzigkeit, die schon die Anfänge dieser Einrichtung beseelten. So muss das auch sein. Das ist Unser Lob und Unser Wunsch; und wie Sie sehen, fügen wir dies nicht von außen hinzu: Wir beziehen es von innen, aus dem Geist Ihrer Institution selbst.

Zu deren Verfassung

3. Ihre Verfassung geht noch darüber hinaus und unsere Botschaft geht damit mit. Sie existieren und arbeiten, um die Nationen zu einen, um die Staaten zu verbinden. Wir nehmen diese Formel: um die einen mit den andern zusammenzufügen. Sie sind eine Vereinigung. Sie sind eine Brücke unter den Völkern. Sie sind ein Netz für Beziehungen unter den Staaten. Wir versuchen ernstlich zu sagen, dass Ihre Charakteristik, in gewisser Weise, in der zeitlichen Ordnung, das widerzuspiegeln vermag, was Unsere Katholische Kirche in der geistlichen Ordnung sein will: einzig und allgemein. Man kann nichts Erhabeneres entwerfen, auf der Ebene des Natürlichen, zur weltanschaulichen Auferbauung der Menschheit. Ihre Berufung ist die, zu verbrüdern, nicht irgendwelche aus den Völkern, sondern alle Völker. Ein schwieriges Unterfangen? Zweifelsohne. Aber das ist die Aufgabe, das ist Ihre sehr ehrwürdige Aufgabe. Wer sieht es nicht, die Notwendigkeit, so fortschreitend, zu erreichen, dass eine weltweite Autorität errichtet werde, mit der Maßgabe, dass effizient gehandelt werde, auf rechtlicher und politischer Ebene? Hier also wiederholen wir unseren Wunsch: Allez de l'avant! * Wir sagen überdies: Bringt es dahin, die unter euch zurückzubringen, die von Euch entfernt sind; studiert die Mittel, diejenigen zu Eurem Pakt der Brüderlichkeit zu rufen, mit Ehre und Anstand, die noch nicht daran teilhaben. Bringt es dahin, dass die, die noch draußen sind, das gemeinsame Vertrauen wünschen und verdienen, und seid also großzügig, es zu gewähren. Und Sie alle, die Sie das Glück und die Ehre haben, in dieser Versammlung der friedfertigen Gemeinschaft zu weilen, erhört Uns: Dieses gegenseitige Vertrauen, das Euch eint, Euch erlaubt, gute und große Dinge zu bewirken, bringt es dahin, dass dem nie Abbruch getan wird, dass es nie verraten werde.

Ihre Organisation

4. Die Logik dieses Wunsches, der, kann man sagen, aus der Struktur Ihrer Organisation selbst entstammt, bringt uns dazu, sie durch andere Formeln zu ergänzen. Man sehe: Dass niemand, so wahr er Mitglied Ihrer Vereinigung ist, anderen übergeordnet sein möge. Nicht der eine über dem andern. Das ist die Formel der Gleichheit. Wir wissen sicherlich, dass andere Faktoren zu berücksichtigen sind als nur die schlichte Beteiligung an Ihrem Organismus. Aber die Gleichheit ist auch Teil Eurer Verfassung: nicht etwa, weil Ihr Gleiche seid, aber weil Ihr Euch hier gleichstellt. Und es mag sein, dass es für mehrere unter Euch ein großer Akt der Tugend ist: Erlaubt Uns, dass Wir es Ihnen sagen, Wir, der Repräsentant einer Religion, die das Heil bewirkt durch die Demut ihres göttlichen Gründers. Es ist unmöglich Bruder zu sein, wenn man nicht demütig ist. Denn es ist der Hochmut, so unvermeidbar er erscheinen mag, der Spannungen und Kämpfe um das Prestige provoziert, um die Oberhoheit, den Kolonialismus, den Egoismus: Er ist es, der die Brüderlichkeit zerbricht.

Friedensbotschaft

5. Hier erreicht Unsere Botschaft ihren Höhepunkt. Zunächst negativ: Das ist das Wort, dass Sie von Uns erwarten und das wir nicht aussprechen können, ohne seine Schwere und seine Feierlichkeit zu kennen: Niemals mehr die einen gegen die andern, niemals, niemals mehr. Ist das nicht über allem das Ziel, für das die Organisation der Vereinten Nationen geboren wurde? Gegen den Krieg und für den Frieden? Hört auf die erleuchteten Worte eines großen Verstorbenen: John Kennedy, der ausrief, vier Jahre ist es her: Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, sonst setzt der Krieg der Menschheit ein Ende. Dazu braucht es keine langen Reden, um die oberste Zielsetzung Eurer Institution zu proklamieren. Es genügt daran zu erinnern, wieviel Blut von Millionen Menschen, wieviele unerhörte und unzählbare Leiden, wieviele nutzlose Schlächtereien und entsetzlichen Trümmer den Pakt stützen, der Euch eint, in einem Schwur, der die zukünftige Geschichte der Menschheit verändern muss: Jamais plus la guerre *, niemals wieder Krieg! Der Friede ist es, der Friede, der die Bestimmung der Völker anleiten muss und so die der ganzen Menschheit!

Dank Ihnen, Ehre Ihnen, die Sie seit zwanzig Jahren für den Frieden arbeiten und dieser heiligen Sache hohe Opfer brachten. Dank Ihnen und Ehre Ihnen für die Konflikte, die sie vermieden und die sie geregelt haben. Die Ergebnisse Ihrer Anstrengungen in der Friedensförderung, bis hinein in die allerletzten Tage, verdienen es, auch wenn sie immer noch nicht bestimmend sind, dass Wir es wagen, Uns zum Interpreten der ganzen Welt zu machen und dass wir Ihnen in ihrem Namen Glückwunsch und Dankbarkeit ausdrücken. Sie haben, meine Herren, ein großes Werk vollendet und vollenden es weiter: Sie lehren die Menschen den Frieden. Die UNO ist die hohe Schule, wo man diese Erziehung empfängt und hier sind wir in der Aula magna dieser Schule. Wer auch immer hier Platz nimmt, wird Schüler und wird Lehrer in der Kunst, den Frieden zu erbauen. Und wenn Sie diesen Saal verlassen, schaut die Welt auf Sie wie auf die Baumeister, die Erbauer des Friedens. Der Friede, Sie wissen es, erbaut sich nicht allein mit dem Mittel der Politik und mit dem Ausgleich der Kräfte und Interessen. Er baut auf dem Geist auf, auf Ideen, auf Werken des Friedens. Sie arbeiten an diesem großen Werk. Aber Sie sind immer noch am Anfang Ihrer Anstrengungen. Wird die Welt jemals dazu gelangen, die partikularistische und kriegerische Mentalität zu ändern, die bis hierher einen so großen Teil ihrer Geschichte gewebt hat? Es ist schwierig, das vorherzusehen. Aber es ist leicht zu bekräftigen, dass es nötig ist, sich entschlossen auf den Weg zu machen, zur neuen Geschichte, der friedfertigen Geschichte, die wahrhaft und vollends menschlich sein wird, dieselbe, die Gott den Menschen guten Willens ankündigt.

Abrüstung

(5.) Die Wege dahin sind Ihnen vorgezeichnet: Der erste ist der Weg der Abrüstung. Wenn Ihr Brüder sein wollt, dann lasst die Waffen aus Euren Händen fallen. Man kann nicht lieben mit Angriffswaffen in den Händen. Die Bewaffnung, vor allem die schrecklichen Waffen, die moderne Wissenschaften Euch gaben, sogar noch bevor sie Opfer und Ruinen verursachen, erzeugen sie böse Träume, ernähren böse Gefühle, erzeugen Angstträume, Misstrauen, dunkle Entschlüsse; sie erfordern maßlose Kosten; sie vereiteln Projekte der Solidarität und der nützlichen Arbeit; sie verstören das Seelenleben der Völker. Solange nur der Mensch das schwache Wesen bleiben wird, wechselhaft und auch boshaft, wie er sich so oft zeigt, sind Verteidigungskräfte, leider, noch nötig. Aber Sie, Ihr Mut und Ihre Würde drängen Sie, die Mittel zu studieren, um die Sicherheit des internationalen Lebens zu gewährleisten, ohne auf Waffen zurückzugreifen. Das ist ein würdiges Ziel Ihrer Anstrengungen, das ist es, was die Völker von Ihnen erwarten. Das ist es, was erreicht werden muss! Und deshalb ist es notwendig, dass das einmütige Vertrauen in diese Institution wachsen möge, dass seine Autorität wachsen möge; und das Ziel also, man kann es hoffen, wird erreicht werden. Hier gewinnen Sie die Anerkennung der Völker, erleichtert von den schweren Kosten der Rüstung und befreit von dem Angsttraum des immer drohenden Krieges. Wir wissen und warum sollen wir Uns dessen nicht erfreuen, wieviele unter Ihnen Unsere Einladung günstig erwogen haben, die wir in Bombay, letzten Dezember, in der Sache des Friedens an alle Staaten gerichtet haben: Zumindest ein Teil der Ersparnisse, die dank der Abrüstung verwirklicht werden können, mögen der Wohlfahrt der Entwicklungsländer gewidmet werden. Wir erneuern diese Einladung, im Vertrauen, dass Wir Ihre Empfindungen der Menschlichkeit und Großzügigkeit anregen.

Solidarität

6. Von Menschlichkeit und Großzügigkeit zu sprechen, das heißt, auf ein anderes konstitutives Prinzip der Vereinten Nationen zu antworten, ihren positiven Gipfelpunkt: Man arbeitet hier nicht nur, um Konflikte zwischen den Staaten zu bereinigen; es geht darum, die Staaten zu befähigen, füreinander zu arbeiten. Sie beschränken sich nicht darauf, die Koexistenz zwischen den Nationen zu erleichtern: Sie machen einen guten Schritt vorwärts, würdig von uns gelobt und unterstützt zu werden. Sie organisieren die brüderliche Zusammenarbeit der Völker. Hier entsteht ein System der Solidarität, das bewirkt, dass hohe Zielsetzungen, in der Ordnung der Zivilisation, die einmütige und geordnete Unterstützung der gesamten Völkerfamilie empfangen; zum Wohl aller und jedes einzelnen davon. Das ist es, was an der Organisation der Vereinten Nationen besonders schön ist, ihr sehr echt menschliches Gesicht: Das ist das Ideal, von dem die Menschheit träumt, auf ihrer Pilgerfahrt durch die Zeiten. Das ist die größte Hoffnung der Welt. Wir wagen zu sagen: Darin spiegelt sich der Plan Gottes, ein transzendenter Plan voller Liebe, für den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft auf Erden; Widerschein, worin Wir die evangelische Botschaft sehen, vom Himmlischen, das sich irdisch macht. Hier schließlich vermeinen Wir das Echo der Stimme Unserer Vorgänger zu hören, besonders die des Papstes Johannes XXIII., dessen Botschaft Pacem in terris unter Euch eine so bezeichnende und ehrenvolle Resonanz fand.

Das was Sie hier verkündigen, das sind die grundlegenden Rechte und Pflichten des Menschen, seine Würde, seine Freiheit, vor allem seine religiöse Freiheit. Wir empfinden es so, dass Sie die Übersetzer dessen sind, das in der menschlichen Weisheit am höchsten steht, wir möchten beinahe sagen, seines heiligen Charakters. Denn das ist es, vor allem, um was es im Leben des Menschen geht; und das Leben des Menschen ist geheiligt: Niemand soll wagen es anzugreifen. Es ist hier in Ihrer Versammlung, wo der Respekt für das Leben, auch wenn es das große Problem der Geburten betrifft, sein höchstes Bekenntnis und seine klügste Verteidigung finden muss. Ihre Aufgabe ist, es dahin zu bringen, dass das Brot reichlich genügen möge am Tisch der Menschheit, nicht aber, eine künstliche 'Geburtenkontrolle' zu favorisieren, die unvernünftig wäre, in der Absicht, die Zahl der Mitlebenden beim Fest des Lebens zu verringern.

Bildung, Fortschritt

(6.) Es genügt aber nicht, nur die Hungernden zu nähren. Überdies ist es notwendig, jedem Menschen ein Leben entsprechend seiner Würde zuzusprechen. Und das ist es, was Sie vorantreiben müssen. Wäre das nicht eine Erfüllung, in Unseren Augen, und Ihnen zu danken, für die prophetische Ankündigung, die sich so gut zu Ihrer Institution fügt: Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen (Jes. 2,4) ? Wären von Euch nicht doch die wunderbaren Kräfte der Erde und die staunenswerten Erfindungen der Wissenschaft zu nutzen, nicht mehr als Werkzeuge des Todes, sondern als Werkzeuge des Lebens für eine neue Ära der Menschheit? Wir wissen, mit welcher ansteigenden Intensität und Effizienz die Organisation der Vereinten Nationen und ihre nachgeordneten weltweiten Organismen arbeiten, um den Regierungen zu helfen, die ihren wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt voranbringen müssen. Wir wissen mit welchem Eifer Sie sich einsetzen, um den Analphabetismus zu besiegen und die Kultur auf der Welt auszubreiten, um den Menschen eine moderne und passende Gesundheitsfürsorge zu geben; um zum Dienst an den Menschen die bewunderungswürdigen Quellen der Wissenschaft, der Technik, der Organisation zu nutzen. Das alles ist großartig und verdient das Lob und die Unterstützung aller, einschließlich der Unseren.

Wir möchten Ihnen auch ein Beispiel geben, selbst wenn unsere geringen Mittel es verhindern, dem große und praktische Bedeutung beizumessen: Wir wollen unseren karitativen Einrichtungen eine neue Entwicklung geben, gegen den Hunger in der Welt und zugunsten ihrer wichtigsten Bedürfnisse. So nämlich und nicht anders baut man den Frieden auf.

Schluss

7. Ein Wort noch, meine Herren, ein letztes Wort. Das Bauwerk, dass Sie errichten, ruht nicht nur auf rein materiellen und irdischen Grundlagen. Denn das wäre ein Gebäude, das man auf Sand errichtet. Es beruht vor allem auf unseren Gewissen. Ja, der Augenblick der Bekehrung ist gekommen, der persönlichen Verwandlung, der inneren Erneuerung. Wir müssen uns einrichten in einer neuen Art vom Menschen zu denken; eine neue Art, auch an das gemeinsame Leben der Menschen zu denken, eine neue Art schließlich die Wege der Geschichte und der Bestimmungen der Welt zu bedenken, gemäß dem Wort des heiligen Paulus: Revêtir l'homme nouveau créé selon Dieu dans la justice et la saintété de la verité ** (Eph. 4, 24). Siehda, die Stunde ist gekommen, wo sich ein Einhalten aufdrängt, ein Augenblick der Besinnung, des Erwägens, gleichsam des Gebetes: Um zurückzudenken an unseren gemeinsamen Ursprung, an unsere Geschichte, an unser gemeinsames Ziel. Niemals so sehr wie heute, in einer Epoche, die so sehr vom menschlichen Fortschritt geprägt ist, nie war auch der Appell an das moralische Bewusstsein des Menschen so notwendig. Denn die Gefahr kommt weder vom Fortschritt noch von der Wissenschaft, denn beide, gut genutzt, können im Gegenteil eine große Zahl schwerer Probleme lösen, die die Menschheit plagen. Die wahre Gefahr bezieht sich auf den Menschen, der immer machtvollere Mittel besitzt, geeignet ebenso zur Zerstörung wie zu höchsten Eroberungen.

Mit einem Wort: Das Gebäude der modernen Zivilisation muss auf geistlichen Prinzipien auferbaut werde, die nicht nur fähig sind zu unterstützen, sondern auch zu erhellen und zu beseelen. Und diese unverzichtbaren Prinzipien der höchsten Weisheit können nicht anders als auf Gott beruhen, das ist unsere Überzeugung, Ihr wisst es, auf Gott im Glauben. Der unbekannte Gott, wovon der heilige Paulus den Athenern auf dem Aréopag sprach? Unbekannt denen, die aber doch, daran gibt es keinen Zweifel, Ihn suchten und Ihn nah bei sich hatten, wie kann Er zu so vielen Menschen unseres Jahrhunderts kommen? Für Uns jedenfalls, und für alle, die die unermessliche Offenbarung annehmen, die uns Christus von Ihm brachte, ist das der lebendige Gott, der Vater aller Menschen.

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