Auspicia quaedam (Wortlaut)

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Enzyklika
Auspicia quaedam

von Papst
Pius XII.
an alle Ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe
und die anderen Ortsordinarien, welche in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle leben
Durch die Weltweihe an das Unbefleckte Herz Mariens soll der Friede in der Welt und in Palästina hergestellt werden
1. Mai 1948

(Offizieller lateinischer Text: AAS 40 [1948] 169-172)

(Quelle: Rudolf Graber: Die marianischen Weltrundschreiben der Päpste in den letzten hundert Jahren, Echter Verlag Würzburg 1954 [2. Auflage], S. 169-173; Mit kirchlicher Druckerlaubnis. Die Nummerierung folgt der portugiesischen Fassung)

Die Enzyklika setzt die Friedensenzykliken des Papstes, Communium interpretes (1945) und Optatissima pax (1947), fort. Das öffentliche Gebet für den Weltfrieden im Mai 1948 ist bedeutsam, weil der bewaffnete Konflikt um Palästina zu der Zeit eskalierte; am 14. Mai 1948 wurde in Palästina der Staat Israel gegründet.

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Maria, die Mutter Jesu

Hoffnungen und Befürchtungen

1 Es hat den Anschein, als ob unsere Gegenwart doch einige lichtvolle Anzeichen aufweisen kann; aus diesen geht deutlich hervor, dass die ganze menschliche Gesellschaft nach diesem Meer von Vernichtung und Zerstörung, die der unmenschliche, lang andauernde Krieg im Gefolge hatte, entschlossen die Bahn eines wirklich heilsamen Friedens beschreiten will.

2 Es hat den Anschein, dass man nun doch jenen mehr Gehör schenken will, die sich bemühen, den verlorenen Wohlstand wieder herzustellen, die Streitigkeiten zu begraben und aus demunübersehbaren, bejammernswerten Ruinenfeld einer neuen günstigen Entwicklung die Wege zu ebnen. Und es scheint, dass man doch jenen kein Gehör schenken will, deren Bestreben auf gegenseitige kränkende Zerwürfnisse, auf Hass und Feindschaft geht, Dinge, aus denen zweifellos nur wieder neue und noch schlimmere Verwicklungen entstehen.

3 So haben Wir denn Gründe genug, die zu schönen Hoffnungen auf eine bessere Zeit berechtigen, und die Uns und die ganze Christenheit mit wirklichem Trost erfüllen.

4 Trotzdem fehlt es nicht an gewissen Tatsachen und Ereignissen, die Unser väterliches Herz beunruhigen und ängstigen. Denn obwohl der Krieg nun fast überall zu Ende gegangen ist, so ist die Menschheit noch weit entfernt von jenem Frieden, der die Herzen höher schlagen lässt; ja wir müssen sogar sehen, wie sich der Himmel von neuem mit düsteren Wolken bedeckt.

Zuflucht zu Gott und Maria

5 Was Uns angeht, so bemühen Wir Uns, soviel Wir nur können, dieses neue drohende Unheil von der menschlichen Gesellschaft abzuwenden. Da aber menschliche Kräfte sich hier als zu schwach erweisen, so nehmen Wir vor allem zu Gott im Gebet unsere Zuflucht. An alle Unsere Kinder in Christus, ganz gleich wo sie wohnen, richten Wir aber die Mahnung, mit Uns zusammen in heißen Gebeten die Hilfe des Himmels herabzurufen.

6 In den früheren Jahren war es Uns ein Herzensbedürfnis, alle aufzumuntern, besonders die Kleinen, die Uns so teuer sind, sie möchten doch den ganzen Monat Mai hindurch sich recht oft um den Altar der erhabenen Gottesmutter scharen, um so das Ende des verheerenden Krieges zu erflehen. Nunmehr rufen Wir euch in diesem Rundschreiben immer wieder dazu auf, diese liebe und fromme Gewohnheit nicht zu unterlassen; mit ihren Gebeten aber mögen sie eine tadellose christliche Lebensführung und Werke heiliger Buße verbinden.

7 Zunächst freilich mögen sie Dank sagen der jungfräulichen Gottesmutter, die zugleich unsere gütigste Mutter ist, weil durch ihre mächtige Fürbitte bei Gott der furchtbare Kriegsbrand zum Erlöschen kam. Dank gebührt auch für all die anderen Gaben und Segnungen, die jeder an sich von Gott erfahren hat.

8 Dieses Dankgebet aber mündet wieder ein in unser unablässiges Bitten, auf dass wie ein Geschenk aus Himmelshöhen uns endlich jener einträchtige Friede aufleuchte, der in brüderlicher, gegenseitiger, herzlicher Liebe alle Völker und sozialen Stände umfasst und der leider bis heute noch nicht Wirklichkeit geworden ist.

Die Bedingungen des gerechten Friedens

So möge man denn all die Zerwürfnisse beenden, die ja niemandem von Nutzen sind! Man lege endlich in gerechter Weise all die Streitigkeiten bei, die ja nur der Nährboden neuen Elends sind; man möge die notwendigen öffentlichen und privaten Beziehungen unter den Völkern in geeigneter Weise wieder aufnehmen und vertiefen! Und weil alle Tugenden auf der Religion gründen, so möge man ihr jene Freiheit geben, die sie nun einmal braucht; die friedliche Arbeit der Menschen aber wird unter der Leitung der Gerechtigkeit und von der Liebe getragen in überreichem Maße zum allgemeinen Wohlstand beisteuern.

9 Ihr wisst, ehrwürdige Brüder, dass die heiligste Jungfrau dann vor allem unseren Bitten Gehör schenkt, wenn diese nicht bloß leere, nichtssagende Worte sind, sondern aus einem Herzen kommen, das als Schmuck die notwendigen Tugenden aufweist.

10 So werdet ihr euch denn mit ganzer apostolischer Kraft dafür einsetzen, dass diesem gemeinschaftlichen Gebetskreuzzug im Monat Mai auch eine Lebensführung entspricht, die das unversehrte christliche Ideal erkennen lässt.

11 Das allein nämlich gibt uns die Hoffnung, dass die Entwicklung der Dinge im privaten und öffentlichen Bereich sich in den rechten Bahnen bewegt und dass auf diese Weise dank der Fügung Gottes nicht nur die irdische Wohlfahrt unter den Menschen gesichert werden kann, sondern dass wir dank seiner Gnade von oben auch jene himmlische Glückseligkeit erlangen können, die in Ewigkeit nicht verloren gehen kann.

Das Gebet für das Heilige Land

12 Es bedrückt Uns indessen noch eine andere Frage, die Uns gegenwärtig sogar eine große Beunruhigung einflößt. Wir haben ja alle vernommen, wie seit längerer Zeit schon die heiligen Stätten Palästinas der Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen wurden und wie es dort fast täglich zu Blutvergießen und Zerstörungen kommt.

13 Wenn es aber irgendeinen Ort auf der Erde gibt, der jedem Menschen von Gesittung teuer und wert sein muss, so ist es doch jenes Land, in dem für alle Völker hellstrahlend das Licht der Wahrheit nach einer dunklen Vergangenheit aufging; jenes Land also, in dem das WORT Gottes Mensch geworden ist und in dem Gesänge der Engel den Frieden allen Menschen verkündeten; in dem schließlich Christus am Kreuze hängend das Heil dem Menschengeschlechte erwarb; mit ausgebreiteten Armen lud er gleichsam alle Völker zur brüderlichen Umarmung ein und weihte sein Gebot der Liebe mit seinem vergossenen Blute.

14 So möge denn, ehrwürdige Brüder, auf Unsern Wunsch hin bei den erwähnten Bittandachten zur heiligsten Jungfrau ganz besonders in der Absicht gebetet werden, dass man in Palästina zu einer gerechten Beilegung aller schwebenden Fragen gelange und dass dort wieder Friede und Eintracht glücklich einkehre.

Vertrauen auf den Schutz Mariens

15 Wir hegen ja ein großes Vertrauen auf den mächtigen Schutz unserer himmlischen Mutter, und Wir wollen Uns dieses Schutzes dadurch versichern, dass Wir in dem Maria geweihten Monat vor allem die Kinder zu einem heiligen Kreuzzug des Gebetes aufrufen.

16 Ihr werdet sicher Unsere Mahnung weitergeben und sie mit Eifer unterstützen. Auch die Väter und Mütter mögen sich anschließen, ja diese müssen in erster Linie hier vorangehen und in ihrer Gesamtheit ein gutes Beispiel geben.

17 Wir sind Uns bewusst, dass Wir niemals vergeblich an den apostolischen Geist, der euch beseelt, appelliert haben und Wir schauen heute schon vor Uns die unübersehbare Menge von Kindern, Männern und Frauen, wie sie die Gotteshäuser der jungfräulichen Gottesmutter füllen und wie ein Strom himmlischen Segens sich über sie ergießt.

18 Möge doch die seligste Jungfrau, die Jesus für uns geboren hat, bewirken, dass reumütig büßend zu ihm alle zurückkehren, die vom rechten Wege abgeirrt sind!

19 Und nachdem Maria unsere Mutter sich in allen nur möglichen gefahrvollen Situationen immer als starke Hilfe und Vermittlerin der göttlichen Gnaden erwiesen hat, so möge sie auch jetzt in ihrer Güte bewirken, dass auch in diesem so ernsten Zeitpunkt all die schweren Verwicklungen, die uns soviel Angst einflößen, eine gütliche Regelung erfahren, und dass für die Kirche und für alle Nationen die Sonne der Freiheit und einer ungestörten Sicherheit aufgehe.

Die Weltweihe an das Unbefleckte Herz Mariens

20 Ihr erinnert euch alle, wie Wir vor wenigen Jahren mitten im Wüten des Krieges, als menschliche Kraft sich als zu schwach und ungeeignet erwies, den ungeheuren Brand des Krieges zum Erlöschen zu bringen, hilfesuchend Unsere Zuflucht nahmen zum Heiland in seiner Barmherzigkeit und wie Wir auf den mächtigen Schutz des unbefleckten Herzens Mariens Unser Vertrauen setzten.

21Und ebenso wie Unser Vorgänger Leo XIII. seligen Angedenkens zu Beginn des 20. Jahrhunderts das ganze Menschengeschlecht dem heiligsten Herzen Jesu geweiht wissen wollte, so ähnlich haben Wir gleichsam an Stelle der von Gott erlösten menschlichen Gesellschaft diese auch dem heiligsten, unbefleckten Herzen der seligsten Jungfrau feierlich weihen wollen.

22 Es ist nun Unser Wunsch, dass alle diese Weihe vornehmen, so oft sich die Gelegenheit dazu bietet und zwar nicht bloß in den einzelnen Diözesen und Pfarreien, sondern auch in jeder Hausgemeinschaft; und Wir geben Uns der Hoffnung hin, dass diese private und öffentliche Weihe reichen Segen und himmlische Gaben in Fülle vermitteln wird.

23 Als Unterpfand dieser himmlischen Gnaden und als Zeichen Unseres väterlichen Wohlwollens gelte euch der Apostolische Segen, den Wir jedem einzelnen von euch, ehrwürdige Brüder, voll Liebe im Herrn erteilen, aber auch all denen, die dieses Unser Mahnschreiben mit liebendem, bereitwilligem Herzen aufnehmen, und vor allem der Schar der Kinder, für die Wir soviel Liebe empfinden.

Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 1. Mai 1948,
im 10. Jahre Unseres Pontifikates
Pius XII. PP.

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