Bahai: Unterschied zwischen den Versionen

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(Es ist problematisch den Bahai als Religion zu bezeichnen, die Einordnung als Weltreligion ist hanebüchen.)
(Die Bahai-Religion ist sehr wohl eine Religion, man siehe dazu sowohl die Literatur als auch die Fachliteratur.)
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'''Bahá’í''' nennen sich die Mitglieder einer [[Synkretismus|synkretistischen]] religiösen Bewegung, welche meist als als Bahá’ismus, Bahá’íismus oder Bahá’ítum bezeichnet wird. Sie wurde im 19. Jahrhundert durch den aus Persien stammenden Bahá’u’lláh gegründet. Die rund 7,7 Millionen Anhänger leben vor allem in Indien, dem Iran, Schwarzafrika und den USA. Im Mittelpunkt der Lehre steht die Einheit Gottes, die Einheit der Religionen und die Einheit der Menschheit.
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Bahá’í nennen sich die Mitglieder einer Weltreligion, welche meist als Bahá’í-Religion, aber auch als Bahá’ismus, Bahá’íismus oder Bahá’ítum bezeichnet wird. Sie wurde im 19. Jahrhundert durch den aus Persien stammenden Bahá’u’lláh gestiftet. Die rund 7,7 Millionen Anhänger leben vor allem in Indien, dem Iran, Schwarzafrika und den USA. Im Mittelpunkt der Lehre steht die Einheit Gottes, die Einheit der Religionen und die Einheit der Menschheit.
  
 
== Geschichtliche Einordnung ==
 
== Geschichtliche Einordnung ==
  
In ihrem Selbstverständnis sehen die Bahá’í ihre Lehre als die göttliche Botschaft ihres Offenbarers Bahá’u’lláh an die Menschheit. Dabei fußt der Ursprung der Lehre in den eschatologischen Erwartungen des Islams.  
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In ihrem Selbstverständnis sehen die Bahá’í ihre Religion als die göttliche Botschaft ihres Offenbarers Bahá’u’lláh an die Menschheit. Dabei fußt der Ursprung der Religion in den eschatologischen Erwartungen des Islams. Das Verhältnis zwischen der Bahá’í-Religion und dem Islam ist also dem Verhältnis zwischen Christentum und Judentum sehr ähnlich.
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Die Bahá’í-Religion kennt eine zentrale Stiftergestalt Bahá’u’lláh und dessen Herold und Wegbereiter, den Báb. Die Bahá’í ziehen hier oft den Vergleich zu Jesus und Johannes dem Täufer.
  
 
Der Schauplatz des historischen Ursprunges der Bahá’í-Religion ist zu Beginn das Persien des 19. Jahrhunderts, später große Teile des Nahen Ostens. Der Báb (arab. „Tor“), ein 25 jähriger Kaufmann und Abkömmling Mohammeds (arab. „Sayyid“) Namens Alí Muhammad, verkündete 1844 (1260 Jahre nach der Hidschra) in der Stadt Schiraz der erwartete Mahdi (arab. „der Rechtgeleitete“) zu sein. Mit dieser Verkündigung, dem Bruch mit zentralen Dogmen des orthodoxen Islams und der Ablösung der Schari’a (arab. „Religionsgesetz“) zogen er und seine Anhänger schnell den Zorn der islamischen Geistlichen auf sich. Es kam zu Verfolgungen und Massakern, welche 1850 in der Hinrichtung des Bábs und 20.000 seiner Anhänger das Leben kosteten. Die Verfolgung der Bahá’í hält im Iran bis heute an.
 
Der Schauplatz des historischen Ursprunges der Bahá’í-Religion ist zu Beginn das Persien des 19. Jahrhunderts, später große Teile des Nahen Ostens. Der Báb (arab. „Tor“), ein 25 jähriger Kaufmann und Abkömmling Mohammeds (arab. „Sayyid“) Namens Alí Muhammad, verkündete 1844 (1260 Jahre nach der Hidschra) in der Stadt Schiraz der erwartete Mahdi (arab. „der Rechtgeleitete“) zu sein. Mit dieser Verkündigung, dem Bruch mit zentralen Dogmen des orthodoxen Islams und der Ablösung der Schari’a (arab. „Religionsgesetz“) zogen er und seine Anhänger schnell den Zorn der islamischen Geistlichen auf sich. Es kam zu Verfolgungen und Massakern, welche 1850 in der Hinrichtung des Bábs und 20.000 seiner Anhänger das Leben kosteten. Die Verfolgung der Bahá’í hält im Iran bis heute an.

Version vom 19. August 2008, 10:49 Uhr

Bahá’í nennen sich die Mitglieder einer Weltreligion, welche meist als Bahá’í-Religion, aber auch als Bahá’ismus, Bahá’íismus oder Bahá’ítum bezeichnet wird. Sie wurde im 19. Jahrhundert durch den aus Persien stammenden Bahá’u’lláh gestiftet. Die rund 7,7 Millionen Anhänger leben vor allem in Indien, dem Iran, Schwarzafrika und den USA. Im Mittelpunkt der Lehre steht die Einheit Gottes, die Einheit der Religionen und die Einheit der Menschheit.

Geschichtliche Einordnung

In ihrem Selbstverständnis sehen die Bahá’í ihre Religion als die göttliche Botschaft ihres Offenbarers Bahá’u’lláh an die Menschheit. Dabei fußt der Ursprung der Religion in den eschatologischen Erwartungen des Islams. Das Verhältnis zwischen der Bahá’í-Religion und dem Islam ist also dem Verhältnis zwischen Christentum und Judentum sehr ähnlich. Die Bahá’í-Religion kennt eine zentrale Stiftergestalt Bahá’u’lláh und dessen Herold und Wegbereiter, den Báb. Die Bahá’í ziehen hier oft den Vergleich zu Jesus und Johannes dem Täufer.

Der Schauplatz des historischen Ursprunges der Bahá’í-Religion ist zu Beginn das Persien des 19. Jahrhunderts, später große Teile des Nahen Ostens. Der Báb (arab. „Tor“), ein 25 jähriger Kaufmann und Abkömmling Mohammeds (arab. „Sayyid“) Namens Alí Muhammad, verkündete 1844 (1260 Jahre nach der Hidschra) in der Stadt Schiraz der erwartete Mahdi (arab. „der Rechtgeleitete“) zu sein. Mit dieser Verkündigung, dem Bruch mit zentralen Dogmen des orthodoxen Islams und der Ablösung der Schari’a (arab. „Religionsgesetz“) zogen er und seine Anhänger schnell den Zorn der islamischen Geistlichen auf sich. Es kam zu Verfolgungen und Massakern, welche 1850 in der Hinrichtung des Bábs und 20.000 seiner Anhänger das Leben kosteten. Die Verfolgung der Bahá’í hält im Iran bis heute an. Innerhalb der Offenbarung des Bábs war die Rede von einer noch bedeutenderen eschatologischen Gestalt, als welche die Bahá’í Bahá’u’lláh (arab. „Herrlichkeit Gottes“) anerkannt haben. Dieser verkündete seinen Anspruch 1863 in Bagdad, wohin einige Bahá’í inzwischen verbannt wurden. Von dort aus wurde er weiterverbannt nach Konstantinopel, Edirne und schlussendlich nach Akka im Heiligen Land, wo er 1892 verstarb.

Als ihm nachfolgendes Oberhaupt der Gemeinde, aber nicht als Offenbarer, setze er seinen ältesten Sohn Abdu’l-Bahá (arab. „Diener der Herrlichkeit“) ein. Dieser kam 1908 frei und begab sich daraufhin auf ausgedehnte Reisen durch Europa und Nordamerika, wo er die Botschaft seines Vaters verkündete. Er verstarb 1912 in Akka als geschätzte Persönlichkeit der Region. In seinem Testament setze Abdu’l-Bahá seinen Enkel Shoghi Effendi als „Hüter der Sache Gottes“ ein. Unter diesem verbreitete die Religion sich in alle Teile der Welt aus. Als Shoghi Effendi 1957 überraschend starb übernahmen die von ihm eingesetzten „Hände der Sache Gottes“ die Leitung der Gemeinde bis zur ersten demokratischen Wahl des „Universalen Hauses der Gerechtigkeit“ im Jahre 1963, wie von Shoghi Effendi beabsichtigt. Seit dem Steht die Gemeinde unter der Leitung dieses neunköpfigen Gremiums.

Heute gibt es rund 7,7 Millionen Bahá’í in über 200 Ländern der Welt, damit ist die Bahá’í-Religion die nach dem Christentum am weitesten verbreitete Religion. Ihr Weltzentrum befindet sich in Haifa und dem benachbarten Akko. In Deutschland leben rund 4.500 Bahá’í. In Deutschland, in Langenhain bei Hofheim, befindet sich auch das Mashriqu'l-Adhkár (arab. „Haus der Andacht“) für den europäischen Kontinent.

Lehre

Gottesbild

Bahá’í glauben „die Existenz und die Einheit eines persönlichen Gottes, der unerkennbar, unerreichbar, Quell aller Offenbarung, ewig, allwissend, allgegenwärtig und allmächtig ist“ (Shoghi Effendi: Gott Geht Vorüber 8:26). Er „ist und war von Ewigkeit her einzig und allein, ohne Gefährten oder Seinesgleichen, ewig in der Vergangenheit, ewig in der Zukunft, gesondert von allen Dingen, immerwährend, unveränderlich und selbstbestehend“ (Bahá’u’lláh: Ährenlese 94:1). Dabei hat er „keinen Gefährten in Seinem Urteil und keinen Helfer in Seiner Souveränität“ (Bahá’u’lláh: Botschaften aus Akká 8:19). Er ist „aller Dinge Ursprung, und in Ihm haben alle Dinge ihr Ende“ (Bahá’u’lláh: Kitáb-i-Aqdas 144).

Für die Bahá’í ist Gott „in dem undurchdringlichen Geheimnis Seines unerkennbaren Wesens verhüllt“ (Bahá’u’lláh: Ährenlese 26:3) und jeder Versuch sein Wesen zu enthüllen „endet in vollkommener Verwirrung“ (Bahá’u’lláh: Ährenlese 26:3). Doch trotzdem hat Gott den Menschen erschaffen ihn zu „erkennen und … anzubeten“ (Bahá’u’lláh: Gebete und Meditationen 181:1) und ist ihm „näher ist als dessen eigenes ich“ (Bahá’u’lláh: Ährenlese 93:6).

Offenbarung

Da der Mensch nach dem Glauben der Bahá’í Gott nicht direkt erkennen kann bedarf es einer Form der Offenbarung Gottes. Dabei wird aber die Inkarnation Gottes in einen Menschen abgelehnt, denn Gott wird „in keiner Weise Sein Wesen Fleisch werden lassen“ (Bahá’u’lláh: Ährenlese 20). Stattdessen glauben Bahá’í an ein Modell aus drei Welten: die Welt Gottes, die Welt der Offenbarung und die Welt der Schöpfung. Dabei halten die Menschen sich in der Welt der Schöpfung auf, das Himmelreich befindet sich in der Welt der Offenbarung und die Welt Gottes ist für alle Wesen unzugänglich, außer Gott selbst. Dabei wirkt die Welt der Offenbarung verbindend zwischen Gott und der Schöpfung, denn auf ihr befinden sich die Mazhar-i Amr’u’llah (arab. „Manifestation Gottes“). Diese sind, wenn sie in dieser Welt auftreten, rein äußerlich menschlicher Natur, geistig bleiben sie jedoch in der Welt der Offenbarung. In diesen Manifestationen Gottes begegnet und erkennt der Mensch Gott: „Wer sich von ihnen abwendet, hat sich von Gott abgewandt, und wer nicht an sie glaubt, hat nicht an Gott geglaubt. Jeder von ihnen ist der Pfad Gottes, der diese Welt mit den Reichen der Höhe verbindet, und das Banner Seiner Wahrheit für alle in den Reichen der Erde und des Himmels. Sie sind die Manifestationen Gottes unter den Menschen, die Beweise Seiner Wahrheit und die Zeichen Seiner Herrlichkeit“ (Bahá’u’lláh: Ährenlese 21).

Menschenbild

Ethik

Kult

Zitate

  • Gibt es einen Befreier von Schwierigkeiten außer Gott? Sprich: Gelobt sei Gott! Er ist Gott! Alle sind Seine Diener und alle unterstehen Seinem Befehl.“ (Der Báb zitiert in: Bahá’í-Gebete 66)
  • Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, daß es seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag.“ (Bahá’u’lláh: Ährenlese 122)
  • Das Wort Gottes ist eine Lampe, deren Licht der Satz ist: ihr seid die Früchte eines Baumes und die Blätter eines Zweiges. Verkehrt miteinander in inniger Liebe und Eintracht, in Freundschaft und Verbundenheit. Er, die Sonne der Wahrheit, bezeugt Mir: So machtvoll ist das Licht der Einheit, daß es die ganze Erde erleuchten kann. Der eine, wahre Gott, der alle Dinge kennt, bezeugt die Wahrheit dieser Worte.“ (Bahá’u’lláh: Ährenlese 132:3)
  • Liebe ist ohne Grenzen, Schranken und Ende. Materielle Dinge sind begrenzt, beschränkt und endlich. Mit begrenzten Mitteln könnt ihr unendliche Liebe nicht angemessen zum Ausdruck bringen. Die vollkommene Liebe braucht ein selbstloses Werkzeug, das von jeder Art von Fessel völlig frei ist.“ (Abdu’l-Bahá: Ansprachen in Paris 9:5)

Literatur

Selbstdarstellung

  • Towfigh, Stephan Anis / Enayati, Wafa, Die Bahá’í-Religion. Ein Überblick, 3., überarb. Aufl., München 2007, Olzog-Verlag, ISBN 978-3-7892-8231-7
  • Esslemont, John Ebenezer, Bahá’u’lláh und das Neue Zeitalter, 6., überarb. Aufl., Hofheim-Langenhain 1970, Bahá’í-Verlag, ISBN 3-87037-085-8

Christliche Themen

  • Sears, William, Dieb in der Nacht oder der merkwürdige Fall vom nicht erschienenen tausendjährigen Reich, 3., rev. Aufl., Hofheim-Langenhain 1998, Bahá’í-Verlag, ISBN 3-87037-326-1
  • Townshend, George, Christus und Bahá’u’lláh, 2., unveränd. Aufl., Frankfurt am Main 1970, Bahá’í-Verlag, ISBN 3-87037-032-7
  • Farrokhzad, Babak, Der Fluss der Wahrheit : Endzeiterwartungen und Wahrheitsbeweise des Christentums und des Islam in Bahá’u’lláhs Kitáb-i-Íqán , 1. Aufl., Hofheim-Langenhain 2004, Bahá’í-Verlag, ISBN 3-87037-409-8

Fachliteratur

Weblinks