Brief des Papstes Dionysius an den Bischof Dionysius von Alexandrien

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Brief des Papstes Dionysius an den Bischof Dionysius von Alexandrien (um 260).

Hintergrund

Dionysius, um die Mitte des dritten Jahrhunderts Bischof von Alexandrien, hatte vor allem gegen die Irrlehre des Sabellianismus zu kämpfen, die um des strengen Eingott-Glaubens willen die Dreipersönlichkeit Gottes zu einer bloßen dreifachen Erscheinungsweise des einen Gottes herabminderte. In der Auseinandersetzung mit dieser Irrlehre überbetonte Dionysius die wirklichen Unterschiede zwischen den göttlichen Personen, so dass ihm seine Gegner einen Dreigott-Glauben vorwarfen. Die Streitfrage wurde vor Papst Dionysius nach Rom gebracht und wurde Anlass zu der ersten bedeutenden Entscheidung des kirchlichen Lehramts über das Geheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit. Es betont gegen Sabellius die wirkliche Unterscheidung der drei göttlichen Personen, es verwirft aber ebenso entschieden jeden Dreigott-Glauben, und es lehrt in aller Deutlichkeit die wahre Gottheit Christi.

Der Text

112 (Kap. 1) Sodann werde ich aber mit Fug und Recht auch gegen die reden, welche die ehrwürdigste Verkündigung der Kirche Gottes, die Monarchie, in drei Kräfte, getrennte Hypostasen und drei Gottheiten zerteilen, zerschneiden und aufheben; ich habe nämlich erfahren, dass einige von denen, die bei Euch unterrichten und das göttliche Wort lehren, zu diesem Denken hinführen; diese sind der Meinung des Sabellius sozusagen diametral entgegengesetzt; denn der lästert, wenn er sagt, dass der Sohn selbst der Vater sei, und umgekehrt; diese aber verkünden gewissermaßen drei Götter, indem sie die heilige Einheit in drei einander völlig fremde abgetrennte Hypostasen zerteilen; es ist nämlich notwendig, dass das göttliche Wort dem Gott von allem geeint ist, und der Heilige Geist muss in Gott verweilen und ihm innewohnen; es ist also unbedingt notwendig, dass auch die göttliche Dreifaltigkeit in einem, wie in einem Gipfel, nämlich dem Gott von allem, dem Allmächtigen, zusammengefasst und zusammengeführt wird. Denn die Lehre des törichten Markion, die Zerschneidung und Zerteilung der Monarchie in drei Prinzipien, ist eine teuflische Unterweisung, nicht aber die der echten Jünger Christi und derer, die Gefallen haben an den Lehren des Erlösers. Denn diese wissen genau, dass von der göttlichen Schrift zwar eine Dreifaltigkeit verkündet wird, dass drei Götter aber weder das Alte noch das Neue Testament verkündet

113 (Kap. 2) Nicht weniger aber wird man auch die tadeln, welche glauben, der Sohn sei ein Geschöpf, und meinen, der Herr sei gemacht worden wie irgend eines von dem, was wirklich gemacht worden ist, obwohl doch die göttlichen Worte für ihn eine Zeugung, wie sie sich gebührt und geziemt, bezeugen, nicht aber irgendeine Formung und Erschaffung. Es ist also nicht irgendeine Lästerung, sondern die größte, den Herrn gewissermaßen handgemacht zu nennen. Denn wenn der Sohn gemacht worden ist, dann gab es einmal eine Zeit, in der er nicht war; er war aber immer, wenn er im Vater ist, wie er selbst sagt [Joh 14, 10f], und wenn Christus das Wort, die Weisheit und die Kraft ist - denn dass Christus dies ist, sagen die göttlichen Schriften [Joh 1,14; 1 Kor 1,24], wie Ihr wisst -; dies aber sind eben Kräfte Gottes. Wenn nun der Sohn gemacht worden ist, dann gab es eine Zeit, in der dies nicht war; also gab es einen Zeitpunkt, zu dem Gott ohne dies war; das aber ist ganz unsinnig.

114 Und was soll ich mich darüber noch mehr Euch gegenüber äußern, gegenüber Männern, die voll des Geistes sind und genau wissen, welche Ungereimtheiten aufgrund der Aussage, der Sohn sei ein Geschöpf, auftauchen? Diese scheinen mir die führenden Köpfe dieser Ansicht nicht bedacht und deshalb ganz und gar die Wahrheit verfehlt zu haben, weil sie das "der Herr schuf mich als Anfang seiner Wege" [Spr 8,22: Sept..] anders aufgefasst haben, als es die göttliche und prophetische Schrift an dieser Stelle will. Denn es gibt, wie Ihr wisst, nicht nur eine Bedeutung des "schuf". "Schuf" ist an dieser Stelle nämlich zu verstehen im Sinne von "stellte an die Spitze der von ihm gemachten Werke", gemacht aber durch den Sohn selbst. Das "schuf" wird hier jedoch nicht im Sinne von "machte" gesagt. Denn es gibt einen Unterschied zwischen "schaffen" und "machen". "Hat nicht eben dieser dein Vater dich erworben, dich gemacht und dich geschaffen?" [Dm 32,6: Septg.], sagt Moses in dem großen Gesang innerhalb des Deuteronomium. Zu ihnen könnte nun auch einer sagen: O ihr unbesonnenen Menschen, ein Geschöpf (ist also) "der Erstgeborene aller Schöpfung" [Kol 1,15], "der aus dem Schoß vor dem Morgenstern geboren wurde" [Ps 110,3: Septg.], der als Weisheit sagte: "Vor allen Hügeln aber zeugt er mich" [Spr 8,25: Septg.]? Man kann aber auch an vielen Stellen der göttlichen Worte gesagt finden, dass der Sohn gezeugt wurde, aber nicht, dass er gemacht wurde. Aufgrund dessen werden die, welche zu sagen wagen, seine göttliche und unaussprechliche Zeugung sei eine Schöpfung, eindeutig überführt, dass sie in bezug auf die Zeugung des Herrn Lügen vertreten.

115 (Kap. 3) Man darf also weder die bewundernswerte und göttliche Einheit in drei Gottheiten zerteilen noch durch eine (angebliche) Schöpfung die Würde und die jedes Maß übersteigende Größe des Herrn beeinträchtigen. Vielmehr muss man an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, und an Jesus Christus, seinen Sohn, und an den Heiligen Geist glauben, und dass das Wort dem Gott von allem geeint ist. Denn er sagt: "Ich und der Vater sind eins" [Joh 10,30], und "ich (bin) im Vater und der Vater (ist) in mir" [Joh 14,10]. So dürfte nämlich sowohl die göttliche Dreifaltigkeit als auch die heilige Verkündigung der Monarchie gewahrt werden.

Quelle