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Es ist ein Gebrauch, der sich auf die Natur gründet und von der Katholischen Kirche gebilligt wird, den Schutz durch Heiligkeit ausgezeichneten Personen nachzusuchen und die Nachahmung derer anzustreben, welche irgend eine Art Vorzüglichkeit oder Vollkommenheit erreicht haben. -darum hatten bereits viele religiöse Orden, Lyzeen und wissenschaftliche Vereine den heiligen Thomas von Aquin, der durch Wissenschaft und Tugend stets wie die Sonne geglänzt hat, mit Gutheißung des Heiligen Stuhles sich als Meister und Patron erwählt. Zu unseren Zeiten nun, wo das Studium seiner Lehre mehr und mehr zugenommen hat, wiederholen sich die Bitten, dass er durch die Autorität dieses Apostolischen Stuhles allen Lyzeen, Akademien und Schulen der katholischen Völker als Patron gegeben werde. Eine Anzahl Bischöfe hat kundgegeben, dass dies ihr Wunsch sei und sie hatten zu diesem Ende teils besondere, teils gemeinsame Briefe geschrieben. Dasselbe haben die Mitglieder vieler Akademien und gelehrte Gesellschaften durch dringendes und ehrerbietieges Andringen zu begehren sich bestrebt. Da es geraten schien, die Erfüllung dieser heißen Bitte aufzuschieben, auf dass mit der Zeit ihre Zahl sich mehrer, ergab sich ein für die Sache geeigneter Anlass in der im vorigen Jahre unter dem heutigen Tage stattgefundenen Veröffentlichung Unserer Enzyklika "[[Aeterni Patris (Wortlaut)|über die Wiederherstellung der christlichen Philosophie nach dem Geiste des englischen Lehrers St. Thomas von Aquin in der katholischen Schule]]". In der Tat, die Bischöfe, die Akademien, die Vorsteher der Lyzeeen und die Gelehrten aller Länder erklärten einmütig und fast einstimmig, dass sie auf Unseren Ausspruch hören wollten und würden, ja dass sie dem heiligen Thomas durchaus folgen wollten in dem philosophischen und theologischen Unterricht, denn sie versichern, dass sie gerade wie Wir die Überzeugung hegen, dass die thomistische Lehre eine ebenso hervorragende Überlegenheit besitze, wie eine ausnehmende Kraft und Wirksamkeit zur Heilung der Leiden, woran unsere Zeit krank ist.  
 
Es ist ein Gebrauch, der sich auf die Natur gründet und von der Katholischen Kirche gebilligt wird, den Schutz durch Heiligkeit ausgezeichneten Personen nachzusuchen und die Nachahmung derer anzustreben, welche irgend eine Art Vorzüglichkeit oder Vollkommenheit erreicht haben. -darum hatten bereits viele religiöse Orden, Lyzeen und wissenschaftliche Vereine den heiligen Thomas von Aquin, der durch Wissenschaft und Tugend stets wie die Sonne geglänzt hat, mit Gutheißung des Heiligen Stuhles sich als Meister und Patron erwählt. Zu unseren Zeiten nun, wo das Studium seiner Lehre mehr und mehr zugenommen hat, wiederholen sich die Bitten, dass er durch die Autorität dieses Apostolischen Stuhles allen Lyzeen, Akademien und Schulen der katholischen Völker als Patron gegeben werde. Eine Anzahl Bischöfe hat kundgegeben, dass dies ihr Wunsch sei und sie hatten zu diesem Ende teils besondere, teils gemeinsame Briefe geschrieben. Dasselbe haben die Mitglieder vieler Akademien und gelehrte Gesellschaften durch dringendes und ehrerbietieges Andringen zu begehren sich bestrebt. Da es geraten schien, die Erfüllung dieser heißen Bitte aufzuschieben, auf dass mit der Zeit ihre Zahl sich mehrer, ergab sich ein für die Sache geeigneter Anlass in der im vorigen Jahre unter dem heutigen Tage stattgefundenen Veröffentlichung Unserer Enzyklika "[[Aeterni Patris (Wortlaut)|über die Wiederherstellung der christlichen Philosophie nach dem Geiste des englischen Lehrers St. Thomas von Aquin in der katholischen Schule]]". In der Tat, die Bischöfe, die Akademien, die Vorsteher der Lyzeeen und die Gelehrten aller Länder erklärten einmütig und fast einstimmig, dass sie auf Unseren Ausspruch hören wollten und würden, ja dass sie dem heiligen Thomas durchaus folgen wollten in dem philosophischen und theologischen Unterricht, denn sie versichern, dass sie gerade wie Wir die Überzeugung hegen, dass die thomistische Lehre eine ebenso hervorragende Überlegenheit besitze, wie eine ausnehmende Kraft und Wirksamkeit zur Heilung der Leiden, woran unsere Zeit krank ist.  
  
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Aktuelle Version vom 29. Mai 2019, 16:49 Uhr

Breve
Cum hoc sit

von Papst
Leo XIII.
durch welches des heiligen Thomas von Aquin zum Schutzpatron
aller katholischen Lehranstalten, ihrer Lehrer und Schüler erklärt wird

4. August 1880

(Offizieller lateinischer Text: ASS 13 [1880] 56-59)

(Quelle: Leo XIII., Lumen de coelo I, - Bezeugt in seinen Allocutionen, Rundschreiben, Constitutionen, öffentlichen Briefen und Akten, Buch und Verlag Rudolf Brzezowsky & Söhne Wien 1889, S. 194-198, in Fraktur abgedruckt)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Der engelgleiche und universale Kirchenlehrer Thomas von Aquin

Es ist ein Gebrauch, der sich auf die Natur gründet und von der Katholischen Kirche gebilligt wird, den Schutz durch Heiligkeit ausgezeichneten Personen nachzusuchen und die Nachahmung derer anzustreben, welche irgend eine Art Vorzüglichkeit oder Vollkommenheit erreicht haben. -darum hatten bereits viele religiöse Orden, Lyzeen und wissenschaftliche Vereine den heiligen Thomas von Aquin, der durch Wissenschaft und Tugend stets wie die Sonne geglänzt hat, mit Gutheißung des Heiligen Stuhles sich als Meister und Patron erwählt. Zu unseren Zeiten nun, wo das Studium seiner Lehre mehr und mehr zugenommen hat, wiederholen sich die Bitten, dass er durch die Autorität dieses Apostolischen Stuhles allen Lyzeen, Akademien und Schulen der katholischen Völker als Patron gegeben werde. Eine Anzahl Bischöfe hat kundgegeben, dass dies ihr Wunsch sei und sie hatten zu diesem Ende teils besondere, teils gemeinsame Briefe geschrieben. Dasselbe haben die Mitglieder vieler Akademien und gelehrte Gesellschaften durch dringendes und ehrerbietieges Andringen zu begehren sich bestrebt. Da es geraten schien, die Erfüllung dieser heißen Bitte aufzuschieben, auf dass mit der Zeit ihre Zahl sich mehrer, ergab sich ein für die Sache geeigneter Anlass in der im vorigen Jahre unter dem heutigen Tage stattgefundenen Veröffentlichung Unserer Enzyklika "über die Wiederherstellung der christlichen Philosophie nach dem Geiste des englischen Lehrers St. Thomas von Aquin in der katholischen Schule". In der Tat, die Bischöfe, die Akademien, die Vorsteher der Lyzeeen und die Gelehrten aller Länder erklärten einmütig und fast einstimmig, dass sie auf Unseren Ausspruch hören wollten und würden, ja dass sie dem heiligen Thomas durchaus folgen wollten in dem philosophischen und theologischen Unterricht, denn sie versichern, dass sie gerade wie Wir die Überzeugung hegen, dass die thomistische Lehre eine ebenso hervorragende Überlegenheit besitze, wie eine ausnehmende Kraft und Wirksamkeit zur Heilung der Leiden, woran unsere Zeit krank ist.

Aus diesem Grunde haben Wir, die Wir schon längst und lebhaft alle Schulen unter dem Schutz und dem Patronat eines so ausgezeichneten Meisters blühen zu sehen wünschen, nach einer so formellen und ausgezeichneten Kundgebung des allgemeinen Wunsches der Augenblick für gekommen erachtet, um diesen neuen Glanz dem unsterblichen Ruhm des heiligen Thomas hinzuzufügen.

Als erstes und Hauptmotiv bestimmt Uns dazu, weil der heilige Thomas das vollkommenste Muster ist, welches sich die Katholiken bei der Pflege der Wissenschaft vorführen können. In ihm glänzen wirklich alle Eigenschaften des Herzens und des Geistes, welche mit guten Rechte zur Nachahmung auffordern: ein sehr reiches, durchaus reines und wohlgeordnetes Wissen, Achtung des Glaubens und wunderbarer Einklang mit den von Gott geoffenbarten Wahrheiten und sittliche Reinheit, gehoben durch den Glanz der erhabenen Tugenden.

Seine Gelehrsamkeit ist so umfangreich, dass sie wie ein Meer das ganze Wissen des Altertums umfasst. Alle von den heidnischen Philosophen, von den Vätern und Lehrern der Kirche, sowie von den begabteren Männern, die vor ihm lebten, geäußerten Wahrheiten und alle mit Einsicht behandelten Fragen hat er nicht bloß gründlich gekannt, sondern vermehrt, vervollständigt und gelöst mit einer so überlegenen Einsicht, mit einer solchen Eigentümlichkeit des Audrucks, dass es den Anschein hat, als ob er Allen, die ihm nachfolgten, wohl das Vermögen, ihm nachzuahmen, gelassen hat, nicht aber die macht, ihn zu erreichen. Seine Lehre besitzt noch den großen Vorteil, dass sie, auf den breitesten Grundlagen beruhend, nicht bloß den Bedürfnissen einer einzigen Epoche, sondern aller Zeiten entspricht und dass sie durchaus geeignet ist, die stets wiederkehrenden Irrtümer zu besiegen. Indem sie sich auf ihre eigene Kraft und auf ihren eigenen Wert stützt, bleibt sie unbesieglich und verursacht ihren Gegnern einen tiefen Schrecken.

Der vollständige Einklang der Vernunft und des Glaubens gibt ihr besonders in den Augen des Christen keinen geringen Wert. Der heilige Lehrer beweist mit Klarheit, dass die Wahrheit der natürlichen Ordnung mit den auf Gottes Wort hin geglaubten Wahrheiten nicht im Widerspruche stehen könne, dass mithin die Verfolgung und Übung des christlichen Glaubens keine schmähliche und demütigende Erniedrigung der Vernunft ist, sondern ein edler Gehorsam, welcher den Geist aufrecht erhält und erhebt. Schließlich, dass die Vernunft und der Glaube, beide von Gott kommen, nicht dass sie in Streit seien, sondern dass sie durch das freundschaftliche Band gegenseitiger Dienstleistung verknüpft einander zum Schutz dienen.

Alle Schriften des heiligen Thomas liefern das Muster dieser Übereinstimmung und dieses wunderbaren Einklangs, dem bald herrscht und glänzt dort die Vernunft, die unter dem Vorgang des Glaubens in der Erforschung der Natur den Gegenstand ihrer Untersuchung erfasst, bald der Glaube, der mit Hilfe der Vernunft dergestalt entwickelt und verteidigt wird, dass beide nichtsdestoweniger ihre Kraft und Würde unversehrt erhalten; erfordert schließlich der Gegenstand es, dass beide als Verbündete gegen die Feinde der einen wie des anderen zu Felde. War es stets von großer Wichtigkeit, dass zwischen Vernunft und glaube Einklang obwaltete, so wurde dies noch wichtiger seit dem sechzehnten Jahrhundert. Denn damals begann man die Keime einer alles Maß und alle Grenzen überschreitenden Freiheit auszustreuen, die da bewirkt, dass die menschliche Vernunft die göttliche Autorität offen verschmäht und von der Philosophie zum Angriff und zur Untergrabung der religiösen Wahrheit Waffen verlangt.

Endlich ist der englische Lehrer nicht weniger groß durch seine Tugend und Heiligkeit, als durch seine Lehre. Nun aber ist die Tugend eine kräftige Vorbereitung für die Übung der Geisteskräfte und der Erwerbung des Wissens. Diejenigen, welche sie vernachlässigen, schmeicheln sich vergebens, ein gründliches und fruchtbares Wissen erlangt zu haben. Denn das Wissen tritt nicht ein in eine böse Seele und wohnt nicht in einem der Sünde unterworfenen Leib (Weish 1, 4). Diese von der Tugend herrührende Vorbereitung der Seele war in dem heiligen Thomas nicht nur in einem hervorragenden, dass er von Gott würdig befunden wurde, durch ein auffallendes Zeichen bestätigt zu werden. Denn da er einst über eine äußerst gefährliche Versuchung der Wollust obgesiegt hatt, erhielt der keusche Jüngling von Gott als Belohnung seines Mutes die Gabe eines geheimnisvollen Gürtels um seine Nieren und die vollständige Vernichtung der Begierlichkeit. Seitdem lebte er befreit von jeder körperlichen Berührung und verdient sowohl wegen seiner Unschuld als wegen seiner geistigen Anlage mit den himmlischen Geistern verglichen zu werden. Aus diesem Grunde halten Wir den englischen Lehrer in jeder Beziehung würdig, als Patron der Studien gewählt zu werden. Und indem Wir mit Freuden dieses Urteil aussprechen, handeln Wir in dem Gedanken, dass das Patronat dieses großen Mannes, dieses großen Heiligen, zur Wiederherstellung der philosophischen und theologischen Studien zum größten Wohle der Gesellschaft einen mächtigen Anstoß geben wird. Denn wenn die katholischen Schulen einmal unter die Leitung und den Schutz des englischen Lehrers gestellt sind, so wird die wahre Wissenschaft, die aus zuverlässigen Grundsätzen geschöpft ist und sich in einer vernünftigen Ordnung entwickelt, bald erblühen. Reine Lehren erzeugen reine Sitten, sei es im privaten, sei es im öffentliche Leben, gute Sitten aber haben das Heil der Völker, Ordnung, Ruhe und alltemeinen Frieden zur Folge.

Diejenigen, welche sich der in unseren Tagen so heftig angegriffenen heiligen Wissenschaft widmen, werden in den Werken des heiligen Thomas reiche Mittel finden, um die Grundlagen des christlichen Glaubens klar darzulegen, um die übernatürlichen Wahrheiten in überzeugender Weise zu lehren und um unsere heilige Religion gegen die strafbaren Angriffe ihrer Feinde siegreich zu verteidigen. Alle menschlichen Wissenschaften werdern erproben, dass hieraus kein Hinderniss und keine Verzögerung ihres Fortschrittes, im Gegenteil, Anregung und Mehrung sich ergebe, die Vernunft wird aber sich mit dem Glauben aussöhnen, weil die Ursachen ihres Zwiespalts verschwinden und wird unter Leitung des letzteren an die Erforschung der Wahrheit herantreten. Schließlich werden sich die wissensdurstigen Menschen, welche durch das Beispiel und die Lehren eines so großen Meisters gebildet werden, an ein reines Leben gewöhnen und sich nicht dem Wissen hingeben, welches fern von der Liebe, die Geister aufbläht und veworrt, sondern dem richtigen Wissen, welches vom "Vater des Lichtes und dem Meister der Wissenschaften" herkommt und ebenfalls wieder zu ihm zurückführt.

Es hat Uns gefallen, in dieser Frage auch die Ansicht der heiligen Kongregation der Riten zu vernehmen und da ihre einstimmige Meinung vollständig mit Unseren Wünschen übereinstimmte, so erklären Wir kraft Unserer allerhöchsten Autorität, zur Verherrlichung des allmächtigen Gottes, zur Ehre des englischen Lehrers, zum Wachstum des Wissens, zum allgemeinen Nutzen der menschlichen Gesellschaft den englischen Lehrer St. Thomas zum Patron der Universitäten, der Akademien, der Lyzeen und katholischen Schulen und wollen, dass er als solcher von Allen geehrt und verehrt werde. Doch wollen wir dies so verstanden wissen, dass dadurch für die Zukunft an der Verehrung der Heiligen, welche Akademien oder Lyzeen sich etwa schon als besondere Patrone gewählt haben, nichts geändert werde.

Gegeben zu Rom beim heiligen Peter unter dem Fischerring, am 4. August 1880

im dritten Jahr Unseres Pontifikates.

Leo P. P. XIII.

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