Deutsche Exegese: Unterschied zwischen den Versionen

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Als so gen. '''exege allemande''' (frz. für "deutsche Exegese") wird die Bibelauslegung mit historisch-kritischen Methoden bezeichnet, die im Anschluss an die [[Leben-Jesu-Forschung]] im 19. Jahrhundert zunächst die protestantische [[Theologie]] des deutschen Sprachraums, seit der [[Modernismus]]-Krise zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber auch die katholische Theologie maßgeblich beeinflusste.
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Als so gen. '''exegese allemande''' (frz. für "deutsche Exegese") wird die Bibelauslegung mit historisch-kritischen Methoden bezeichnet, die im Anschluss an die [[Leben-Jesu-Forschung]] im 19. Jahrhundert zunächst die protestantische [[Theologie]] des deutschen Sprachraums, seit der [[Modernismus]]-Krise zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber auch die katholische Theologie maßgeblich beeinflusste.
  
 
Auf die maßgeblich durch Adolf von Harnack formulierte Liberale Theologie antwortete der frz. Religionswissenschaftler [[Alfred Loisy]], indem er zwar wesentliche Vorgaben der deutschen Exegese übernahm, aber insgesamt der Kirche eine (in jedem Zeitalter neu zu fassende) positive Funktion zuerkannte. Auf der Basis der Forschungen der Ècole biblique unter Marie-Joseph Lagrange gelang seit 1890 jedoch eine tatsächlich historische und kritische Fundierung der biblischen Quellen. Diese modern katholische Exegese, die auch Zuspruch von Vertretern anglikanischer und evangelischer Seite erfährt, hat in vielerlei Hinsicht ermittelt, dass bestimmte Elemente der "historisch-kritischen" Bibelauslegung bestimmten philosophischen Vorurteilen (etwa in der Wunderfrage) mehr entsprechen als dem eigentlich wissenschaftlichen Anspruch. Irrtumslosigkeit der Bibel bei gleichzeitiger Geschichtlichkeit ihres Wortlauts hat zuletzt das [[II. Vatikanum]] in der Konstitution [[Dei Verbum]] wieder bekräftigt.
 
Auf die maßgeblich durch Adolf von Harnack formulierte Liberale Theologie antwortete der frz. Religionswissenschaftler [[Alfred Loisy]], indem er zwar wesentliche Vorgaben der deutschen Exegese übernahm, aber insgesamt der Kirche eine (in jedem Zeitalter neu zu fassende) positive Funktion zuerkannte. Auf der Basis der Forschungen der Ècole biblique unter Marie-Joseph Lagrange gelang seit 1890 jedoch eine tatsächlich historische und kritische Fundierung der biblischen Quellen. Diese modern katholische Exegese, die auch Zuspruch von Vertretern anglikanischer und evangelischer Seite erfährt, hat in vielerlei Hinsicht ermittelt, dass bestimmte Elemente der "historisch-kritischen" Bibelauslegung bestimmten philosophischen Vorurteilen (etwa in der Wunderfrage) mehr entsprechen als dem eigentlich wissenschaftlichen Anspruch. Irrtumslosigkeit der Bibel bei gleichzeitiger Geschichtlichkeit ihres Wortlauts hat zuletzt das [[II. Vatikanum]] in der Konstitution [[Dei Verbum]] wieder bekräftigt.
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== Zitate ==
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''Das Christentum liegt wesentlich in Christus enthalten. Es ist nicht so sehr seine Lehre als seine Person. So können auch die heiligen Texte nicht von ihm losgelöst werden, ohne sogleich Sinn und Leben zu verlieren. Aller Scharfsinn der Kritiker, all ihre Geduld und ihre ehrliche Gesinnung mögen in der ''materiellen'' Erforschung der Bücher, darin die Urkirche ihren Glauben zusammengefasst hat, Hervorragendes geleistet haben, und haben es auch tatsächlich getan, ohne den Glauben jedoch vermochten sie mit all dem nicht in das innere Leben der Texte einzuführen; und einzudringen in ihren steten Zusammenhang, ihre Bewegung und ihr Geheimnis in der Ausstrahlung der sie beseelenden göttlichen Gegenwart.''
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[[Maurice Zundel]]: Le poeme de la Sainte [[Liturgie]]
  
 
[[Kategorie:Bibel]]
 
[[Kategorie:Bibel]]

Version vom 17. Januar 2008, 14:30 Uhr

Als so gen. exegese allemande (frz. für "deutsche Exegese") wird die Bibelauslegung mit historisch-kritischen Methoden bezeichnet, die im Anschluss an die Leben-Jesu-Forschung im 19. Jahrhundert zunächst die protestantische Theologie des deutschen Sprachraums, seit der Modernismus-Krise zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber auch die katholische Theologie maßgeblich beeinflusste.

Auf die maßgeblich durch Adolf von Harnack formulierte Liberale Theologie antwortete der frz. Religionswissenschaftler Alfred Loisy, indem er zwar wesentliche Vorgaben der deutschen Exegese übernahm, aber insgesamt der Kirche eine (in jedem Zeitalter neu zu fassende) positive Funktion zuerkannte. Auf der Basis der Forschungen der Ècole biblique unter Marie-Joseph Lagrange gelang seit 1890 jedoch eine tatsächlich historische und kritische Fundierung der biblischen Quellen. Diese modern katholische Exegese, die auch Zuspruch von Vertretern anglikanischer und evangelischer Seite erfährt, hat in vielerlei Hinsicht ermittelt, dass bestimmte Elemente der "historisch-kritischen" Bibelauslegung bestimmten philosophischen Vorurteilen (etwa in der Wunderfrage) mehr entsprechen als dem eigentlich wissenschaftlichen Anspruch. Irrtumslosigkeit der Bibel bei gleichzeitiger Geschichtlichkeit ihres Wortlauts hat zuletzt das II. Vatikanum in der Konstitution Dei Verbum wieder bekräftigt.

Zitate

Das Christentum liegt wesentlich in Christus enthalten. Es ist nicht so sehr seine Lehre als seine Person. So können auch die heiligen Texte nicht von ihm losgelöst werden, ohne sogleich Sinn und Leben zu verlieren. Aller Scharfsinn der Kritiker, all ihre Geduld und ihre ehrliche Gesinnung mögen in der materiellen Erforschung der Bücher, darin die Urkirche ihren Glauben zusammengefasst hat, Hervorragendes geleistet haben, und haben es auch tatsächlich getan, ohne den Glauben jedoch vermochten sie mit all dem nicht in das innere Leben der Texte einzuführen; und einzudringen in ihren steten Zusammenhang, ihre Bewegung und ihr Geheimnis in der Ausstrahlung der sie beseelenden göttlichen Gegenwart.

Maurice Zundel: Le poeme de la Sainte Liturgie