Deutsche Exegese

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Als so gen. exege allemande (frz. für "deutsche Exegese") wird die Bibelauslegung mit historisch-kritischen Methoden bezeichnet, die im Anschluss an die Leben-Jesu-Forschung im 19. Jahrhundert zunächst die protestantische Theologie des deutschen Sprachraums, seit der Modernismus-Krise zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber auch die katholische Theologie maßgeblich beeinflusste.

Auf die maßgeblich durch Adolf von Harnack formulierte Liberale Theologie antwortete der frz. Religionswissenschaftler Alfred Loisy, indem er zwar wesentliche Vorgaben der deutschen Exegese übernahm, aber insgesamt der Kirche eine (in jedem Zeitalter neu zu fassende) positive Funktion zuerkannte. Auf der Basis der Forschungen der Ècole biblique unter Marie-Joseph Lagrange gelang seit 1890 jedoch eine tatsächlich historische und kritische Fundierung der biblischen Quellen. Diese modern katholische Exegese, die auch Zuspruch von Vertretern anglikanischer und evangelischer Seite erfährt, hat in vielerlei Hinsicht ermittelt, dass bestimmte Elemente der "historisch-kritischen" Bibelauslegung bestimmten philosophischen Vorurteilen (etwa in der Wunderfrage) mehr entsprechen als dem eigentlich wissenschaftlichen Anspruch. Irrtumslosigkeit der Bibel bei gleichzeitiger Geschichtlichkeit ihres Wortlauts hat zuletzt das II. Vatikanum in der Konstitution Dei Verbum wieder bekräftigt.