Dogma: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein '''Dogma''' ist eine von [[Gott]] vor dem [[Tod]]e des letzten [[Apostel]]s [[Offenbarung|geoffenbarte]] [[Wahrheit]], die als solche von der [[Kirche]] [[Unfehlbarkeit|unwiderruflich]] und verpflichtend zu glauben vorgelegt wird. Sie sind im ''[[depositum fidei]]'', der "Glaubenshinterlage", ausdrücklich oder einschlussweise enthalten.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Hand[[lexikon]], [[Butzon & Bercker Verlag]] Kevelaer 1960, S. 63, Dogma (2. Auflage; [[Imprimatur]] N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis); [[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#Die Dogmen des Glaubens|88-90]].</ref>
Ein '''Dogma''' ist eine von Gott vor dem Tode des letzten Apostels geoffenbarte Wahrheit, die als solche von der Kirche unfehlbar zu glauben vorgelegt wird. Sie ist im ''[[depositum fidei]]'', der "Glaubenshinterlage", ausdrücklich oder einschlussweise enthalten. Vor der unfehlbaren Vorlage durch die Kirche war sie schon geoffenbart, aber noch kein Dogma.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Hand[[lexikon]], [[Butzon & Bercker Verlag]] Kevelaer 1960, S. 63, Dogma (2. Auflage; [[Imprimatur]] N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref>
 
 
 
<!-- Das Wort '''Dogma''' kommt vom gr. ''doxein'' = zum Aufleuchten bringen. Ein Dogma bringt also eine Glaubenswahrheit der Kirche zum Aufleuchten. Das Wort Dogma begegnet uns das erste Mal in Apg.16,4 - als Beschlüsse der Ältesten und [[Apostel]].-->
 
Das Wesen eines Dogmas besteht darin, [[Glaubensgut]], das uns von Jesus Christus übergeben wurde, unverfälscht und umfassend zu erhalten und vor Verfälschung zu bewahren. Faktisch wurden Dogmen sehr oft als Antwort auf [[H%C3%A4resie|Irrlehren]] formuliert. Zum Beispiel führte die Irrlehre, wonach [[Maria]] nur den "Menschen" Jesus geboren hätte, zum Dogma der [[Gottesgebärerin|Gottesmutterschaft]] (431 am [[Konzil von Ephesus]] formuliert).
 
  
 
Die systematische Darlegung der Dogmen und des christlichen Glaubens ist Aufgabe der [[Dogmatik]].
 
Die systematische Darlegung der Dogmen und des christlichen Glaubens ist Aufgabe der [[Dogmatik]].
  
=== Grundlage für Dogmen ===
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==Notwendige Momente zu einer Dogmatisierung==
 
 
Ein Dogma stellt kein neues [[Glaubensgut]] dar, sondern das, was in Jesus geoffenbart ist und in der [[Tradition]] der Kirche seit der Zeit der Apostel weitergegeben wurde (="apostolisch"), wird durch den [[Papst]] formuliert. Die Gemeinschaft der Kirche hilft dem Papst in seiner Entscheidungsfindung 
 
 
 
Weiters kann auch das, was seit apostolischer Zeit immer und überall in der Kirche geglaubt worden ist, Basis für ein Dogma sein (der sogenannte [[Glaubenssinn]] der Kirche).
 
 
 
=== Verbindlichkeit der Dogmen ===
 
  
Das [[Erstes Vatikanisches Konzil|erste Vatikanische Konzil]] (1869 – 1870) beschreibt die Verbindlichkeit durch den [[Papst]] feierlich:
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* Die [[Wahrheit]] muss in der [[Tradition]] oder [[Heiligen Schrift]] von [[Gott]] geoffenbart sein oder zumindest in einem notwendigen Zusammenhang stehen ([[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#Die Dogmen des Glaubens|88]]).
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* Die religiöse Wahrheit kann den Glauben ([[Lehramt]]) oder die Sitten ([[Hirtenamt]]) betreffen.
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* Der römische [[Papst]] muss einen Glaubenssatz „[[Ex cathedra]]“ (in der Kraft des göttlichen Beistandes) aussprechen.
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* Das Dogma wird [[Unfehlbarkeit|unwiderruflich]] für alle kommenden Zeiten und alle Mitglieder der Kirche verpflichtend zu glauben vorgelegt.
  
"Unter Gutheißung des heiligen Konzils lehren und definieren Wir (Pius IX.) als von Gott geoffenbartes Dogma, dass der römische Bischof ([[Papst]]), wenn er ex cathedra spricht, d.h. wenn er als Hirt und Lehrer aller Christen kraft seiner höchsten apostolischen Autorität endgültig festlegt, dass eine Lehre bezüglich des Glaubens oder der Sitten von der gesamten Kirche zu halten ist, durch den göttlichen Beistand, der dem heiligen Petrus verheißen ist, die [[Unfehlbarkeit]] besitzt, die nach dem Willen des göttlichen Erlösers seine Kirche bei der Definierung einer Glaubens- und Sittenlehre haben sollte, und dass deshalb derartige Definitionen des römischen Bischofs aus sich, nicht aber (erst) infolge der Zustimmung der kirche, unabänderlich sind."
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Das [[Erstes Vatikanisches Konzil|erste Vatikanische Konzil]]  beschreibt in der [[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] vom 18. Juli 1870 die Verbindlichkeit durch den [[Papst]] feierlich:
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:"Im treuen Anschluss an die [[Überlieferung]], wie Wir sie von der ersten Zeit des [[Christentum]]s an überkommen haben, lehren Wir ([[Papst] [[Pius IX.]]) … unter Zustimmung des heiligen Konzils, und erklären es als von [[Gott]] geoffenbartes Dogma: Wenn der römische Papst „[[ex Cathedra]]“ spricht, - das heißt, wenn er in Ausübung seines Amtes als [[Hirtenamt|Hirte]] und [[Lehramt|Lehrer]] aller Christen mit seiner höchsten Apostolischen [[Autorität]] erklärt, dass eine Lehre, die den Glauben oder das sittliche Leben betrifft, von der ganzen Kirche gläubig festzuhalten ist, - dann besitzt er kraft des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen wurde, eben jene [[Unfehlbarkeit]], mit der der göttliche Erlöser seine [[Kirche]] bei Entscheidungen in der Glaubens- und Sittenlehre ausgerüstet wissen wollte. Deshalb lassen solche Lehrentscheidungen des römischen Papstes keine Abänderung mehr zu, und zwar schon von sich aus, nicht erst infolge der Zustimmung der Kirche." ([[Dogmatische Konstitution]] [[Pastor aeternus]] vom 18. Juli 1870  [[Pastor aeternus (Wortlaut)#Feierliche Dogmenerklärung| Nr. 21]]; vgl. auch:  [[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#Die Dogmen des Glaubens|88]]).
  
In der Praxis bedeutet das: Wenn die Kirche ein Dogma formuliert, so ist der Glaube daran für Christen absolut verbindlich. Wer noch am Weg ist und aus Unwissenheit oder unverschuldet zweifelt, steht deshalb aber noch nicht außerhalb der Kirche, sondern sollte streben, sich im Gebet und Studium diesem [[Glaubensgut]] anzunähern.
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Seit der [[Dogmatische Konstitution|Dogmatischen Konstitution]] [[Pastor aeternus]] 1870, wurde erst einmal durch Papst [[Pius XII.]] am 1. November 1950 von dieser unwiderruflichen Bestätigung der Lehre in der Apostolischen Konstitution "[[Munificentissimus Deus]]", über die [[Mariä Aufnahme in den Himmel|leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel]], Gebrauch gemacht.
 
 
=== Bedeutung der Dogmen ===
 
Die dogmatischen Definitionen haben eine dem Gesamtzusammenhang der kirchlichen Lehre dienende Funktion (vgl. KKK 114). Die Lehre Christi und der Kirche wiederum dient dem Glaubensleben, das nach katholischer Überzeugung seinen vorzüglichen Ausdruck in sakramentaler Teilhabe am Leben Gottes findet. Ohne Gewissheit der wahren Religion, auch in Einzelfragen, kann aber auch die christliche Liebe nicht zuverlässig praktiziert werden.
 
  
 
== Zur Terminologie der Dogmen ==
 
== Zur Terminologie der Dogmen ==
Eine von der Kirche einmal terminierte Lehre darf man nicht in Vergessenheit geraten zu lassen oder sie in einer Weise zu erklären, dass die wahre Bedeutung der Worte oder die geltenden [[Begriff]]e abgeschwächt werden.<ref> [[Paul VI.]] [[Enzyklika]] ''[[Mysterium fidei]]'' über die Lehre und den Kult der heiligen [[Eucharistie]] vom [[3. September]] [[1965]], Nr. 9-12.</ref>
 
 
In der Erklärung [[Mysterium ecclesiae]] über die Kirche und ihre Verteidigung gegen einige Irrtümer von heute (datiert auf den 24. Juni 1973) schreibt die [[Kongregation für die Glaubenslehre]] im 5. Kapitel:
 
  
==Fortschritt des Dogmas==
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Eine von der Kirche einmal terminierte Lehre darf nicht in Vergessenheit geraten oder sie in einer Weise erklären, dass die wahre Bedeutung der Worte oder die geltenden [[Begriff]]e abgeschwächt werden.<ref> [[Paul VI.]] [[Enzyklika]] ''[[Mysterium fidei]]'' über die Lehre und den Kult der heiligen [[Eucharistie]] vom [[3. September]] [[1965]], [[Mysterium fidei (Wortlaut)|Nr. 10]].</ref>  
Ein Fortschritt des Dogmas bedeutet der Fortschritt in der [[Erkenntnis]] der geoffenbarten [[Wahrheit]], dessen Abschluss das Dogma bildet als endgültiges Lehrurteil des obersten [[Lehramt]]es der [[Kirche]] über den Offenbarungscharakter einer Lehre. Nicht das Dogma (die Glaubenswahrheit oder die Offenbarung) schreitet fort, sondern das Verständnis der Offenbarung.<ref>[[Joseph Braun]]: Hand[[lexikon]] der katholischen [[Dogmatik]], [[Herder Verlag|Herder & Co.]], Freiburg im Breisgau 1926, S. 89, Fortschritt des Dogmas ([[Imprimatur]] Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref>
 
  
=== Keine Fälschung des Begriffes der Unfehlbarkeit der Kirche ===
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==Das geistliche Leben und die Dogmen==
  
"Die Weitergabe der göttlichen [[Offenbarung]] durch die Kirche gerät in Schwierigkeiten verschiedener Art. Diese entstehen dadurch, dass die verborgenen Geheimnisse Gottes "ihrer Natur nach den menschlichen Verstand in der Weise übersteigen, dass sie auch nach erfolgter Offenbarung und gläubiger Annahme dennoch vom Schleier des Glaubens bedeckt und gleichsam in Dunkel gehüllt bleiben (1. Vat. Konz., Dogm. Konst. [[Dei Filius]], Kap. 4. Denz.-Schönm. 3016.)"; ferner auch aus der historischen Bedingtheit, der der Ausdruck der Offenbarung unterliegt. <br>
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Das geistliches Leben des Katholiken und die Dogmen stehen in organischer Verbindung ([[Lex orandi - lex credendi|lex credendi - lex vivendi]]). Die Dogmen sind Lichter auf dem Glaubensweg, sie erhellen und sichern ihn. Umgekehrt werden durch ein rechtes Leben der [[Verstand]] und das Herz geöffnet, um das Licht der Glaubensdogmen aufzunehmen ([[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#Die Dogmen des Glaubens|89]]).
Was diese Geschichtlichkeit angeht, muss zunächst bedacht werden, dass der Sinn, den die Glaubensaussagen haben, teilweise von der Aussagekraft der zu einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Umständen angewandten Sprache abhängt. Außerdem kommt es bisweilen vor, dass eine dogmatische Wahrheit zunächst in unvollständiger, aber deshalb nicht falscher Weise ausgedrückt wird und später im größeren Zusammenhang des Glaubens und der menschlichen Erkenntnisse betrachtet und dadurch vollständiger und vollkommener dargestellt wird. Ferner will die Kirche in ihren neuen Aussagen das, was in der Heiligen Schrift und in den Aussagen der früheren Überlieferungen schon einigermaßen enthalten ist, bestätigen oder erhellen, sie pflegt dabei aber zugleich an die Lösung bestimmter Fragen und die Beseitigung von Irrtümern zu denken. All dem muss man Rechnung tragen, um jene Aussagen richtig zu deuten. Schließlich unterscheiden sich zwar die Wahrheiten, die die Kirche in ihren dogmatischen Formeln wirklich lehren will, von dem wandelbaren Denken einer Zeit und können auch ohne es zum Ausdruck gebracht werden; trotzdem kann es aber bisweilen geschehen, dass jene Wahrheiten auch vom Lehramt in Worten vorgetragen werden, die Spuren solchen Denkens an sich tragen. <br>
 
Dies beachtend muss man sagen, dass die dogmatischen Formeln des kirchlichen Lehramtes die offenbarte Wahrheit von Anfang an in geeigneter Weise mitgeteilt haben und, auch wenn die Formeln dieselben bleiben, das auch weiterhin tun werden, wenn man sie richtig interpretiert (Vgl. Pius IX., Breve [[Eximiam tuam]] A.A.S. 8 (1874-75), 447. Denz.-Schönm. 2831. Paul VI., Enzyklika [[Mysterium fidei]]. A.A.S. 57 (1965), 757 f. und: ''L'Oriente cristiano nella luce di immortali Concili.'' In: Insegnamenti di Paolo VI, Band 5. 412 f.). Daraus folgt allerdings nicht, jede einzelne von ihnen sei oder bleibe dazu in gleicher Weise geeignet. Deshalb bemühen sich die Theologen, die Lehrabsicht, die jene verschiedenen Formeln wirklich enthalten, genau zu umschreiben, und mit dieser Bemühung leisten sie dem lebendigen Lehramt der Kirche, dem sie unterstehen, eine bedeutende Hilfe. Darüber hinaus geschieht es aus demselben Grunde immer wieder, dass alte dogmatische und andere, ihnen irgendwie nahestehende Formeln im alltäglichen Gebrauch der Kirche lebendig und fruchtbar bleiben und ihnen dennoch in geeigneter Weise neue Darlegungen und Aussagen beigefügt werden, die ihren ursprünglichen Sinn bewahren und erhellen. Ferner ist es auch schon geschehen, dass im alltäglichen Gebrauch der Kirche manche von jenen Formeln verschwunden sind zugunsten neuer Ausdrucksweisen, die, vom Lehramt vorgelegt oder gebilligt, den gleichen Sinn klarer und vollständiger wiedergeben. <br>
 
Der Sinn der dogmatischen Formeln selbst aber bleibt in der Kirche immer wahr und konstant, wenn er auch mehr erhellt und vollständiger erkannt wird. Die Christgläubigen müssen sich also von der Meinung abwenden, nach der: Erstens die dogmatischen Formeln (oder gewisse Arten von ihnen) die Wahrheit nicht bestimmt, sondern nur veränderlich approximativ bezeichnen und dabei verunstalten oder verändern; zweitens die Wahrheit nur unbestimmt bezeichnen, die man ständig durch die genannten Annäherungswerte suchen müsse. Wer eine solche Meinung annimmt, entgeht nicht einem dogmatischen [[Relativismus]] und verfälscht den Begriff der Unfehlbarkeit der Kirche, die sich auf die Lehre und das Festhalten der Wahrheit in bestimmter Gestalt erstreckt. <br>
 
Eine derartige Meinung widerstreitet sicher den Erklärungen des Ersten Vatikanischen Konzils, das sich zwar eines Fortschrittes der Kirche in der Erkenntnis der Offenbarungswahrheit bewusst war (Vgl. 1. Vat. Konz., Dogm. Konst. Dei Filius, Kap. 4, Denz.-Schönm. 3020), aber doch lehrte: "Immer muss der Sinn der heiligen Dogmen bewahrt werden, den die heilige Mutter Kirche einmal dargelegt hat. Und niemals darf von diesem Sinn unter dem Schein und im Namen einer höheren Einsicht abgewichen werden (Vgl. 1. Vat. Konz., Dogm. Konst. Dei Filius, Kap. 4, Denz.-Schönm. 3020)"; und es hat die Meinung verurteilt, nach der es geschehen könne, "dass den von der Kirche vorgelegten Dogmen irgendwann einmal, entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft, ein anderer Sinn zuzuschreiben sei als der, den die Kirche erkannt hat und erkennt (Ebd., Kanon 3. Denz.-Schönm. 3043)." Ohne Zweifel ist nach diesen Texten des Konzils der Sinn der Dogmen, wie ihn die Kirche erklärt, bestimmt und irreformabel. <br>
 
Die genannte Meinung scheidet sich auch von dem, was Papst [[Johannes XXIII.]] bei der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils über die christliche Lehre gesagt hat: "Diese sichere und unwandelbare Lehre, der gläubiger Gehorsam entgegenzubringen ist, muss in der Weise erforscht und dargelegt werden, die unsere Zeit erfordert. Etwas anderes ist nämlich die Hinterlage des Glaubens, das heißt die Wahrheiten, welche die ehrwürdige Lehre enthält, etwas anderes die Art und Weise, wie diese verkündet werden, freilich unter Wahrung von Sinn und Inhalt (Johannes XIII., Ansprache bei der Eröffnung des 2. Vatikan. Konzils. A.A.S. 54 (1962), 792. Vgl. 2. Vat. Konz., Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute [[Gaudium et spes]], Art. 62. Const., Decr., DecL 780.)." Da der Nachfolger Petri hier von sicherer und unveränderlicher christlicher Lehre spricht, von der Glaubenshinterlage, was dasselbe ist wie die in dieser Lehre enthaltene Wahrheit, von der Bewahrung dieser Wahrheit in dem gleichen Sinn, ist es klar, dass er einen für uns unterscheidbaren, wahren und unveränderlichen Sinn der Dogmen meint. Die Neuheit dagegen, die er entsprechend den zeitbedingten Bedürfnissen empfiehlt, erstreckt sich nur auf die Forschungs-, Darlegungs- und die Aussageweise dieser Lehre unter Beibehaltung ihres Sinnes. In ganz derselben Weise hat Papst [[Paul VI.]] die Hirten der Kirche gemahnt und erklärt: "Jetzt müssen wir uns entschlossen dafür einsetzen, dass die Lehre des Glaubens den ganzen Reichtum ihres Aussagegehaltes und ihrer Bedeutung bewahrt, wenn sie auch in einer Weise verkündet werden muss, die den Geist und die Herzen der Menschen erreicht, an die sie sich richtet (Paul VI., Apost. Mahnung [[Quinque iam anni]]. A.A.S. 63 (1971), 100 f.)."
 
  
==Literatur==
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→ [[Hierarchie der Wahrheiten]] ([[KKK]], [[Katechismus der Katholischen Kirche I. Teil: Das Glaubensbekenntnis#Die Dogmen des Glaubens|90]]); [[Internationale Theologische Kommission]] (= kein Lehramtsdokument) [[Die Interpretation der Dogmen]] 1990, [[Die Interpretation der Dogmen#II. Aussagen und Praxis des kirchlichen Lehramts|Aussagen und Praxis des kirchlichen Lehramts]].
* Handbuch der Dogmengeschichte, mehrere Bände, Freiburg 1968.
 
  
 
== Anmerkungen ==
 
== Anmerkungen ==

Version vom 12. November 2018, 14:51 Uhr

Ein Dogma ist eine von Gott vor dem Tode des letzten Apostels geoffenbarte Wahrheit, die als solche von der Kirche unwiderruflich und verpflichtend zu glauben vorgelegt wird. Sie sind im depositum fidei, der "Glaubenshinterlage", ausdrücklich oder einschlussweise enthalten.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Handlexikon, Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1960, S. 63, Dogma (2. Auflage; Imprimatur N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis); KKK, 88-90.</ref>

Die systematische Darlegung der Dogmen und des christlichen Glaubens ist Aufgabe der Dogmatik.

Notwendige Momente zu einer Dogmatisierung

  • Die Wahrheit muss in der Tradition oder Heiligen Schrift von Gott geoffenbart sein oder zumindest in einem notwendigen Zusammenhang stehen (KKK, 88).
  • Die religiöse Wahrheit kann den Glauben (Lehramt) oder die Sitten (Hirtenamt) betreffen.
  • Der römische Papst muss einen Glaubenssatz „Ex cathedra“ (in der Kraft des göttlichen Beistandes) aussprechen.
  • Das Dogma wird unwiderruflich für alle kommenden Zeiten und alle Mitglieder der Kirche verpflichtend zu glauben vorgelegt.

Das erste Vatikanische Konzil beschreibt in der Dogmatische Konstitution Pastor aeternus vom 18. Juli 1870 die Verbindlichkeit durch den Papst feierlich:

"Im treuen Anschluss an die Überlieferung, wie Wir sie von der ersten Zeit des Christentums an überkommen haben, lehren Wir ([[Papst] Pius IX.) … unter Zustimmung des heiligen Konzils, und erklären es als von Gott geoffenbartes Dogma: Wenn der römische Papst „ex Cathedra“ spricht, - das heißt, wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen mit seiner höchsten Apostolischen Autorität erklärt, dass eine Lehre, die den Glauben oder das sittliche Leben betrifft, von der ganzen Kirche gläubig festzuhalten ist, - dann besitzt er kraft des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen wurde, eben jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei Entscheidungen in der Glaubens- und Sittenlehre ausgerüstet wissen wollte. Deshalb lassen solche Lehrentscheidungen des römischen Papstes keine Abänderung mehr zu, und zwar schon von sich aus, nicht erst infolge der Zustimmung der Kirche." (Dogmatische Konstitution Pastor aeternus vom 18. Juli 1870 Nr. 21; vgl. auch: KKK, 88).

Seit der Dogmatischen Konstitution Pastor aeternus 1870, wurde erst einmal durch Papst Pius XII. am 1. November 1950 von dieser unwiderruflichen Bestätigung der Lehre in der Apostolischen Konstitution "Munificentissimus Deus", über die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel, Gebrauch gemacht.

Zur Terminologie der Dogmen

Eine von der Kirche einmal terminierte Lehre darf nicht in Vergessenheit geraten oder sie in einer Weise erklären, dass die wahre Bedeutung der Worte oder die geltenden Begriffe abgeschwächt werden.<ref> Paul VI. Enzyklika Mysterium fidei über die Lehre und den Kult der heiligen Eucharistie vom 3. September 1965, Nr. 10.</ref>

Das geistliche Leben und die Dogmen

Das geistliches Leben des Katholiken und die Dogmen stehen in organischer Verbindung (lex credendi - lex vivendi). Die Dogmen sind Lichter auf dem Glaubensweg, sie erhellen und sichern ihn. Umgekehrt werden durch ein rechtes Leben der Verstand und das Herz geöffnet, um das Licht der Glaubensdogmen aufzunehmen (KKK, 89).

Hierarchie der Wahrheiten (KKK, 90); Internationale Theologische Kommission (= kein Lehramtsdokument) Die Interpretation der Dogmen 1990, Aussagen und Praxis des kirchlichen Lehramts.

Anmerkungen

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