Dopo aver celebrato

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Apostolischer Brief
Dopo aver celebrato

von Papst
Johannes Paul II.
an den Generalobern der Kongregation vom Leiden Jesu Christi, P. Orbegozo Jauregui Jose Augustin
Der Jugend Vorbilder der Heiligkeit vor Augen stellen
16. Oktober 1990

(Offizieller Text: Die italienische Fassung auf der Vatikanseite)

(Quelle: Der Apostolische Stuhl 1990, S, 1086-1088)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


1. Nachdem sie am 2. Mai diese Jahres den 50. Jahrestag der Kanonisation der hl. Gemma Galgani begangen hat, gedenkt die Kongregation vom Leiden Jesu Christi heute, am 16. Oktober, der hundert Jahre seit der Geburt der hl. Maria Goretti. Am 2. November geht ferner das Jahrhundert seit dem Tod des seligen Pio Campidelli zu Ende. Es sind bedeutsame Ereignisse, die zu einer Vertiefung in die geistliche Botschaft einladen, die diese echten Zeugen Gottes hinterlassen haben. Daher vereinige ich mich gern mit der Freude dieser Ordensfamilie bei Gelegenheit so glücklicher Ereignisse, in dem Bewusstsein, dass sie einen guten Anlass für eine entsprechende Katechese, zumal für die Welt der Jugend, bieten.

2. Die hl. Gemma Galgani (1878-1903) nahm auf mystische und einzigartige Weise am Leiden Christi teil und war glücklich, sich als "Keim aus seinen Wunden" zu fühlen. Sie brannte vor Liebe zum Gekreuzigten und bot sich als Opfer für die Bekehrung der Sünder an.

Die hl. Maria Goretti (1890-1902), Jungfrau und Märtyrerin, widerstand dank der gediegenen christlichen Bildung, die sie in Familie und Pfarrei empfangen hatte, jeder Nachstellung und zog den Tod einem Verlust ihrer Jungfräulichkeit vor. Die Passionisten, die ihren Heiligsprechungsprozess betreut haben, versehen mit Eifer den Dienst am Heiligtum von Nettuno, wo ihre sterblichen Überreste aufbewahrt werden.

Pio Campidelli (1868-1889) war Mitglied des Passionistenordens, und ich hatte die Freude, ihn 1985 seligsprechen zu dürfen. Er leuchtete hervor durch seine heroische Treue zum Evangelium, die in der Erfüllung der täglichen Pflichten und im immer bereitwilligen Dienst am Nächsten zum Ausdruck kam.

Zu dieser Schar echter Apostel Christi gesellt sich der hl. Gabriel von der schmerzhaften Mutter (1838-1862), dessen hundertfünfzigster Geburtstag vor etwa zwei Jahren begangen wurde. Er stammte aus Umbrien und verbrachte sein kurzes Leben in den Abruzzen, wo sich das ihm geweihte Heiligtum befindet, das Ziel zahlreicher Pilger ist. Am 30. Juni 1985 durfte auch ich vor seiner Urne verweilen und dann eine große Schar von Jugendlichen an den Hängen des majestätischen Bergmassivs des Gran Sasso d'Italia treffen. Als Sohn des Gouverneurs von Assisi und glänzender Tänzer ließ Gabriel alles hinter sich, um Passionist zu werden, denn er hatte verstanden, dass einzig die Liebe zu Christus, dem Gekreuzigten, und zu seiner schmerzhaften Mutter den Menschen von seiner Traurigkeit und seinem Unglück auf dieser Erde befreien kann.

Diese jungen Menschen, die sich so hochherzig Christus hingegeben haben, bilden leuchtende Beispiele nicht nur für die Ordensfamilie, der sie sich angeschlossen hatten, sondern auch für all jene, die sich von der Spiritualität der Passion des Herrn anregen lassen, und für jeden Christen.

Ich vertraue also darauf, dass die Patres Passionisten diese providentielle Gelegenheit ergreifen, um der Jugend unserer Tage solche aktuellen Vorbilder der Heiligkeit vor Augen zu stellen und ihnen die unveränderlichen Forderungen der Nachfolge Christi vorzulegen.

3. Aus der Passion, dem Geheimnis des Heils, entspringt die Energie der Liebe. Das Leiden des Herrn lädt die Gläubigen ein, sich wie Jesus gänzlich und ausschließlich dem Vater hinzu schenken, damit sich sein Plan der Barmherzigkeit für die ganze Menschheit erfüllt. Aus der Passion erfliesst die Anregung zu einem anderen Lebensstil, der die Jungen und Mädchen von heute nicht uninteressiert lassen kann, da sie doch so nach Wahrheit und Gemeinschaft dürsten und nach echten und dauerhaften Gehalten verlangen, die sie sich in ihrem Leben zu eigen machen können. Auch wenn sie die christliche Botschaft ablehnen oder ihr gegenüber gleichgültig bleiben, können die Jugendlichen doch nicht ihr Verlangen nach dem Transzendenten und ihr Suchen nach dem Absoluten verbergen. Ihnen muss daher klar das Heil verkündet werden, stets begleitet vom Zeugnis eines konsequenten und frohen Lebens. Die Erzieher aber müssen immer bereit sein, sie anzuhören und sie geduldig, wenn auch mit der notwendigen Festigkeit, einen geistlichen Weg führen, der ihrem Alter entspricht. Unter den Prioritäten der neuen Evangelisierung ist die Aufmerksamkeit für die Welt der Jugendlichen zu betonen und eine erneuerte Pastoral, die sie direkt einbezieht. Alle müssen sich notwendig tief der Dringlichkeit dieser Aufgabe bewußt sein. "Der Mensch ohne Gott kann sich selbst nicht begreifen noch ohne Gott sich selbst verwirklichen. Jesus Christus ist vor allem darum in die Welt gekommen, um einem jeden von uns dies bewusst zu machen. Ohne ihn würde diese grundlegende Dimension der Wahrheit vom Menschen allzu leicht im Dunkel versinken" (Brief an die Jugendlichen in der Welt zum Internationalen Jahr der Jugend 1985, NI. 4). Gemma Galgani, Pio Campidelli, Maria Goretti und Gabriel von der schmerzhaften Mutter zeigen konkret, dass Gott das höchste Gut ist und das Herz des Menschen gänzlich zu erfüllen vermag. Sie bezeugen, dass es neben dem Sakrament der Ehe als kostbarem Weg der Heiligung der Eheleute andere Berufungen gibt, wie den priesterlichen Dienst und die verschiedenen Formen des gottgeweihten Lebens, die alle eine endgültige und kompromißlose Übergabe seiner selbst an den Herrn verlangen. Sie weisen zumal auf den Wert des Zölibates und der Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen hin. In diesem Licht erscheint eine entsprechende Katechese angebracht, die die Wichtigkeit der Tugend der Reinheit bei der Formung des Christen und zumal bei der Erziehung der Jugendlichen und der Heranwachsenden herausstellt. Vor allem dank einer affektiven Reife, die sich vom Gebet nährt, dank des Opfergeistes und der Offenheit für die anderen ist es möglich, zu echter, innerer Freiheit und zu voller Liebesfähigkeit zu gelangen. Daher soll niemand mutlos werden, der für die Erziehertätigkeit verantwortlich ist, und er soll diese Werte immer wieder betonen und dabei den Jugendlichen das, wenn auch hohe, Ideal der gänzlichen Treue zu Christus vor Augen führen, der uns "durch den Tod seines sterblichen Leibes versöhnt, um uns heilig, untadelig und schuldlos vor sich treten zu lassen" (Kol1,22).

4. Viele halten heute die materiellen Güter, wie z. B. Reichtum, Vergnügen und Erfolg, für absolut und endgültig mit der Folge, dass, wenn diese Güter verblassen, sie orientierungslos, enttäuscht und entmutigt dastehen. Einige Jugendliche flüchten sich dann ins künstliche Paradies der Droge, oder sie überlassen sich der Verzweiflung und geben zuweilen sogar der Versuchung zum Selbstmord nach.

Erneut bieten Gemma Galgani, Maria Goretti, Pio Campidelli und Gabriel von der schmerzhaften Mutter mit ihrem Leben ein Beispiel dafür, wie man derart hinterhältigen Versuchungen widerstehen kann. Sie zeigen, dass Freude und Frieden Frucht der täglichen treuen Nachfolge Christi bis nach Golgota sind, auch wenn es Opfer, sogar erhebliche Opfer kostet. Wer heute in vertrauensvoller Hingabe das Kreuz umfaßt, dem fehlen nie Mut und Kraft, selbst wenn das höchste Opfer, nämlich das des Lebens, gefordert würde, wie es bei der zwölfjährigen Maria Goretti der Fall war.

Vom Gekreuzigten geht die Fähigkeit aus, das eigene Leben für die Brüder und Schwestern hin zu schenken; von dort entspringen Freude und innerer Friede. Das Kreuz ist die konkrete Schule der Liebe und Solidarität; es treibt zum Einsatz für die Förderung der schwächeren Mitmenschen, zur Versöhnung und zum Verzeihen.

5. Aus ganzem Herzen danke ich dem Herrn, vereint mit der ganzen Familie der Passionisten, für die Großtaten, die er in diesen jungen Aposteln des Kreuzes Christi gewirkt hat, und ich lade alle ein, die im Verlauf des ganzen Jahres 1990 an sie gedacht haben und weiterhin an sie denken, sich noch mehr in ihre Persönlichkeit und in ihre Botschaft zu vertiefen.

Ich erhebe mein inniges Gebet zum Allmächtigen, dass sich viele weitere Jugendliche an diesen Vorbildern ein Beispiel nehmen. Die schmerzhafte Mutter aber möge denen zur Seite stehen, die zur Nachfolge Christi entschlossen sind; sie möge sie stützen und erleuchten bei den anspruchsvollen Lebensentscheidungen; sie möge sie ermuntern, jeden Tag das eigene Kreuz zu tragen (vgl. Lk 9,23). So wird es möglich sein, neue Wundertaten in der Kirche zu erleben, und auch die geistliche Familie der Passionisten wird, wie in der Vergangenheit, ein reiches Aufblühen der Berufungen erleben.

Als Unterpfand dieser Wünsche erteile ich endlich Ihnen, den Ordensmännern und Ordensfrauen Ihrer Kongregation, und allen, die aus dieser Spiritualität Anregung schöpfen, einen besonderen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, 16. Oktober 1990
Joannes Paulus PP.