Einsiedeln: Unterschied zwischen den Versionen

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Darauf blieb die Zelle unbewohnt, die Stätte aber, an welcher Meinrad sein Leben geführt und beendigt hatte, blieb dem Andenken der um den Saum des Waldes wohnenden Menschen heilig und wurde von ihnen oft besucht. Da hörte, wenige Jahre bevor Karls des Großen Geschlecht ausstarb, der straßburgische Domherr '''Benno''' (man glaubt, er sei aus dem Stamme der burgundischen Könige gewesen) von dieser Einsamkeit, und da er längst geneigt war, eine solche aufzusuchen, begab er sich mit einigen Gefährten dorthin, um in gleicher Weise, wie Meinrad, zu leben. Erst wählte er sich die nahe gelegene Anhöhe, welche jetzt noch nach ihm Bennau genannt wird, zur Wohnstatt, bald aber, 44 Jahre nach der an Meinrad verübten Untat, zog er tiefer hinein an die Stätte, wo dieser geweilt hatte (905); freudig überließen ihm die Grafen von Rapperswil dieselbe. Aber nur sparsame Hilfe mochte in so hohem Bergtale der Boden bieten. Da erbat sich Benno von der Äbtissin zu Säckingen die liebliche Insel Ufenau im Zürcher See; dort pflanzte er Fruchtbäume und was sonst unter milderem Himmelsstrich zu einfacher Nahrung gedeihen mag.  
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Darauf blieb die Zelle unbewohnt. Der Ort aber, wo Meinrad sein Leben gelebt hatte, blieb den Leuten in der Gegend heilig und wurde von ihnen oft besucht. Der straßburgische Domherr '''Benno''' hörte von dieser Einsamkeit, und er begab sich mit einigen Gefährten dorthin, um wie vor ihm Meinrad als Einsiedler zu leben. Vorerst wählte er sich die nahe gelegene Anhöhe, welche jetzt noch nach ihm Bennau genannt wird, als Wohnstatt. Bald aber, 44 Jahre nach der an Meinrad verübten Untat, im Jahr 905, zog er tiefer in den Wald hinein; freudig überließen ihm die Grafen von Rapperswil die Einsiedelei. Aber der Boden in diesem Tal war karg. Deshalb erbat sich Benno von der Äbtissin zu Säckingen die liebliche Insel Ufenau im Zürichsee; dort pflanzte er Fruchtbäume und was sonst noch in dieser Gegend an einfachen wächst, um Nahrung zu haben.
  
 
=== Engelweihe ===
 
=== Engelweihe ===

Version vom 23. März 2006, 21:02 Uhr

Benediktinerabtei und hochberühmter Wallfahrtsort in einem hochgelegenen, von der Sihl durchströmten Tale des Kantons Schwyz.

Maria-Einsiedeln, lateinisch: Deiparae Virginis Eremus, Eremitarum coenobium in Helvetiis. Französisch: Notre-Dame-des-Ermites)

Geschichte

Heiliger Meinrad

Meinrad wurde im Jahr 797, zur Zeit von Papst Leo III., als Sohn des Grafen Berthold von Sulgen bei Rottenburg geboren. Nach alter Überlieferung soll Berthold aus dem Geschlechte der Grafen von Zollern gewesen sein. Der Vater schickte den Sohn an die berühmte Schule des kurz vorher gestifteten Klosters Reichenau. Meinrad, der sich zunächst für den Weltpriesterstand entschied, vollendete seine Studien unter seinem Onkel Erlebald und legte, als dieser zum Abt von Reichenau erwählt wurde, in dessen Hände die Klostergelübde ab. Er wurde Vorsteher einer Zelle in Oberbolligen (bei Rapperswil) am Zürichsee, die mit einer Schule für Geistliche verbunden war.

Aus Sehnsucht nach einem gottgefälligen Leben und und gänzlicher Trennung von der Welt ersuchte er seine Oberen um Erlaubnis, ein Einsiedlerleben führen zu dürfen und zog sich auf einen kleinen Vorsprung des nahen Etzelberges zurück. Dort wurde er von einer gottesfürchtigen Witwe mit dem Wenigen versorgt, das er zum Leben benötigte.

Der Ruf seiner Frömmigkeit führte jedoch immer mehr Besucher zu ihm. Deshalb zog er sich tiefer in den "Finstern Wald" zurück. Hier baute ihm Hildegard, Urenkelin Karls des Grossen, Stifterin und erste Äbtissin des Zürcher Fraumünsters, eine Zelle und hölzerne Kapelle und schenkte ihm auch ein Bild der heiligen Jungfrau Maria. Zwei gezähmte Raben waren seine Gefährten. Im Jahr 861 (al. 863) erschlugen zwei Räuber den frommen Einsiedler, und die Sage erzählt, daß durch die beiden Raben, welche sogleich den Flug nach Zürich nahmen, die Tat entdeckt und an den Mördern gerächt worden sei (M. Steinegger, Scholastica stemmatographica idea vitae ac mortis S. Meinradi, Einsidl. 1681).

Benno

Darauf blieb die Zelle unbewohnt. Der Ort aber, wo Meinrad sein Leben gelebt hatte, blieb den Leuten in der Gegend heilig und wurde von ihnen oft besucht. Der straßburgische Domherr Benno hörte von dieser Einsamkeit, und er begab sich mit einigen Gefährten dorthin, um wie vor ihm Meinrad als Einsiedler zu leben. Vorerst wählte er sich die nahe gelegene Anhöhe, welche jetzt noch nach ihm Bennau genannt wird, als Wohnstatt. Bald aber, 44 Jahre nach der an Meinrad verübten Untat, im Jahr 905, zog er tiefer in den Wald hinein; freudig überließen ihm die Grafen von Rapperswil die Einsiedelei. Aber der Boden in diesem Tal war karg. Deshalb erbat sich Benno von der Äbtissin zu Säckingen die liebliche Insel Ufenau im Zürichsee; dort pflanzte er Fruchtbäume und was sonst noch in dieser Gegend an einfachen wächst, um Nahrung zu haben.

Engelweihe

Zur bleibenden Stätte für Männer, die aus dem Treiben und den wandelbaren Dingen der Welt an einen Ort der Ruhe und Sammlung sich zurückziehen wollten, wurde St. Meinrads Zelle erst, als der straßburgische Dompropst Eberhard, aus vornehmem Geschlechte in Franken entstammt, im J. 934 sich dahin begab. Dieser verwendete, was ihm vom väterlichen Gute angefallen war, zum Bau einer Kirche von U. L. Frauen, in welche er Meinrads Kapelle einschloß, und einer Behausung für Brüder, die nach St. Benedikts Regel leben sollten. Kaiser Otto I. erklärte die Niederlassung durch einen Bestätigungsbrief vom Jahre 946 als Kloster, erteilte dessen Bewohnern das Recht der freien Abtswahl und ließ schon nach zwei Jahren der Stiftung solche Anerkennung widerfahren, als wäre sie bereits eine mit Grund und Boden, Nutzungen und Rechten reich ausgestattete Abtei. Er mochte dies aber unbedenklich im Vertrauen auf die Gesinnung jener Zeit tun, unter welcher jeder von gläubigem Sinn gepflanzte Keim rasch zum lebenskräftigen Baume heranwuchs, und die Entwicklung Einsiedelns zeigte, daß er seine Zeit verstanden hatte. Im J. 948 hatte Eberhard seinen Bau vollendet und konnte im September den Bischof Konrad von Konstanz zu dessen Weihe einladen. Dieser hörte in der Nacht vor dem Weihungstage (14. Sept.) wunderliebliche Stimmen und erhielt am folgenden Tage, nachdem er sich unter langem Zaudern zur feierlichen Handlung in die Kirche begeben, über deren Bedeutung Aufschluß durch das Wort: "Halt ein, Bruder, Gott selbst hat die Kapelle geweiht!", so daß er die oberhirtliche Weihe nicht mehr vorzunehmen wagte. Nicht auf dunkler Sage beruht die Nachricht dieser himmlischen Einweihung, sondern der Bischof erstattete sechszehn Jahre später mündllichen Bericht an Papst Leo VIII. Nachdem dieser viele deutsche Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte beraten hatte, war auch er von der vollkommenen Glaubwürdigkeit des Vernommenen überzeugt, und erteilte denjenigen, welche die Kirche besuchen würden, Ablässe, welche nach einem halben Jahrtausend Pius II. bestätigte. Daher wird noch in heutiger Zeit am Tage von Kreuzerhöhung zu Einsiedeln das Fest der Engelweihe begangen, welches immer die Pilger zu Tausenden herbeizieht.

Gnadenbild

Hierzu kam das Gnadenbild der allerseligsten Jungfrau, an welches sofort der Ruf besonderer Gebetserhörung sich knüpfte. Mehr bedurfte es nicht, um St. Meinrads Zelle, die bald ihre Benennung mit dem Namen der Einsiedelei Unserer Lieben Frauen vertauschte, weit und breit bekannt zu machen und ihr die Gunst aller Stände und Geschlechter zu erwerben, welche durch reiche Vergabungen und durch den Eintritt von Sprößlingen hoher Geschlechter in die Gemeinschaft der Brüder sich betätigte. Von ihren Schirmvögten, den Grafen von Rapperswil, übergab einer die alte Stammburg seines Hauses an das Kloster; eine der ältesten Besitzungen desselben, St. Gerold in Vorarlberg, war eine Vergabung des rätischen Hauses derer von Sax (woraus die spätere Zeit einen Herzog von Sachsen gemacht hat); diese ging in der allgemeinen Säkularisation verloren, wurde aber 1839 durch den Abt Cölestin Müller von dem Kaiserhause wieder angekauft.


Eberhards Nachfolger, durch diesen bei seiner Berufung an das Bistum Metz den Brüdern vorgesetzt, war Thietland (958-964) aus den Herzogen von Schwaben. Als dritten Abt erwählten die Klosterleute Gregor, des englischen Königs Eduard Sohn und Schwager Kaiser Otto's, der bis nahe an den Schluß des Jahrtausends 33 Jahre seine Würde bekleidete. - Unter Abt Gero, aus dem Hause der Grafen von Froburg, vernahm die damalige Welt zum ersten Male, daß es eine Landschaft gebe, welche Schwyz heiße. Die Bewohner derselben zogen sich von den Ufern des Vierwaldstättersees über die Berge hinauf, an deren jenseitigen Abhang die Einöde grenzte, welche Kaiser Heinrich II. ohne weitere Bestimmung der Marken dem Kloster zu Anbau und Nutzung verliehen hatte. Da begegneten sich seine und derer von Schwyz Herden, und jeder Teil behauptete, auf seinem Eigen zu weiden. Die Landleute wollten weder vor geistliches Recht sich laden lassen, noch das weltliche der schwäbischen Großen anerkennen, ebenso wenig dem Spruch des Kaisers sich fügen und ließen nicht mehr durch des Kaisers Acht als der Kirche Bann sich schrecken. Fast zwei Jahrhunderte dauerte der Streit, zwischenein mit tätlichem Friedensbruch und verübter Gewalttat, in welcher zu verschiedener Zeit einzelne Konventherren durch die auf ihr Recht trotzenden Landleute weggeschleppt wurden. Erst im J. 1350 gelang es dem Abte Thüring von Disentis, aus dem uralten und vielverdienten Geschlechte der Freiherren von Attinghausen, durch einen Schiedsspruch beide Parteien zu begütigen. Das Kloster zog seine Marken tiefer in das Tal zurück. Inzwischen hatte das Kloster seine guten und seine bösen Tage, seine regelgemäß fürsorglichen und seine mehr weltlich gesinnten Äbte; es litt durch Feuersbrünste und nahm zu durch Vergabungen und erworbene Rechte. Nachdem es bis auf Anshelm von Schwanden siebenzehn Äbte gezählt hatte, erhob Kaiser Rudolf den achtzehnten, Ulrich II., Baron von Winneden, in den Reichsfürstenstand. Schon hatte sich auch dessen Besitz und äußerer Glanz dergestalt gehoben, daß es, damaliger Gewohnheit ansehnlicher Abteien gemäß, die sechs großen Hofämter eines Oberhofmeisters, Marschalls, Truchsessen, Schenken, Sesselträgers und Küchenmeisters aus ebenso vielen reichsfreien Geschlechtern bestellen und aus Dienstmannen jedem für minder solenne Gelegenheiten einen Stellvertreter beigeben konnte. Auf dem Konzil in Konstanz wurde unter allen Äbten Hugo von Einsiedeln als der zweite im Range geachtet. Dieses Ansehen suchte sein vierter Nachfolger, Abt Gerold, aus den Freiherren von Hohensax, noch zu erweitern; als ihm aber zum Wiederaufbau des niedergebrannten Klosters das erforderliche Geld mangelte, trat er die Verwaltung des Stiftes an Konrad Freiherrn von Hohenrechberg ab, welcher nach Gerolds Tod zum Abt gewählt wurde. In 45jähriger Bekleidung seiner Würde, die er im J. 1526 hochbetagt niederlegte, achtete derselbe wenig auf das Wohl seines Klosters und legte dessen Leitung ganz in die Hände Theobalds von Geroldseck, indes er selbst meistens in der Propstei St. Gerold weilte. Theobald berief Zwingli zum Leutpriester nach Einsiedeln und mochte an den wider die Kirche sich auflehnenden Lehren, die schon damals in demselben sich regten, ein solches Gefallen gefunden haben, daß er selbst zehn Jahre später nach Zürich zog und später mit ihm in dem unseligen Waffenkampf gegen eine Institution, welche durch Wort und Schrift nicht sich vertilgen ließ, den Tod fand. Der Ausgang der Schlacht von Cappel sicherte auch Einsiedelns Bestehen wieder. Der zweite Abt nach derselben, Joachim Eichhorn (1544-1569) aus Wil im Kanton St. Gallen, wird der zweite Stifter desselben genannt, und zwar nach bieder Beziehung, sowohl der disziplinarischen als der ökonomischen. Das Wohl seiner Abtei höher setzend als persönliche Auszeichnung, vereitelte er mit klarem Blick und unerschütterlicher Festigkeit jedes Bemühen, Einsiedeln zum Bischofssitze für die innere Schweiz zu erheben, ungeachtet gerade seine Persönlichkeit, welche am Konzil zu Trient die Achtung und das Vertrauen der päpstlichen Legaten sich erworben hatte, demselben zu besonderer Unterstützung hätte dienen sollen. Ihm folgten in ununterbrochener Reihe ausgezeichnete Männer, welche in jeder Weise um das Wohl der ehrwürdigen Stiftung bemüht waren. Zwar litten unter dem ersten derselben, Adam Heer, Archiv und Bibliothek schweren Verlust durch Einäscherung des Klosters (1577); allein Ulrich III. wußte diesen Schaden zu ersetzen; Augustin I. (1600-1629) wurde der Stifter der schweizerischen Benediktiner-Kongregation und baute das in der Nähe gelegene Frauenkloster in der Au; Placidus (1629-1670) veranstaltete den Druck der Einsiedelischen Urkunden (Documenta Archivii Einsidl., 3 voll.), von denen aber der dritte Band, St. Gerold betreffend, nie vollendet worden ist. Die Sammlung gehört zu den größten literarischen Seltenheiten, weil die meisten Exemplare bei einem bald nachher ausgebrochenen Brande zu Grunde gingen. Augustin Reding (s. d. Art.) beteiligte sein Stift an der Benediktiner-Universität zu Salzburg und übernahm die Unterrichtsanstalt in Bellinzona. Raphael von Gottrau aus Freiburg baute die schöne Meinradskapelle auf dem Etzel. Sein Nachfolger, Maurus von Roll aus Solothurn, errichtete das jetzige Kloster mit seiner prachtvollen Fassade, in deren Mitte Abt Thomas die Kirche, an St. Johann von Lateran erinnernd, einfügte; aber erst Nicolaus II. vollendete das Werk zur Verherrlichung "der Veste der wahren Religion", wie Benedict XIV. Einsiedeln nannte. Der Abt Marianus war ein Kenner und schöpferischer Förderer wahrer Kirchenmusik. Seinen Nachfolger Beat (1780-1808) traf das bittere Mißgeschick, samt seinen Konventualen durch die Revolution vertrieben zu werden. Nach vier Jahren konnten sie jedoch in das verwüstete Kloster zurückkehren und am 29. September 1803 das nach St. Gerold geflüchtete Gnadenbild der Gottesmutter in feierlichem Empfange an seine vorige Stätte begleiten. Nach Beats Tod stand bis zum Jahre 1825 dem zahlreichen Konvente Konrad Tanner vor, ein geistreicher, willenskräftiger Mann und ein nach jeder Beziehung würdiger und treu besorgter Vorsteher. Er bleibt der christlichen Welt bekannt durch sein vortreffliches Werk "Die Bildung des Geistlichen" und das andere "Von dem kostbaren Tod", sowie durch Predigtentwürfe, welche sein Nachfolger Cölestin herausgab; dem Stifte wird er im steten Andenken bleiben, weil dasselbe seiner Tätigkeit die Heilung so mancher Wunden verdankt, welche ihm durch die Revolution geschlagen worden. Gleich seinem Vorfahren Joachim, dritthalb Jahrhunderte früher, zog er es vor, die segensreiche Wirksamkeit des Stifts in einfacher Stille zu sichern, statt durch den Glanz bischöflicher Würde dieselbe zu gefährden. Obgleich ein päpstliches Breve ihn im J. 1818 zum Bischof der vier Waldstädte bereits ernannt hatte, machte er in Rom so kräftige Gründe geltend, daß dasselbe nicht exequiert wurde. Es folgten Cölestin Müller (1825-1846), Heinrich Schmid (1846-1874) und Basilius Oberholzer (seit 1875), der 51. Abt.

P. Rudolf Henggeler O.S.B. schreibt in seinem Artikel "Abtei Maria Einsiedeln" in dem 1936/38 von Dr. phil. und theol. J. Hartmann herausgegebenen Werk "Die katholischen Orden und Kongregationen der Schweiz" für den Zeitabschnitt 1875 bis unmittelbar vor dem 2. Weltkrieg Folgendes:

Die Pflege der Wallfahrt, der Seelsorge, der Schule bildeten je und je eine Hauptaufgabe des Stiftes. Und gerade in der Förderung dieser Aufgaben sahen die Aebte des letzten halben Jahrhunderts ihre vornehmste Pflicht. Durch den Bau der Wädenswil-Einsiedelnbahn (1876) und der Linie Rapperswil-Goldau (1891) war Einsiedeln an die großen Schienenstränge am Zürcher- und Vierwaldstättersee angeschlossen. Das hatte gleich einen mächtigen Aufschwung der Wallfahrt zur Folge; die Form änderte, man kam nicht mehr zu Fuß wie früher, aber der Geist, die Liebe und Verehrung zur Gnadenstätte blieben die alten. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in steigendem Maße große Versammlungen und Kongresse, wie der Marianische Kongreß (1906), die Schweizerischen Herz-Jesu-Kongresse, der Schweizerische Eucharistische Kongreß (1927) und ungezählte andere Tagungen in Einsiedeln abgehalten. Die Stiftsschule ward schon unter Abt Basilius Oberholzer von Uznach (1875-1895) bedeutend vergrößert, Abt Kolumban Brugger von Basel (1895-1905) nahm weitere Umbauten vor, so daß das Internat heute für gut 250 Zöglige Raum bietet, während ungefähr 50 sich im Externat befinden. Unter Abt Thomas Bossart von Altishofen (1905-23) übernahm das Stift das päpstliche Collegio Papio in Ascona, das aber erst 1927 eröffnet werden konnte, und das heute gut 130 Zöglinge zählt. Es soll, wie einst Bellenz, ein Bindemittel zwischen Nord und Süd unserer Heimat bilden und vorab den tessinischen Katholiken Gelegenheit bieten, ihre Kinder in echt christlichem Sinne erziehen zu lassen. Unter Abt Thomas ward gleichfalls noch die Errichtung einer kantonalen landwirtschaftlichen Schule durch das Kloster beschlossen. Ihre Eröffnung auf dem alten Stiftssitz in Pfäffikon fand 1925 statt. Die Schule zählt heute 86 Zöglinge. Diese Entschlüsse sind um so höher anzuschlagen, als das Stift durch den Weltkrieg und andere große Aufgaben, wie für die Neueinrichtung einer Heizung, schwer belastet wurde. Seit dem 19. Dezember 1923 steht Dr. Ignatius Staub von Menzingen an der Spitze des Gotteshauses. Er hat die großen Aufgaben, die ihm sein Vorgänger noch ungelöst zurückließ, ins Werk umgesetzt. Die Unternehmen in Pfäffikon und Ascona stehen heute in bester Entwicklung. Die Zahl der Klostermitglieder ist in stetigem Wachstum begriffen und umfaßt heute 114 Priester, 5 Kleriker und 52 Laienbrüder, wozu noch eine größere Zahl Novizen und Kandidaten kommt. Schon diese Tatsache zeugt dafür, daß Einsiedeln gewillt ist, auch im zweiten Jahrtausend seiner Existenz den großen, umfassenden Aufgaben, die der Benediktinerorden zu jeder Zeit pflegte, und die ihm die geschichtliche Entwicklung wie die Erfordernisse der Zeiten zuweisen, gerecht zu werden. Möge dem Kloster auch fürderhin nicht nur der Schutz des Himmels, sondern auch das Vertrauen des katholischen Schweizervolkes erhalten bleiben. Für beides glaubt Einsiedeln seit uralten Zeiten ein Unterpfand zu besitzen im Heiligtum Unserer Lieben Frau, der Patronin des Schweizerlandes.


(Fortsetzung folgt!)