Gnade: Unterschied zwischen den Versionen

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
(Lehramtliches)
(üa)
Zeile 1: Zeile 1:
''' [[Datei:Natur-Gnade.jpg|thumb|right|Beziehung: Die [[übernatürlich]]en Gnade und der die [[Natur]]]]'''  
+
''' [[Datei:Natur-Gnade.jpg|thumb|right|Beziehung der [[übernatürlich]]en Gnade und der [[Natur]] ]]'''  
  
'''Gnade''' ([[lat.]] ''gratia'') ist die unverdiente und ungeschuldete, als [[übernatürlich]]e Gabe oder Geschenk zu sehende Zuwendung [[Gott]]es zum [[Mensc]]hen, also seine [[Liebe]] und Huld.
+
'''Gnade''' ([[hebräisch]]: חֵן ḥen, חֶסֶד ḥesed, [[griechisch]]: χάρις cháris, [[lat.]]: ''gratia'') ist eine innere, unverdiente und ungeschuldete, [[übernatürlich]]e Gabe oder Geschenk [[Gott]]es zur Rettung der menschlichen [[Seele]], welche [[Jesus Christus]] durch seinen [[Tod]] erworben hat. Sie ist eine Zuwendung [[Gott]]es zum [[Mensch]]en, also seine [[Liebe]] und Huld. Gott hilft durch die Gnade, das Gute zu tun und das Böse zu meiden.
  
Die ''ungeschaffene'' Gnade ist [[Gott]] selber, der sich dem Menschen zuwendet und durch seinen Sohn [[Jesus Christus]] im Heiligen Geist schenkt (Einwohnung Gottes in der Seele des Getauften).
+
== Erklärung ==
 +
Es gibt natürliche, äußere Gaben für den [[Leib]]. Diese sind Gesundheit, Nahrung, Wohnung, Kleidung usw. Und es gibt natürliche innere Gaben für die [[Seele]]. Diese sind [[Verstand]], [[Wille]], Gedächtnis, Talente usw.  
  
Als ''geschaffene'' Gnade wandelt Gottes Heilswirken den Menschen innerlich um und gibt ihm Anteil am göttlichen Leben: Die [[heiligmachende Gnade]] verleiht dem Getauften eine wesensmäßige [[Heiligkeit]], macht ihn zum [[Gotteskindschaft|Kind Gottes]] und zum Erben des Himmels; die ''helfende'' Gnade schenkt eine besondere Hilfe Gottes in der [[Erleuchtung]] des Verstandes und der Stärkung des Willens.
+
Gnade aber gehört nicht zu unserer [[Natur]]. Sie kommt zu ihr, über sie hinzu. Sie überragt an Güte und Kraft die Natur. Deshalb wird sie [[übernatürlich]] genannt. Gnade kann nur von Gott kommen. Niemand kann sie von sich aus erwerben.  
  
Die Gnade Gottes wird mitgeteilt vor allem durch die [[Sakramente]] und das [[Gebet]]. In der [[Sünde]] wendet sich der Mensch gegen die Gnade Gottes.
+
== [[Einteilung]] ==
 +
 
 +
Es gibt zwei Hauptarten der Gnade:
 +
 
 +
1. Die '''helfende Gnade'''
 +
 
 +
2. Die '''[[heiligmachende Gnade]]'''.
 +
 
 +
Die helfende Gnade heißt auch «Gnade des Beistandes», die heiligmachende Gnade auch «Gnade der Rechtfertigung».
 +
 
 +
=== Die helfende Gnade ===
 +
 
 +
Die helfende Gnade hilft das, was zum [[Himmel]] führt zu erkennen, zu wollen und zu tun:
 +
:Gott erleuchtet den [[Verstand]]: Das ist die erleuchtende Gnade.
 +
:Gott bewegt den [[Wille]]n: Das ist die bewegende Gnade.
 +
:Gott treibt zum Guten an, begleitet und vollendet es: Das ist die antreibende und vollendende Gnade.
 +
 
 +
"Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt", sagt der heilige Paulus (PhiI 2, 13). Die helfende Gnade ist uns unbedingt zur Rettung der [[Seele]] [[notwendig]]. Denken, reden, arbeiten, uns bewegen usw. können wir auch ohne übernatürliche Hilfe. Aber um in den Himmel zu kommen, können wir nichts tun ohne die Gnade Gottes. Jesus sagt: "Ohne mich könnt ihr nichts tun" (Joh 15,5; vgl. 1 Tim 2, 4). Ohne Gnade sind wir für das [[ewige Leben]] wie ein Mühlrad ohne Wasser, eine Stadt ohne Licht, eine Maschine ohne Kraft. Gott gibt jedem Menschen genug Gnade, dass er in den Himmel kommen kann. Auch die Verdammten in der [[Hölle]] hatten genug Gnade, de sie zu wenig nutzten. Der Mensch muss die Gnade bereitwillig aufnehmen (vgl. Ps 94) und mit ihr wirken (vgl. 2 Kor 6, 1). Von Judas, der so viele Gnaden verscherzt hat, sagt der Jesus: "Wehe ... es wäre ihm besser, wenn er nicht geboren wäre!" (Mk 14,21). Oder: Jesus weinte über Jerusalem, weil es der Gnade Gottes widerstand. Man muss die Gnade dankbar vor allem im [[Gebet]], in öfterer [[Beichte]] und der [[Sakramentale Kommunion|Sakrmentalen Kommunion]] aufnehmen.<ref>[[Basler Katholischer Katechismus (1947)#II. HAUPTTElL: Von der Gnade]].</ref> Man darf der Gnade nicht widerstehen. Wer die Gnade nicht annimmt, kommt in die Gefahr zu [[Sünde|sündigen]]. Er wird sich an die Sünde gewöhnen und die [[ewige Seligkeit]] verlieren.<ref>[[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#60. LEHRSTÜCK: GOTT HILFT UNS DURCH DIE GNADE]].</ref>
 +
 
 +
=== Die heiligmachende Gnade ===
 +
 
 +
Das Ziel des Lebens ist die Herrlichkeit Gottes, die [[Ewiges Leben|ewige Glückseligkeit]]. Diese ist so hoch über allen irdischen Dingen und Kräften, dass der [[Mensch]] sie niemals erreichen kann. Damit der [[Mensch]] zu diesem unendlich hohen Ziel gelangen, hebt [[Gott]] die menschliche Seele hinauf in die [[übernatürlich]]e Welt, [[Teilhabe an der göttlichen Natur|in sein eigenes göttliches Leben]]. Er gibt zum Leben des [[Leib]]es und der [[Seele]] sein göttliches Leben der Gnade, die [[heiligmachende Gnade]] in der [[Taufe]] und der [[Beichte]].
 +
 
 +
Vielen Menschen ist die Gnade wie eine Münze ohne Wert: vor Gott aber gilt sie alles: «Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Reich Gottes nicht [[Anschauung Gottes|schauen]]» (Joh 3, 3). Die heiligmachende Gnade ist das übernatürliche Leben der Seele, eine [[Teilhabe an der göttlichen Natur]].
 +
 
 +
Die heiligmachende Gnade macht uns heilig, zu [[Gotteskindschaft|Kindern Gottes]] und Erben des [[Himmel]]s, sagt die [[Bibel]]:
 +
:'''Heilig:''' «Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesu Christi» (1 Kor 6,11). Durch die heiligmachende Gnade sind wir von der [[Erbschuld]] und von jeder schweren Sünde gereinigt. Die schwere Sünde ist weggenommen, «abgewaschen», nicht nur zugedeckt.
 +
:'''Kinder Gottes:''' «Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, dass wir Kinder Gottes heißen und sind» (1 Joh 3,1). Also ist Christus unser Bruder, und wir gehören zur Familie Gottes.
 +
:'''Erben des Himmels:''' «Wir sind Kinder Gottes. Wenn aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi» (Röm 8,16f). Wer in der heiligmachenden Gnade stirbt, dem ist der Himmel sicher.
 +
 
 +
Durch die heiligmachende Gnade wird der Mensch Kind Gottes und ist darum heilig. In diesem Sinne hat der heilige Paulus die Christen Heilige genannt. Man nennt aber vor allem jene heilig, die sich von freiwilliger [[lässliche Sünde|lässlicher Sünde]] freihalten und bewähren durch heldenhafte [[Heroischer Tugendgrad|(heroische) Tugend]]. Viele dieser [[Heilige]]n hat die [[Kirche]] ausdrücklich als Heilige anerkannt oder [[heiliggesprochen]]. Zu ihrer Verehrung darf man Altäre und Kirchen errichten und sie als Namenspatrone anrufen.
 +
 
 +
Ohne die heiligmachende Gnade ist ein Mensch arm: nicht heilig, kein Kind Gottes, kein Erbe des Himmels. Der Reichste ohne die heiligmachende Gnade ist vor Gott der Ärmste. Für den Himmel kann er sich keine [[Verdienst]]e sammeln. Die Himmelstür ist ihm verschlossen. Gott sagt zu solchen: «Ich kenne euch nicht» (Mt 25, 12).
 +
 
 +
Die heiligmachende Gnade verliert, wer eine [[schwere Sünde]] begeht. Die schwere Sünde heißt auch [[Todsünde]], weil sie das Leben der heiligmachenden Gnade tötet. Es ist die eigene [[Schuld]], wenn man die heiligmachende Gnade verliert. Der Todsünder raubt sich selbst das übernatürliche Leben. Die Todsünde ist darum das größte Unglück. Der Sünder bekommt die verlorene heiligmachende Gnade wieder, wenn er [[beichte]]t, oder schon vorher, wenn er vollkommene [[Reue]] vollzieht. Die heiligmachende Gnade wird vermehrt, wenn man betet, die heiligen [[Sakramente]] empfängt und gute Werke tut.<ref>[[Basler Katholischer Katechismus (1947)#II. HAUPTTElL: Von der Gnade]].</ref>
  
 
== Lehramtliches ==
 
== Lehramtliches ==
Zeile 16: Zeile 51:
 
'''[[Johannes XXIII.]]'''
 
'''[[Johannes XXIII.]]'''
 
* 1960 [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#60. LEHRSTÜCK: GOTT HILFT UNS DURCH DIE GNADE]].
 
* 1960 [[Österreichische Bischofskonferenz]]: [[Katechismus der katholischen Religion#60. LEHRSTÜCK: GOTT HILFT UNS DURCH DIE GNADE]].
 +
 +
'''[[Johannes Paul II.]]'''
 +
* 1992 [[Katechismus der Katholischen Kirche III. Teil: Das Leben in Christus#ARTIKEL 13: GNADE UND RECHTFERTIGUNG|Nrn. 1987-2005]].
 +
 +
'''[[Benedikt XVI.]]'''
 +
* 2005 [[Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche]], [[Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (Wortlaut)#Gnade und Rechtfertigung|Nrn. 422-425]].
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
* [[Thomas von Aquin]]: ''[[Summa theologica]]. Die deutsche Thomas-Ausgabe'', [[lateinisch]]-[[deutsch]], St I-II 106 -114, Band 14: Der [[Neuer Bund|Neue Bund]] und die [[Gnade]], Verschiedene Verlage 1955 (mit [[Imprimatur]])
+
* [[Thomas von Aquin]]: ''[[Summa theologica]]. Die deutsche Thomas-Ausgabe'', [[lateinisch]]-[[deutsch]], St I-II 106 -114, Band 14: Der [[Neuer Bund|Neue Bund]] und die Gnade, Verschiedene Verlage 1955 (mit [[Imprimatur]])
* [[Hermann Lange]] [[SJ]]:, Im Reich der Gnade, [[Friedrich Pustet Verlag]] 1934 (179 Seiten; [[Imprimatur]] Ratisbonae, die 16. August 1934 Dr. Höcht Vic. Gen)
+
* [[Carl Feckes]] in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]] 1. Auflage, Band IV, Artikel: Gnade, Sp. 542-549.
* [[Gerhard Hermes]]: Herrlichkeit der Gnade [[Christiana Verlag]] 1984 (204 Seiten; ISBN 3717108425).
+
* [[Hermann Lange]] [[SJ]]:, ''Im Reich der Gnade'', [[Friedrich Pustet Verlag]] 1934 (179 Seiten; [[Imprimatur]] Ratisbonae, die 16. August 1934 Dr. Höcht Vic. Gen)
* Gisbert Menge OFM: Die Gottesliebe, Anfang und Vollendung des Gnadenlebens, in der Reihe: Bücher der Innerlichkeit, Band 8, [[Butzon & Bercker Verlag]] 1940 (224 Seiten).
+
* [[Gerhard Hermes]]: ''Herrlichkeit der Gnade'' [[Christiana Verlag]] 1984 (204 Seiten; ISBN 3717108425).
* [[Anton Ziegenaus]] (Hrsg.): Der Mensch zwischen [[Sünde]] und Gnade (Berichtband der 8. [[Theologische Sommerakademie Augsburg|Theologischen Sommerakademie Augsburg]] 2000). [[Stella Maris Verlag]] 2000 (260 Seiten; ISBN 3-934225-08-X).
+
* Gisbert Menge OFM: ''Die Gottesliebe, Anfang und Vollendung des Gnadenlebens'', in der Reihe: Bücher der Innerlichkeit, Band 8, [[Butzon & Bercker Verlag]] 1940 (224 Seiten).
* [[Walter Hoeres]]: Die Sehnsucht nach der [[Anschauung Gottes]]: [[Thomas von Aquin]] und [[Duns Scotus]] im Gespräch über [[Natur]] und [[Gnade]],[[Patrimonium Verlag]] 2015 (214 Seiten; Tb; ISBN 978-3864170461).
+
* [[Anton Ziegenaus]] (Hrsg.): ''Der Mensch zwischen [[Sünde]] und Gnade'' (Berichtband der 8. [[Theologische Sommerakademie Augsburg|Theologischen Sommerakademie Augsburg]] 2000). [[Stella Maris Verlag]] 2000 (260 Seiten; ISBN 3-934225-08-X).
 +
* [[Walter Hoeres]]: ''Die Sehnsucht nach der [[Anschauung Gottes]]'': [[Thomas von Aquin]] und [[Duns Scotus]] im Gespräch über [[Natur]] und [[Gnade]],[[Patrimonium Verlag]] 2015 (214 Seiten; Tb; ISBN 978-3864170461).
 +
 
 +
== Anmerkungen ==
 +
<references />
  
 
[[Kategorie:Gnadenlehre|!]]
 
[[Kategorie:Gnadenlehre|!]]

Version vom 31. Oktober 2020, 20:12 Uhr

Beziehung der übernatürlichen Gnade und der Natur

Gnade (hebräisch: חֵן ḥen, חֶסֶד ḥesed, griechisch: χάρις cháris, lat.: gratia) ist eine innere, unverdiente und ungeschuldete, übernatürliche Gabe oder Geschenk Gottes zur Rettung der menschlichen Seele, welche Jesus Christus durch seinen Tod erworben hat. Sie ist eine Zuwendung Gottes zum Menschen, also seine Liebe und Huld. Gott hilft durch die Gnade, das Gute zu tun und das Böse zu meiden.

Erklärung

Es gibt natürliche, äußere Gaben für den Leib. Diese sind Gesundheit, Nahrung, Wohnung, Kleidung usw. Und es gibt natürliche innere Gaben für die Seele. Diese sind Verstand, Wille, Gedächtnis, Talente usw.

Gnade aber gehört nicht zu unserer Natur. Sie kommt zu ihr, über sie hinzu. Sie überragt an Güte und Kraft die Natur. Deshalb wird sie übernatürlich genannt. Gnade kann nur von Gott kommen. Niemand kann sie von sich aus erwerben.

Einteilung

Es gibt zwei Hauptarten der Gnade:

1. Die helfende Gnade

2. Die heiligmachende Gnade.

Die helfende Gnade heißt auch «Gnade des Beistandes», die heiligmachende Gnade auch «Gnade der Rechtfertigung».

Die helfende Gnade

Die helfende Gnade hilft das, was zum Himmel führt zu erkennen, zu wollen und zu tun:

Gott erleuchtet den Verstand: Das ist die erleuchtende Gnade.
Gott bewegt den Willen: Das ist die bewegende Gnade.
Gott treibt zum Guten an, begleitet und vollendet es: Das ist die antreibende und vollendende Gnade.

"Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt", sagt der heilige Paulus (PhiI 2, 13). Die helfende Gnade ist uns unbedingt zur Rettung der Seele notwendig. Denken, reden, arbeiten, uns bewegen usw. können wir auch ohne übernatürliche Hilfe. Aber um in den Himmel zu kommen, können wir nichts tun ohne die Gnade Gottes. Jesus sagt: "Ohne mich könnt ihr nichts tun" (Joh 15,5; vgl. 1 Tim 2, 4). Ohne Gnade sind wir für das ewige Leben wie ein Mühlrad ohne Wasser, eine Stadt ohne Licht, eine Maschine ohne Kraft. Gott gibt jedem Menschen genug Gnade, dass er in den Himmel kommen kann. Auch die Verdammten in der Hölle hatten genug Gnade, de sie zu wenig nutzten. Der Mensch muss die Gnade bereitwillig aufnehmen (vgl. Ps 94) und mit ihr wirken (vgl. 2 Kor 6, 1). Von Judas, der so viele Gnaden verscherzt hat, sagt der Jesus: "Wehe ... es wäre ihm besser, wenn er nicht geboren wäre!" (Mk 14,21). Oder: Jesus weinte über Jerusalem, weil es der Gnade Gottes widerstand. Man muss die Gnade dankbar vor allem im Gebet, in öfterer Beichte und der Sakrmentalen Kommunion aufnehmen.<ref>Basler Katholischer Katechismus (1947)#II. HAUPTTElL: Von der Gnade.</ref> Man darf der Gnade nicht widerstehen. Wer die Gnade nicht annimmt, kommt in die Gefahr zu sündigen. Er wird sich an die Sünde gewöhnen und die ewige Seligkeit verlieren.<ref>Österreichische Bischofskonferenz: Katechismus der katholischen Religion#60. LEHRSTÜCK: GOTT HILFT UNS DURCH DIE GNADE.</ref>

Die heiligmachende Gnade

Das Ziel des Lebens ist die Herrlichkeit Gottes, die ewige Glückseligkeit. Diese ist so hoch über allen irdischen Dingen und Kräften, dass der Mensch sie niemals erreichen kann. Damit der Mensch zu diesem unendlich hohen Ziel gelangen, hebt Gott die menschliche Seele hinauf in die übernatürliche Welt, in sein eigenes göttliches Leben. Er gibt zum Leben des Leibes und der Seele sein göttliches Leben der Gnade, die heiligmachende Gnade in der Taufe und der Beichte.

Vielen Menschen ist die Gnade wie eine Münze ohne Wert: vor Gott aber gilt sie alles: «Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Reich Gottes nicht schauen» (Joh 3, 3). Die heiligmachende Gnade ist das übernatürliche Leben der Seele, eine Teilhabe an der göttlichen Natur.

Die heiligmachende Gnade macht uns heilig, zu Kindern Gottes und Erben des Himmels, sagt die Bibel:

Heilig: «Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesu Christi» (1 Kor 6,11). Durch die heiligmachende Gnade sind wir von der Erbschuld und von jeder schweren Sünde gereinigt. Die schwere Sünde ist weggenommen, «abgewaschen», nicht nur zugedeckt.
Kinder Gottes: «Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, dass wir Kinder Gottes heißen und sind» (1 Joh 3,1). Also ist Christus unser Bruder, und wir gehören zur Familie Gottes.
Erben des Himmels: «Wir sind Kinder Gottes. Wenn aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi» (Röm 8,16f). Wer in der heiligmachenden Gnade stirbt, dem ist der Himmel sicher.

Durch die heiligmachende Gnade wird der Mensch Kind Gottes und ist darum heilig. In diesem Sinne hat der heilige Paulus die Christen Heilige genannt. Man nennt aber vor allem jene heilig, die sich von freiwilliger lässlicher Sünde freihalten und bewähren durch heldenhafte (heroische) Tugend. Viele dieser Heiligen hat die Kirche ausdrücklich als Heilige anerkannt oder heiliggesprochen. Zu ihrer Verehrung darf man Altäre und Kirchen errichten und sie als Namenspatrone anrufen.

Ohne die heiligmachende Gnade ist ein Mensch arm: nicht heilig, kein Kind Gottes, kein Erbe des Himmels. Der Reichste ohne die heiligmachende Gnade ist vor Gott der Ärmste. Für den Himmel kann er sich keine Verdienste sammeln. Die Himmelstür ist ihm verschlossen. Gott sagt zu solchen: «Ich kenne euch nicht» (Mt 25, 12).

Die heiligmachende Gnade verliert, wer eine schwere Sünde begeht. Die schwere Sünde heißt auch Todsünde, weil sie das Leben der heiligmachenden Gnade tötet. Es ist die eigene Schuld, wenn man die heiligmachende Gnade verliert. Der Todsünder raubt sich selbst das übernatürliche Leben. Die Todsünde ist darum das größte Unglück. Der Sünder bekommt die verlorene heiligmachende Gnade wieder, wenn er beichtet, oder schon vorher, wenn er vollkommene Reue vollzieht. Die heiligmachende Gnade wird vermehrt, wenn man betet, die heiligen Sakramente empfängt und gute Werke tut.<ref>Basler Katholischer Katechismus (1947)#II. HAUPTTElL: Von der Gnade.</ref>

Lehramtliches

Pius XII.

Johannes XXIII.

Johannes Paul II.

Benedikt XVI.

Literatur

Anmerkungen

<references />