Humanum genus (Wortlaut)

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen

Über Wesen und Gefahr der Freimaurerei

An alle Ehrwürdigen Brüder: die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe und Bischöfe der katholischen Welt, welche in Gnade und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle stehen

'

Papst Leo XIII.

'

Ehrwürdige Brüder!
Heilsgruß und Apostolischen Segen!


Nachdem das Menschengeschlecht durch den Neid des Teufels von Gott, dem Schöpfer und dem Spender der himmlischen Güter, so kläglich abgefallen war, hat es sich in zwei geschiedene und einander entgegengesetzte Lager geteilt: das eine kämpft unausgesetzt für Wahrheit und Tugend, das andere für alles, was der Wahrheit und Tugend widerstreitet. - Das eine ist das Reich Gottes auf Erden: nämlich die wahre Kirche Christi; wer diesem wahrhaft und zu seinem Heile angehören will, der muß Gott und Seinem Eingeborenen Sohne mit ganzer Seele und mit voller Hingebung seines Willens dienen. Das andere ist das Reich des Satans, in dessen Botmäßigkeit und Gewalt alle stehen, welche dem verhängnisvollen Beispiel ihres Führers und unserer Stammeltern gefolgt sind, dem ewigen göttlichen Gesetze den Gehorsam verweigern und vieles mit Verachtung Gottes, ja vieles gegen Gott selbst zu unternehmen suchen. Dieses zweifache Reich, das zwei Staaten (lat.: civitates) gleicht, die gemäß einander widerstrebenden Gesetzen einander widerstrebende Ziele verfolgen, hat Augustinus wohl erkannt und beschrieben und die wirkende Ursache beider in nachstehenden Worten feinsinnig und kurz zusammengefaßt: Eine zweifache Liebe hat diese zwei Staaten (lat.: civitates) gegründet: den irdischen die Selbstliebe bis zur Verachtung Gottes, den himmlischen dagegen die Gottesliebe bis zur Verachtung seiner selbst. - In allen Jahrhunderten haben diese beiden einander bekämpft mit verschiedenen Waffen und in verschiedener Weise, wenngleich nicht immer mit gleicher Hitze und gleichem Ungestüm. In der Gegenwart jedoch scheinen die Anhänger des Bösen sich zu verabreden und in ihrer Gesamtheit mit vollen Kräften anzustürmen: geleitet und gestützt von der weitverbreiteten und fest gegliederten Gesellschaft der sogenannten "Freimaurer". Denn schon halten diese ihre Pläne nicht mehr geheim, und sie reizen sich höchst verwegen untereinander auf gegen den allmächtigen Gott. Offen und ungescheut arbeiten sie daran, die Kirche zu vernichten: und zwar in der Absicht, um - wenn es möglich wäre - die christlichen Völker aller Güter gänzlich zu berauben, die ihnen durch unseren Heiland Jesus Christus zuteil geworden sind. - Indem Wir diese Übel beklagen, müssen Wir oft, von Liebe im Innersten bewegt, zu Gott rufen: Siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt. Über dein Volk fassen sie listige Anschläge und sinnen wider deine Heiligen. Sie sprechen: Kommet, lasset sie uns vertilgen aus dem Volke.

Bei dieser dringenden Gefahr, bei diesem grausamen und hartnäckigen Kampfe gegen das Christentum ist es Unsere Aufgabe: hinzuweisen auf den Ernst der Lage; kenntlich zu machen die Gegner; Widerstand zu leisten, so viel Wir vermögen, ihren listigen Plänen; damit nicht auf ewig zugrundegehen alle jene, deren Seelenheil Uns anvertraut ist, und auf daß Jesu Christi Reich, dessen Obhut Uns übergeben ward, nicht bloß Bestand habe und unversehrt fortdauere, sondern immer mehr wachse und überall auf der ganzen Erde sich ausbreite.

Die Römischen Päpste, Unsere Vorgänger, sorgfältig wachsam über das Heil des christlichen Volkes, haben diesen Todfeind alsbald erkannt: wer er sei, was er wolle, sobald er aus dem Dunkel geheimer Verschwörung heraustrat; und indem sie wohl wußten, was bevorsteht, haben sie Fürsten und Völkern gewissermaßen ein Zeichen gegeben und sie gemahnt, von deren Arglist sich nicht betrügen und fangen zu lassen. - Der erste, welcher auf die Gefahr hinwies, war Clemens XII., dessen Konstitution von Benedikt XIV. bestätigt und erneuert wurde. Ihrem Vorgehen folgte Pius Vll.. Leo XII. faßte in der Apostolischen Konstitution QUO GRAVIORA zusammen, was seine Vorgänger in dieser Angelegenheit getan und bestimmt hatten, und erklärte sie als gültig und rechtskräftig für alle Zeiten (lat.: = in perpetuum). In demselben Sinne haben sich Pius VIII., Gregor XVI. und sehr oft Pius IX. ausgesprochen.

Als nämlich die Sekte der "Freimaurer" sich nach ihrem Wesen und Charakter durch offenkundige Merkmale zu erkennen gab; als man diese Angelegenheit untersucht hatte; als deren Gesetze, Riten und Gebräuche ans Licht kamen, wozu häufig das Zeugnis von Eingeweihten kam: da verkündete es dieser Apostolische Stuhl und erklärte öffentlich: es sei die Sekte der "Freimaurer" eine rechtswidrige und für Kirche und Staat gleichermaßen verderbliche Verbindung; und er verbot unter Androhung jener besonders schweren Strafen, welche die Kirche über Schuldige zu verhängen pflegt, allen Gläubigen den Eintritt in dieselbe.

Hierdurch verbittert, meinten die Verbündeten, sich teils durch Verachtung, teils durch Verleumdung der Wucht dieser Urteilssprüche entziehen und dieselbe abschwächen zu können; sie klagten die Römischen Päpste an, daß deren Entscheidungen ungerecht gewesen seien und das rechte Maß überschritten hätten. Auf solche Weise versuchten sie es, das Ansehen und Gewicht der Apostolischen Konstitutionen eines Clemens XII., Benedikt XIV., sowie Pius VII. und Pius IX. bedeutungslos zu machen. Doch es fehlte unter den Mitgliedern dieser Gesellschaft selbst nicht an solchen, die sogar gegen ihren Willen eingestanden, daß im Hinblick auf die katholische Lehre und Lebensordnung die Römischen Päpste in allem diesem nach Recht und Gerechtigkeit gehandelt haben. Auch verschiedene Fürsten und Regierungen gaben den Päpsten hierin ihre volle Zustimmung, indem sie teils Sorge trugen, daß die Sekte der "Freimaurer" bei dem Heiligen Stuhle angeklagt wurde, teils ihrerseits durch das Gesetz diese für staatsgefährlich erklärten, wie dies in Holland, Österreich, in der Schweiz, in Spanien, Bayern, in Savoyen und anderen Ländern Italiens, geschehen ist.

Wie klug Unsere Vorgänger in dieser Beziehung gehandelt haben, hat die Folgezeit bewiesen, worauf darum besonderes Augenmerk zu richten ist. Ihre väterlichen Bemühungen und Vorsorgen hatten nämlich weder zu jeder Zeit noch überall den gewünschten Erfolg: die Ursache hiervon war teils die List und Verstellung der Schuldigen selbst, teils der Mangel an Ernst bei denjenigen, welchen vor allen anderen hätte daran gelegen sei müssen, ein wachsames Auge zu haben. So ist es denn gekommen, daß im Laufe von anderthalb Jahrhunderten die Sekte der "Freimaurer" eine über alle Erwartung große Ausbreitung gewann; und indem sie keck und listig in alle Ordnungen des Gemeinwesens sich eindrängte, erlangte sie eine solche Macht, daß sie nahezu die Oberherrschaft in den Staaten zu haben scheint. So rasch und so furchtbar hat sich das Verderben entwickelt, das Unsere Vorgänger lange vorausgesehen hatten, und das nun die Kirche, die Gewalt der Fürsten und Staatsoberen, sowie die öffentliche Wohlfahrt bedroht. Denn so weit ist es gekommen, daß für die Zukunft alles zu befürchten ist: nicht zwar für die Kirche, die auf einem zu festen Grund gebaut ist, als daß sie von Menschenhand erschüttert werden könnte, sondern für jene Staaten, in welchen die "Freimaurerei" mächtig ist, oder ähnliche Sekten, die im Dienste jener arbeiten und tätig sind.

Sobald Wir darum die Regierung der Kirche übernommen haben, war es Unsere feste Überzeugung, Wir müßten durch das Gewicht Unserer Autorität diesem Übel so viel als möglich Widerstand leisten. - In der Tat haben Wir bei gegebener Gelegenheit bestimmte hauptsächliche Lehrgebiete beleuchtet, auf welche die Verkehrtheit der "freimaurerischen" Meinungen sichtlich den meisten Einfluß hatte. So haben Wir in Unserem Rundschreiben QUOD APOSTOLICI MUNERIS es unternommen, die Ungeheuerlichkeiten der Sozialisten und Kommunisten zu widerlegen; in einem anderen, nämlich ARCANUM DIVINAE SAPIENTIAE, suchten Wir den wahren und richtigen Begriff der häuslichen Gesellschaft, welche in der Ehe ihre Quelle und ihren Ursprung hat, darzulegen und zu verteidigen, in jenem, das mit den Worten DIUTURNUM ILLUD beginnt, haben Wir das Musterbild der politischen Gewalt nach den Grundsätzen der christlichen Weisheit entworfen und dargestellt, wie es mit der Natur der Dinge selbst und mit dem Heile von Fürsten und Völkern in wunderbarem Einklang steht. Nun aber haben Wir beschlossen, nach dem Beispiel Unserer Vorgänger die Sekte der "Freimaurer" selbst direkt ins Auge zu fassen: ihre gesamte Lehre, ihre Pläne, ihre Denk- und Handlungsweise, um dadurch mehr und mehr ihre verderbliche Macht in klares Licht zu setzen und die Völker vor Ansteckung durch diese verhängnisvolle Pest zu bewahren.

Alle jene mannigfaltigen Sekten, obwohl sie nach Namen, Gebräuchen, Form und Ursprung verschieden sind, stehen dennoch miteinander im Zusammenhang durch eine gewisse Gemeinsamkeit ihres Zweckes und eine Ähnlichkeit ihrer Grundanschauungen: sie sind darum sachlich mit der Sekte der "Freimaurer" eins: dieselben bilden gleichsam den Mittelpunkt, von wo alle ausgehen, wohin alle zurückkehren. Obgleich sie gegenwärtig, wie es den Anschein hat, durchaus nicht mehr die Verborgenheit suchen, vielmehr ihre Versammlungen am hellen Tage und vor aller Augen abhalten und ihre Zeitschriften veröffentlichen, so bewahren sie doch, näher betrachtet, das Wesen und den Charakter geheimer Gesellschaften. Es ist nämlich Verschiedenes bei ihnen von Geheimnissen umgeben, welche nicht bloß vor den Fremden, sondern auch vor sehr vielen unter den Mitgliedern selbst, nach ihren Gesetzen mit größter Sorgfalt gewahrt werden.

Hierzu gehören ihre geheimsten und letzten Pläne, die obersten Vorstände der Abteilungen, gewisse verborgene Zusammenkünfte der am meisten Eingeweihten; das gleiche gilt von ihren Beschlüssen und der Art und Weise, diese zur Ausführung zu bringen. Zu diesem Zwecke gibt es unter den Brüdern eine große Verschiedenheit in den Rechten, Ämtern und Obliegenheiten, eine bestimmte Abstufung in Graden und Ordnungen, und eine strenge Disziplin, welcher alle unterworfen sind. Die Eintretenden (lat.: initiales) müssen geloben, ja meistens mit einem besonderen Eide beschwören, daß sie niemandem und zu keiner Zeit und auf keine Art und Weise ihre Brüder, ihre Erkennungszeichen, ihre Lehren verraten wollen.

So suchen die "Freimaurer" unter erlogenem Scheine und in derselben heuchlerischen Weise wie seinerzeit die Manichäer (die Gnosis! -Anm. K. H.) verborgen zu bleiben und niemand anderen zu Zeugen zu haben als die ihrigen. Unter dem Namen von Freunden der Literatur und der Wissenschaft, die sich zu gelehrten Zwecken vereinigt haben, verstehen sie es trefflich, sich zu verstecken; wenn man sie reden hört, so ist es ihnen zu tun um Förderung höherer Bildung, um Bestrebungen zum Besten des niedrigen Volkes - so als wollten sie nichts anderes als das Beste des Volkes und die größtmögliche Verbreitung aller staatlichen Wohltaten. Selbst wenn dies auch alles wahr wäre, so ist doch ihre Tätigkeit durchaus nicht hierauf allein beschränkt. Wer immer einmal beigetreten ist, muß außerdem versprechen und dafür einstehen, daß er den Führern und Meistern aufs Wort folgen will in höchstem Gehorsam und in Treue; daß er, bereit auf jeden Wink und auf jedes Zeichen, das Befohlene ausführen will; daß er im Falle des Ungehorsams auch das Härteste und selbst den Tod erdulden will. In der Tat wird die Todesstrafe nicht selten an denen vollzogen, über welche wegen Verrat des Geheimnisses oder Ungehorsam dieselbe ausgesprochen wurde: und zwar mit einer solchen Keckheit und Gewandtheit, daß häufig der Meuchelmörder dem wachsamen Auge der strafenden Gerechtigkeit entrinnt. - Heucheln und im Dunkeln verborgen bleiben zu wollen, Menschen nach Sklavenart mit den stärksten Banden an sich zu fesseln, ohne daß diese den Grund hiervon klar erkennen; sie nach fremder Willkür zum Werkzeug jeglichen Frevels zu gebrauchen, ihnen den Mordstahl in die Hand zu drücken unter dem Vorwand der Straflosigkeit - das ist eine Ungeheuerlichkeit, welche der Natur durchaus widerstreitet. Darum beweisen die gesunde Vernunft und die Natur der Sache selbst, daß die Gesellschaft., von der Wir reden, im Gegensatz steht zur Gerechtigkeit und zur natürlichen Sittlichkeit.

Ebendies wird durch folgende Gründe noch klarer erhellt. Mögen auch List und Verlogenheit in der Welt noch so groß sein, so ist es doch unmöglich, daß aus den Auswirkungen nicht deren Ursache, wie sie wirklich ist, klar erkennbar sei. Ein guter Baum kann keine bösen Früchte bringen, und ein böser Baum keine guten Früchte. Es bringt aber die Sekte der "Freimaurer" verderbliche und sehr bittere Früchte. Denn aus den unbestreitbaren Kennzeichen, von denen oben die Rede war, ergibt sich ersichtlich, was das letzte Ziel ist bei allen ihren Plänen: die gesamte religiöse und staatliche Ordnung, wie sie das Christentum begründet hat, von Grund aus zu zerstören und nach ihrem Gutdünken eine neue zu schaffen auf Grund der Anschauungen und Gesetze des Naturalismus.

Was Wir hier sagen und noch sagen werden, ist von der Sekte der "Freimaurer" im allgemeinen zu verstehen und von den ihr verwandten und verbündeten Gesellschaften, aber nicht von den einzelnen Mitgliedern. Unter deren Zahl mögen nicht wenige sein, die allerdings nicht ohne Schuld sich mit diesen Gesellschaften eingelassen haben, aber doch weder persönlich an solchen Freveltaten beteiligt sind, noch auch die letzten Ziele, um die sich jene bemühen, kennen. Ebenso billigen vielleicht einige von diesen Gesellschaften durchaus nicht jene äußersten Folgerungen, welche sie - weil sich diese in notwendiger Konsequenz aus jenen allgemeinen Grundsätzen ergeben - annehmen müßten, wenn nicht die Abscheulichkeit des Verbrechens durch seine Häßlichkeit sie abstoßen würde. Auch finden es manche von ihnen im Hinblick auf die Orts- und Zeitverhältnisse rätlicher, nicht bis zum Äußersten zu gehen, obwohl sie selbst es an sich wünschen würden und andere es gewohnt sind, so zu handeln. Darum gehören sie aber doch dem freimaurerischen Bund an: denn dieser ist nicht nach den vollbrachten Taten allein, sondern nach seinen wesentlichen Grundsätzen zu beurteilen.

Oberster Grundsatz der Naturalisten, wie dies schon ihr Name besagt, ist der: es müsse die menschliche Natur und die menschliche Vernunft in allem oberste Richtschnur und Lehrerin sein. Hieraus ergibt sich, daß die Naturalisten sich um die Pflichten gegenüber Gott nicht sehr kümmern, oder daß sie dieselben entstellen durch irrige und wechselnde Meinungen. Sie leugnen nämlich jede Göttliche Offenbarung und verwerfen jedwedes religiöse Dogma; nach ihnen gibt es keine Wahrheit, die des Menschen Vernunft überschreitet; keinen Lehrer, der kraft seines Amtes das Recht hätte, Glauben von uns zu fordern. Da es nun aber das einzigartige Recht der katholischen Kirche ist, das ihr allein zukommt: die von Gott empfangenen Lehren und ihre eigene lehramtliche Autorität samt allen übrigen zum Heile notwendigen Gnadenmitteln vollständig zu bewahren und unversehrt zu erhalten - darum gilt ihr ganz besonders der grimmige Kampf der Feinde.

Nun zur Betrachtung des Verfahrens der "Freimaurer" - Sekte in religiösen Fragen, besonders da, wo dieselbe sich freier bewegen kann. Es ergibt sich, daß sie ganz offenkundig die Anschauungen der Naturalisten vollständig in die Tat umsetzen will. Ist sie doch unermüdlich und seit langer Zeit bestrebt, das Lehramt der Kirche, sowie deren Autorität im Staate zu untergraben. Deshalb lehren sie und kämpfen sie öffentlich für die Notwendigkeit einer vollständigen Trennung von Kirche und Staat. Hierdurch hält sie den höchst wohltätigen Einfluß der katholischen Religion von der Gesetzgebung und der Verwaltung des Staates fern. Hieraus folgt, daß sie meint, die Gesamtheit der Staatswesen ohne jedwede Bezugnahme auf die Kirche, ihre Institutionen und Lehren ordnen zu können. - Doch es ist ihnen nicht genug, die Kirche, diese beste Führerin, zu verdrängen: sondern sie feinden sie noch dazu an und schädigen sie. Ungestraft greift man in Rede, Schrift und Lehrvorträgen sogar die Fundamente der katholischen Lehre an; weder werden die Rechte der katholischen Kirche anerkannt, noch bleiben die Ämter, die sie von Gott empfangen hat, unversehrt. Ihr Wirkungskreis ist so weit als möglich eingeengt, und zwar durch Gesetze, die dem Schein nach weniger gewalttätig, in der Tat aber recht geeignet sind, ihre Freiheit zu hemmen. Der Klerus leidet unter schweren Ausnahmegesetzen, sodaß er von Tag zu Tag an Anzahl abnimmt und die notwendigsten Mittel zu seinem Unterhalt sich verringern; was vom Kirchengut noch übrig ist, ist - gebunden durch drückendste Maßregeln der Gewalt und Willkür der staatlichen Verwalter ausgeliefert; die religiösen Genossenschaften sind aufgehoben und zerstreut. - Der Heilige Stuhl aber und der Römische Papst wird seit langem auf das heftigste bekämpft. Zuerst hat man ihn unter falschen Vorwänden seiner weltlichen Herrschaft beraubt, die ein Hort seines Rechtes und seiner Freiheit war, bald darauf hat man ihn in eine harte Lage versetzt, durch Schwierigkeiten aller Art in unerträglicher Weise bedrängt - bis man da ankam, wo wir jetzt stehen, und die Sektenhäupter das, was sie vorher lange im Verborgenen geplant hatten, nun offen aussprechen: es müsse die heilige Gewalt der Päpste vernichtet und .das kraft Göttlichen Rechtes eingesetzte Papsttum selbst von Grund aus zerstört werden. Hätten wir auch sonst keine Beweise für diese ihre Absichten, so bezeugen dies genügend jene, welche in diese Sekte eingeweiht sind, von denen sehr viele früher schon und auch in neuester Zeit dies als den wahren Plan der "Maurer" erklärten: die katholische Kirche nämlich aufs äußerste zu bekämpfen; und nicht zu ruhen, bis sie alles ausgerottet hätten, was immer die Päpste zum Besten der Religion gegründet haben. - Zwar werden jene, welche in der Sekte Aufnahme finden, keineswegs mit ausdrücklichen Worten gezwungen, ihren katholischen Glauben abzuschwören: doch dies widerspricht keineswegs den Plänen der "Maurer", sondern ist ihnen vielmehr dienlich. Denn vorerst täuschen sie leicht auf diesem Wege die Leichtgläubigen und Unvorsichtigen und locken noch viele andere an. Indem sie sodann Bekenner jeder Religion ohne Unterschied aufnehmen, tragen sie tatsächlich viel dazu bei, den Hauptirrtum unserer Zeit zu verbreiten: nämlich daß die Religion dem Belieben des Einzelnen anheimgestellt sei und es keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Religionsformen gebe. Eine solche Anschauung führt aber zum Untergang jedweder Religion, besonders aber der katholischen: da sie unter allen übrigen die allein wahre ist, kann sie ohne höchstes Unrecht nicht den anderen gleichgestellt werden.

Doch die Naturalisten bleiben hierbei nicht stehen. Da sie in den höchsten Fragen unbesonnen einen falschen Weg eingeschlagen haben, so gelangen sie in raschem Fortgange zum Äußersten: sei es infolge der Schwäche der menschlichen Natur, sei es nach Gottes Gericht, das über ihren Stolz eine gerechte Strafe verhängt. So kommt es denn, daß für jene auch das ungewiß und zweifelhaft wird, was der Mensch in dem natürlichen Licht seiner Vernunft erkennt, wie: das Dasein Gottes; die Unstofflichkeit, Geistigkeit und Unsterblichkeit der Seele. - Auch die Sekte der "Freimaurer" scheitert auf ihrer Irrfahrt an denselben Klippen. Denn wenn sie auch im allgemeinen das Dasein Gottes annehmen, so legen sie doch selbst dafür Zeugnis ab, daß ihr Geist hierfür keine feste und unerschütterliche Gewißheit hat. Denn sie selbst gestehen, daß gerade diese Frage über das Dasein Gottes bei ihnen ganz besonders Grund und Anlaß zu Uneinigkeiten ist, ja es ist bekannt, daß vor nicht langer Zeit über diese Frage heftig unter ihnen gestritten wurde. In der Tat gestattet die Sekte in diesem Punkte den Brüdern große Freiheit: ob es Gott gebe oder ob es Gott nicht gebe - das mag ein jeder nach eigenem Belieben behaupten. Jene, welche unverhohlen behaupten, es gebe keinen Gott: sie werden ebenso leicht aufgenommen wie die anderen, welche zwar das Dasein Gottes zugeben, aber eine falsche Vorstellung nach der Gepflogenheit der Pantheisten von Ihm haben. Dies bedeutet nichts anderes, als von Gott einen gewissen widerspruchsvollen Schein noch beizubehalten, in Wahrheit aber Ihn leugnen. Ist dieses stärkste Fundament zerstört und gefallen, so muß folgerichtig auch alles Übrige wanken, was wir schon auf natürlichen Antrieb hin erkennen können: nämlich die Erschaffung aller Dinge durch Gottes freien Willen; daß die Welt durch (Seine) Vorsehung gelenkt wird; die Unsterblichkeit der Seelen; das Ewige Leben, welches einst auf dieses irdische Leben folgen wird.

Sind nun aber diese (grundlegenden Wahrheiten) verlorengegangen, welche uns von Natur aus als die obersten Grundsätze für die Erkenntnis und für das Leben nach ihr gegeben sind, so wird leicht klar, von welcher Art zukünftig die Sitten des privaten und des öffentlichen Lebens sind. Jene höheren Tugenden, welche ohne Gottes besondere Gnade und Beistand niemand weder erlangen noch üben kann, wollen Wir mit Stillschweigen übergehen: von denselben kann dort wahrhaftig keine Spur sein, wo man die Erlösung des Menschengeschlechtes, die Gnade Gottes (die Übernatur! -Anm. K. H.), die Sakramente und die dereinstige Seligkeit im Jenseits nicht kennt und zurückweist. Wir wollen nur reden von den Pflichten der natürlichen Sittlichkeit: Gott, der Weltschöpfer und deren weiser Lenker und Leiter; das Ewige Gesetz, welches gebietet, die Ordnung der Natur zu wahren, und verbietet, diese durcheinander zu bringen; das Letzte Ziel des Menschen, das viel höher als die menschlichen Dinge und jenseits alles festen Angesiedeltseins im innerweltlichen Bereich liegt - das sind die Quellen und die obersten Grundsätze allen Rechtes und aller Sitte. Werden diese geleugnet, so wie es von seiten der Naturalisten und "Freimaurer" geschieht, so gibt es alsbald für die wissenschaftliche Erkenntnis von Recht und Unrecht keinen festen und unangreifbaren Haltepunkt mehr. In der Tat: die einzige sittliche Erziehung, welche die Sekte der "Freimaurer" noch anerkennt und durch die die Jugend geformt werden soll, ist die sogenannte rein weltliche, unabhängige und freie, das heißt: in der nichts mehr von Religion enthalten ist. Wie dürftig aber eine solche ist, wie kraftlos, wie schwankend bei jedem Hauch von Begierden - das haben ihre bereits offenkundigen und beklagenswerten Früchte hinlänglich gezeigt. Denn wo immer jene sich ungehindert geltend machen konnte und die christliche Erziehung weichen mußte, da schwanden alsbald die guten und reinen Sitten, ungeheuerliche Ansichten wuchsen auf, Verwegenheit und Missetat nahmen mit großen Schritten zu. Dies beklagt und bedauert man allgemein; und nicht wenige von denen, die es am wenigsten gestehen möchten, bezeugen dies oft: durch die Offenkundigkeit der Tatsachen hierzu genötigt. Da außerdem die menschliche Natur, von der Erbsünde befleckt, eben darum viel mehr zum Laster hinneigt als zur Tugend, so fordert ein sittliches Leben vor allem dieses: daß wir die niederen Triebe bezwingen und die Begierden der Vernunft unterwerfen. In diesem Kampfe heißt es nicht selten, das Irdische zu verschmähen und die größten Anstrengungen und Beschwerden nicht zu scheuen, damit die Vernunft die ihr gebührende Herrschaft bewahre. Da nun aber die Naturalisten und "Maurer" keinen Glauben an die Göttliche Offenbarung haben, so leugnen sie auch den Sündenfall der Stammeltern, leugnen sie, daß die Willensfreiheit geschwächt und gebeugt sei. Sie übertreiben vielmehr die Kraft und Vortrefflichkeit der menschlichen Natur, erkennen in ihr allein Grundlage und Maß aller Gerechtigkeit und denken gar nicht daran, daß es zur Bezwingung der niederen Triebe und zur Regelung der Begierden einen steten Kampf kostet und die Standhaftigkeit höchst notwendig ist. Wir sehen daher, wie man überall in der Öffentlichkeit so viele Anreizmittel für die Begierden ausbietet: Zeitschriften und Berichte ohne jedwede Scham noch Scheu; Schauspiele, die sich hervortun durch Zügellosigkeit; eine Kunst, welche einer falschen sogenannten "Wirklichkeitstreue" (lat.: verismus) ihre Motive entnimmt; einen übertriebenen, verweichlichenden Luxus - kurz, alles, was dazu dient, die Leidenschaften zu erregen und die Tugend einzuschläfern und zu entnerven. Dies ist freilich ein Handeln in Schandtaten, aber diese handeln damit folgerichtig, da sie keine Hoffnung auf himmlische Güter mehr haben, ihr ganzes Glück in den mit dem Tod endenden Dingen suchen und gewissermaßen im Irdischen zugrundesinken. - Was Wir gesagt haben, wird bestätigt durch eine Tatsache, die an sich nicht überrascht, sondern nur dadurch, daß man es wagt, sie auszusprechen. Da nämlich schlauen und verschlagenen Menschen niemand sklavischer zu gehorchen pflegt als solche, welche die Herrschaft der Begierden entnervt und gebrochen hat, so haben sich in der "Freimaurer" - Sekte Leute gefunden, die öffentlich den Vorschlag machten, planmäßig und mit Bedacht dahin zu wirken, daß eine grenzenlose Zügellosigkeit in allen Lastern unter der Menge verbreitet werde: denn dadurch würde dieselbe ihnen ganz zu eigen und willenlos bereit zu jedem künftigen Frevel.

Was das häusliche Zusammenleben betrifft, so läßt sich die Lehre der Naturalisten in folgendem kurz zusammenfassen. Die Ehe ist nach ihrer Auffassung ein Vertrag und kann nach dem Willen jener, die ihn geschlossen haben, wieder rechtlich gelöst werden. Auch in Bezug auf das Eheband sei sie der staatlichen Gewalt unterstellt. Bezüglich der Erziehung gilt als fester und unbestrittener Grundsatz, daß in keinem bestimmten Religionsbekenntnis Unterricht erteilt werden soll; es soll jedermann unbenommen bleiben, in reiferen Jahren nach Gutdünken zu wählen. - Dies ist auch die Meinung der "Maurer": sie stimmen ihr nicht bloß zu, sondern suchen sie auch zur allgemeinen Sitte und zur Gewohnheit zu machen. In vielen, sogar katholischen Gegenden ist es gesetzlich verordnet, daß eine Ehe ohne standesamtliche Trauung (lat.: ritus civilis) nicht als eine rechtmäßige anerkannt wird. An anderen Orten ist die Ehescheidung erlaubt, und wieder an anderen gibt man sich Mühe, deren Erlaubtheit zu erwirken. So kommt es allmählich dahin, daß das Wesen der Ehe ein gänzlich anderes wird, das heißt: eine wandelbare und flüchtige Verbindung, welche die Leidenschaft. bald schließt und bald wieder trennt.

Darin sind aber die "Freimaurer" alle in höchster Verschworenheit einig: daß sie danach streben, den Jugendunterricht an sich zu reißen. Dem weichen und formbaren Alter meinen sie leicht die ihnen genehme Richtung geben zu können; und sie halten das für den besten Weg, die Bürger der Zukunft in ihrem Sinne zu gewinnen. Darum wollen sie in Erziehung und Unterricht der Jugend den Dienern der Kirche keine Mitwirkung zum Zweck der Lehre und Aufsicht gestatten, und an vielen Orten haben sie es bereits dahin gebracht, daß der gesamte Jugendunterricht von Laien gegeben wird, und die großen und hochheiligen Pflichten, welche den Menschen mit Gott verbinden, auf die sittliche Bildung keinen Einfluß mehr haben.

Auf dem Gebiet der Staatsordnung gilt es den Naturalisten als Grundsatz: es hätten alle Menschen das gleiche Recht, und sie seien in jeder Beziehung einander vollkommen gleich; nach ihnen ist ein jeder von Natur aus frei; keiner hat ein Recht, dem anderen zu gebieten; einer Autorität gegenüber, die nicht von ihnen ausgegangen ist, Gehorsam zu fordern, sagen sie, das heiße so viel als jemandem Gewalt anzutun. Alles ruht nach ihnen auf dem freien Volke; die Regierung habe ihre Gewalt im Auftrag oder in Übereinstimmung mit dem Volk, sodaß dieses - wenn es seine Meinung ändert - es die Fürsten auch gegen deren Willen von ihrem Platz herabstürzen kann. Die Quelle aller Rechte und Pflichten der Bürger sei entweder die Volksmenge oder eine Regierung, die nach den neuesten (Staats-) Lehren geformt ist. Außerdem fordern sie einen Staat ohne Gott; es sei keine der verschiedenen Religionsformen berechtigt, daß man sie der anderen vorziehe - es hätten vielmehr alle gleiche Bedeutung.

Daß sich aber die "Maurer" solche Grundsätze aneignen und danach die Verfassung der Staaten gestalten wollen, ist so offenkundig, daß es keines Beweises bedarf. Denn schon längst setzen sie bekanntermaßen alles daran und bieten alle Mittel hierfür auf: eben dadurch bahnen sie aber auch jenen zahlreichen verwegenen Menschen den Weg, noch weiter zum Schlechteren hin fortzuschreiten und in Aufhebung allen Unterschiedes zwischen den Ständen und an Vermögen im Staat die Gleichheit und die Gemeinschaft aller Güter zu verkünden.

So geht denn aus dem, was Wir in dessen Grundzügen dargelegt haben, zur Genüge hervor, was die "Freimaurer" - Sekte ist und welches ihre Bestrebungen sind. So stark und so offenkundig stehen ihre wichtigsten Lehrsätze mit der Vernunft in Widerspruch, daß es nichts gibt, was verkehrter (lat.: perversius) sein könnte. Denn die Religion und die Kirche, welche Gott gegründet hat und auf immer schirmt, zerstören zu wollen, und das Heidentum mit dessen Sitten und Gebräuchen nach achtzehnhundert Jahren wieder zurückrufen zu wollen: das ist doch ein Beweis von ganz außerordentlicher Torheit und gottlosem Frevel. Aber auch das ist ebenso furchtbar und unerträglich, daß man die Wohltaten von sich weist, die Jesus Christus nicht bloß den Einzelnen, sondern auch sowohl der Familie wie der staatlichen Gesellschaft durch Seine Gnade erwiesen hat, und deren Größe selbst von den Feinden bezeugt und anerkannt wird. In solchen wahnwitzigen und finsteren Bestrebungen scheint sich irgendwie des Satans unaustilgbarer Haß und seine brennende Rachegier gegen Jesus Christus zu offenbaren. - Und wenn die "Maurer" eifrigst danach trachten, die Fundamente zu zerstören, auf denen jegliche Gerechtigkeit und Sittlichkeit ruht, und sich auf die Seite jener stellen, die jede tierische Lust für erlaubt erklären möchten: so ist dies nichts anderes, als dem Menschengeschlechte den Untergang in Schmach und Schande zu bereiten.

Noch mehr Gefahren bringen ihre Pläne gegen die häusliche und die bürgerliche Gesellschaft. Wie Wir nämlich schon früher auseinandergesetzt haben, hat die Ehe nach dem übereinstimmenden Zeugnisse aller Völker und Zeiten eine heilige und religiöse Weihe, und das Göttliche Gesetz verbietet es, den Ehebund zu zerreißen. Wenn aber die Ehe ihren heiligen Charakter verliert, wenn Ehescheidung erlaubt ist: dann tritt notwendig eine Störung und eine Verwirrung in der Familie ein; dann verliert die Frau ihre Würde, und den Kindern sind weder ihre Interessen noch die Zukunft mehr gesichert.

Die Religion aber aus dem öffentlichen Leben gänzlich zu verbannen und in der bürgerlichen Gesetzgebung und Regierung ganz von Gott abzusehen, gleichsam als gebe es keinen Gott: das ist ein selbst bei den Heiden unerhörter Frevel; denn diese hatten eine so tiefe und feste Überzeugung nicht bloß von den Göttern, sondern auch von der Notwendigkeit einer öffentlich ausgeübten Gottesverehrung (lat.: religio), daß sie sich eher eine Stadt ohne Fundamente als ohne Gott vorstellen konnten. In der Tat: die menschliche Gesellschaft, für welche wir von Natur aus bestimmt sind, ist ausgegangen von Gott, dem Urheber der Natur; Er ist Quelle und Grund all der zahllosen Güter, die wir immerdar durch diese empfangen. Wie darum dem Drang der Natur gemäß jeder Einzelne daran erinnert wird, Gott eine religiöse Verehrung zu erweisen, von dem er das Leben und alles Gute, was er zugleich mit diesem empfing, erhalten hat: so verhält es sich in gleicher Weise die Völker und Staaten betreffend. Wer darum die bürgerliche Gesellschaft von jeder religiösen Pflicht entbindet, der handelt nicht bloß ungerecht, sondern auch unwissend und widersinnig. Da nun aber der Mensch nach Gottes Willen von Natur aus für das Zusammenleben in der bürgerlichen Gesellschaft bestimmt ist, die Regierungsgewalt jedoch das Band bildet, ohne welches diese augenblicklich auseinanderfällt: so geht die obrigkeitliche Gewalt mit Notwendigkeit auch von Dem aus, der selbst die Gesellschaft geschaffen hat. Somit ist der Träger dieser Gewalt, wer immer er auch sein mag, Gottes Diener. So liegt es im Zweck und im Wesen der staatlichen Gewalt, daß wir der rechtmäßigen Obrigkeit, wenn sie Gerechtes befiehlt, den Gehorsam gerade so wie Gott gegenüber leisten, Dessen Vorsehung alles leitet; und es ist durchaus irrig, daß es dem Volke freistehe, den Gehorsam nach Belieben zu verweigern. - Was die Behauptung einer allgemeinen Gleichheit unter den Menschen angeht, so zweifelt hieran niemand: wenn wir unsere gemeinsame (Menschen-)Art und unsere gemeinsame Natur; das Letzte Ziel, nach dem alle zu streben haben; sowie die Rechte und Pflichten betrachten, die daraus erfließen. Da aber die natürlichen Fähigkeiten aller nicht gleich sein können, einer vom anderen sich unterscheidet an Geistes- oder Leibeskraft, und die Sitten, Bestrebungen und Naturanlagen gar verschieden sind: so widerstreitet nichts so sehr der Vernunft, als alle ohne Unterschied in einem abstrakten Begriff zusammenzufassen, und gemäß dieser unbedingten Gleichheitstheorie ein Staatswesen begründen zu wollen. Wie der vollkommene Leib aus der organischen Verbindung der verschiedenen Glieder besteht, welche nach Gestalt und Tätigkeit voneinander abweichen, im ganzen aber, jedes Glied an seiner Stelle, sie die menschliche Gestalt bilden: schön in ihrer Erscheinung, stark an Kraft., notwendig und nützlich - so stellen im Gemeinwesen die einzelnen Teile eine fast unendliche Verschiedenheit untereinander dar. Würden sich diese alle "gleich" dünken und ein jeder seiner Willkür folgen - dann würde sich daraus ein Staat ergeben, wie er mißgestalteter nicht gedacht werden könnte. Wenn aber die verschiedenen Ämter, Berufsklassen und Bestrebungen harmonisch zum allgemeinen Besten zusammenwirken, dann tritt das Bild eines gesunden und der Natur entsprechenden Staatswesens vor uns hin.

Es lassen Uns übrigens diese soeben erwähnten revolutionären Irrlehren das Schlimmste für den Staat befürchten. Wo die Furcht vor Gott und die Ehrfurcht vor seinem heiligen Gesetze verschwunden ist, die Autorität der Fürsten verachtet, der Aufruhr erlaubt und gutgeheißen, den Begierden der Menge volle Zügellosigkeit gestattet wird und nur die Furcht vor der Strafe noch zurückhält: da muß zwangsläufig ein allgemeiner Umsturz erfolgen. Das ist es aber auch, was sehr viele von den Sozialisten und Kommunisten wollen und offen bekennen. Und es kann die "Freimaurer" - Sekte nicht leugnen, daß sie mit diesen gemeinsame Sache macht: denn sie ist deren Plänen nur allzusehr günstig, und sie unterscheidet sich in ihren wichtigsten Grundsätzen nicht von ihnen. Wenn sie auch nicht sofort und überall das Äußerste wagt, so ist die Ursache hiervon weder ihre Lehre noch ihr guter Wille, sondern die Kraft der göttlichen, unauslöschbaren Religion, sowie der bessere Teil der Bevölkerung, welcher sich nicht in den Dienst der geheimen Gesellschaften gestellt hat, sondern vielmehr starkmütig ihre Bestrebungen bekämpft.

Möchten doch alle den Baum an dessen Früchten erkennen und darauf achthaben, wo der Ursprung und Ausgang der Übel ist, unter denen wir leiden, und der Gefahren, die uns bedrohen! Wir haben es mit einem listigen und verschlagenen Feind zu tun, der Fürsten und Völkern schmeichelt und beide durch süße und einnehmende Reden einfängt. - Unter dem Schein von Freundschaft schmeicheln sich die "Freimaurer" ein bei den Fürsten und Staatsoberen, um in ihnen mächtige Genossen und Gehilfen in ihrem Kampf gegen die katholische Kirche zu gewinnen; um dieselben noch mehr aufzustacheln, klagen sie die Kirche immerfort verleumderisch an, als wolle dieselbe die Kronrechte der Fürsten antasten. Durch derlei Künste sicher und keck geworden, haben sie auf die Regierungen der Staaten einen großen Einfluß gewonnen. Hierbei lassen sie es sich jedoch nicht nehmen, die Fundamente der Staaten zu erschüttern und die Fürsten zu befehden, sie anzuklagen, sie aus dem Lande zu jagen, sooft diese in ihrer Regierung sich nicht nach ihren Weisungen richten. - In ähnlicher Weise haben sie mit dem Volk ihr Spiel getrieben. Ihr Mund ist voll von Freiheit und Volksbeglückung; der Kirche und der Fürsten Schuld sei es gewesen, sagen sie, daß das Volk noch nicht die ihm gebührende Freiheit und den allgemeinen Wohlstand erlangt habe. So täuschen sie das Volk, machen in ihm das Verlangen nach Neuerungen rege, und stacheln es auf zum Kampf gegen die geistliche und weltliche Obrigkeit. Doch alle diese gehofften Vorteile werden nur versprochen und nicht in Wirklichkeit ihm zuteil. Das Volk leidet vielmehr unter einem viel härteren Druck und hat dabei zum großen Teil nicht jenen Trost im Elend, welcher ihm in der christlichen Gesellschaftsordnung so leicht und so reichlich zu Gebote steht. Dies ist eben die Strafe des Stolzes, der sich gegen die von Gottes Vorsehung gewollte Ordnung auflehnt: daß er nur Elend und Ruin gerade dort findet, wo er unbedachtsam alles nur erwünschte Glück erhofft hatte.

Wenn aber die Kirche gebietet, man müsse vor allem und in ganz besonderer Weise Gott gehorchen, der da über alles herrscht, so würde man ihr sehr mit Unrecht deshalb den Vorwurfmachen, als mißgönne sie den Fürsten deren Gewalt, oder als wolle sie sich dieselbe in irgendeiner Weise anmaßen. Gerade im Gegenteil gebietet sie, daß nämlich die Untertanen den schuldigen Gehorsam der bürgerlichen Gewalt gegenüber aus vollem und wohlbewußtem Pflichtgefühl leisten. Dadurch aber, daß sie den Ursprung der Gewalt in Gott erkennt, empfängt diese eine höhere Würde, und es trägt dies nicht wenig dazu bei, ihr bei den Bürgern Ehrfurcht und Liebe zu gewinnen. Sie ist es, die den Frieden liebt, die Eintracht nährt, und die alle in mütterlicher Liebe umfaßt. Nur auf Hilfe für die Menschen, die ja sterblich sind, bedacht, lehrt sie die Gerechtigkeit mit Milde, die Gewalt mit Billigkeit, die Gesetze mit Mäßigung zu verbinden; niemanden in seinem Recht zu verletzen; die staatliche Ordnung und den öffentlichen Frieden zu fördern; der Armut und Not so viel als möglich durch öffentliche und private Wohltätigkeit zu steuern. Aber darum, um mit den Worten des heiligen Augustinus zu sprechen, glauben solche oder wollen glauben machen, die christliche Lehre bringe dem Gemeinwesen keinen Nutzen, weil sie den Staat nicht auf den festen Grund der Tugenden, sondern auf die Straflosigkeit der Laster zu stellen versuchen. Nach alledem würde die wahre Staatsklugheit sowie die allgemeine Wohlfahrt es viel eher fordern, daß Fürsten und Völker mit der Kirche zusammengingen, um die Angriffe der "Maurer" zu bekämpfen, statt mit diesen zum Sturze der Kirche gemeinsame Sache zu machen.

Wie es auch nur immer kommen mag: Unsere Pflicht ist es, Ehrwürdige Brüder, gegen dieses so schwere und bereits weitverbreitete Übel auf Heilmittel zu sinnen. - In der christlichen Tugend besitzen wir die beste und stärkste Hoffnung auf Rettung; diese wird darum von den "Maurern" umso mehr gehaßt, als sie von ihnen gefürchtet wird. Und darum erachten Wir es als Unsere erste Aufgabe, diese überaus heilsame christliche Tugendlehre als Anwalt gegen den gemeinsamen Feind heranzuziehen. Was immer darum die Römischen Päpste, Unsere Vorgänger, verordnet haben gegen die Pläne und Anschläge der "Freimaurer" - Sekte, was immer sie an Bestimmungen getroffen haben, um vor dem Eintritt in dieselbe abzuschrecken oder um zum Austritt aus derselben zu bewegen: alles das bestätigen Wir und bekräftigen Wir durch Unsere Apostolische Autorität. Wir vertrauen hierbei auf den guten Willen der Christgläubigen, und Wir bitten und beschwören einen jeden von ihnen bei dem Heil seiner Seele, daß er gewissenhaft bewahre und auch nicht im geringsten abweiche von dem, was der Apostolische Stuhl in dieser Beziehung festgesetzt hat.

Euch aber, Ehrwürdige Brüder, bitten Wir dringend, Eure eifrigen Bestrebungen mit Unseren zu vereinigen, um diese unreine Seuche auszurotten, welche alle Adern der Gesellschaft durchdringt. Gottes Ehre gilt es, und der Nächsten Seelenheil! Wer dies bedenkt, dem wird es nicht an Mut, nicht an Unerschrockenheit im Kampf fehlen. Eure Klugheit wird Euch die Mittel und Wege beurteilen lassen, durch die und auf denen ihr das Entgegenstehende und Widerstrebende zu bekämpfen habt! Und da es der Würde Unseres Amtes entspricht, daß Wir Unsererseits Euch empfehlen, wie in dieser Angelegenheit sachgemäß vorgegangen werden soll: so gehet von der Überzeugung aus, daß vor allem den "Maurern" die Larve heruntergenommen und dieselben in ihrer wahren Gestalt gezeigt werden müssen. Die Völker müssen belehrt werden durch mündlichen Unterricht und in Hirtenbriefen über die Kunstgriffe derartiger Gesellschaften, mit denen sie die Leute täuschen und an sich locken; es muß das Verderbliche in ihren Lehren und das Schändliche in ihrem Treiben aufgedeckt werden. Niemand darf, wie es Unsere Vorgänger oftmals bestimmt haben, aus welchem Grunde es immer sei, in die Sekte der "Maurer" eintreten, wenn ihm sein katholisches Bekenntnis und sein (ewiges) Heil so am Herzen liegt, wie es die Pflicht fordert. Möge niemand sich von einer zur Schau getragenen Ehrbarkeit täuschen lassen, auch wenn es ihm scheinen möchte, als ob diese Sekte nichts verlange, was der Religion und der christlichen Sitte widerstreitet. Diese Sekte ist eben ihrem ganzen Wesen und ihrer innersten Natur nach Laster und Schande: darum ist es rechtens nicht erlaubt, ihr beizutreten und ihr in irgendeiner Weise Beihilfe zu leisten.

Sodann muß durch fortgesetzten Unterricht und Mahnung das christliche Volk mehr und mehr dazu gebracht werden, daß es die Vorschriften der Religion sorgfältig immer besser lernt. Zu diesem Zweck können Wir nur raten, in Schriften und zweckentsprechenden Predigten die wesentlichen Lehren unserer überaus heiligen Religion darzulegen, in welchen die christliche Weisheitslehre (lat.: philosophia) enthalten ist. Dies hat den Vorteil, daß bei der gegenwärtigen Zügellosigkeit im Schreiben und der unersättlichen Lernbegierde der Geist der Menschen durch echte Bildung geheilt und gegen die mannigfach gestalteten Irrtümer und gegen die verschiedenen Anreize zum Laster innerlich gefestigt wird. - Ein großes Werk, in der Tat! Doch wird Euer Klerus, wenn er durch Eure Bemühungen eine tüchtige aszetische und wissenschaftliche Bildung empfangen hat, Euch hierbei hilfreich und mit vereinten Kräften zur Seite stehen. Doch eine so große Sache fordert auch die emsige Mitwirkung von Laien, in denen mit der Liebe zur Religion und zum Vaterland sich sittlicher Charakter und Wissenschaft verbinden. Indem so aus beiden Ständen die besten Kräfte zusammenwirken, Ehrwürdige Brüder, möget Ihr dahin streben, daß die Kirche in ihrem wahren Wesen von den Menschen immer besser erkannt und hochgehalten wird: denn je mehr sie dieselbe erkennen und lieben, desto mehr werden sie die geheimen Gesellschaften verabscheuen und fliehen.

Aus diesem Grunde ergreifen Wir hier die Gelegenheit, um neuerdings darauf hinzuweisen, wie notwendig es ist, den Dritten Orden des Heiligen Franziskus, dessen Regel Wir erst jüngst mit kluger Milde gemildert haben, eifrigst zu verbreiten und zu beschützen. Geht ja doch nach dem Willen von dessen Stifter seine Bedeutung ganz darin auf, daß er die Menschen aufrufen will zur Nachfolge Jesu Christi, zur Liebe zu Seiner Heiligen Kirche, zur treuen Erfüllung aller Christenpflichten. Darum ist er eine starke Macht gegenüber der Pest ganz und gar verwerflicher Gesellschaften. Möge diese heilige Genossenschaft von Tag zu Tag neue Mitglieder gewinnen: sie wird viele Früchte bringen, und als das Beste dieses, daß in ihr die Seelen zur Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit des Rechtes sich erheben: wobei diese (drei) freilich nicht so beschaffen sind, wie die "Freimaurer" absurderweise es sich erdenken, sondern so wie sie Jesus Christus dem Menschengeschlecht gebracht und der Heilige Franziskus in seinem Leben dargestellt hat - der Freiheit nämlich der Kinder Gottes: daß wir weder dem Satan dienen, noch in die harte Knechtschaft der Begierden fallen; der Brüderlichkeit, die von Gott, dem gemeinsamen Vater und Schöpfer ausgeht; der Gleichheit, die auf dem festen Grund der Gerechtigkeit und Liebe ruhend, die Unterschiede in der Gesellschaft nicht aufhebt, sondern bei aller Verschiedenheit der Lebensweise, der Stände und Berufsarten jene herrliche Übereinstimmung und Harmonie bildet, welche ihrer Natur nach dem Gemeinwesen Wohl und Würde bringt.

An dritter Stelle weisen Wir auf eine zweckmäßige Einrichtung der Vorzeit hin, die im Laufe der Jahre zwar verfiel; aber als Muster für ähnliche Unternehmungen in der Gegenwart dienen kann. Wir meinen die Zünfte und Gilden der Handwerker: gegründet unter religiöser Leitung zum Schutz der Habe wie der Sitten. Deren Nutzen hatten unsere Vorfahren aus langer Erfahrung wohl erprobt; unsere Zeit wird ihn noch mehr erkennen, weil dieselben ganz besonders dazu geeignet sind, den Versuchungen der geheimen Sekten zu begegnen. Denn die Handarbeiter, die nur kümmerlich mit ihrem Lohn ihr Leben fristen, verdienen eben darum schon unsere Liebe und tröstliche Teilnahme; deswegen sind sie aber auch am meisten der Arglist und Verführung der überall verbreiteten geheimen Gesellschaften preisgegeben. Mit der größten Liebe müssen wir ihnen daher entgegenkommen und sie in ehrbaren Vereinigungen sammeln, damit sie nicht in verderbliche geraten. Darum ist es Unser dringender Wunsch: es möchten unter der Obhut und Leitung der Bischöfe diese Gilden in zeitgemäßer Weise zum Besten des Volkes wieder hergestellt werden. Und es gereicht Uns zu nicht geringer Befriedigung, daß sich an mehreren Orten schon solche Verbrüderungen gebildet haben und Vereine schützender Helfer entstanden sind, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den ehrbaren ärmeren Volksklassen beizuspringen; deren Familien und Kinder zu schirmen und zu schützen; und den religiösen Unterricht, den Eifer für die Frömmigkeit und die Tadellosigkeit der Sitten unter ihnen zu fördern.

In dieser Beziehung können Wir jenen so musterhaft dastehenden, um das ärmere Volk hochverdienten Verein vom Heiligen Vinzenz von Paul nicht mit Stillschweigen übergehen. Bekannt ist, was dieser wirkt und was er will: seine ganze Aufgabe besteht darin, die Dürftigen und Bedrängten aus eigenem Antrieb aufzusuchen, und zwar mit wunderbarer Einfühlung und Bescheidenheit. Je weniger er in die Öffentlichkeit treten will, desto wirksamer ist er in der Übung christlicher Liebe und desto zweckmäßiger zur Linderung der Not.

Als Viertes empfehlen Wir, um desto eher zu dem erwünschten Ziel zu gelangen, in ganz besonderer Weise die heranwachsende Jugend Eurer treuen Obhut: denn sie ist die Hoffnung der menschlichen Gesellschaft. Vor allem richtet Euer Augenmerk auf deren Unterricht und seid überzeugt, daß Ihr nie genug Sorge tragen könnt, damit sie vor Schulen und Lehrern bewahrt bleiben, die vom Pesthauch der Sekten angesteckt sind. Die Eltern, Lehrer und Seelsorger sollen beim Religionsunterricht nach Eurer Anweisung eifrigst bei gegebener Gelegenheit ihre Kinder und Schüler über das schimpfliche Wesen dieser Sekten aufklären, damit sie rechtzeitig lernen, sich vor den mannigfachen Listen und Schlichen zu hüten, mittels derer jene, welche auf ihre Ausbreitung bedacht sind, die Menschen in ihre Netze zu ziehen pflegen. Ja, es werden vielmehr jene, welche die Kinder zum Empfang der Heiligen Sakramente vorbereiten, nicht unklug handeln, wenn sie ein jedes von ihnen dazu bewegen, daß es den festen Vorsatz faßt, ohne Vorwissen seiner Eltern und ohne den Rat seines Seelsorgers oder Beichtvaters niemals in irgendeine Gesellschaft einzutreten.

Doch Wir wissen nur zu gut, daß auch unsere gemeinsamen Bemühungen unzureichend sind, um den Giftsamen auf dem Acker des Herrn zu vertilgen, wenn nicht der Himmlische Herr des Weinberges unserem Unternehmen mit Seiner Gnade beisteht. Darum müssen wir umso eifriger und inständiger um Seine Hilfe und um Seinen Beistand flehen, je drohender die Gefahr und je größer die Not ist. Durch ihren Erfolg übermütig geworden, erhebt die Sekte der "Freimaurer" keck ihr Haupt und scheint in ihren frechen Forderungen kein Maß mehr zu kennen. Alle durch den gottlosen Bund und gemeinsame Geheimpläne verschworenen Brüder der Sekte leisten sich gegenseitigen Beistand und reizen einander auf zu verwegenen Freveltaten. Ein so heftiger Angriff erfordert eine gleich starke Verteidigung: alle Guten müssen in eine weitreichendste Gemeinschaft des Handelns und des Gebetes zusammentreten. Die Seelen durch Einmütigkeit miteinander verbunden, das fordern Wir von ihnen, sollen sie sich zusammenscharen und dem eindringenden Feinde gegenüber unerschüttert feststehen; sie sollen viel zu Gott seufzen und flehend die Hände zu IHM erheben, um von IHM zu erlangen, daß die christliche Religion blühe und gedeihe, die Kirche ihre notwendige Freiheit erhalte, die Abtrünnigen wieder zur rechten Lehre zurückkehren; daß der Irrtum der Wahrheit, das Laster der Tugend das Feld räume.

Nehmen wir unsere Zuflucht zur Jungfrau und Gottesmutter MARIA, daß SIE uns helfe und Fürsprache für uns einlege: damit SIE, die durch ihre Unbefleckte Empfängnis den Satan besiegt hat, sich als machtvoll erweisen möge gegen die verwerflichen Sekten, in welchen - wie wir sehen - jene bösen Geister, die sich gegen Gott empört haben, in ihrer ganzen wilden Treulosigkeit und Heuchelei wieder aufleben. Bitten wir inständig den Heiligen MICHAEL, den Fürsten der Engel im Himmel, der den höllischen Feind gestürzt hat; ebenso den Heiligen JOSEPH, den Bräutigam der Allerseligsten Jungfrau und heilbringenden Himmlischen Schutzherrn der katholischen Kirche, die großen Apostel PETRUS und PAULUS, die Begründer und unbesiegbaren Beschirmer des christlichen Glaubens. Auf einen solchen Schutz hin und in der Beharrlichkeit im künftigen gemeinschaftlichen Gebet haben Wir das Vertrauen, daß GOTT unserem so sehr bedrohten Menschengeschlecht zur rechten Zeit in Seiner Bannherzigkeit Hilfe bringen wird.

Als Unterpfand himmlischer Gnaden und zum Zeugnis Unseres Wohlwollens erteilen Wir Euch, Ehrwürdige Brüder, dem Klerus und dem gesamten Eurer Obsorge anvertrauten Volk von ganzem Herzen den Apostolischen Segen im Herrn.

Gegeben zu Rom beim Heiligen Petrus, den 20. April des Jahres 1884, des siebenten Jahres Unseres Pontifikates.

Papst Leo XIII.


Verwandte Artikel