Johannes XXIII.

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Papa Giovanni segnet

Der selige Johannes XXIII. (* 25. November 1881 in Sotto il Monte; † 3. Juni 1963 im Vatikan) war vom 28. Oktober 1958 bis 3. Juni 1963 Papst. Sein bürgerlicher Name ist Angelo Giuseppe Roncalli.

Johannes XXIII. initiierte das II. Vatikanische Konzil. Sein Gedenken wird liturgisch am Eröffnungstag des Konzils gefeiert (11. Oktober).

Biographie

Johannes XXIII. bei Konzilseröffnung

Geboren in einer armen, kinderreichen Bauernfamilie, fiel im Dorf Sotto il Monte die besondere Begabung des kleinen Angelo auf. Er durfte das Seminar in Bergamo besuchen und wurde von dort zu weiteren Studien nach Rom abgeordnet, wo Roncalli als Seminarist den Pontifikatswechsel von Papst Leo XIII. zu Papst Pius X. miterlebte. Nach der Priesterweihe am 10. August 1904 wurden die Neupriester vom Papst empfangen. Im Jahr 1904 zum Dr. theol. promoviert, war Roncalli seit 1905 als Sekretär des berühmten Bischofs von Bergamo Giacomo Radini-Tedeschi tätig, dem er später eine Biographie widmete. Zugleich lehrte er als Professor für Kirchengeschichte am dortigen Seminar. Von 1915 bis 1918 versah Roncalli seinen Militärdienst. Unter Papst Benedikt XV. wurde Roncalli 1920 nach Rom berufen, um sich den Päpstlichen Missionswerken zu widmen, seit 1921 war er Präsident des italienischen Missionsvereins. Papst Pius XI., den Roncalli schon während seiner Forschungen über Carlo Borromeo in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand kennenlernte, deren Direktor Msgr. Ratti war, sandte Roncalli seit 1925 auf schwierige diplomatische Außenposten, die jedoch für eine Karriere nicht förderlich zu sein schienen. Die Bischofsweihe erfolgte am 19. März 1925 in der Kirche S. Carlo al Corso zu Rom. Zum Bischofsmotto wählte er Oboedientia et pax, dem Oratorianer-Kardinal Cesare Baronius entlehnt. In Sofia, seit 1935 in Istanbul und Athen, lernte Roncalli die Orthodoxie persönlich kennen, so dass ihm schon in dieser Zeit die Einheit der Christen zum Anliegen wurde.

Hoher Auftrag

Kardinal G.B. Montini begrüßt Papst Johannes

Papst Pius XII. entsandte den ebenso gutmütigen wie schlauen Diplomaten Ende 1944 auf den heiklen Posten eines Nuntius in Paris. Hier war das gravierende Problem zu lösen, die Beziehungen des Hl. Stuhls zur Republik neu anzuknüpfen, nachdem sich etliche Kirchenführer während des (mit der deutschen Besatzung kooperierenden) "Vichy"-Regimes seit 1940 kompromittiert hatten. Die vom Staatschef des Widerstands Charles de Gaulle geforderte Abberufung zahlreicher Bischöfe konnte Roncalli auf ein Mindestmaß (3 statt 30) zurückführen. Der Nuntius "zweiter Wahl" gelangte in Frankreich überraschend zu beachtlicher Reputation. Auf frz. Boden bereitete sich so die für die weitere Zukunft bedeutende Weiterentwicklung der traditionellen kirchlichen Staats- und Gesellschaftslehre vor. Angesichts der totalitären Erfahrungen, zunehmend auch im faschistischen Italien, hatte sich das Papsttum mittlerweile zu einer klaren Befürwortung einer christlich geführten Demokratie entschieden, so dass auch Nuntius Roncalli deutliche Schritte unternahm, um die, dem geistlichen Auftrag der Kirche abträgliche, traditionelle Identifikation des Katholizismus mit der antidemokratischen Rechten unmöglich zu machen. Unter seinem Einfluss bekehrte sich bspw. der Sozialist Herriot zur katholischen Religion.

Anfang 1953 zum Kardinal erhoben (Titelkirche: S. Prisca), wurde Roncalli am 15. Januar 1953 zum Patriarchen von Venedig ernannt und dort in kürzester Zeit überaus populär. Er blieb jedoch zeitlebens spirituell und theologisch altmodisch-traditionell eingestellt. Aber gerade deshalb wünschte er, dass sich die Kirche Christi universal artikuliere, über Begrenzungen politischer, gesellschaftlicher und auch konfessioneller Art hinweg. Er suchte also auch in Venedig weiterhin das Gespräch mit allen, so etwa auf der Biennale.

Pontifikat

Der selige Johannes XXIII.
Papst Johannes XXIII., Kirche St. Paul - Rom
oboedientia et pax

Der Mut, einen lange nicht mehr üblichen Papstnamen zu wählen (mit Bezug auf Johannes Baptist, den Taufnamen seines Vaters), war bereits Programm: Kardinal Roncalli wurde (angesichts des schmalen Spektrums an Kandidaten) weniger überraschend als heute allgemein behauptet wird, von einem Konklave mit 38 von 51 Stimmen (im 11. Wahlgang) am 28. Oktober 1958 zum "Übergangspapst" gewählt (Krönung am 4. November). Er griff schon nach wenigen Tagen die Vorbereitungsarbeiten der Päpste Pius XI. und Pius XII. für eine Vollendung des (1870 abgebrochenen) I. Vatikanum auf, führte hierzu einige Gespräche, vielleicht schon während des Konklave, verkündete die Einberufung des II. Vatikanum dann aber am 25. Januar 1959 spontan und ohne längere Vorverhandlungen. Außerhalb der Römischen Kurie löste diese Ankündigung einhellige Begeisterung aus. Die Welle hochgespannter Erwartungen sollte schließlich zu einer gefährlichen Hypothek für das Konzil werden, von dessen programmatischer Zielrichtung der Konzilspapst, abgesehen davon, dass es die Kirche verjüngen (Aggiornamento) und zur Ökumene hin öffnen sollte, wenig präzise Vorstellungen entwickelte. Gegenüber dem frz. Philosophen Jean Guitton, den der Papst zum Laienbeobachter des Konzils berief, bekannte er 1959, dass ihm die Einheit der Christen von Jugend auf ein Anliegen gewesen sei, seit den Tagen Leo XIII. Insgesamt hat das Konzil die Absichten des "guten Papstes" jedoch vollauf erfasst und umgesetzt, auch wenn die traditionell und viel zu langatmig abgefassten über 70 Vorlagen aus der Kurie dem Votum der Bischofsversammlung nicht genügen konnten. (Das Konzil verabschiedete schließlich 16 Dokumente, mit immer noch größerem Umfang als die sämtlicher voriger Konzilien zusammen.) Während Roncalli das Konzil 1962 bewusst für die Bestrebungen der reformorientierten Mehrheit öffnete, musste sein Nachfolger Paul VI. anschließend die undankbare Aufgabe bewältigen, auch die konservative Minderheit mit dem Pastoralkonzil auszusöhnen. Berühmt wurde die dem konservativen Kurienkardinal Alfredo Ottaviani zugeschriebene Äußerung bei der Beerdigung Johannes XXIII.: "Wir werden 100 Jahre brauchen, um wieder zu errichten, was er in einem Jahr zerstört hat." Ottaviani hat diese Aussage später weder bestätigt noch dementiert.

Eine sinnvolle Deutung des pastoralen Ziels der Konzilsergebnisse ist nur möglich, wenn das Konzil eine Stärkung des kirchlichen Amtes, insbesondere der Bischöfe, in geistlicher und weltlicher Perspektive, beabsichtigte, aber keine Demontage. Jedenfalls sollte der Katholizismus, auch durch bewusste Abkehr von einer begrifflich zu eng gefassten Theologie, also für alle Zukunft unverwechselbar gegenüber jedweder Ideologie, neue Überzeugungskraft gewinnen. Gute Früchte sind insbesondere in der Außenwirkung der Kirche unbestreitbar, wenn auch innerkirchlich mancherorts noch die Krisenanzeichen überwiegen mögen. Am 3. Juni 1963 starb der schwer krebskranke Papst unter nie dagewesener Anteilnahme des gesamten Erdkreises jedoch, ohne dass das Konzil bereits Beschlüsse gefasst hatte.

Ein Leben für den Frieden

Papst Johannes blieb der Weltöffentlichkeit nicht nur wegen des Konzils in lebhafter Erinnerung, sondern insbesondere auch dank seiner Vermittlung in der Kubakrise von 1962, als er die USA und die Sowjetunion dringend dazu ermahnte, den Frieden zu suchen. Am Rande des Abgrunds gelang die päpstliche Vermittlung. Das glückte nicht zuletzt deshalb, weil auf amerikanischer Seite ausnahmsweise mit John F. Kennedy ein Katholik ins Präsidentenamt gelangt war. Die KPdSU konnte dem eindeutig keinem politischen "Lager" zuzuordnenden Papst größeres Vertrauen entgegenbrachte als es gegenüber seinem Vorgänger Pius XII., dem ersten Befürworter anglo-amerikanischer Demokratie der Papstgeschichte, überhaupt möglich war. Eine "List" der Vorsehung? Im April 1963 veröffentlichte der Papst seine letzte Enzyklika Pacem in terris, im Mai 1963 nahm er den italienischen Balzan-Friedenspreis entgegen. Sein letzter öffentlicher Auftritt war ein Besuch beim italienischen Staatspräsidenten im römischen Quirinalspalast. In strikt antikommunistischen Kreisen, die sich auch heute, nach dem Untergang der Ideologie nicht mit dem Drama des atheistischen Humanismus befassen mögen, ist Papst Johannes XXIII. bis auf den heutigen Tag so unbeliebt, dass ihm von der Extremen Rechten mitunter die bewusste "Zerstörung" der Kirche vorgehalten wird. (Obwohl er den "Linkskatholizismus" noch 1959 verurteilen ließ (DH 3930)). Das Gegenteil ist wahr. Er hat dem Erbe seiner Vorgänger seit Pius IX. einen universalen Geltungsrahmen für das III. Jahrtausend verschafft. "Die Weltkirche nimmt Gestalt an" (so sagte Joseph Höffner).

Aus der Friedensbotschaft vom 8. September 1961:

"Ci sta innanzi il ricordo dei Papi antecessori più vicini a Noi, la cui testimonianza di sollecitudine e di ansioso richiamo è consegnata alla storia. Dalla Esortazione di Pio X nella imminenza della prima conflagrazione Europea, a pochi giorni dalla sua santa morte, alla Enciclica di Benedetto XV «Pacem Dei munus pulcherrimum»; dal monito di Pio XI, che auspicava la vera pace « non tam tabulis inscriptam, quam in animis consignatam », all'appello commosso ed estremo di Pio XII il 24 agosto 1939: « É con la forza della ragione, non con quella delle armi che la giustizia si fa strada », abbiamo tutta una successione di inviti, talora accorati e veementi, ma sempre paterni, al mondo intero perchè si guardi da ogni pericolo finché c'è tempo, ed assicurando che mai nulla sarà perduto con la pace. Le vie della pace sono le vie di Dio e delle vere conquiste."

Zu Deutsch: Wir haben vor Uns das Gedächtnis der Uns nah vorausgegangenen Päpste, deren Zeugnis der Sorge und bangen Klage in die Geschichte einging. Von der Mahnung Pius X. vor dem herannahenden ersten Zusammenstoß in Europa, wenige Tage vor seinem heiligen Tode (AAS VI (1914), p. 373) bis zur Enzyklika Benedikt XV. "Den Frieden, Gottes schönstes Geschenk" (AAS XII (1929), pp 209 ss.); von dem Warnruf Pius XI., der dem wahren Frieden entgegensah, "nicht als in Verträgen festgeschrieben, sondern vielmehr eingezeichnet in menschliche Seelen" (Bulle Infinita Dei, 29. Mai 1924, AAS XVI (1924), p. 213) bis hin zum heftigen letzten Appell Pius XII. am 24. August 1939: "Es die Kraft der Vernunft, nicht die der Waffen, die der Gerechtigkeit ihren Weg bahnt" (cfr. Pius XII., Discorsi e radiomessagi, I (1939), p. 306), haben wir eine ganze Abfolge von Aufforderungen, manchmal tiefst besorgt und bewegend, aber immer väterlich, an die ganze Welt, dass sie Acht habe auf alle Gefahren, derenwegen es Zeit ist; und sie versichern, dass nichts verloren sein wird mit dem Frieden. Die Wege des Friedens sind die Wege Gottes; und die der wahren Eroberungen.

Am 3. September 2000 wurde Papst Johannes, zusammen mit seinem Vorbild Pius IX. in Rom seliggesprochen.

Wichtige Entscheidungen und Verlautbarungen (Auswahl)

Ioannes PP. XXIII

Die Schreiben des Papstes werden in der Liste von Lehramtstexten gesammelt. Anmerkung: zum gleichnamigen: Gegenpapst Johannes XXIII. (siehe dort).

Zitate

  • "Studiere eifrig das Leben der Heiligen und du wirst dich Gott mit Riesenschritten nähern".
  • "Der Mensch ist nie so groß, als wenn er kniet."

Literatur

Der selige Johannes XXIII.
  • Johannes XXIII. Nur für heute. Pattloch Verlag München 2000,
  • Renzo Allegri: Johannes XXIII. Ein Lebensbild Verlag Neue Stadt (176 Seiten; ISBN 978-3-87996-761-2).
  • Johannes XXIII. - Bilder eines Lebens Verlag Neue Stadt (128 Seiten, über 100 Abbildungen;

ISBN: 978-3-87996-529-8).

  • Nikodim - Metropolit von Leningrad und Nowgorod: Hsgr.+Einleitung: Hans-Dörner Döpmann: Johannes XXIII., Papst einer Kirche im Aufbruch, Union Verlag Berlin 1984 (1. Auflage).
  • Andrea Lazzarini, Johannes XXIII. Das Leben des neuen Papstes, Freiburg (Herder) 1958.
  • Heinrich A. Mertens, Ich bin Joseph Euer Bruder. Chronik-Dokumente-Perspektiven zum Leben und Wirken Papst Johannes XXIII., Recklinghausen (Paulus) 1959.
  • D.A. Seeber (Hg.), Johannes XXIII. im Zeugnis seines Nachfolgers Paul VI. (Herder-Bücherei 217), Freiburg u.a. 1965.
  • Freddy Derwahl, Johannes XXIII. Ein Leben für den Frieden, Pattloch Verlag München 2004.
  • Pur spezial "Der gütige Papst" (Katholisches Themenheft - 20 Seiten, DIN A 5) Fe-Medienverlag
  • Bernhard Müller-Hülsebusch, Johannes nimm dich nicht so wichtig, St. Benno Verlag Leipig ISBN 978-3-7462-2595-1
  • Stefan Wirth: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Von Papst Johannes Paul II. in den Jahren 2000 bis 2002 kanonisierte Selige und Heilige, Band 6, S. 55-61 Christiana Verlag Stein am Rhein 2009 (1. Auflage; ISBN 987-3-7171-1174-0).
  • Loris Capovilla: Papst Johannes aus erster Hand Christiana Verlag 1969 (1. Auflage,123 S.).
  • Loris Capovilla: Papst Johannes - ein Zeichen der Zeit Josef Habbel Verlag 1969.
  • Loris Capovilla: Johannes XXIII. Papst des Konzils, der Einheit und des Friedens. (Aus dem Italien. von Friedrich Dörr). (Vorwort von Julius Döpfner). Johann Michael Sailer Verlag Nürnberg und Eichstätt 1963 (288 Seiten).
  • Robert Quardt: Mensch unter Menschen: Aus dem Leben des Papstes Johannes XXIII. Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1964 (111 Seiten; 8. Auflage).
  • Johannes Haas: Lieber "Papa Buono". Briefe an Papst Johannes XXIII. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 2000 (57 Seiten; ISBN 3857645296).

Medien

siehe: Neue Heilige und Selige im Pontifikat Johannes XXIII.

Weblinks

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Vorgänger
Pius XII.
Papst
1958 - 1963
Nachfolger
Paul VI.