Joseph Roth: Unterschied zwischen den Versionen

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(Die Seite wurde neu angelegt: '''Joseph Roth''' (* 30. Januar 1896 in Köln; † 22. Januar 1945 in Friesdorf) war ein deutscher Politiker der [[Deutsche Zentrumspartei|Deuts...)
 
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'''Joseph Roth''' (* [[30. Januar]] [[1896]] in [[Köln]]; † [[22. Januar]] [[1945]] in Friesdorf) war ein deutscher [[Politiker]] der [[Deutsche Zentrumspartei|Deutschen Zentrumspartei]]. Er war Vorsitzender des Zentrums in Bad Godesberg, Kreistagsmitglied des Kreises Bonn und Volksschullehrer.
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'''Joseph Roth''' (* [[30. Januar]] [[1896]] in [[Köln]]; † [[22. Januar]] [[1945]] in [[Friesdorf (Bonn)|Friesdorf]]) war ein deutscher [[Politiker]] der [[Deutsche Zentrumspartei|Deutschen Zentrumspartei]]. Er war Vorsitzender des Zentrums in [[Bad Godesberg]], Kreistagsmitglied des Kreises [[Bonn]] und [[Volksschule|Volksschullehrer]].
  
==Leben==
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== Leben und Beruf ==
[[Joseph]] Roth wurde als erstes von sieben [[Kind]]ern des Kirchen- und Dekorationsmalers Wilhelm Roth (1870-1948) und dessen Frau Margarethe geb. Kruth (1866-1932) geboren. Er absolvierte nach dem Besuch der Volksschule eine Ausbildung als Volksschullehrer in Euskirchen. Von 1914 bis 1917 nahm er am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] teil und wurde verwundet. Nach seiner Entlassung schloss er 1918 die Ausbildung zum Volksschullehrer ab. 1924 heiratete er die aus Friesdorf stammende Katharina Paffenholz (1900-1979). Aus der [[Ehe]] gingen drei Kinder hervor. Seit 1927 hatte er eine Festanstellung als Volksschullehrer in Bad Godesberg. In Bad Godesberg engagierte er sich auch politisch unter dem damaligen Vorsitzenden und Kreistagsmitglied [[Peter Hensen]].  
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Joseph Roth wurde als erstes von sieben Kindern des [[Kirchenmaler|Kirchen]]- und [[Bühnenmaler|Dekorationsmalers]] Wilhelm Roth (1870–1948) und dessen Frau Margarethe geb. Kruth (1866–1932) geboren. Er absolvierte nach dem Besuch der Volksschule eine Ausbildung als Volksschullehrer in [[Euskirchen]]. Von 1914 bis 1917 nahm er am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] teil, wurde verwundet und bekam das [[Eisernes Kreuz|Eiserne Kreuz]] 1. Klasse und das Verwundetenabzeichen. Nach seiner Entlassung schloss er 1918 seine Ausbildung zum Volksschullehrer ab. 1924 heiratete er die aus [[Friesdorf (Bonn)|Friesdorf]] stammende Katharina Paffenholz (1900–1979). Seit 1927 hatte er eine Festanstellung als Volksschullehrer an der Burgschule in [[Bad Godesberg]]. Seine politische Karriere begann im Bad Godesberger [[Windthorstbund]]. Von dort wechselte er sehr schnell zur [[Zentrumspartei]] unter dem Vorsitz des damaligen Kreistagsmitgliedes Bonn-Land [[Peter Hensen]] und wurde kurze Zeit später zu dessen Stellvertreter im [[Kreistag]] gewählt. Nachdem Hensen 1931 den Vorsitz des Zentrums niederlegte, wurde Roth zum 1. Vorsitzenden gewählt. Im März 1933 wählte man ihn zum Vollmitglied in den Kreistag Bonn Land.
  
Nachdem Peter Hensen den Vorsitz des Zentrums niederlegte, wurde Roth zum 1. Vorsitzenden gewählt. 1933 wurde er noch in den Kreistag Bonn Land gewählt. Mit der Machtergreifung der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] wurde Roth am 13. März 1933, nach einem Tag in „Schutzhaft“ unter Gewaltandrohung als Lehrer zunächst zwangsweise beurlaubt. Am 3. Juni 1933, wieder unter massivem Druck von Heinrich Alef, des nationalsozialistischen Bürgermeisters von Bad Godesberg, legte er sein Mandat als Kreistagsabgeordneter sowie seinen Vorsitz der Partei in Bad Godesberg nieder. Von 1934 bis 1939 arbeitete er wieder als Lehrer. Bei Kriegsbeginn wurde er zunächst zur Wehrmacht eingezogen, aber 1940 schon wieder entlassen, da ein akuter Lehrermangel in der Heimat herrschte.
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== Politische Verfolgung im Nationalsozialismus ==
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Seit 1924 arbeitete Roth auch als Schriftleiter für die Godesberger Volkszeitung, der Parteizeitung des Godesberger Zentrums. Er veröffentlichte viele politische Artikel und griff darunter immer wieder die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] an. Mit der [[Machtergreifung]] der Nationalsozialisten wurden Roth und Bürgermeister [[Josef Zander (Politiker)|Zander]] am 13. März 1933, auf Bestreben von [[Heinrich Alef]], zwangsweise beurlaubt und für einem Tag in „[[Schutzhaft (Nationalsozialismus)|Schutzhaft]]“ genommen. In der Schulchronik der Burgschule, an der er als Lehrer tätig war, steht dazu:
  
Am 22. August 1944 wurde er nach dem Attentat auf Hitler im Rahmen der "Aktion Gewitter" verhaftet, einen Tag später in das Kölner [[Gestapo]]-Gefängnis EL-DE-Haus eingeliefert und von dort als Schutzhäftling zusammen mit Freunden wie [[Konrad Adenauer]], [[Josef Baumhoff]] und [[Otto Gerig]] in das [[Arbeitserziehungslager]] in den Messehallen in Köln-Deutz überführt. Am 16. September 1944 wurden Roth, Gerig und Baumhoff mit weiteren ehemaligen Politikern ins KZ Buchenwald deportiert. Roths KZ-Nummer war die 81555. Bei seiner Entlassung am 28. Oktober 1944 wurde Roth vom KZ-Arzt noch eine sog. Benzinspritze (Phenolspritze) injiziert, an deren Folgen Roth am 22. Januar 1945 zuhause starb.
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:''Am Montag, den 13. März, wurde die nationale Revolution in Godesberg durchgeführt. Eine SA-Mannschaft ([[Sturmabteilung]]) besetzte das Rathaus und nötigte den Bürgermeister, die beiden besoldeten Beigeordneten und drei weitere Beamte, sich sofort „beurlauben“ zu lassen. Auch an der Burgschule erschien eine solche Abteilung von 20–30 Mann und veranlaßte, daß der Lehrer Roth sofort beurlaubt wurde, weil er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Godesberger Zentrumspartei die Nationalsozialisten scharf bekämpft hatte.''<ref>Stadtarchiv Bonn: ''GO 8231, S.160''</ref>
  
==Ehrungen==
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Am 3. Juni 1933, wieder unter massivem Druck von Alef, nun der nationalsozialistische Bürgermeister von Bad Godesberg, musste er sein Mandat als [[Kreistagsabgeordneter]] sowie sein Amt als Vorsitzender der Zentrumspartei in Bad Godesberg niederlegen. Einige Wochen später, am 6. April, schrieb Alef in seinem Amte als Staatskommissar zum Versetzungsversuch gegen Roth als Lehrer:
1950 wurde durch den Bürgermeister von Bad Godesberg, Heinrich Hopmann (1897–1968), im Stadtteil Friesdorf, dem Wohn- und Sterbeort von Roth, der Dorfplatz nach Joseph Roth umbenannt. Nach heftigen Bürgerprotesten 1956 wieder aufgehoben, wurde eine Straße in Friesdorf trotz anhaltender Proteste in „Joseph-Roth-Straße“ umbenannt, diese Benennung ist bis heute geblieben.
 
  
Im Jahr 2000 erhob die [[Katholische Kirche|katholische Kirche]] unter [[Papst]] [[Johannes Paul II.]] Roth zu einem der neuen Blutzeugen und Märtyrer der Kirche. Die Stadt Bonn ehrte 2005 Joseph Roth mit der Ernennung seines [[Grab]]es zu einem Ehrengrab der Stadt. Der Künstler Gunter Demnig legte im Jahr 2006 vor dem ehemaligen Wohnhaus in Friesdorf einen Stolperstein für Roth. Sein jüngerer Bruder, Ernst-Moritz Roth (1902-1945), war als Vikar auch ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten. Die Gemeinde Dattenfeld hat im Jahr 2010 die dortige Grundschule umbenannt in Ernst-Moritz-Roth-Schule.
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:''Lehrer Roth war und ist vermutlich auch heute noch Führer der hiesigen Zentrumspartei. In dieser Eigenschaft hat er sich durch Verbreitung unwahrer Behauptungen, insbesondere auch über die N.S.D.A.P., in Bad Godesberg unmöglich gemacht. Er wird im übrigen als der Urheber der in dem hiesigen Zentrumsorgan (Godesberger Volkszeitung) wiederholt erschienenen hetzerischen Artikel, die die Entwicklung der nationalen Erhebung gerade hier im zentrümlichen Bad Godesberg besonders erschwert und gehemmt hatten bezeichnet. Auch ist Roth öfter als öffentlicher Redner aufgetreten und hat hierbei selbst vor Beleidigungen und verletzenden Ausdrücken gegenüber seinen politischen Gegner nicht zurückgeschreckt.''<ref>Stadtarchiv Bonn: ''Personalakte Joseph Roth'', S.17.</ref>
  
== Literatur ==
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Dennoch war er noch bis 1935 weiter als Lehrer an der Bad Godesberger Burgschule beschäftigt. Erst 1935 schaffte es Alef, dass Roth an die Friesdorfer Volksschule versetzt wurde. Im selben Jahr hatte auch sein Bruder, Vikar [[Ernst Moritz Roth]], große Schwierigkeiten mit den Nationalsozialisten. Bei Kriegsbeginn 1939 wurde Roth zunächst zur Wehrmacht eingezogen, aber aus akutem Lehrermangel und Altersgründen 1940 wieder entlassen. Von 1940 bis 1944 war er wieder als Lehrer in Friesdorf tätig.
* [[Helmut Moll]]: "[[Deutsches Martyrologium|'Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts]]". Teil 1.'' [[Ferdinand Schöningh Verlag]] Paderborn-München-Wien-Zürich 2010,; 5., vermehrte und aktualisierte Auflage (S. 318-321; ISBN 3-506-75778-4).
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*[[Helmut Moll]]: ''Martyrium und Wahrheit. Zeugen Christi im 20. Jahrhundert''. 2005; 3., aktualisierte Auflage 2007; ISBN 3-928273-74-4.
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Am 22.&nbsp;August 1944 wurde er nach dem [[Attentat vom 20. Juli 1944|Attentat auf Hitler]] im Rahmen der [[Aktion Gitter|Aktion Gewitter]] verhaftet, einen Tag später in das Kölner [[Gestapo]]-Gefängnis [[EL-DE-Haus]] eingeliefert und von dort mit anderen ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Politikern demokratischer Parteien (u.&nbsp;a. mit [[Konrad Adenauer]], [[Thomas Eßer]], [[Josef Baumhoff]], [[Peter Schlack (Politiker)|Peter Schlack]], [[Otto Gerig]] und [[Peter Paffenholz]]) in das [[Arbeitserziehungslager]] in den Messehallen in Köln-Deutz überführt. Am 16.&nbsp;September 1944 wurden Roth, Gerig, Schlack und Baumhoff mit weiteren ehemaligen Politikern ins [[KZ Buchenwald]] deportiert. Roths KZ-Nummer 81555 hatte vor ihm der verstorbene Résistancekämpfer [[Victor Delplanque]]. Bei seiner Entlassung am 28. Oktober 1944 wurde Roth vom KZ-Arzt noch eine sog. Benzinspritze ([[Phenol|Phenolspritze]]) injiziert, an deren Folgen er am 22. Januar 1945 zu Hause starb.
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== Ehrungen ==
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Auf Anregung von Peter Hensen wurde 1950 durch den Bürgermeister von Bad Godesberg, [[Heinrich Hopmann]] (1897–1968), im Stadtteil Friesdorf, dem Wohn- und Sterbeort von Roth, der Dorfplatz in „Joseph-Roth-Platz“ umbenannt. Nach heftigen Bürgerprotesten 1956 wieder aufgehoben, wurde eine Straße in Friesdorf trotz anhaltender Proteste in „Joseph-Roth-Straße“ umbenannt; diese Benennung ist bis heute geblieben.<ref>[http://stadtplan.bonn.de/strassen_auskunft.php?strasse=1010144 Joseph-Roth-Platz] und [http://stadtplan.bonn.de/strassen_auskunft.php?strasse=2208&query_id=58012 Joseph-Roth-Straße] in der ''Auskunft über Straßennamen in Bonn''.</ref>
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Im Jahr 2000 erhob die [[Katholische Kirche|katholische Kirche]] unter [[Papst]] [[Johannes Paul II.]] Roth zu einem der neuen Blutzeugen und Märtyrer der Kirche. Die Stadt [[Bonn]] ehrte 2005 Joseph Roth mit der Ernennung seines Grabes zu einem [[Ehrengrab]] der Stadt. Der Künstler [[Gunter Demnig]] legte im Jahr 2006 vor dem ehemaligen Wohnhaus in Friesdorf einen [[Stolpersteine|Stolperstein]] für Roth.<ref>Godesberger Heimatblätter: Nr44, S. 157</ref>
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== Literatur und Quellen ==
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*Privatarchiv der Familie Roth
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*Stadtarchiv Bonn, Personalakte Joseph Roth
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*Archiv der Gedenkstätte Buchenwald
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*Konrad-Adenauer Stiftung Sankt Augustin, Nachlass Gerig und Biographie Joseph Roth
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*NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
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*Godesberger Heimatblätter, Rheinische Verlagsanstalt, Bonn 1984, Nr.22, ISSN 0436-1024 S. 101-105
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*An der Synagoge e.V. (Hrsg.): ''Bonn und die NS-Zeit in Dokumenten 1, Verfolgung und Widerstand'' .Bonn 1990
 
*Renate Klingenburg, Karl-Josef Schwalb, Gerta Wendl: ''Friesdorf und seine Kirchen''. Bonn 1991
 
*Renate Klingenburg, Karl-Josef Schwalb, Gerta Wendl: ''Friesdorf und seine Kirchen''. Bonn 1991
*An der Synagoge e.V. (Hrsg.): ''Bonn und die NS-Zeit in Dokumenten 1, Verfolgung und Widerstand'' .Bonn 1990
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*Stadt Euskirchen ''700 Jahre Stadt Euskirchen, 1302-2002'', Buchmanufaktur Handpresse Weilerswist, 2002, ISBN 3-935221-17-7; S. 252-256
*Archiv der Gedenkstätte Buchenwald
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*Godesberger Heimatblätter, Rheinische Verlagsanstalt, Bonn 2005, Nr.44, ISSN 0436-1024 S. 156-157
*Privatarchiv der Familie Roth
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*Helmut Moll: ''Martyrium und Wahrheit. Zeugen Christi im 20. Jahrhundert''. 2005; 3., aktualisierte Auflage 2007; ISBN 3-928273-74-4.
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*Helmut Moll: ''Zeugen für Christus. Teil 1.'' Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn-München-Wien-Zürich 1999, ISBN 3-506-75778-4; 4., vermehrte und aktualisierte Auflage 2006, S. 318-321.
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*Hauser-Nagel: ''Burgschule 1761–2011'', epubli Gmbh, Berlin 2011 , S.67, 222, 228
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
{{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/r/roth_jo.shtml}}
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*[http://www.dombibliothek-koeln.de/index1.html?/veranstaltung/martyrer/rundbrief-euskirchen.html Kurzbiographie von Joseph Roth. In: Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Köln]
*[http://www.dombibliothek-koeln.de/index1.html?/veranstaltung/martyrer/rundbrief-euskirchen.html Kurzbiographie im Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln]
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*[http://www.bonn.de/familie_gesellschaft_bildung_soziales/stadtarchiv/geschichte/11373/index.html?lang=de Bonnerinnen und Bonner im Gegensatz zum Nationalsozialismus] (www.bonn.de: mit einer Kurzbiografie. Hier geschrieben: Josef Roth)
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*[http://www.euskirchen.de/fileadmin/anlagen/stadtarchiv/Gegen_das_Vergessen/text_moll_gekuerzt.pdf Vom NS-Regime verfolgte Personen] (www.euskirchen.de: mit einer Kurzbiografie von Joseph Roth)
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* [http://www.bautz.de/bbkl/r/roth_jo.shtml Joseph Roth. In: Biografisch-Bibliografisches Kirchenlexikon (online)]
 
*[http://stadtplan.bonn.de/strassen_auskunft.php?strasse=2208&query_id=58012 Stadtplan des "Joseph-Roth-Platzes" in Bonn, bestehend]
 
*[http://stadtplan.bonn.de/strassen_auskunft.php?strasse=2208&query_id=58012 Stadtplan des "Joseph-Roth-Platzes" in Bonn, bestehend]
 
*[http://stadtplan.bonn.de/strassen_auskunft.php?strasse=1010144 Stadtplan des "Joseph-Roth-Platzes" in Bonn, untergegangen]
 
*[http://stadtplan.bonn.de/strassen_auskunft.php?strasse=1010144 Stadtplan des "Joseph-Roth-Platzes" in Bonn, untergegangen]
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== Einzelnachweise ==
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<references/>
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[[Kategorie:Politiker Deutschland|Roth, Joseph]]
 
[[Kategorie:Politiker Deutschland|Roth, Joseph]]
 
[[Kategorie:Märtyrer|Roth, Joseph]]
 
[[Kategorie:Märtyrer|Roth, Joseph]]

Version vom 24. November 2011, 12:50 Uhr

Joseph Roth (* 30. Januar 1896 in Köln; † 22. Januar 1945 in Friesdorf) war ein deutscher Politiker der Deutschen Zentrumspartei. Er war Vorsitzender des Zentrums in Bad Godesberg, Kreistagsmitglied des Kreises Bonn und Volksschullehrer.

Leben und Beruf

Joseph Roth wurde als erstes von sieben Kindern des Kirchen- und Dekorationsmalers Wilhelm Roth (1870–1948) und dessen Frau Margarethe geb. Kruth (1866–1932) geboren. Er absolvierte nach dem Besuch der Volksschule eine Ausbildung als Volksschullehrer in Euskirchen. Von 1914 bis 1917 nahm er am Ersten Weltkrieg teil, wurde verwundet und bekam das Eiserne Kreuz 1. Klasse und das Verwundetenabzeichen. Nach seiner Entlassung schloss er 1918 seine Ausbildung zum Volksschullehrer ab. 1924 heiratete er die aus Friesdorf stammende Katharina Paffenholz (1900–1979). Seit 1927 hatte er eine Festanstellung als Volksschullehrer an der Burgschule in Bad Godesberg. Seine politische Karriere begann im Bad Godesberger Windthorstbund. Von dort wechselte er sehr schnell zur Zentrumspartei unter dem Vorsitz des damaligen Kreistagsmitgliedes Bonn-Land Peter Hensen und wurde kurze Zeit später zu dessen Stellvertreter im Kreistag gewählt. Nachdem Hensen 1931 den Vorsitz des Zentrums niederlegte, wurde Roth zum 1. Vorsitzenden gewählt. Im März 1933 wählte man ihn zum Vollmitglied in den Kreistag Bonn Land.

Politische Verfolgung im Nationalsozialismus

Seit 1924 arbeitete Roth auch als Schriftleiter für die Godesberger Volkszeitung, der Parteizeitung des Godesberger Zentrums. Er veröffentlichte viele politische Artikel und griff darunter immer wieder die Nationalsozialisten an. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Roth und Bürgermeister Zander am 13. März 1933, auf Bestreben von Heinrich Alef, zwangsweise beurlaubt und für einem Tag in „Schutzhaft“ genommen. In der Schulchronik der Burgschule, an der er als Lehrer tätig war, steht dazu:

Am Montag, den 13. März, wurde die nationale Revolution in Godesberg durchgeführt. Eine SA-Mannschaft (Sturmabteilung) besetzte das Rathaus und nötigte den Bürgermeister, die beiden besoldeten Beigeordneten und drei weitere Beamte, sich sofort „beurlauben“ zu lassen. Auch an der Burgschule erschien eine solche Abteilung von 20–30 Mann und veranlaßte, daß der Lehrer Roth sofort beurlaubt wurde, weil er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Godesberger Zentrumspartei die Nationalsozialisten scharf bekämpft hatte.<ref>Stadtarchiv Bonn: GO 8231, S.160</ref>

Am 3. Juni 1933, wieder unter massivem Druck von Alef, nun der nationalsozialistische Bürgermeister von Bad Godesberg, musste er sein Mandat als Kreistagsabgeordneter sowie sein Amt als Vorsitzender der Zentrumspartei in Bad Godesberg niederlegen. Einige Wochen später, am 6. April, schrieb Alef in seinem Amte als Staatskommissar zum Versetzungsversuch gegen Roth als Lehrer:

Lehrer Roth war und ist vermutlich auch heute noch Führer der hiesigen Zentrumspartei. In dieser Eigenschaft hat er sich durch Verbreitung unwahrer Behauptungen, insbesondere auch über die N.S.D.A.P., in Bad Godesberg unmöglich gemacht. Er wird im übrigen als der Urheber der in dem hiesigen Zentrumsorgan (Godesberger Volkszeitung) wiederholt erschienenen hetzerischen Artikel, die die Entwicklung der nationalen Erhebung gerade hier im zentrümlichen Bad Godesberg besonders erschwert und gehemmt hatten bezeichnet. Auch ist Roth öfter als öffentlicher Redner aufgetreten und hat hierbei selbst vor Beleidigungen und verletzenden Ausdrücken gegenüber seinen politischen Gegner nicht zurückgeschreckt.<ref>Stadtarchiv Bonn: Personalakte Joseph Roth, S.17.</ref>

Dennoch war er noch bis 1935 weiter als Lehrer an der Bad Godesberger Burgschule beschäftigt. Erst 1935 schaffte es Alef, dass Roth an die Friesdorfer Volksschule versetzt wurde. Im selben Jahr hatte auch sein Bruder, Vikar Ernst Moritz Roth, große Schwierigkeiten mit den Nationalsozialisten. Bei Kriegsbeginn 1939 wurde Roth zunächst zur Wehrmacht eingezogen, aber aus akutem Lehrermangel und Altersgründen 1940 wieder entlassen. Von 1940 bis 1944 war er wieder als Lehrer in Friesdorf tätig.

Am 22. August 1944 wurde er nach dem Attentat auf Hitler im Rahmen der Aktion Gewitter verhaftet, einen Tag später in das Kölner Gestapo-Gefängnis EL-DE-Haus eingeliefert und von dort mit anderen ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Politikern demokratischer Parteien (u. a. mit Konrad Adenauer, Thomas Eßer, Josef Baumhoff, Peter Schlack, Otto Gerig und Peter Paffenholz) in das Arbeitserziehungslager in den Messehallen in Köln-Deutz überführt. Am 16. September 1944 wurden Roth, Gerig, Schlack und Baumhoff mit weiteren ehemaligen Politikern ins KZ Buchenwald deportiert. Roths KZ-Nummer 81555 hatte vor ihm der verstorbene Résistancekämpfer Victor Delplanque. Bei seiner Entlassung am 28. Oktober 1944 wurde Roth vom KZ-Arzt noch eine sog. Benzinspritze (Phenolspritze) injiziert, an deren Folgen er am 22. Januar 1945 zu Hause starb.

Ehrungen

Auf Anregung von Peter Hensen wurde 1950 durch den Bürgermeister von Bad Godesberg, Heinrich Hopmann (1897–1968), im Stadtteil Friesdorf, dem Wohn- und Sterbeort von Roth, der Dorfplatz in „Joseph-Roth-Platz“ umbenannt. Nach heftigen Bürgerprotesten 1956 wieder aufgehoben, wurde eine Straße in Friesdorf trotz anhaltender Proteste in „Joseph-Roth-Straße“ umbenannt; diese Benennung ist bis heute geblieben.<ref>Joseph-Roth-Platz und Joseph-Roth-Straße in der Auskunft über Straßennamen in Bonn.</ref>

Im Jahr 2000 erhob die katholische Kirche unter Papst Johannes Paul II. Roth zu einem der neuen Blutzeugen und Märtyrer der Kirche. Die Stadt Bonn ehrte 2005 Joseph Roth mit der Ernennung seines Grabes zu einem Ehrengrab der Stadt. Der Künstler Gunter Demnig legte im Jahr 2006 vor dem ehemaligen Wohnhaus in Friesdorf einen Stolperstein für Roth.<ref>Godesberger Heimatblätter: Nr44, S. 157</ref>

Literatur und Quellen

  • Privatarchiv der Familie Roth
  • Stadtarchiv Bonn, Personalakte Joseph Roth
  • Archiv der Gedenkstätte Buchenwald
  • Konrad-Adenauer Stiftung Sankt Augustin, Nachlass Gerig und Biographie Joseph Roth
  • NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
  • Godesberger Heimatblätter, Rheinische Verlagsanstalt, Bonn 1984, Nr.22, ISSN 0436-1024 S. 101-105
  • An der Synagoge e.V. (Hrsg.): Bonn und die NS-Zeit in Dokumenten 1, Verfolgung und Widerstand .Bonn 1990
  • Renate Klingenburg, Karl-Josef Schwalb, Gerta Wendl: Friesdorf und seine Kirchen. Bonn 1991
  • Stadt Euskirchen 700 Jahre Stadt Euskirchen, 1302-2002, Buchmanufaktur Handpresse Weilerswist, 2002, ISBN 3-935221-17-7; S. 252-256
  • Godesberger Heimatblätter, Rheinische Verlagsanstalt, Bonn 2005, Nr.44, ISSN 0436-1024 S. 156-157
  • Helmut Moll: Martyrium und Wahrheit. Zeugen Christi im 20. Jahrhundert. 2005; 3., aktualisierte Auflage 2007; ISBN 3-928273-74-4.
  • Helmut Moll: Zeugen für Christus. Teil 1. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn-München-Wien-Zürich 1999, ISBN 3-506-75778-4; 4., vermehrte und aktualisierte Auflage 2006, S. 318-321.
  • Hauser-Nagel: Burgschule 1761–2011, epubli Gmbh, Berlin 2011 , S.67, 222, 228

Weblinks

Einzelnachweise

<references/>