Katholische Ostkirchen

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Die Katholischen Ostkirchen gehören von ihrem Ritus (Liturgie und Spiritualität) her zur sogenannten Ostkirche im allgemeinen, von ihrer Glaubens- und Traditionsintegrität gehören sie jedoch streng theologisch zur Römisch-Katholischen Kirche als Universalkirche. Die Katholischen Ostkirchen, die auch als Unierte Kirchen oder streng rechtlich als Ritus(-Teil)kirchen bezeichnet werden, stehen nämlich in Einheit mit dem Papst, haben allerdings die Liturgie und auch weitgehend die Disziplin des Ostens beibehalten und unterscheiden sich dadurch von der Lateinischen (Ritus-)Kirche (Westkirche). Die Katholischen Ostkirchen sind vor allem in der zweiten Jahrtausendhälfte entstanden und gelten als ehrlicher historischer Versuch, die gespaltene Christenheit wiederum zu einen, damit alle Christen wieder eins seien unter dem sichtbaren Stellvertreter Christi auf Erden.

Kirchentexte zur Katholischen Ostkirche

Das 2. Vatikanische Konzil hat im Schreiben Orientalium ecclesiarum zur katholischen Ostkirche Stellung genommen. Im Schreiben wird festgehalten, dass die Katholische Kirche die Ostkirchen mit ihren Einrichtungen und liturgischen Bräuchen, ihren Überlieferungen und ihrer christlichen Lebensordnung hochschätzt. Wörtlich heißt es: "In diesen Werten von ehrwürdigem Alter leuchtet ja eine Überlieferung auf, die über die Kirchenväter bis zu den Aposteln zurückreicht. Sie bildet ein Stück des von Gott geoffenbarten und ungeteilten Erbgutes der Gesamtkirche."

Weiters wird als Ziel der katholischen Kirche definiert, dass "die Überlieferungen jeder einzelnen Teilkirche oder eines jeden Ritus unverletzt erhalten bleiben" und dass "zugleich sich der Lebensstil dieser Kirchen den verschiedenen zeitlichen und örtlichen Notwendigkeiten anpassen" soll. Die Ostkirchen werden als "Teilkirchen" bezeichnet, die sich "in gewissem Grade durch ihre sogenannten Riten, d. h. durch ihre Liturgie, ihr kirchliches Recht und ihr geistiges Erbgut" unterscheiden, die aber alle "in gleicher Weise der Hirtenführung des Bischofs von Rom anvertraut" sind. "Alle nehmen sie daher die gleiche Würde ein, so dass auf Grund ihres Ritus keine von ihnen einen Vorrang vor den anderen hat. Alle genießen dieselben Rechte und haben dieselben Verpflichtungen, auch bezüglich der unter Oberleitung des Bischofs von Rom auszuübenden Verkündigung des Evangeliums an die ganze Welt."

27. Unter Wahrung der erwähnten Grundsätze können Ostchristen, die guten Glaubens von der katholischen Kirche getrennt sind, wenn sie von sich aus darum bitten und recht vorbereitet sind, zu den Sakramenten der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung zugelassen werden. Ebenso ist es Katholiken erlaubt, dieselben Sakramente von nichtkatholischen Geistlichen zu erbitten, in deren Kirche die Sakramente gültig gespendet werden, sooft dazu ein ernstes Bedürfnis oder ein wirklicher geistlicher Nutzen rät und der Zugang zu einem katholischen Priester sich als physisch oder moralisch unmöglich herausstellt<ref>Als Grundlage der Erleichterung ist anzusehen: 1. die Gültigkeit der Sakramente, 2. der gute Glaube und die Disposition, 3. die Notwendigkeit für das ewige Heil, 4. die Abwesenheit eines eigenen Priesters, 5. der Ausschluß zu meidender Gefahren und formellen Anschlusses an den Irrtum.</ref>.

28. Unter Festhalten der gleichen Grundsätze wird auch die gemeinsame Beteiligung an heiligen Handlungen, Sachen und Stätten bei Katholiken und getrennten Ostchristen aus triftigen Gründen gestattet<ref>Es handelt sich um die obengenannte "außersakramentale communicatio in sacris". Die Erleichterungen gewährt das Konzil, wobei die Vorschriften einzuhalten sind.</ref>.

Katholische Kirchen des Orients

Unterschiede zur Lateinischen (Ritus-)Kirche

Es gibt mehrere Unterscheidungsmerkmale zwischen den Katholischen Ostkirchen und der Römisch-Katholischen Kirche.

  1. Die Liturgie ist im Prinzip die Liturgie der Ostkirche in den verschiedensten Variationen und Entfaltungen.
  2. Die Katholischen Ostkirchen unterliegen nicht dem Codex Iuris Canonici sondern dem Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium.
  3. Zölibat: Im Gegensatz zum Westen können bei den Katholischen Ostkirchen Priester verheiratet sein. Eine Heirat nach der Weihe ist nicht möglich. Nur die Bischöfe verpflichten sich zum Zölibat.

Unterscheidung nach den Riten

Ritus meint nicht nur die Zelebration der Heiligen Messe, sondern sämtliche Ausdrucksformen des Glaubens und der Moral. Eine Unterscheidung der Katholischen Ostkirche kann nach dem Ritus vorgenommen werden

Alexandrinischer Ritus

1. Äthiopisch-Katholische Kirche

2. Koptisch-Katholische Kirche

  • Wolfgang Bochs: Geschichte und Geist der koptischen Kirche. Bernardus Verlag ISBN 10: 3-934551-83-1

Armenischer Ritus

1. Armenisch-Katholische Kirche

Byzantinischer Ritus

1. Albanisch-Katholische Kirche

2. Bulgarisch-Katholische Kirche

3. Georgisch-Katholische Kirche

4. Griechisch-Katholische Kirche

5. Italo-Albanische Kirche

6. Mazedonisch-Katholische Kirche

7. Rumänisch-Katholische Kirche

8. Russisch-Katholische Kirche

9. Ruthenisch-Katholische Kirche

10. Slawisch-Katholische Kirche

11. Slowakisch-Katholische Kirche

12. Tschechisch-Katholische Kirche

13. Ukrainisch-Katholische Kirche

14. Ungarisch-Katholische Kirche

15. Weissrussisch-Katholische Kirche

16. Melkitisch-Katholische Kirche

Ostsyrischer Ritus

1. Chaldäisch-Katholische Kirche

2. Syro-Malabarische Kirche

Westsyrischer Ritus

1. Syrisch-Maronitische Kirche

2. Syro-Malankarische Kirche

3. Syrisch-Katholische Kirche

Literatur

J. Oeldemann: Die Kirchen des christlichen Ostens. Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierte Ostkirchen, Regensburg 2006, ISBN 3786785775

Eigenheiten der Ostkirchen

Die Ostkirche sind synodale Kirchen par excellence: Das heißt, sie haben einen Patriarchen oder einen Großerzbischof als Oberhaupt, aber unter lehramtlichem Gesichtspunkt regiert der Synod, durch das Verfassen von Dokumenten, die Annahme neue pastoraler Maßnahmen, die Förderung der Katechese, die Ausbildung der Seminaristen und Priester. Das brüderliche Band mit dem Bischof von Rom kommt durch die Bitte um kirchliche Gemeinschaft zum Ausdruck: Wenn eine Patriarchalkirche einen neuen Hirten für ihre Leitung wählt, dann wird er unmittelbar als gewählt proklamiert, ist aber angehalten, um die »ecclesi­astica communio« mit dem Papst zu bitten. Handelt es sich dagegen um Großerzbischöfe, so müssen diese auf die Bestätigung von Seiten des Papstes warten. Ein weiteres wichtiges Element, das sie von der lateinischen Kirche unterscheidet, ist in fast allen von ihnen das Vorhandensein des »uxorierten« Klerus, also von Priestern, die verheiratet sein können. Die Bischöfe werden dagegen immer unter den unverheirateten Klerikern oder unter den Mönchen ausgewählt, wie es auch in der orthodoxen Kirche Tradition ist.<ref> Brücke der Liebe und des Dialogs, Osservatore Romano, 30. April 2021, S. 7 Von Nicola Gori.</ref>

Ostkirchliche Kollegien in Rom

Es gibt im Jahre 2021 acht ostkirchlichen Kollegien in Rom, wo jährlich zwischen 200 und 300 Studenten aus den Orientalischen Kirchen aufgenommen werden. Das erste ist das Institut »San Giovanni Damasceno«, das die indischen Priester der syro-malabarischen und der syro-malankarischen Tradition aufnimmt; es folgen das im Herzen von Rom gelegene Päpstliche Griechische Kolleg, wo jene Seminaristen leben, die aus der Slowakei, Ungarn, Griechenland, Israel, Serbien sowie aus den italo-albanischen Eparchien stammen; das Päpstliche Kolleg »San Giosafat«, das Seminaristen und Priester aufnimmt, die aus der Ukraine stammen; das Päpstliche Rumänische Kolleg, das den Seminaristen Unterkunft bietet, die aus Rumänien kommen, und – im selben Gebäude – das Kolleg »Sant’Efrem«, das Priester arabischer Sprache aufnimmt; das Päpstliche »Collegium Russicum«, das Priester byzantinischer Tradition aus der Slowakei und der Ukraine vereint; und schließlich das Päpstliche Institut »Santa Maria del Patrocinio«, das Ordensfrauen verschiedener Kongregationen des orientalischen Ritus aufnimmt, die es in aller Welt gibt. Ein Sonderfall ist das Päpstliche Äthiopische Kolleg – das einzige, das sich innerhalb des Vatikans befindet. Das Päpstliche Orientalische Institut (P.I.O.) ist der Gesellschaft Jesu anvertraut.<ref> Brücke der Liebe und des Dialogs, Osservatore Romano, 30. April 2021, S. 7 Von Nicola Gori.</ref>

Päpstliche Schreiben

Benedikt XIV.

Pius IX.

Leo XIII.

Benedikt XV.

Pius XI.

Pius XII.

Paul VI.

Johannes Paul II.

Franziskus

Literatur

  • Kilian Kirchhoff: Hymnen der Ostkirche. Dreifaltigkeits-, Marien-, und Totenhymnen, Münster 1979.
  • Johannes Madey: Die Kirchen des Ostens. Eine Kleine Einführung Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1972 (91 Seiten).
  • Johannes Madey: Die katholischen Ostkirchen. Hindernisse oder Brücken auf dem Weg zur Einheit der Christen?Veröffentlichung der Arbeitsgemeinschaft 'Begegnung mit den Kirchen des Ostens', Band 3. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1973 (168 Seiten; ISBN 3857640049).
  • Franz Josef Vogel: Rom und die Ostkirchen (Bibliothek Ekklesia Band 12) Pattloch Verlag Aschaffenburg, 1959/1961 (119 Seiten; 1./2. Auflage).

Siehe auch: Lateinische Kirche

Weblinks

Serie: Die Sakramente in der Ostirche von Christoph Brey, Bamberg

Anmerkungen

<references />