Anglikaner

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Die Anglikaner, Kirche von England (Church of England) oder Anglikanische Kirche genannt, sind eine kirchliche Gemeinschaft.

Geschichte

Sie haben sich durch König Heinrich VIII. aus der katholischen Kirche herausgelöst und der Suprematie der Krone unterworfen und sind damit Staatskirche geworden. Diese Trennung von Rom wurde im Jahr 1534 angestoßen, als der Papst dem Monarchen die Trennung von Katharina von Aragon verweigerte.

Unter dem ersten anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, wurden Klöster, Orden und fünf der sieben Sakramente "abgeschafft". Mit den 1563 verabschiedeten noch heute gültigen „39 Artikeln“ schuf man unter Elisabeth I. die Grundlage des (protestantisch tendierenden) Anglikanismus.

In den Folgejahrzehnten wurde die so gen. Anglikanische Kirche mehr und mehr, wenn auch strukturell der "alten Kirche" ähnlich (Bischöfe, Priester), durch eine weiterhin zunehmend protestantische Theologie geprägt, insbesondere im 17. Jahrhundert. Dies wirkte sich auch auf die Haltung der britischen Gesetzgebung aus: Bei der Toleranz für dissenter (sozusagen "Freikirchler"; 1689 deklariert) wurden Katholiken ausgenommen. Durch die Errichtung des britischen Empire mit zahlreichen Kolonien verbreitete sich der Anglikanismus in weiten Teilen der Welt. Verschiedene Rückkehrbewegungen konnten sich durch die Jahrhunderte nicht durchsetzen. Es bildeten sich verschiedene Flügel, unter denen der sogenannte anglokatholische Flügel der katholische Kirche am nächsten steht. Seit den 1820-er Jahren konnte der Katholizismus in England wieder allmählich Raum gewinnen, vorherrschend blieb jedoch (bis heute) die Staatskirche.

Unter Kardinal Désiré Mercier von Mecheln begannen in den 1920-er Jahren erste Kontaktaufnahmen, die Gespräche von Mecheln, insbesondere mit dem Lord Halifax, der intensiv den Lebensweg von John Henry Newman studiert hatte. 1966 begann die offizielle Aufnahme des anglikanisch-katholischen Dialogs.<ref>Erstmals anglikanische Liturgie im Petersdom Kath.net am 8. Februar 2017</ref>

Nicht in der Apostolische Sukzession

Die Apostolische Sukzession in den Anglikanischen Gemeinschaften ist nach der offiziellen Erklärung Apostolicae curae von Papst Leo XIII. vom 13. September 1896 unterbrochen. Die anglikanischen Priester und Bischöfe sind demnach nicht gültig geweiht, da über hundert Jahre lang die gültige Form der Priester- und Bischofsweihe nicht angewendet worden ist und es an der erforderlichen Weiheabsicht gefehlt hat. Aufgrund dieser Erkenntnisse gab es in der anglokatholischen Strömung des Anglikanismus auch Bestrebungen durch Weihen seitens orthodoxer oder altkatholischer Bischöfe die Sukzession zu erlangen. Allerdings ist durch die Einführung der Frauenordination auch für Bischofsweihen (!) die Gültigkeit der anglikanischen Ordinationshandlungen neu hinterfragt worden. Bei einer Konversion von anglikanischen Pfarrern wird daher, bei Bedarf, nach wie vor eine Weihe gespendet.

Die Anglikaner heute

Die Anglikaner heute haben ca. 70 Mio. Anhänger weltweit in 450 Diözesen (28 Kirchenprovinzen); sie billigen dem Erzbischof von Canterbury einen Ehrenprimat zu. Große Hoffnungen auf eine rasche Aussöhnung, die z.B. Papst Paul VI. in der Folge des II. Vatikanums hatte, wurden enttäuscht durch die anglikanischen Entscheidungen zugunsten der Frauenordination und (am 7. Juli 2008) auch der Zulassung von Frauen zum Bischofsamt<ref>Anglikaner beschließen die Zulassung von Bischöfinnen Kath.net am 8. Juli 2008</ref>. Kritiker mutmaßen, dass die Kirche von England längst nicht mehr "Herr im Haus" ist. Die Fremdbestimmung durch parlamentarische Gesetzgebung (!) und staatsnahe Verwaltung erzwingt einen vorauseilenden Gehorsam gegenüber dem allgemeinen Sozialkonsens (auch in Fragen der Ehemoral). Spätestens das 20. Jahrhundert hat also aus katholischer Sicht bewiesen, was schon John Henry Newman erkannte, dass nämlich die von den Anglikanern behauptete via media (zwischen Rom und der Reformation) real nicht funktioniert. (Das Gegenteil behaupten in England z.B. immer noch besonders gern, aus durchsichtigen Motiven, "christlich" orientierte Freimaurer.) Die Krise der "anglikanischen Gemeinschaft" (ca. 64.000 Gemeinden in 164 Ländern weltweit) erfasst auch die Weltregionen, die aufgrund ihrer Verwurzelung im ehem. British Empire über anglikanische Kirchenstrukturen verfügen (z.B. USA oder Afrika). Während Königin Elisabeth II. ihre Funktion als Defensor fidei noch einigermaßen korrekt ausfüllt (Oberhaupt der Kirche), hat Thronfolger Charles bereits öffentlich gefragt, ob nicht eine multireligiöse Krönungszeremonie unter Verzicht auf explizit christliche Bekenntnisse möglich sei. Die eigentliche Konsequenz, die Suprematie durch autonom königlichen Akt an den Papst zurückzuerstatten, wird aber noch nicht formuliert.

Eine Welle von Übertritten aus der anglikanischen in die römisch-katholische Kirche hatte es in Großbritannien nach der Einführung der Frauenordination in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts gegeben. Damals verließen Hunderte Geistliche und zahlreiche Laien die Kirche 
von England.

Orientierungshilfe für eine Zeremonie für Transgender-Personen

Die Kirche von England hat im Dezember 2018 eine pastorale Orientierungshilfe für eine Zeremonie veröffentlicht, mit welcher sie Transgender-Personen in ihrer „neuen Identität“ willkommen heißen will. Die Orientierungshilfe stelle klar, dass es sich nicht um eine zweite Taufe handelt. Wasser und Öl können verwendet werden, die Anwendung ist aber genau geregelt. Ein zentraler Teil der Zeremonie, die „Affirmation of Baptismal Faith“ (Bestätigung des Taufglaubens) genannt wird, besteht darin, dass der Priester der Transgender-Person die Hände auflegt, sie mit Namen nennt und für sie betet. Die Zeremonie soll das Bekenntnis der Taufe in einem öffentlichen Rahmen erneuern. Sie soll den Transgender-Personen, die „eine große Veränderung“ durchgemacht haben, ermöglichen, ihr Leben erneut Christus zu widmen, heißt es in der Orientierungshilfe.<ref>Anglikanische Kirche führt Feier für Transgender-Personen ein kath.net am 14. Dezember 2018</ref>

Anglicanorum coetibus

In der Generalsynode im Juli 2010 wurde der Weg für die Weihe von Bischöfinnen freigemacht.<ref>Kirche von England: Zerreißprobe wegen Bischöfinnen Kath.net am 13. Juli 2010</ref> Im November 2012 war ein Ja zu anglikanischen Bischöfinnen mit knapper Sperrminorität bei den Laien gescheitert. In der Generalsynode am 14. Juli 2014, stimmte mit den Zwei-Drittel-Mehrheiten von Bischöfen, Geistlichkeit und Laien für eine Zulassung von Bischöfinnen.<ref>Kirche von England bekommt Bischöfinnen Kath.net am 15. Juli 2014</ref> Da der Bruch zur Rechtgläubigkeit nun besiegelt ist, beschließen konservative Bischöfe zur Katholischen Kirche überzutreten und das Erleichterungsangebot durch die Konstitution Anglicanorum coetibus in Anspruch zu nehmen. Ebenfalls beschloss die Kirche von England bei der Generalsynode im Juli 2014, den Teufel aus dem Taufritus zu verbannen. Bisher musste dem "Teufel und allen seinen Werken" widersagt werden.<ref>Kirche von England verbannt „Teufel“ aus Taufritus Kath.net am 17. Juli 2014</ref>

Die Lambeth-Konferenz (Chronologie)

Die Lambeth-Konferenz ist die Weltbischofskonferenz der Anglikaner. Sie findet heute alle zehn Jahre in England statt.

  • Erste Konferenz (24.–28. September 1867)<ref>1-6. und 7-12. Konferenz aus der Wikipedia</ref>
  • Zweite Konferenz (2.–27. Juli 1878)
  • Dritte Konferenz (3.–27. Juli 1888)
  • Vierte Konferenz (5.–31. Juli 1897)
  • Fünfte Konferenz (6. Juli–5. August 1908)
  • Sechste Konferenz (1920)
  • 7. Am 14. August 1930 tagte die siebte Lambeth Konferenz, die gegen eine Minderheit von 13 Bischöfen (50 enthielten sich), die sittliche Entscheidung zugunsten einer künstlichen Verhütung der Gewissensfreiheit der Eheleute überließ (vgl. Casti connubii).
  • Achte Konferenz (1948)
  • Neunte Konferenz (1958)
  • Zehnte Konferenz (1968)
  • Elfte Konferenz (1978)
  • 12. Konferenz 17. Juli - 3. August 1988
  • 13. Konferenz 1998: Die Weltbischofskonferenz stellt fest, dass praktizierte Homosexualität unvereinbar mit der Bibel und der kirchlichen Lehre sei. Gleichwohl hatte die US-Episkopalkirche 2003 den in einer schwulen Partnerschaft lebenden Geistlichen Gene Robinson zum Bischof von New Hampshire geweiht. Eine kanadische Diözese genehmigte die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Das brachte die anglikanische Weltgemeinschaft in eine Zerreißprobe.
  • 14. Konferenz, 16. Juli bis 3. August 2008: Es kamen 680 Bischöfe zur Konferenz. 250 weitere Bischöfe, die sich als Bibel und traditionstreu bezeichnen, blieben demonstrativ dem Treffen fern. Es standen vor allem die Positionen zur Bischofsweihe von Frauen und zur Trauung und Weihe von Homosexuellen zur Debatte. Sie fand bis zum 3. August in Canterbury (Südengland) statt. Das Grundsatzdokument lässt die Frage von homosexuellen Pfarrern und Segnungen für Homopaare offen.

Gemeinsame Erklärungen des Papstes und des Primas der Anglikaner, des Erzbischofes von Canterbury

Päpstliches und die Anglikaner

Leo XIII.

Paul VI.

Johannes Paul II.

  • 27. März 1982 Kongregation für die Glaubenslehre: Bemerkungen zum Abschlussbericht von ARCIC-I (AAS 74 [1982] 1060-1074; [englisch]).
  • 28. Mai 1982 Ad episcopos Angliae et Cambriae in aedibus Curiae metropolitanae Vestmonasteriensis coram admissos (AAS 74 [1982] 915-919).
  • 29. Mai 1982 Gemeinsame Stellungnahme von Johannes Paul II. und dem anglikanischen Primas, Erzbischof von Canterbury, Dr. Robert Runcie, nach der Ökumenischen Feier in der Anglikanischen Kathedrale von Canterbury [1]. Sie setzen die zweite Kommission der «Anglican Roman Catholic International Commission » (ARCIC-II: 1982-2005) ein (AAS LXXIV [1982] 924-931).
  • 20. Dezember 1984 Apostolischer Brief an Robert Runcie, "The long but necessary" (AAS 79 [1987] 184-186; [2])
  • 13. Juli 1985 Brief von Kardinal Willebrands an die Ko-Präsidenten von ARCIC (Anglican Roman Catholic International Commission) II (AAS 77 [1985] 472-475)
  • 22. November 1985 Antwortbrief von Robert Runcie, der Erzbischof von Canterburyf an Papst Johannes Paul II.
  • Brief von Robert Runcie, der Erzbischof von Canterburyf an Johannes Willebrands, dem Vorsitzenden des Sekretariates flir die Förderung der Einheit der Christen.
  • 14. Januar 1986 Antwortschreiben der beiden Ko-Präsidenten der ARCIC II.
  • 17. Juni 1986 Antwortbrief von Kard. Willebrands an Robert Runcie, der Erzbischof von Canterbury.
  • 20. November 1988 Kongregation für die Glaubenslehre: Bemerkungen zum Dokument "Das Heil und die Kirche" der ARCIC-II.
  • 29. September - 2. Oktober 1989 Offizieller Besuch des Erzbischofs von Canterbury und Primas der Anglikanischen
  • 2. Oktober 1989 Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung von Papst Johannes Paul II. und dem Erzbischof von Canterbury und Primas der Anglikanischen Gemeinschaft, Dr. Robert Runcie.
  • 2. Oktober 1989 Allgemeine Erklärung von Johannes Paul II. und dem Erzbischof von Canterbury Robert Runcie [3].
  • 3.-6. Dezember 1996 Besuch des Erzbischofs von Canterbury und Primas der Anglikanischen Gemeinschaft, Dr. George Leonard Carey, beim Papst und der Kirche von Rom - Unterzeichnung einer Gemeinsamen Erklärung.
  • 12. Mai 1999 In London wird das Dokument The Gift of Authority der Anglikanisch/Römisch-katholischen Internationalen Kommission (ARCIC) vorgestellt.
  • 2.-5. Oktober 2003 Besuch des Heiligen Vaters beim Erzbischof von Canterbury und Primas der Anglikanischen Gemeinschaft, Dr. Rowan Douglas Williams.

Benedikt XVI.

Franziskus

Weblinks

Anmerkungen

<references />