Kirchenvater

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Unter den Kirchenvätern versteht die Christenheit die Theologen, zumeist Bischöfe, der antiken Kirche, welche gemäß den Glauben der Apostel treu bewahrt und in theologischen Schriften ausgearbeitet haben. Die Patrologie oder Patristik ist die theologische Wissenschaft, die sich mit dem Leben und Lehren der Kirchenväter befasst.

Begriffsentwicklung

Die Bezeichnung Vater für ein Leitungsamt ist rein kirchlichen Ursprungs. Es ist der Name, den die Gemeinde ihrem Bischof und Lehrer gab. Schon der antike Mensch hatte die Auffassung, sein Lehrer sei der Erzeuger seiner geistigen Persönlichkeit, und er dürfe ihn seinen Vater und sich dessen Sohn nennen. Vgl. den Ausdruck «Prophetensöhne» 3 Kg 20, 35; ferner 1 Petr 5, 13; Iren. Haer 4, 41, 2 So schreibt Paulus an die Korinther (1 Kor 4, 15): „Hättet ihr auch viele tausend Lehrmeister in Christus, so habt ihr doch nicht viele Väter; denn ich habe euch in Christus Jesus durch das Evangelium gezeugt.“

Als Zeugen der kirchlichen Überlieferung werden die Bischöfe der Vergangenheit eine bestimmte Größe, «die Väter», als welche man noch im 5. Jh im allgemeinen nur Bischöfe bezeichnete, obwohl schon Augustin diese Schranke durchbrach und einen kirchlichen Schriftsteller, der nicht Bischof war, nämlich Hieronymus, mit Rücksicht auf seine Gelehrsamkeit und Heiligkeit als Zeugen für die kirchliche Lehre von der Erbsünde benannte (Contra JulI, 7 n. 31 u.34).

Auf den großen Konzilien des 5. Jahrhunderts spielte bereits der Beweis aus den «Vätern» eine große Rolle. Den von Augustinus erweiterten Begriff übernahm Vinzenz von Lerin. in seinem Commonitorium von 434, deutete ihn aber schärfer auf jene Schriftsteller, «qui suis quisque temporibus et locis in unitate communionis et fidei permanentes magistri probabiles exstitissent». Er war es auch, der unter Hinweis auf das Konzil von Ephesus (431) erstmals sozusagen eine Theorie des Väterbeweises vorlegte. Das früheste Verzeichnis der als Väter anerkannten und nicht anerkannten christlichen Schriftsteller bietet das sogenannte Gelasianische Decretum de libris recipiendis et non recipiendis unter schärferer Betonung der Gemeinschaft mit der römischen Kirche (ES 165).

Kriterien für die Zugehörigkeit

Seitdem der Kreis der Lehrzeugen auch auf Nichtbischöfe ausgedehnt ist, gelten als Vier Merkmale der Väter:

  1. doctrina orthodoxa (rechtgläubige Lehre - nicht im Sinne völliger Irrtumsfreiheit, sondern treuer Lehrgemeinschaft mit der rechtgläubigen Kirche)
  2. sanctitas vitae (Heiligkeit des Lebens - verstanden im Sinne der alten Kirche durch Anerkennung und Verehrung des Lebens durch das gläubige Volk; nicht im Sinne einer ausdrücklichen Heiligenverehrung)
  3. approbatio ecclesiae (kirchliche Gutheißung - aus kirchlichen Verhandlungen und Kundgebungen erkennbar, nicht notwendigerweise ausdrückliche Approbation)
  4. antiquitas (im Sinne von «kirchlichem Altertum»).

Der Kreis der Kirchenväter deckt sich zum Teil mit dem Kreise der Kirchenlehrer, die nicht alle das Merkmal des „Altertums“ aufweisen, dafür aber die weiteren Merkmale:

  • der eminens eruditio (herausragende Bildung)
  • und expressa ecclesiae declaratio (Ausdrückliche Anerkennung durch die Kirche) haben.

Die vier großen Abendländischen Kirchenväter

Die vier großen abendländischen Kirchenväter sind Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor. Amtlich wurden diese vier Väter erstmals von Papst Bonifaz VIII. als «egregii doctores ecclesiae» hinter den Aposteln und Evangelisten angeführt (Corp. iur. can. Lib. sext. lib. 3, tit. 22, cap.un.), wie schon Gregor I. die Apostel «doctores ecclesiae» und die Kirchenväter «expositores sequentes» genannt hatte (HomEv 30, 7; Mor 27, 8). Der Name der großen abendländischen Kirchenlehrer blieb seitdem unverändert

Den Kirchenlehrern wurde als kirchliche Ehrung zuteil: 1. das eigene Festoffizium und Credo bei der Heiligen Messe, 2. die kirchenamtliche Empfehlung für den religiösen und besonders den theologischen Unterricht.

Die vier großen Morgenländischen Kirchenväter

Basilius, Gregor von Nazianz, Chrysostomus und Athanasius.

Die Autorität der Kirchenväter

Die Autorität der Kirchenväter innerhalb der katholischen Kirche beruht nicht bloß auf ihrer literarischen Bedeutung, sondern vor allem auf der Lehre der Kirche von der Tradition als Glaubensquelle. Kein einzelner Kirchenvater ist für sich allein unfehlbar, außer wenn er Papst war und ex cathedra lehrte, oder wenn und soweit einzelne Sätze seiner Schriften von einer allgemeinen Synode gutgeheißen wurden. Alle andern Auffassungen und Aussprüche der Väter gelten nur als Durchgangspunkte der Lehre, nicht als endgültige Prägung. Die Väter haben sich manchmal selbst korrigiert und sind in ernstem Ringen zu größerer Klarheit und einer tieferen wissenschaftlichen Erfassung der überlieferten Lehre gelangt. Ihr weit ausgedehntes Schrifttum liefert darum dem Dogmenhistoriker zum guten Teil das Material zur Darstellung der oft heiß umkämpften allmählichen Herausarbeitung der kirchlichen Lehre. Das Ansehen des einzelnen Vaters richtet sich nach seiner Gelehrsamkeit und Heiligkeit, nach seiner Beziehung zu angesehenen Vätern und nach seiner hierarchischen Stellung. Die Stimmen der Väter muss man wägen, nicht zählen (August. Contra Jul 2,10 n. 35).

Die übereinstimmende Lehre der Väter, den unanimis consensus patrum, übernimmt die Kirche als unfehlbar, wo es sich um Auslegung der Heiligen Schrift handelt (Vatic..sess. 3, c. 2; ES 1788). Dieser consensus braucht aber nach der Meinung der Theologen keine zahlenmäßige, sondern nur eine moralische Einheit zu sein (EH 812/8).

Neben ihrer kirchlichen Bedeutung nehmen die Kirchenväter auch in der allgemeinen und besonders in der griechisch-römischen Literaturgeschichte eine hervorragende Stelle ein. Sie sind die letzten Vertreter der Antike, deren literarische Kunst in ihren Werken nicht selten hell aufleuchtet, und haben alle späteren Literaturen beeinflusst. Von den besten Lehrern des klassischen Altertums geschult, stellen sie Wort und Schrift in den Dienst des christlichen Gedankens. Abgesehen von einzelnen rhetorischer Leistungen in Apologetik und Predigt und von den Kunstbriefen wollen sie freilich in erster Linie nicht Literaten, sondern Verkünder der christlichen Lehre und Sitte sein. Aber angeborene und erworbene Kunst wird Ihnen doch ein Mittel zu diesem Zweck. Wer in ihren Werken prickelnden Geistesreichtum und Wortwitz, sucht, den befriedigen sie meistens nicht. Die Sprache der Väter reden, hieß im frühen Mittelalter christlich reden. Der Leser muss ihnen ein offenes, gutwilliges, der christlichen Wahrheit zugeneigtes Herz entgegenbringen. Dann werden sie ihm eine Quelle des Lichtes, der Freude und der geistlichen Erbauung.

Die Sprache der Väter

Die Sprache der Väter ist bis um 180 die griechische, die im ganzen Morgenlande, aber auch in Rom, im übrigen Italien, in Afrika und Südgallien wenigstens von den gebildeten Kreisen verstanden wurde und wegen ihrer hohen Entwicklung, ihres Wort- und Formenreichtums das geeignete Organ für die Ideenfülle des Christentums war. Später wird sie im Orient teilweise von den einzelnen Landesprachen, besonders von der syrischen und armenischen, abgelöst.

Und von 180 an wird das Lateinische, beginnend in Afrika mit den Akten der Scilitanischen Märtyrer, allmählich und vom 4. Jh an ohne Ausnahme die Sprache der abendländischen Väter. Die Väter sprachen das Griechische nicht im attischen Idiom, sondern im „Koinädialekt“, der sich in Alexandrien ausgebildet hatte, und passten sich auch in der Ausdrucksweise gern dem Verständnis des Volkes an. Die lateinische Sprache erlebt unter dem Einfluss der sprachschöpferischen Kraft des Christentums eine neue Periode; sie wird bereits durch Tertullian, der mit Cyprian die Entwicklung der altchristlichen lateinischen Sondersprache deutlich sichtbar eingeleitet hat, aus dem Wortschatze der griechischen Sprache, der volkstümlichen Sprechweise und der juristischen Fachausdrücke sowie durch Neubildungen wesentlich bereichert und ausdrucksfähiger gestaltet.

Die Zeit der Kirchenväter

Die Zeit der Kirchenväter, die nach dem ersten Zeitalter der Kirche bestimmt ist, teilt man am besten in drei Abschnitte ein:

  1. die Zeit der Grundlegung (bis zum Konzil von Nizäa, 325),
  2. die Zeit der Blüte (von 325 bis zum Konzil von Chalcedon, 451),
  3. die Zeit des Ausgangs (im Abendlande bis zum Tode Isidors von Sevilla 636, im Morgenlande bis zum Tode des Johannes Damascenus 749).

Die Begrenzung auf die Antike stammt aus neuerer Zeit. Noch Jean Mabillon (1632-1707) betrachtete Bernhard von Clairvaux als letzten Kirchenvater; Die Sammlung Patrologia Graeca des Jacques-Paul Migne (1800-1875) endet mit Gennadius II. von Konstantinopel (+ nach 1472) und umfasst somit die gesamte byzantinischen Literatur, während die Patrologia Latina mit Papst Innozenz III. (+1216) endet. Die Begrenzung auf die Antike ist auch heute teilweise umstritten. Traditionelle Handbücher enden in der Regel mit Isidor von Sevilla (+636) im Westen und Johannes von Damaskus (+ um 750) im Osten.

Päpstliches

Literatur

Deutsch

Lateinisch:

  • Jacques-Paul Migne: Patrologiae cursus Completus, Series latina, Paris 1841-1864 (217 vol. + 4 Reg. volumina; seit 1841 wurde von Jacques-Paul Migne begonnen, das vollständige Werk der lateinischen Patrologie herauszugeben, Abkürzung PL (Patrologia Latina).)

Griechisch

  • Jacques-Paul Migne: Patrologiae cursus Completus, Series graeca, Paris 1857 –1866 (217 vol.; seit 1857 wurde von Jacques-Paul Migne begonnen, das vollständige Werk der griechischen Patrologie herauszugeben; Abkürzung PG (Patrologia Graeca).).

siehe: Catena aurea

Weblinks

Texte von Kirchenvätern:

Anmerkungen

<references />