Krippenspiel

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Das Krippenspiel ist eine Weiterentwicklung der traditionellen Weihnachtsspiele, die ihren Ursprung in den liturgischen Spielen des Mittelalters haben. Dargestellt wird die Weihnachtsgeschichte, die von der Geburt Jesu handelt. Aufgeführt wird das Krippenspiel meist am Heiligabend in der Kirche im Rahmen eines Familiengottesdienstes oder in einer spielerisch-konzertanten Form in der Weihnachtszeit.

Geschichte

Das Weihnachtsspiel war im Mittelalter ein geistliches Spiel, hervorgegangen aus den liturgischen Weihnachtsfeiern. Schon im 10. Jahrhundert gab es das Krippenspiel am Altar mit den Personen Maria, Josef und das Christkind. Auch die Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten im Hirtenspiel und die Huldigung des Jesus-Kindes durch die Heiligen Drei Könige im Dreikönigsspiel wurden schauspielerisch dargestellt. Hieraus entstanden im 12. Jahrhundert die Weihnachtsspiele. Krippenspiele gab es auch in der Steiermark und in Kärnten als Stubenspiel: In einem Wohnzimmer oder einem Gastzimmer wurde gespielt, ohne eine besondere Bühne.

Der Überlieferung nach gehen sowohl das Krippenspiel und das Christkindlwiegen der Dominikanerinnen wie die Weihnachtskrippe auf das Jahr 1223 zurück. Damals stellte Franz von Assisi im Wald von Greccio mit lebenden Tieren und Menschen das Weihnachtsgeschehen im Ausblick auf das Dreikönigsfest dar, und seitdem förderten die Franziskaner diese Darstellungsform, die sich auch nach der Reformation hielt.

  • Das Ischler Krippenspiel ist eines der ältesten Weihnachtsspiele in Österreich. Es wurde 1654 erstmals niedergeschrieben und geht in seinem Ursprung bis ins 11. Jahrhundert zurück. Heute wird es alle vier Jahre in der Stadtpfarrkirche in Bad Ischl aufgeführt.
  • Das Hofer Weihnachtsspiel hat seine Entstehung ebenfalls im späten Mittelalter. Den musikalischen Part übernahm dabei der Kantor mit dem Schülerchor der Pfarrschule von St. Lorenz, nach der Reformation lebte die Tradition über die Hofer Lateinschule in der Michaeliskirche weiter. Mit einer Weihnachts-Kinderkantate von Ludger Stühlmeyer findet die Tradition in der Stadtpfarrkirche St. Marien bis heute ihre Fortsetzung.
  • Aus dem 13. Jahrhundert ist das Weihnachtsspiel aus Benediktbeuern in lateinischer Sprache erhalten.
  • Überliefert sind Hirtenspiele aus Metnitz und Ingolsthal sowie aus Köstenberg und Lind ob Velden, Verfasser dieser Spiele sind Silvester Wietinger, Andreas Schuster-Drabosenig und Josef Uran (1898).
  • Seit den 1920er Jahren führen Schüler des Lübecker Katharineums alljährlich zur Adventszeit in der Lübecker Aegidienkirche ein Krippenspiel in niederdeutscher Sprache auf.
  • Das Labeser Krippenspiel wurde 1921 in Labes in Pommern eingeführt. Heute finden jährliche Aufführungen in beispielsweise in Hannover statt.
  • Seit etwa 25 Jahren wird die Lebende Krippe von Darstellern auf dem Andernacher Weihnachtsmarkt aufgeführt. Dazu wird eine Krippe auf dem Marktplatz errichtet und die Handlung der Geburt Christi aufgeführt. Neben Ochs und Esel, Schafen und Hirten am Lagerfeuer, sind die drei heiligen Könige, Maria und Josef, der Engel und das Christuskind zu sehen. Am Wochenende wird jeweils zweimal täglich aufgeführt.
  • Der Weihnachtsmarkt in Essen zeigt alljährlich ein Krippenspiel mit lebenden Schafen, die für die Dauer des Weihnachtsmarktes in der Krippe leben.
  • Seit 2013, begonnen auf dem Weihnachtsmarkt Huttwil Schweiz, wird die moderne Chinder Wiehnacht in alemannischer Mundart von Roland Zoss in wechselnden Kirchen aufgeführt.

Literatur

  • Gustav Mosen, Die Weihnachtsspiele im sächsischen Erzgebirge. Verein zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften, Zwickau, 1861.
  • Karl Weinhold, Weihnacht-Spiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien. Leuschner & Lubensky, Graz 1870.
  • Ludger Stühlmeyer: Liturgische Spiele in den Hofer Gemeinden. Das Hofer Weihnachtsspiel. In: Curia sonans. Die Musikgeschichte der Stadt Hof. Heinrichsverlag Bamberg 2010, ISBN 978-3-89889-155-4, S. 54–67.
  • Luise Maria Ruhdorfer: Geboren zum Leiden und Sterben. Kärntner geistliche Volksschauspiele. Verlag Re Di Roma, Remscheid, 2015. ISBN 978-3-86870-810-3.