Leviathan

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Leviathan (hebr. לויתן liwjatan „der sich Windende“) war der Name des Meeresbewohners welches im Psalm 104,26 erscheint und gemäss Psalm 74,14 vom Herr anschliessend "zerschmettert" wurde. Er enthielt die Züge eines Krokodils, des Drachens, der Schlange und des Wales.

Biblisch-talmudische Tradition

Herkunft

Nach Psalm 104,26 hat Gott den Leviathan geschaffen, um mit dahinfahrenden Schiffen "zu spielen" (Luther-Bibel Ausgabe 1984) bzw. nach anderen Übersetzungen, um 'im Meer zu spielen' (Neues Leben - Übersetzung; "dass er sich darin [im Meer] tummle", Schlachter 2000).

Nach dem Kapitel Avoda Zara des babylonischen Talmuds pflegt er dies in den letzten drei Tagesstunden zu tun, nachdem er die Tora studiert, über die Welt gerichtet und die Welt genährt hat.

Beschreibung

Der Leviathan trägt vor allem Züge des Krokodils, aber auch des Drachen, der Schlange und des Wales, dementsprechend wird er in manchen Bibelübersetzungen auch einfach nur mit dem Namen eines dieser Tiere übersetzt. Mitunter wird er aber auch lediglich als Allegorie auf die vernichtende Kraft des Meeres aufgefasst, und damit als Gegenstück zum Landtier Behemoth und dem, dem Luftreich zugeordneten, Vogel Ziz, welcher im Gegensatz zu Behemoth und Leviathan nicht biblischen Ursprungs ist.

Eine detaillierte Beschreibung des bösartigen Ungeheuers findet sich in Hiob 40,25-41,26, wo seine Macht und Stärke als Sinnbild für die Fruchtlosigkeit von Hiobs Aufbegehren gegen sein Schicksal dient.

„Kannst du den Leviathan ziehen mit dem Haken und seine Zunge mit einer Schnur fassen? (...) Wenn du deine Hand an ihn legst, so gedenke, daß es ein Streit ist, den du nicht ausführen wirst. (...) Niemand ist so kühn, daß er ihn reizen darf; (...) Wer kann ihm sein Kleid aufdecken? und wer darf es wagen, ihm zwischen die Zähne zu greifen? (...) Seine stolzen Schuppen sind wie feste Schilde, fest und eng ineinander. (...) Aus seinem Munde fahren Fackeln, und feurige Funken schießen heraus. (...) Die Gliedmaßen seines Fleisches hangen aneinander und halten hart an ihm, dass er nicht zerfallen kann. Sein Herz ist so hart wie ein Stein (...) Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Starken (...) Wenn man zu ihm will mit dem Schwert, so regt er sich nicht (...) Er macht, daß der tiefe See siedet wie ein Topf (...) Auf Erden ist seinesgleichen niemand; er ist gemacht, ohne Furcht zu sein. Er verachtet alles, was hoch ist“
(Luther-Übersetzung von 1534)

Vernichtung durch Gott

Da jegliches menschliche Mühen vor einem derartigen Ungeheuer zuschanden werden muss (vgl. auch Hiob 3,8), bleibt es Gott selbst vorbehalten, am Ende der Zeit den Leviathan zu besiegen. Nach Psalm 74,14 wird er „ihm den Kopf zermalmen“, nach Jes 27,1 „mit seinem harten, großen, starken Schwert (...) töten“, nach anderer Übersetzung auch erwürgen. Nach dem Traktat Moed Katan im Babylonischen Talmud schließlich wird der Leviathan aus dem Meer geangelt wie ein gewöhnlicher Fisch.

Nach einer üblicherweise zum Erntedankfest vorgetragenen Hymne namens Akdamut bzw. dem Talmud-Traktat Baba Bathra kommt es nach der Schlacht von Harmagedon am Ende der Zeiten zu einem Kampf zwischen den Ungeheuern Leviathan und Behemoth, bei dem dieser seinen Widersacher mit seinen Hörnern aufzuspießen sucht, während Leviathan nach dem Landungeheuer mit seinen Flossen schlägt. Schließlich wird der Herr beide mit seinem mächtigen Schwert erschlagen und das Fleisch der beiden Ungeheuer gemeinsam mit dem des Vogels Ziz den Rechtschaffenen zur Speise geben. Aus ihrer Haut indes wird er ihnen Zelte und Baldachine machen. Dementsprechend enthält das Laubhüttenfest-Gebet nicht nur den bekannten frommen Wunsch, man möge sich „nächstes Jahr in Jerusalem“ treffen, sondern auch, dass man in einer mit der Haut des Leviathan bespannten Laubhütte zusammenkommen möge.

Leviathan als Metapher für Allmacht

Das mythologische Ungeheuer hat Thomas Hobbes zum Titel seiner berühmten staatsphilosophischen Schrift angeregt, in der die von Hobbes postulierte Allmacht des Staates mit der Unbezwingbarkeit des biblischen Ungeheuers verglichen wird. In neuerer Zeit wird auch den Finanzmärkten oder der Natur (Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunami-Flut) eine derartige Rolle zugeschrieben.

In der Literatur

Auch wurde der Stoff vielfach in literarischen Werken aufgegriffen und verarbeitet. Recht detailgetreu an die biblisch-talmudische Überlieferung lehnt sich die Beschreibung des Leviathan in Heinrich Heines Gedicht Disputation aus seinem Zyklus Romanzero an. Rabbi Juda versucht seinem Gegner, dem Franziskaner-Frater José, die Vorzüge des Judentums nicht zuletzt anhand von „unseres Herrgotts Lieblingsfisch“ zu veranschaulichen. „In weißer Knoblauchbrühe (...) gesotten“ werde sein Fleisch „den frommen Auserwählten“ beim Gastmahl am Ende der Zeiten „delikater als Schildkröten“ munden. Der Roman Moby-Dick von Herman Melville beschreibt die Jagd auf den auch als Leviathan bezeichneten Weißen Wal.

Freier verarbeitet wurde das Leviathan-Motiv etwa in den Romanen von Joseph Roth, Julien Green, Arno Schmidt, Paul Auster und auch in Illuminatus!.

Im Oratorium Die Schöpfung von Joseph Haydn (Text: Gottfried van Swieten) wird der Leviathan als Beispiel für die Tiere des Wassers genannt: „Vom tiefsten Meeresgrund - wälzet sich Leviathan - auf schäumender Well' empor“.

Literatur

  • Christoph Uehlinger: Art. Leviathan, in: K. van der Toorn; B. Becking; Pieter W. van der Horst (Hg.): Dictionary of Deities and Demons in the Bible. Leiden, Boston, Köln, 21999, 511-515.
  • Harald Gebhardt und Mario Ludwig: Von Drachen, Yetis und Vampiren - Fabeltieren auf der Spur. BLV-Verlag, München, ISBN 3-405-16679-9
  • Thomas Hobbes: Leviathan, ISBN 3-15-008348-6, bzw. online [1]
  • Joseph Roth: Der Leviathan, Köln 1999, ISBN 3-462-02082-X
  • Arno Schmidt: Leviathan oder Die beste der Welten, ISBN 3-251-80060-4