Menschen, die ihr wart verloren

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Aus: Orgelbegleitung zu den Gesängen beym Römisch-kathol. Gottesdienste, Münster 1810.

Menschen, die ihr wart verloren ist ein in Münster entstandenes katholisches Kirchenlied für den Weihnachtsfestkreis.

Es steht im Gotteslob unter der Nummer 245.

Texter und Komponist

Sowohl der Text als auch die Melodie stammen von dem Münsteraner Priester Christoph Bernhard Verspoell (1743–1818). Verspoell war ein Sohn des Bäckermeisters Joan Bernard Verspoell und seiner Gattin Anna Catharina Becker und wurde am 18. Mai 1743 in der Pfarrkirche Liebfrauen-Überwasser zu Münster getauft. Während zwei Geschwister schon früh gestorben waren, wuchs er mit zwei älteren Schwestern auf. Nach dem Tod seiner Mutter 1761 heiratete der Vater erneut. Verspoell verbrachte sein gesamtes Leben in der Stadt Münster. Nach dem Schulbesuch und dem Priesterseminar wurde er 1776 Vikar an der durch die Käfige der Wiedertäufer bekannt gewordenen Stadtkirche St. Lambertikirche und am Magdalenenhospital. Erziehung und Seelsorge waren seine zentralen Anliegen, denen er zahlreiche Veröffentlichungen in den Jahren als Priester der Lambertikirche widmete. Seit dem 20. Januar 1779 war er Stelleninhaber der Vikarie St. Crucis an der Münsteraner St. Ludgerikirche. Diese Stelle behielt er bis zu seinem Tode.<ref>Ludger Stühlmeyer, Heinrichsblatt Bamberg, 22. Dezember 2013.</ref>

Entstehung

Als Christoph Bernhard Verspoell begann, Kirchenlieder zu dichten und komponieren, ging es darum, nach dem Reichsdeputationhauptschluss von 1803 und der darauf folgenden Säkularisation, die Fundamente des Glaubens zu sichern. Dazu war für Verspoell das beste Mittel das gesungene Gotteslob. Nachdem er eine Reihe von Andachten für Kinder, für die im 18. Jahrhundert weit verbreitete Rosenkranzbruderschaft, und Gottesdienstvorlagen für Laiengruppen veröffentlicht hatte, schuf er neue Liedern zu allen Kirchenjahreszeiten wie „Menschen, die ihr wart verloren“, „Heiligste Nacht“, „Wahrer Gott, wir glauben dir“ und „Fest soll mein Taufbund immer stehen“. Das Lied „Menschen, die ihr wart verloren“ war bislang ein fester Bestandteil der Diözesananhänge der nord- und westdeutschen Diözesen. Im neuen Gotteslob ist es in den Stammteil aufgerückt.

Christoph Bernhard Verspoell veröffentlichte bei seiner Liedsammlung „Gesänge beim römisch-katholischen Gottesdienste, nebst angehängtem Gebetbuche“ neben einem Textbuch ein weiteres Buch mit Melodien sowie ein Orgelbuch für die Begleitung der Gesänge, dessen Sätze er selbst erstellte. Verspoells Textfassung verfügt über zehn Strophen, von denen die 1., 5., 8. und 9. im neuen Gotteslob abgedruckt sind. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Lied nur unter Weglassung der 10. Strohe in den Gesangbüchern überliefert. Ab 1950 verzichtete man auf den Abdruck der Strophen zwei bis vier. Sie spiegeln die Spiritualität der Aufklärungszeit wieder und erscheinen heute sprachlich mit Wendungen wie „Ihr trug't Adams schwere Bande, in des Satans Dienstbarkeit“ befremdlich.

2013 rückte das Lied aufgrund seiner Beliebtheit in den Stammteil des neuen GGB auf. Die bei Verspoell in C-Dur komponierte Melodie ist im neuen Gotteslob einen Ton höher in D-Dur abgedruckt.<ref>Ludger Stühlmeyer, Heinrichsblatt Bamberg, 22. Dezember 2013.</ref>

Rezeption

  • Heinrich Fidelis Müller: Menschen die ihr wart verloren, Chorsatz (SATB) aus dem Weihnachtsoratorium op. 5, 1879.
  • Ludger Stühlmeyer, Menschen, die ihr wart verloren, Choralfantasie für Sopran, Violine und Orgel. In: 10 Choralfantasien zum Weihnachtsfestkreis. Ries & Erler, Berlin 2021.

Literatur

  • Gesänge beim römischkatholischen Gottesdienste, nebst angehängtem Gebethbuche, hrsg. von C. B. Verspoell, Aschendorff, Münster 1829: S. 18, S. 19, S. 20.
  • Ludger Stühlmeyer: Das überraschende Geschenk. Das Weihnachtslied "Menschen die ihr wart verloren", im neuen Gotteslob Nr. 245. In: Heinrichsblatt Nr. 51/52, Bamberg 22. Dezember 2013, S. 14.

Weblinks

Anmerkungen

<references />