Mirari vos (Wortlaut)

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Hier zunächst Auszüge aus dem päpstlichen Schreiben

Wir kommen nun zu einer anderen folgenreichsten Ursache von Übeln, von denen die Kirche gegenwärtig zu unserem Kummer heimgesucht wird, nämlich dem Indifferentismus bzw. jener verkehrten Meinung ... , man könne mit jedem beliebigen Glaubensbekenntnis das ewige Seelenheil erwerben, wenn man den Lebenswandel an der Norm des Rechten und sittlich Guten ausrichte. ... Und aus dieser höchst abscheulichen Quelle des Indifferentismus widersinnige und irrige Auffassung bzw. vielmehr Wahn, einem jeden müsse die Freiheit des Gewissens zugesprochen und sichergestellt werden. Diesem geradezu pesthaften Irrtum bahnt freilich jene vollständige und ungezügelte Meinungsfreiheit den Weg, die zum Sturz des heiligen und bürgerlichen Gemeinwesens weit und breit grassiert, wobei manche noch mit größter Unverschämtheit behaupten, es fließe aus ihr ein Vorteil für die Religion. Aber „was für einen schlimmeren Tod gibt es für die Seele als die Freiheit zum Irrtum?“, wie Augustinus sagte?

Nehmt euch vor allem derer mit väterlicher Zuneigung an, die ihren Geist insbesondere den heiligen Wissenschaften und philosophischen Fragen zugewandt haben, und seid ihnen Mahner und Ratgeber, damit sie nicht, auf ihre eigenen Verstandeskräfte allein bauend, unklug vom Pfad der Wahrheit auf den Weg der Gottlosen abirren. Sie mögen sich daran erinnern, daß Gott Führer zur Weisheit und Besserer der Weisen ist [vgl. Weish 7,15] und daß es unmöglich ist, Gott ohne Gott kennenzulernen, der die Menschen durch das Wort lehrt, Gott zu wissen.

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„Denn wenn der Zügel zerbrochen ist, mit dem die Menschen auf den Pfaden der Wahrheit gehalten werden, dann stürzt ihre ohnehin zum Bösen geneigte Natur rasend schnell in den Abgrund.“