Mittelalter

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Das Mittelalter ist die zwischen Antike und Neuzeit liegende mittlere Epoche der europäischen Geschichte (etwa 500 - 1500). Sie ist im wesentlichen gekennzeichnet durch eine christlich geprägte, ständisch gegliederte Gesellschaft mit einem einheitlichen Weltbild. Das Mittelalter ist die maßgebende Epoche für die Herausbildung eines europäischen Bewusstseins.

Abgrenzung

Die Festlegung von Beginn und Ende des Mittelalters ist in der historischen Forschung umstritten und hängt stark vom Geschichtsverständnis des Forschers ab. Exakte Daten anzugeben ist unmöglich, doch können bedeutende und folgenreiche Ereignisse exemplarisch für die Übergänge zwischen den Epochen stehen. So markieren das Ende des weströmischen Reiches 476 und die Taufe des Merowingerkönigs Chlodwig (um 497) und damit den Beginn der Christianisierung der Franken die Ablösung der Antike durch das Mittelalter. Zu nennen ist auch das Jahr 529, in dem in Athen die platonische Akademie (bedeutendste Lehranstalt der Antike) geschlossen wurde und Benedikt von Nursia das Kloster Monte Cassino gründete (Auftakt des europäischen Mönchtums).

Das Ende des Mittelalters kann gegen 1500 angesetzt werden. Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg 1450 eröffnete die Möglichkeit literarischer Bildung für breite Bevölkerungsschichten und war Voraussetzung für die humanistisch-"neuzeitliche" Bildung. Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus 1492 leitete das Zeitalter der großen Entdeckungen ein und schuf das Bewusstsein eines weltweiten politischen und wirtschaftlichen Betätigungssfeldes. Mit der Reformation infolge der Thesen Luthers 1517 zerbrach die konfessionelle Einheit Europas.

Die mittelalterliche Epoche wird meist unterteilt in Frühmittelalter-, Hoch- und Spätmittelalter. Der Übergang vom Früh- zum Hochmittelalter wird bei der "karolingischen Renaissance" unter Karl dem Großen (Kaiserkrönung 800) oder bei der Errichtung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen (Kaiserkrönung Ottos I, 962) angesetzt. Die Erfindung des Schießpulvers in der 1. Hälfte des 14. Jh.s und ihre Auswirkungen auf die Militärtaktik, vor allem aber die große Pest 1349/50, bei der ein Drittel der europäischen Bevölkerung den Tod fand, führten zu geistesgeschichtlichen Umbrüchen, die es nahelegen, den Zeitraum von 1350 bis 1500 als Spätmittelalter vom Hochmittelalter abzugrenzen.

Bewertung

Das Mittelalter erfuhr in der Aufklärung heftige Abwertungen als Zeitalter des Aberglaubens und der Unvernunft ("finsteres Mittelalter"). So wurde den mittelalterlichen Menschen z.B. unterstellt, sie hätten die Erde für eine Scheibe gehalten, was nachweislich falsch ist. Diese Abwertungen wirken bis heute nach, wenn kirchliche oder politische Entscheidungen polemisch als "Rückfall ins Mittelalter" kritisiert werden.

Im 19. Jh. setzte als Gegenbewegung eine romantische Verklärung des Mittelalters (Ideal des christlichen Ritters) ein, die kirchlicherseits Auswirkungen auf die Architektur (Neogotik und Neoromanik) und die Revitalisierung von Ritterorden hatte.

Heutige historische Forschung betrachtet das Mittelalter nüchterner.

Kirchen-, Geistes- und Theologiegeschichte

Frühmittelalter

Hochmittelalter

Spätmittelalter

Literatur

  • Arnold Angenendt, Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400 bis 900, Verlag Kohlhammer 3. Aufl. 2001
  • Arnold Angenendt, Geschichte der Religiösität im Mittelalter, Darmstadt (Wiss. Buchgesellschaft),3. Aufl. 2005
  • Arnold Angenendt, Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter, Oldenbourg 2. Aufl. 2004.
  • Arnold Angenendt, Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert, Münster (Aschendorff) 3. Aufl. 2007.
  • Arno Borst, Lebensformen im Mittelalter, Hamburg (Nikol), Neuauflage 2004.
  • Jaques Le Goff, Kultur des europäischen Mittelalters, München (Droemer-Knaur) 1970.
  • Jaques Le Goff, Die Geburt des Fegefeuers, Stuttgart (Klett-Cotta) 1984.
  • Jaques Le Goff, Die Geburt Europas im Mittelalter, München (Beck) 2004.