Nun freut euch, ihr Christen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Nun freut euch, ihr Christen''', in der lateinischen Fassung '''''Adeste fideles''''', ist ein bekanntes [[Geistliches Lied]] zum [[Weihnachten|Weihnachtsfest]] von John Francis Wade. Darüber hinaus werden Musik und Text der lateinischen Fassung gelegentlich auch Abbé Étienne-Jean-François Borderies und John Reading zugeschrieben. Die deutschsprachige Version ist als ''Herbei, o ihr Gläub'gen'' und im römisch-katholischen Raum zudem auch als ''Nun freut euch, ihr Christen'' oder ''Auf, gläubige Seelen'' bekannt. Die englische Version des Liedes heißt ''O Come All Ye Faithful''.
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[[Datei:Adeste fideles.jpg|miniatur|Ältestes erhaltenes Manuskript des ''Adeste fideles'',<br/> John Francis Wade zugeschrieben (um 1740)]]
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'''Nun freut euch, ihr Christen''', in der lateinischen Fassung '''''Adeste fideles''''', ist ein bekanntes [[Geistliches Lied|geistliches Lied]] zum [[Weihnachten|Weihnachtsfest]] das John Francis Wade komponiert haben soll. Darüber hinaus werden Musik und Text der lateinischen Fassung gelegentlich auch Abbé Étienne-Jean-François Borderies und John Reading zugeschrieben. Die deutschsprachige Version ist als ''Herbei, o ihr Gläub'gen'' und im römisch-katholischen Raum zudem auch als ''Nun freut euch, ihr Christen'' oder ''Auf, gläubige Seelen'' bekannt. Die englische Version des Liedes heißt ''O Come All Ye Faithful''.
  
 
Die deutsche Fassung steht im [[Gotteslob]] unter der '''Nummer 241''', die lateinische unter der '''Nummer 242'''.
 
Die deutsche Fassung steht im [[Gotteslob]] unter der '''Nummer 241''', die lateinische unter der '''Nummer 242'''.
  
 
== Texter und Komponist ==
 
== Texter und Komponist ==
Der [[Komponist]] und Texter, '''John Francis Wade''' (1711–1786), gläubiger Katholik, ging nach der Niederlage der Katholiken beim zweiten Jakobitenaufstand in England ins französische Exil nach Douai, wo er unter anderem als Musiklehrer wirkte und 1786 verstarb. Wade wurde vor allem durch die Komposition des Weihnachtsliedes ''Adeste fideles'' bekannt.
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Der mutmaßliche [[Komponist]] und Texter, '''John Francis Wade''' (1711–1786), gläubiger Katholik, ging nach der Niederlage der Katholiken beim zweiten Jakobitenaufstand in [[Großbritannien|England]] ins [[Frankreich|französische]] Exil nach Douai, wo er unter anderem als Musiklehrer wirkte und 1786 verstarb. Wade wurde vor allem durch die ihm zugeschriebene Komposition des Weihnachtsliedes ''Adeste fideles'' bekannt.
  
Der [[Liedtexter]] der ersten deutschen Textfassung ''Herbei, o ihr Gläub´gen'' ist der evangelische Theologe '''Friedrich Heinrich Ranke''' (1789–1876), der als Sohn des Gerichtsdirektors Gottlieb Israel Ranke und seiner Frau Friederike Wilhelmine, Tochter eines Rittergutsbesitzers bei Querfurt (heute Sachsen-Anhalt) geboren wurde. Ab 1815 studierte Ranke an den Universitäten in Jena, Halle und Magdeburg [[Theologie]] und Philologie. Nach Berufszeiten als Lehrer absolvierte Ranke 1824 das Zweite Theologische Examen in Ansbach, wo er vermutlich, weil er sich dort mit englischsprachiger Theologie auseinandersetzte, mit dem Lied ''O Come All Ye Faithful'' in Verbindung kam. 1825 heiratete er und eine Pfarrstelle in Rückersdorf bei Nürnberg folgte. 1834 wurde er zum [[Dekan]] und Distrikts-Schulinspektor im [[Franken|oberfränkischen]] Thurnau ernannt. Dort gab er von 1834 bis 1836 das ''Sonntagsblatt'' heraus. 1840 wurde er zum ordentlichen [[Professor]] der [[Dogmatik]] an die Universität Erlangen berufen. 1841 wurde er Konsistorialrat in Bayreuth, 1845 in Ansbach, und 1866 erfolgte Rankes Beförderung zum Oberkonsistorialrat in [[München]], wo er 1873 pensioniert wurde.
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Der [[Liedtexter]] der ersten deutschen Textfassung ''Herbei, o ihr Gläub´gen'' ist der evangelische Theologe '''Friedrich Heinrich Ranke''' (1789–1876), der als Sohn des Gerichtsdirektors Gottlieb Israel Ranke und seiner Frau Friederike Wilhelmine, Tochter eines Rittergutsbesitzers bei Querfurt (heute Sachsen-Anhalt) geboren wurde. Ab 1815 studierte Ranke an den Universitäten in Jena, Halle und Magdeburg [[Theologie]] und Philologie. Nach Berufszeiten als Lehrer absolvierte Ranke 1824 das Zweite-Theologische-Examen in Ansbach, wo er vermutlich, weil er sich dort mit englischsprachiger Theologie auseinandersetzte, mit dem Lied in Verbindung kam. 1825 heiratete er und eine Pfarrstelle in Rückersdorf bei Nürnberg folgte. 1834 wurde er zum [[Dekan]] und Distrikts-Schulinspektor im [[Franken|oberfränkischen]] Thurnau ernannt. Dort gab er von 1834 bis 1836 das ''Sonntagsblatt'' heraus. 1840 wurde er zum ordentlichen [[Professor]] der [[Dogmatik]] an die Universität Erlangen berufen. 1841 wurde er Konsistorialrat in Bayreuth, 1845 in Ansbach. 1866 erfolgte Rankes Beförderung zum Oberkonsistorialrat und er wechselte nach [[München]], wo er 1873 pensioniert wurde.
  
Der Übersetzer der im neuen Gotteslob stehenden Textfassung wird mit '''Joseph Hermann Mohr''' (1843–1892) angegeben, von dem auch der Liedtext ''Ein Haus voll Glorie schauet'' sowie die im Diözesananhang Köln des Gotteslobs von 1975 unter der Nummer 946 abgedruckte Melodie zu ''Maria, breit den Mantel aus'' stammen. Der [[Jesuiten|Jesuit]] Joseph Hermann Mohr, der eine Gesangslehre verfasste, um die Qualität des Gemeindegesangs zu verbessern und, nachdem er in Folge der während des [[Kulturkampf]]es erlassenen Jesuitengesetze den Orden hatte verlassen müssen, als Weltpriester und Kirchenliedforscher wirkte, ist nicht identisch mit dem Dichter des Liedes ''Stille Nacht'', Joseph Franz Mohr (1792–1848).  
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Der Übersetzer der im neuen Gotteslob stehenden Textfassung wird mit '''Joseph Hermann Mohr''' (1843–1892) angegeben, von dem auch der Liedtext ''Ein Haus voll Glorie schauet'' sowie die im [[Gotteslob]]-Diözesan-Anhang des [[Erzbistum Köln|Erzbistums Köln]] von 1975 unter der Nummer 946 abgedruckte Melodie zu ''Maria, breit den Mantel aus'' stammen. Der [[Jesuiten|Jesuit]] Joseph Hermann Mohr, der in München wirkte und eine Gesangslehre verfasste, um die Qualität des Gemeindegesangs zu verbessern und, nachdem er in Folge der während des [[Kulturkampf]]es erlassenen Jesuitengesetze den Orden hatte verlassen müssen, als Weltpriester und Kirchenliedforscher wirkte, ist nicht identisch mit dem Dichter des Liedes ''Stille Nacht'', Joseph Franz Mohr (1792–1848).
  
 
== Entstehung ==
 
== Entstehung ==
Die lateinische Erstfassung (''Adeste fideles'') des heutigen Liedes ''Nun freut euch, ihr Christen'' entstand in den Unruhen der englischen Jakobitenaufstände 1743, zwei Jahre vor der Niederlage der katholischen Stuarts, zu denen auch John Francis Wade zählte. 1751 wurde es erstmals in Wades Werk ''Cantus diversi'' veröffentlicht. 1841 übertrugen Thomas Brooke und Frederick Oakley den Text in die englische Sprache (''O Come All Ye Faithful''). Das Originalmanuskript der ältesten bekannten Version stammt aus dem Jahr 1751 und befindet sich im Stonyhurst College in Lancashire. Die Entstehung der ersten deutschen Fassung des Liedes geht auf den evangelischen Theologen Friedrich Heinrich Ranke zurück, der vermutlich mit der englischen Variante bei seinen Studien in Ansbach 1824 zusammen kam. Von [[Franken]] aus verbreitete sich das Lied mit dem Titel ''Auf, gläubige Seelen, singet Jubellieder''. Im neuen [[Gotteslob]] ist das Lied mit einer Übersetzung von Joseph Heinrich Mohr (1873) abgedruckt.<ref>Barbara und Ludger Stühlmeyer, ''Das Leben singen''. Radeberg 2011, S. 19–26.</ref>
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Die lateinische Erstfassung (''Adeste fideles'') des heutigen Liedes ''Nun freut euch, ihr Christen'' entstand vermutlich in den Unruhen der englischen Jakobitenaufstände 1743, zwei Jahre vor der Niederlage der katholischen Stuarts, zu denen auch John Francis Wade zählte. 1751 wurde es erstmals in Wades Werk ''Cantus diversi'' veröffentlicht. 1841 übertrug Frederick Oakeley den Text in die englische Sprache (''O Come All Ye Faithful''). Das Originalmanuskript der ältesten bekannten Version stammt aus dem Jahr 1751 und befindet sich im Stonyhurst College in Lancashire. Die Entstehung der ersten deutschen Fassung des Liedes geht auf den evangelischen Theologen Friedrich Heinrich Ranke zurück. Von [[Franken]] aus verbreitete sich das Lied mit dem Titel ''Herbei, o ihr Gläub'gen'' weiter. Im neuen [[Gotteslob]] ist es mit einer Übersetzung von Joseph Hermann Mohr (1873) abgedruckt.<ref>Barbara und Ludger Stühlmeyer, ''Das Leben singen''. Radeberg 2011, S. 19–26.</ref>
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* Ulrich Parent, Martin Rößler: ''Herbei, o ihr Gläub’gen.'' In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): ''Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch.'' Nr. 11, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 3-525-50334-2, S. 17–21.  
 
* Ulrich Parent, Martin Rößler: ''Herbei, o ihr Gläub’gen.'' In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): ''Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch.'' Nr. 11, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 3-525-50334-2, S. 17–21.  
* [[Barbara Stühlmeyer]], [[Ludger Stühlmeyer]]: ''Alle Grenzen sprengt ein Lied. Adeste fidelis oder Nunfreut euch ihr Christen!'' In: ''Das Leben singen''. Verlag DeBehr, Radeberg 2011, ISBN 978-3-939241-24-9, S. 19–26.
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* [[Barbara Stühlmeyer]], [[Ludger Stühlmeyer]]: ''Alle Grenzen sprengt ein Lied. Adeste fidelis oder Nun freut euch ihr Christen!'' In: ''Das Leben singen''. Verlag DeBehr, Radeberg 2011, ISBN 978-3-939241-24-9, S. 19–26.
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==

Aktuelle Version vom 20. Januar 2016, 20:32 Uhr

Ältestes erhaltenes Manuskript des Adeste fideles,
John Francis Wade zugeschrieben (um 1740)

Nun freut euch, ihr Christen, in der lateinischen Fassung Adeste fideles, ist ein bekanntes geistliches Lied zum Weihnachtsfest das John Francis Wade komponiert haben soll. Darüber hinaus werden Musik und Text der lateinischen Fassung gelegentlich auch Abbé Étienne-Jean-François Borderies und John Reading zugeschrieben. Die deutschsprachige Version ist als Herbei, o ihr Gläub'gen und im römisch-katholischen Raum zudem auch als Nun freut euch, ihr Christen oder Auf, gläubige Seelen bekannt. Die englische Version des Liedes heißt O Come All Ye Faithful.

Die deutsche Fassung steht im Gotteslob unter der Nummer 241, die lateinische unter der Nummer 242.

Texter und Komponist

Der mutmaßliche Komponist und Texter, John Francis Wade (1711–1786), gläubiger Katholik, ging nach der Niederlage der Katholiken beim zweiten Jakobitenaufstand in England ins französische Exil nach Douai, wo er unter anderem als Musiklehrer wirkte und 1786 verstarb. Wade wurde vor allem durch die ihm zugeschriebene Komposition des Weihnachtsliedes Adeste fideles bekannt.

Der Liedtexter der ersten deutschen Textfassung Herbei, o ihr Gläub´gen ist der evangelische Theologe Friedrich Heinrich Ranke (1789–1876), der als Sohn des Gerichtsdirektors Gottlieb Israel Ranke und seiner Frau Friederike Wilhelmine, Tochter eines Rittergutsbesitzers bei Querfurt (heute Sachsen-Anhalt) geboren wurde. Ab 1815 studierte Ranke an den Universitäten in Jena, Halle und Magdeburg Theologie und Philologie. Nach Berufszeiten als Lehrer absolvierte Ranke 1824 das Zweite-Theologische-Examen in Ansbach, wo er vermutlich, weil er sich dort mit englischsprachiger Theologie auseinandersetzte, mit dem Lied in Verbindung kam. 1825 heiratete er und eine Pfarrstelle in Rückersdorf bei Nürnberg folgte. 1834 wurde er zum Dekan und Distrikts-Schulinspektor im oberfränkischen Thurnau ernannt. Dort gab er von 1834 bis 1836 das Sonntagsblatt heraus. 1840 wurde er zum ordentlichen Professor der Dogmatik an die Universität Erlangen berufen. 1841 wurde er Konsistorialrat in Bayreuth, 1845 in Ansbach. 1866 erfolgte Rankes Beförderung zum Oberkonsistorialrat und er wechselte nach München, wo er 1873 pensioniert wurde.

Der Übersetzer der im neuen Gotteslob stehenden Textfassung wird mit Joseph Hermann Mohr (1843–1892) angegeben, von dem auch der Liedtext Ein Haus voll Glorie schauet sowie die im Gotteslob-Diözesan-Anhang des Erzbistums Köln von 1975 unter der Nummer 946 abgedruckte Melodie zu Maria, breit den Mantel aus stammen. Der Jesuit Joseph Hermann Mohr, der in München wirkte und eine Gesangslehre verfasste, um die Qualität des Gemeindegesangs zu verbessern und, nachdem er in Folge der während des Kulturkampfes erlassenen Jesuitengesetze den Orden hatte verlassen müssen, als Weltpriester und Kirchenliedforscher wirkte, ist nicht identisch mit dem Dichter des Liedes Stille Nacht, Joseph Franz Mohr (1792–1848).

Entstehung

Die lateinische Erstfassung (Adeste fideles) des heutigen Liedes Nun freut euch, ihr Christen entstand vermutlich in den Unruhen der englischen Jakobitenaufstände 1743, zwei Jahre vor der Niederlage der katholischen Stuarts, zu denen auch John Francis Wade zählte. 1751 wurde es erstmals in Wades Werk Cantus diversi veröffentlicht. 1841 übertrug Frederick Oakeley den Text in die englische Sprache (O Come All Ye Faithful). Das Originalmanuskript der ältesten bekannten Version stammt aus dem Jahr 1751 und befindet sich im Stonyhurst College in Lancashire. Die Entstehung der ersten deutschen Fassung des Liedes geht auf den evangelischen Theologen Friedrich Heinrich Ranke zurück. Von Franken aus verbreitete sich das Lied mit dem Titel Herbei, o ihr Gläub'gen weiter. Im neuen Gotteslob ist es mit einer Übersetzung von Joseph Hermann Mohr (1873) abgedruckt.<ref>Barbara und Ludger Stühlmeyer, Das Leben singen. Radeberg 2011, S. 19–26.</ref>

Literatur

  • Ulrich Parent, Martin Rößler: Herbei, o ihr Gläub’gen. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Nr. 11, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 3-525-50334-2, S. 17–21.
  • Barbara Stühlmeyer, Ludger Stühlmeyer: Alle Grenzen sprengt ein Lied. Adeste fidelis oder Nun freut euch ihr Christen! In: Das Leben singen. Verlag DeBehr, Radeberg 2011, ISBN 978-3-939241-24-9, S. 19–26.

Weblinks

Anmerkungen

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