Panorthodoxes Konzil 2016

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Das Panorthodoxe Konzil 2016 («Heilige und Große Synode» genannt) ist die Ökumenische Versammlung der weltweiten Oberhäupter der orthodoxen Kirchen, die vom 19. bis 26. Juni 2016 in der orthodoxen Akademie von Kolymvari auf der Insel Kreta in Griechenland stattgefunden hat.

Allgemeines zum Konzil

Das Leitwort des Konzils hieß: "Er rief alle zur Einheit". Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie Patriarch Bartholomaios I. rief es in seiner Eigenschaft als "Protos" (Erster unter Gleichen) ein und hatte den Vorsitz inne. Zehn (von vierzehn) selbstständige ("autokephale") Kirchen waren mit bis zu 25 Vertretern versammelt. Für Entscheidungen war Einstimmigkeit vorgeschrieben. Bei einer Abstimmung hatte jede Kirche eine Stimme. Es fanden in diesen Tagen insgesamt 15 Sitzungen und tägliche gemeinsame Gottesdienste statt.

Zur Eröffnungs- und Schlussversammlung waren Beobachter aus der Ökumene, darunter der vatikanische Ökumeneminister, Kardinal Kurt Koch, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sowie Vertreter des Weltkirchenrats und der Kirchen der Reformation, insgesamt 15 Gäste aus den verschiedenen Konfessionsfamilien und kirchlichen Dachverbänden anwesend. Mehr als 320 Journalisten von 138 Medien aus 25 Ländern waren akkreditiert. Der Pressesprecher des Konzilssekretariats war Erzbischof Job von Telmessos, des Patriarchats von Konstantinopel John Chryssavgis.

Vier Landeskirchen (Antiochia, Georgien, Bulgarien, Russland) sprach der Versammlung auf Kreta den Status eines "allorthodoxen" Konzils ab. Bartholomaios I. deutete in der Schlusssitzung am 26. Juni an, dass es in der Zukunft häufiger zu solchen konziliaren Versammlungen kommen könnte.

Die sechs von allen vierzehn Kirchen vorbereiteten Dokumente wurden nach intensiven Diskussionen mit kleinen Veränderungen im Konsens verabschiedet, ebenso eine in der Kathedrale verlesene "Botschaft", die das Anliegen des Konzils zusammenfasst, und eine umfangreichere "Enzyklika". (Dokumente: »Die Bedeutung des Fastens«, »Das Sakrament der Ehe«, »Die Autonomie von Kirchen und die Weise ihrer Proklamation«, »Die orthodoxe Diaspora«, die »Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt«, »Die Sendung der Kirche in der Welt von heute«)

Geschichtliches

Das panorthodoxe Konzil im Jahre 2016 war nach der orthodoxen Zählung das erste Ökumenische Konzil seit dem Jahr 787 und seit der Spaltung zwischen der Ost- und Westkirche. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gab es erste Vorschläge. Zu Beginn der 1960er Jahre gab es orthodoxe Bemühungen um ein Panorthodoxes Konzil, parallel zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) in der Katholischen Kirche. Die Vorbereitungen blieben jedoch erfolglos. Damals war allerdings ein Großteil der orthodoxen Welt unter kommunistischer Herrschaft, so dass die Voraussetzungen für ein freies Konzil nicht gegeben waren. Nach dem Ende des Sowjetimperiums konnten die Kirchen wieder freier agieren, aber es entstanden neue Konfliktlinien durch Absetzbewegungen vom Moskauer Patriarchat.

Bei einer Zusammenkunft 2008 in Istanbul war es den Oberhäuptern der orthodoxen Kirchen nicht gelungen, innerorthodoxe Querelen zu überwinden. Die vierzehn eigenständigen orthodoxen Kirchen konnten sich vor allem nicht darüber verständigen, wie weit die Leitungsbefugnisse des Patriarchen von Konstantinopel innerhalb der Weltorthodoxie gehen soll. Besonders die erst Ende des 16. Jahrhundert zum Patriarchat aufgestiegene russisch-orthodoxe Kirche stellt(e) den Führungsanspruch Konstantinopels in der Weltorthodoxie infrage. Dabei verwies sie auch darauf, dass ihr mit rund 150 Millionen Gläubigen deutlich mehr als die Hälfte der orthodoxen Christen weltweit angehören.

Ankündigung und nähere Vorbereitung des Konzils

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. und die Oberhäupter von elf orthodoxen Nationalkirchen vereinbarten laut einer Mitteilung des Patriarchats vom 9. März 2014 in Istanbul, dass die «Heilige und Große Synode» im Jahre 2016 stattfinden solle. Ein eigenes Komitee sollte das Konzil von September 2014 bis Ostern 2015 vorbereiten. Es wurden sechs große Textentwürfe erarbeitet. Diese wurden bei einer Vorbereitungskonferenz (Synaxis, einer Ratsversammlung der orthodoxen Kirchen) am 22-28. Januar 2016 im schweizerischen Chambesy bei Genf von allen vierzehn Kirchen fertig gestellt, zugestimmt und veröffentlicht.

Der Ehe-Entwurf wurde allerdings von den Patriarchen von Antiochien und Georgien nicht unterzeichnet. Die Dokumente lagen in den offiziellen Konzilssprachen Griechisch, Russisch, Englisch und Französisch sowie der "Arbeitssprache" Arabisch vor. Sie waren bis zu 7 Textseiten lang. Ebenso verständigte man sich auf Datum und Verfahrensordnung des Konzils.

Nach Querschüssen einzelner orthodoxer Kirchen gegen das Konzil bzw. gegen Teile der vorbereiteten Konzilsunterlagen tagte am 6. Juni 2016 im Phanar in Istanbul eine außerordentliche erweiterte Versammlung des Heiligen Synods des Ökumenischen Patriarchats mit Patriarch Bartholomaios I. an der Spitze. Der Nachrichtenausschuss des Panorthodoxen Konzils fand vom 9. bis 16. Juni in der Orthodoxen Akademie in Kreta statt. Er arbeitete an der Botschaft Konzils. Die Vorsteher der zehn auf Kreta vertretenen Kirchen appellierten bei einer Sitzung am 17. Juni an die ferngebliebenen, ihre Entscheidung zu überdenken und doch noch zu der "Heiligen und Großen Synode" zu kommen.

Der Beginn des Konzils

Mit einer „Göttlichen Liturgie“ in der Kathedrale Hagias Minas begann am Sonntag dem 19. Juni, dem orthodoxen Pfingstfest, die Synode mit 290 anwesenden Bischöfen - davon 166 offizielle Delegierte der teilnehmenden Kirchen. Eine Delegation war durch maximal 24 Bischöfen sowie ihrem Vorsteher vertreten.

20. - 22. Juni: Erste Sitzungshälfte

Am 20. begannen dann die Arbeitssitzungen in der Orthodoxen Akademie von Kolymvari im Nordwesten der Insel unter Federführung des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I.

20. Juni: 1. Arbeitstag: Die Arbeitssitzungen begannen in der Orthodoxen Akademie von Kolymvari im Nordwesten der Insel Kreta. Das erste beratene Dokument behandelte "Die Mission der Orthodoxen Kirche in der modernen Welt". Konkreter lautete der Untertitel: "Der Beitrag der orthodoxen Kirche zum Erreichen von Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit, Brüderlichkeit und Liebe zwischen den Völkern und zum Abbau von rassischer und andersartiger Diskriminierung". Der Text bestand aus fünf kurzen Abschnitten mit den Überschriften "Die Würde der menschlichen Person", "Freiheit und Verantwortung", "Frieden und Gerechtigkeit", "Frieden und Ablehnung des Krieges" sowie "Die Haltung der Kirche gegenüber Diskriminierung". Das Dokument wurde nach Angaben von Erzbischof Job mit kleinen Änderungen verabschiedet.

21. Juni: Am 2. Arbeitstag wurde über Probleme der sogenannten Diaspora beraten. Dabei ging es um die von Migranten aus verschiedenen orthodoxen "Mutterkirchen" geprägten Länder vor allem Westeuropas, Nordamerikas und Australiens. Der Beschlußentwurf enthielt zur offiziellen Festschreibung die bereits 2009 von den Vorstehern der vierzehn orthodoxen Kirchen getroffene Regelung, die unter anderem regionale orthodoxe Bischofskonferenzen einrichtete (wie etwa in Deutschland) und zunächst nur vorläufigen Charakter hat. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel will seine prinzipielle Alleinzuständigkeit für die Diaspora auch künftig nicht aufgeben.

22. Juni: Am dritten Arbeitstag des orthodoxen Konzils stand eine Beschlussvorlage zur Autonomie einer Landeskirche und den Methoden ihrer Erklärung auf der Tagesordnung. Bei der "Autonomie" geht es um die begrenzte Eigenständigkeit einer Kirche innerhalb ihrer Mutterkirche. So sind etwa die Kirchen von Estland und Finnland "autonome" Kirchen innerhalb des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. Das Thema der "Autokephalie", also der vollständigen Eigenständigkeit einer Kirche stand dagegen nicht auf der Tagesordnung. Um das Konzil überhaupt zu ermöglichen, wurde das Thema schon vor der Versammlung vertagt.

"Die Wichtigkeit des Fastens und seine Anwendung heute" wurde bei der achten Sitzung am Mittwochabend behandelt. Das Dokument bekräftigt die Einhaltung der geltenden strengen Fastenregeln in der orthodoxen Kirche und enthält nicht - wie in früheren Phasen der Konzilsvorbereitung von reformorientierten Kreisen gefordert - Lockerungen angesichts der heutigen Arbeits- und Lebenswelten.

Mit der Verabschiedung der "Wichtigkeit des Fastens" beendete das Konzil am Mittwochabend auch seine erste Sitzungshälfte.

23. - 26. Juni: Zweite Sitzungshälfte

In der zweiten Sitzungshälfte des Konzils ging es unter anderem um das Verhältnis der Orthodoxie zur übrigen Christenheit, deren Gläubige vor dem Konzil von lautstarken Kreisen in mehreren Kirchen allesamt als "Häretiker" verurteilt wurden.

23. Juni: Das orthodoxe Konzil setzte die Beratungen mit dem Thema Ehe und Ehehindernisse fort. Laut dem Entwurf zur Vorbereitung des Konzils ist die Ehe zwischen orthodoxen und nichtorthodoxen Christen zwar "verboten", kann aber "aus Barmherzigkeit und Menschenliebe" gesegnet werden - im Unterschied zu der "kategorisch verbotenen" Ehe mit Nichtchristen, auch Juden. Die Beschlussvorlage dazu ist die einzige, die nicht zuvor mit der Unterschrift aller vierzehn orthodoxen Kirchen in das Konzil eingebracht wurde.

Im Ehe- und Familiendekret werden kirchliche Ehen zwischen Partnern desselben Geschlechts ausgeschlossen und die staatliche Zulassung solcher Zivilehen oder eheähnlicher Formen des Zusammenlebens verurteilt. Auch jede «wilde» Homosexualität laufe göttlicher Ordnung und Recht zuwider und könne nicht geduldet werden.

Vorlage:Unvollständig 24. - 26. Juni Wahrscheinlich wurde in dieser Zeit der sechste Teil des vorbereiteten Dokumentes behandelt:

Ein abschließender sechster Teil enthält 15 Konkretisierungen zur Sendung als "Zeuge der Liebe im Dienen". Karitative Themen werden ebenso angesprochen wie Ungerechtigkeiten des Wirtschaftssystems, Hunger und Armut, Umweltzerstörung und Schöpfungsbewahrung, der Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod oder ethische Fragen in den Biowissenschaften.

26. Juni: Patriarch Bartholomaios I. legte auf der Schlusssitzung ein ausdrückliches Bekenntnis zur Ökumene ab: „Alle von uns haben die vitale Bedeutung des Dialogs mit anderen christlichen Kirchen betont.“ Und er wandte sich auch ausdrücklich an die Beobachter von anderen christlichen Kirchen, die an der Auftakt- und an dieser Schlussveranstaltung des Konzils teilnehmen durften. „Im Namen all unserer orthodoxen Schwesternkirchen, der Vorsteher der selbständigen orthodoxen Kirchen und dieses heiligen und großen Konzils bitten wir Sie, unsere Grüße und unsere Liebe Ihren Kirchen und kirchlichen Organisationen zu überbringen.“

Der Abschluss des Konzils

27. Juni: Der Schlussgottesdienst wurde am Sonntag in der Petrus-Paulus-Kirche von Chania gefeiert. Dabei wurden die wichtigsten Ergebnisse des einwöchigen Kirchentreffens verlesen:

Die Botschaft des Konzils

Am Ende des orthodoxen Konzils stand eine Botschaft, welche das Konzil und ihre Dokumente zusammenfasste. Sie hatte den Titel: «Botschaft des Großen und Heiligen Konzils der Orthodoxen Kirche an alle Menschen guten Willens»<ref>Auszüge aus der Botschaft des Konzils Kath.net am 26. Juni 2016</ref>

Der Rundbrief des Konzils

Eine sogenannte „Enzyklika (=Feierlicher kirchlicher Rundbrief) der Heiligen und Großen Synode der orthodoxen Kirche, Kreta 2016“ wurde zum Abschluss gegeben. Sie ist elf Textseiten mit sieben Kapitel lang und enthält vier Seiten Unterschriften aller Teilnehmer des panorthodoxen Konzils von Kreta: von drei Patriarchaten und sieben eigenständige Kirchen.<ref>Orthodoxe Enzyklika: eine Übersicht Radio Vatikan am 29. Juni 2016</ref>

Literatur

  • Barbara Hallensleben (Hg.): Einheit in Synodalität. Die offiziellen Dokumente der Orthodoxen Synode auf Kreta 18. bis 26. Juni 2016. Aschendorff Verlag Münster 2016 (ISBN 978-3-402-12068-2; Enzyklika zur Geschäftsordnung der Synode, die Eröffnungsansprache von Patriarch Bartholomios I., die Botschaft der Synode an das Volk Gottes, die Enzyklika der Synode sowie die verabschiedeten Synodaldokumente; Im Anhang werden die Delegationen, Berater und Beobachter aufgeführt).

Weblinks

Quellen

Anmerkungen

<references />