Pfarrei St. Peter Petersberg bei Fulda

Aus kathPedia
Version vom 10. Februar 2008, 19:36 Uhr von Kathfulda (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Die historische Entwicklung der Kath. Kirchengemeinde St. Peter

Die erste Kirche und ein Benediktinerkloster auf dem Petersberg errichtete der Fuldaer Abt Raban (822-842). Am 28. September 836 ließ Raban die Gebeine der Hl. Lioba von der Stiftskirche auf den Petersberg übertragen und in einem Steinsarg in der Mittelnische der Krypta beisetzen.

Im Jahre 915 streiften die Ungarn auf ihrem Raubzug von Schwaben nach Sachsen den Fuldaer Raum und zerstörten unter anderem auch Kirche und Kloster auf dem Petersberg. Unter dem Fuldaer Abt Heicho (917-923) wurden die ausgebrannten Gebäude wiederhergestellt.

Abt Heinrich J. von Kemnaten (1127-1133) errichtete wieder ein Benediktinerkloster auf dem Petersberg, das er mit Mönchen aus dem Fuldaer Kloster besetzte. Der Mönch Wigger wurde der erste Propst. Einer der markantesten Pröpste im 13. Jahrhundert war der Propst Bertho von Leibolz, den man z. Z. des Interregnums, als das Raubritterwesen unerträgliche Ausmaße angenommen hatte, zum Abt von Fulda wählte. Während der hl. Messe wurde er in der Jakobskapelle zu Fulda im Jahre 1271 von den Rittern ermordet.

Seit 1298 war mit dem Petersberger Kloster eine eigene Pfarrei verbunden.

Im Jahre 1327 erlebte die Abtei Fulda einen Überfall durch Anhänger Ludwigs des Bayern. Bei diesen Kämpfen wurde auch die Propstei Petersberg verwüstet. Nur vier Jahre später (1331) erlebte das Kloster unter Propst Godefried noch einmal das gleiche Schicksal, als unter den Bürgern Fuldas die offene Revolution gegen den Fürstabt ausgebrach. Abt Heinrich VI. ließ die zweimal verwüstete Propstei wiederherstellen. Unter Apollo von Vilbel wurden am Osterfest 1525 Kirche und Kloster im Bauernkrieg von aufrührerischen Haufen erneut verwüstet und geplündert. Die Reliquien der Hl. Lioba waren schon vorher in Anbetracht der allgemeinen Unsicherheit in die Stiftskirche zu Fulda zurückgebracht worden. Der Konvent ging zuletzt vollständig ein. Auf dem Petersberg wohnte nunmehr nur ein Mönch oder Weltgeistlicher als Seelsorger.

Erst 1619 konnte das Kloster wieder mit Benediktinermönchen besetzt werden, als schon der Dreißigjährige Krieg im Gange war. 1633 wurde das Kloster erneut durch die Schweden und Hessen geplündert, und auch der Siebenjährige Krieg (1756-1763) ging an dem Petersberg nicht spurlos vorüber. Der letzte Propst des Petersberges war Sigismund Freiherr von Bibra (1794-1802).

Das die Propstei Petersberg umgebende Dorf, im Mittelalter Bru-bus, später Brauhaus genannt, erhielt 1837 durch kurfürstlich-hessische Verordnung den Namen Petersberg.

St. Peter - Die Grabeskirche der Hl. Lioba

Die Grabeskirche der Hl. Lioba auf dem Petersberg gehört ohne Zweifel zu einem der herausragendsten Kirchenbauwerke des Bistums Fulda. Vergleichbar an Alter und Ehrwürdigkeit sind allenfalls die ehemalige Fuldaer Stiftskirche - der heutige Dom - und die Kolsterkirche auf dem Frauenberg. Die Tatsache, daß diese Kirche die ältesten erhaltenen Wandmalereien auf deutschem Boden und somit ein kunsthistorisches Denkmal von unschätzbarem Wert birgt, begründet ihre Einmaligkeit. Jene Kunstwerke befinden sich in der Krypta, welche zugleich Grabesstätte der Hl. Lioba ist, seit im Jahre 836 Rabanus Maurus den Leib der Heiligen feierlich auf den Petersberg übertragen ließ. Der Steinsarg im tonnengewölbten Quergang der Krypta barg die Gebeine der Heiligen von 836 bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Der Rabanbau war eine dreischiffige Basilika, daher die Rundbogen und Durchgänge zu beiden Seiten des Triumphbogens.

Grundlegend verändert wurde das Gesamtbild der Kirche jedoch durch den spätgotischen Umbau von 1479. Damals wurde das Langhaus der romanischen Basilika niedergerissen und eine einschiffige gotische Halle mit Fenstern ohne Maßwerk zwischen Turm und Vierung erbaut. Der Fußboden wurde wesentlich höher gelegt und der Raum unter ihm zur Begräbnisstätte der Mönche eingerichtet. In der Zeit des Barock entstanden die die Kirche umgebenden Wehrmauern und die in den Berg hineinragenden Wagenhallen, in welchen sich heute u.a. eine Marienkapelle befindet. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Bau noch mehrmals umgestaltet und mit zahlreichen Kunstwerken versehen. Eine Beschreibung derselben würde den hier vorgesehenen Rahmen bei weitem sprengen und verbietet sich geradezu. Es sei daher auf die Möglichkeit einer Führung durch das Gotteshaus verwiesen, ein Dienst, der seit jüngster Zeit von den Liobaschwestern ausgefüllt wird (s.u.). Zudem sei der von Anton Schmitt verfasste Kirchenführer " Der Petersberg bei Fulda - Grabeskirche der Heiligen Lioba" empfohlen, welcher im Ver-lag Parzeller, Fulda erschienen ist.

Wie erwähnt wird die Grabeskirche seit jüngster Zeit von den Liobaschwestern betreut, deren "Cella St. Lioba" nach über vierjähriger Vorbereitung am 08.04. in Petersberg, Stettiner- Str. 3, als klösterliche Niederlassung benediktinischer Liobaschwestern aus Freiburg gegründet wurde. Die Schwestern leisten u.a. Sakristeidienst in der Grabeskirche der Heiligen und begleiten die Gemeinde als Ansprechpartnerinnen und im Gebet. Ehrendomkapitular Msgr. Ludwig Vogel hatte 1992 erstmals den Kontakt zu den Schwestern geknüpft. Durch die Anwesenheit der Liobaschwestern wird die Botschaft Liobas für die ganze Gemeinde erfahrbar. Der Petersberg gilt als wichtigste Verehrungsstätte des Ordens, der bisher das Wirken der Heiligen im Sinne ihrer Lebens- und Glaubensgeschichte weit über die Grenzen Europas bis nach Asien hinein fortzuführen bemüht war. Mit der Eröffnung der "Cella St. Lioba" verbindet sich nun jene ortsunabhängige Wirkkraft der Heiligen auch mit dem Ort ihrer Ruhestätte, was schon vor 60 Jahren der Wunsch der Ordensgründerin Maria Benedikta Föhrenbach war. Doch in erster Linie geht es den Schwestern darum, mit den anderen Christen als Getaufte unterwegs auf dem Weg in die Zukunft zu sein. Mit dem Bestreben, die benediktinische Ordensregel "Ora et labora" durch ein klösterliches Leben und den sozialen Dienst am Nächsten zu verwirklichen stellt sich eine große Aufgabe; Im Laufe der Jahrhunderte hat das Kloster immer wieder schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen und wurde in der Säkularisation aufgehoben. Aus Sicherheitsgründen wurden die Gebeine der Heiligen bereits in den Wirren der Bauernkriege in die Stiftskirche nach Fulda gebracht. Im Jahr 1995 wurde auf Wunsch vieler Gläubiger die Hauptreliquie der Ordenspatronin in ihre jahrhunderte alte Grabesstätte zurückgebracht. Damit schließt sich der vor fast 1200 Jahren gesteckte Rahmen der Petersberger Geschichte.

In der Neuzeit entwickelte sich die Pfarrei im Gleichschritt mit der politischen Gemeinde, welche aufgrund ihrer Stadtrandlage zu einem begehrten Wohn- und Arbeitsort wurde. Äußeres Zeichen der modernen Zeit ist die dem Hl. Rabanus-Maurus geweihte Pfarrkirche.

Rabanuns Maurus Kirche

Das stetige Ansteigen der Einwohnerzahl der Gemeinde machte den Neubau der Rabanus- Maurus- Kirche mit einem großräumigen Kirchenschiff erforderlich. Der 35m hohe, von Betonstützen getragene, freistehende Glockentrum enthält ein Viergeläut mit den Schlagtönen cis, e, fis und a. Ferner befindet sich im Turm eine alte Glocke aus dem Vierungsturm der ehemaligen Propsteikirche mit der Umschrift "Mein Anfang vnt Ent set in Gotes Hend 1579". Die Kapelle im Erdgeschoss des Turmes enthält eine von dem Petersberger Künstler Johannes Kirsch angefertigte Pieta.Die Kirche selbst wurde 1957 nach den Plänen der Stuttgarter Architekten W. Reinhard und Otto Rug errichtet. Der Eingangsbereich wurde erst 1996 durch Johannes Kirsch neu gestaltet. Im Innenraum der Kirche fällt der Blick sogleich auf das Altarmosaik an der Nordwand. Die Wiener Künstlerin Clarisse Schrack-Praun hat dieses Werk 1964, wie auch die beiden Kreuzwegbilder im Langschiff (1980) entworfen und gefertigt. Die Gesamtfläche des Mosaiks von etwa 190m² besteht aus ca. 1100 Teilstücken. Dargestellt ist die Anbetung des Lammes nach der Geheimen Offenbarung des Johannes. Im Eingangsbereich fasziniert eine große Glaswand; Entworfen von N.G. Hartmann (Stuttgart) und ausgeführt von R. Süssmuth (Immenhausen, 1957), hat das Fenster die erste und zweite Schöpfung (Erlösung) zum Inhalt. Der Sakramentsaltar aus schwarzem Marmor trägt den in einer Zeltform gehaltenen Tabernakel. Darüber ist das in Senkemailtechnik ausgeführte mit Bergkristallen versehene alte Vortragskreuz angebracht, eine Arbeit von Lioba Munz, OSB, Fulda. Der Zelebrationsaltar ist aus rotem Verona-Marmor gefertigt. Der Ambo aus hellem Juramarmor mit einge-hauenen Darstellungen (Rabanus- Maurus mit Kreuz und Buch; Petrus und Paulus mit Schlüssel und Schwert, Nikolaus von Flüe) ist ein Werk von Erich Glauer, Stuttgartt, von dem auch das Weihwasser-becken (Taufstein) im Eingangsbereich stammt, welches den Hl. Jo-hannes den Täufer darstellt.Die 1964 von den Gebr. Späth aus Ennetach-Mengen eingebaute Orgel verfügt über 33 Register, ein großes Pedalfeld und ein Oberwerkfeld. Die holzgeschnitzte Barockmadonna mit Jesuskind stammt noch aus der Grabeskirche St. Peter. Die moderne Holzfigur des Josef mit Winkelmaß ist ebenfalls eine Arbeit des Petersberger Künstlers Johannes Kirsch. Der Innenraum der Kirche ist ca. 55 m lang, 15 m breit bzw. 38 m im Querschiff. Er ist 13 bzw. 15 m hoch im Längsschiff und bietet ca. 600 Sitzplätze.