Pius X.

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Pius X.: Eines der seltenen Fotos mit Tiara; er zeigte sich äußerst ungern in vollem Ornat

Pius X. (*2. Juni 1835 in Riese bei Treviso; † 20. August 1914) war der letzte heiliggesprochene Papst.

Biographie

Papst Pius X. wurde als Giuseppe Melchiore Sarto als Sohn wenig wohlhabender Eltern geboren. Er starb unter dem Eindruck des Weltkrieges, im allgemeinen Ruf persönlicher Heiligkeit. Papst Pius XII., der ihn persönlich sehr verehrte, hat seinen mittelbaren Vorgänger und Förderer am 3. Juni 1951 seliggesprochen und bereits am 29. Mai 1954, im Marianischen Jahr, förmlich kanonisiert. Pius X. ist damit einer von nur fünf heiligen Päpsten des gesamten II. Jahrtausends der Kirchengeschichte und der erste heiliggesprochene Papst seit Pius V.

Sarto trat im Alter von 15 Jahren zu Padua in das Seminar ein und wurde, nach Absolvierung des üblichen Bildungsgangs, am 18. September 1858 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Tombolo wurde er 1867 Pfarrer in Salzano und 1875 Kathedralkanoniker in Treviso, wo er Kanzler der bischöflichen Kurie und geistlicher Direktor des Seminars war, nebenbei auch Gymnasialprofessor und Consigliere (Berater) des diözesanen Tribunals. Seit 1884 Bischof von Mantua, erhob Papst Leo XIII. seinen Nachfolger am 12. Juni 1893 zum Kardinal (Titelkirche: S. Bernardo alle Terme) und ernannte ihn zum Patriarchen von Venedig.

Pontifikat

Pius X. segnet

Das Konklave nach dem Ableben des über 25 Jahre regierenden Leo versammelte 62 Kardinäle, die sich mit der Wahl zunächst schwer taten. Der Kardinal-Fürsterzbischof von Krakau sprach namens des Kaisers in Wien ein Veto gegen den Favoriten Mariano Rampolla del Tindaro aus, den Staatssekretär des verstorbenen Papstes. Doch auch unabhängig davon zog Kardinal Sarto mehr und mehr Stimmen auf sich. Er wehrte sich gegen die Wahl, die schließlich am 4. August 1903 mit großer Einmütigkeit folgte: Der neue Papst erhielt 50 Stimmen im 7. Wahlgang (Krönung am 9. August im Petersdom). Erstmals seit Jahrhunderten (wahrscheinlich seit Coelestin V.) wurde ein Papst ganz ohne diplomatische oder kuriale Erfahrungen gewählt, der bislang ausschließlich pastoral tätig war. Papst Pius war ein Mann von umwerfender Demut und Bescheidenheit: Er mied das majestätische "Wir" und folgte nur extrem ungern dem vatikanische Hofzeremoniell. (Daher sind auch die allermeisten Fotos überraschend "zivil", wie bei Papst Johannes Paul II.). Er ließ sich nur widerwillig den Bischofsring küssen, suchte das Gespräch mit jedermann, gab "Generalaudienzen" im Damasushof des Vatikans. Er war großzügig und herzlich, sich aber dennoch seines Amtes voll bewusst.

Der insbesondere in Italien überaus populäre Pius X. stellte sein energisches Programm bereits mit der Antrittsenzyklika vom 4. Oktober 1903 unter das Leitwort "Omnia instaurare in Christo" und führte Reformen durch, die teils massiv mit liebgewordenen Traditionen brachen. Er förderte die eucharistische Frömmigkeit, die häufige Kommunion, die Frühkommunion der Kinder, die Priesterbildung und die Kirchenmusik. Er gab Anstöße zur Liturgiereform, reformierte die Römische Kurie durchgreifend und gab eine gänzlich neue, erstmalige Kodifikation des gesamten kirchlichen Rechts in Auftrag, die 1917 abgeschlossen werden konnte.

In der internationalen Diplomatie wenig bewandert, riskierte er um 1905 einen schweren Konflikt mit Frankreich, da er die dort eingeführte rigorose Trennung von Staat und Kirche nicht billigen konnte. Die moderne Tendenz französischer Theologie war zugleich der Hauptangriffspunkt des mit großer Vehemenz geführten Kampfes gegen die von Pius X. als Modernismus zusammengefasste Versuchung, in der Theologie die Lehre der Kirche dem momentanen wissenschaftlichen Erkenntnisstand unterzuordnen. Die Brüchigkeit des optimistischen Humanismus der "guten alten Zeit" hat sich in der Katastrophe des 1. Weltkriegs dann so grausam bewahrheitet, dass die kritische Position des Papstes auf furchtbare Weise bestätigt wurde.

In der eigentlichen Fachdiskussion hatte Pius X. mit der Enzyklika Pascendi, und der vorausgegangegen Instruktion des Hl. Offiziums Lamentabili sane exitu (die überwiegend Sätze von Alfred Loisy verwarf), beide von 1907, dem Modernismus bereits den Todesstoß versetzt. Fast sämtliche Theologen wandten sich von diesen Lehrmeinungen ab, ohne dass die aufgeworfenen Fragen jedoch hinreichend konstruktiv erörtert worden waren. Das leisteten später u.a. die Dokumente des II. Vatikanischen Konzils, insbesondere Dei Verbum und Lumen Gentium.

Wirkung

S. Pivs PP X.

Das Programm, das Pius X. der Kirche im 20. Jahrhundert vorgab, blieb für sämtliche Nachfolger in hohem Maße vorbildlich. Die vormals tadellose Reputation des Hl. Papstes in der gesamten europäischen katholischen Öffentlichkeit leidet seit den 1970-er Jahren jedoch darunter, dass der Traditionalismus den antimodernen Kurs Pius X., der zu seiner Zeit alternativlos war, in die Zukunft meint verschärft fortschreiben zu müssen. Dabei werden jedoch nur bestimmte Teilaspekte der Lehre Pius X. herausgegriffen, die, außerhalb des Kontextes vitalen kirchlichen Lebens, gelegentlich wie Leerformeln zur nur defensiven "Identitäts"feststellung verwendet werden.

Pius X. war aber anders: Er zielte energisch auf eine universale, insbesondere gesellschaftliche Geltung der wahren Religion. Um dasselbe Ziel zu erreichen, hat sein Verehrer und Nachfolger Johannes XXIII. die Erfolg versprechende Methode des Aggiornamento gewählt. Die Saat dieser beiden Patriarchen von Venedig, die im 20. Jh. auf den Stuhl Petri berufen wurden, ist bereits anfanghaft aufgegangen.

Auf Pius X. geht übrigens auch die Kodifikation des Kirchenrechts im Codex iuris canonici zurück.

Wichtige Entscheidungen

Wappen Pius X.
Papst Pius X. am Schreibtisch

Die Schreiben des Papstes werden in der Liste von Lehramtstexten gesammelt.

Wunder

  • Der belgische Konsul Karl Lubois, dessen Körper mit Furunkeln bedeckt war, ist, Zeugenberichten nach, durch das lebzeitige Gebet des Papstes spontan geheilt worden.

Piusbruderschaft

Die vom exkommunizierten Bischof Lefebvre gegründete, vielleicht mittlerweile häretische Gemeinschaft namens Piusbruderschaft beruft sich auf Pius X., ohne dass hinreichend erkennbar ist, ob dieses Patronat zu rechtfertigen sein kann.

Literatur

  • Rundschreiben Pius X., 1-2 Sammlung, Lateinischer und deutscher Text, Herder´sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau; (die deutschen Texte in deutschen Buchstaben). Autorisierte Ausgabe →Druckerlaubnis . Erste Sammlung 1909, Zweite Sammlung 1916 - meist einzeln herausgegeben.
  • Papst Pius X. und das Bibelstudium und andere Aktenstücke, lateinisch-deutsch (in deutschen Buchstaben), herausgegeben übersetzt und erläutert von Norbert Peters, Verlag Ferdinand Schöningh Paderborn 1906; Kirchliche Druckerlaubnis Paderborn, den 24. Juli 1906 Das bischöfliche Generalvikariat Schnitz.

Sekundärliteratur

  • Anton de Waal, Papst Pius X. Ein Lebensbild des heiligen Vaters. Mit einem Rückblick auf die letzten Tage Leos XIII, München 1904.
  • Hieronymus dal Gal O.F.M. Conv, Der heilige Papst Pius X., Freiburg i.Ü. 2. Aufl. 1954 (Erstaufl. 1952).
  • Wilhelm Hünermann, Brennendes Feuer. Papst Pius X., Innsbruck u.a. 1954.

Weblinks

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Vorgänger
Leo XIII.
Papst
1903 - 1914
Nachfolger
Benedikt XV.