Propositis sequentibus (Wortlaut)

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Schreiben
Propositus sequentibus

Päpstliche Bibelkommission
im Pontifikat von Papst
Pius X.
über die mosaische Echtheit des Pentateuch der Heiligen Schrift
27. Juni 1906

(Offizieller lateinischer Text ASS 39 [1906] 377-378)

(Quelle: Papst Pius X. und das Bibelstudium und andere Aktenstücke, lateinisch-deutsch, S. 69-78, Verlag Ferdinand Schöningh Paderborn 1906; Kirchliche Druckerlaubnis Paderborn, den 24. Juli 1906 Das bischöfliche Generalvikariat Schnitz).

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Das WORT

Als der päpstlichen Kommission zur Förderung der Bibelstudien die folgenden Zweifelsfälle vorgelegt wurden, beschloss sie folgendermaßen zu antworten:

1. Ob die von den Kritikern zur Bekämpfung der Mosaischen Echtheit der heiligen Bücher, die mit dem Namen Pentateuch bezeichnet werden, zusammengetragenen Gründe von solchem Gewicht seien, dass sie unter Hintansetzung gar mancher Stellen beider Testamente, in ihrer Gesamtheit genommen, der fortwährenden Einigkeit des jüdischen Volkes, auch der beständigen Überlieferung der Kirche sowie immer Anzeichen, die man aus dem Texte selber gewinnt, das Recht geben zu behaupten, diese Bücher hätten nicht den Moses zum Urheber, seien vielmehr aus Quellen zusammengearbeitet, die bis zum größten Teile später seien, als das Mosaische Zeitalter?

Antwort: Nein.


II. Ob die Mosaische Echtheit des Pentateuch notwendigerweise eine solche Redaktion des ganzen Werkes fordere, dass durchaus daran festgehalten werden müsse, dass Moses alles und jedes mit eigener Hand geschrieben oder den Schreibern diktiert habe; oder ob auch die Annahme jener zugelassen werden könne, die glauben, dass er die Abfassung des Werkes selbst, das er unter dem Einflusse der göttlichen Eingebung konzipiert hatte, einen oder mehreren anderen anvertraut habe, so jedoch, dass sie seine Gedanken getreu wiedergaben, nichts gegen seinen Willen schrieben, nichts wegließen; und dass endlich auf diese Weise hergestellte Werk von demselben Moses als dem hauptsächlichen und inspirierten Urheber gebilligt und unter seinem Namen veröffentlicht wurde?

Antwort: Nein auf den ersten Teil, ja auf den zweiten.


III. Ob, ohne dass man dem Urteil über die Mosaische Echtheit des Pentateuch vorgreift, zugestanden werden könne, dass Moses für die Herstellung seines Werkes Quellen verwendet habe, nämlich geschriebene Dokumente oder mündliche Überlieferungen, aus denen er dem sich gesteckten besonderen Ziele entsprechend und unter dem Einflusse der göttlichen Inspiration manches geschöpft und dieses wörtlich oder dem Sinne nach, zusammengezogen oder erweitert, in das Werk selbst eingefügt habe?

Antwort: Ja.


IV. Ob unter Wahrung der in der Hauptsache Mosaischen Echtheit und Unversehrtheit des Pentateuch zugelassen werden könne, dass diesen in dem so langen Verlauf der Jahrhunderte manche Veränderungen betroffen haben, wie: nach dem Tode des Moses hinzugekommene Zusätze, die entweder durch einen inspirierten Verfasser hinzugefügt oder als Glossen und Erläuterungen in den Text eingestreut sind; die Übersetzung gewisser Wörter und Formen aus der veralteten Sprache in die jüngere Sprachform; endlich fehlerhafte, Missgriffen der Schreiber zuzuweisende Lesarten, die man nach den Gesetzen der Kunst der Kritik untersuchen und beurteilen darf?

Antwort: Ja, unter Vorbehalt der Entscheidung der Kirche.


Am 27. Juni des Jahres 1906 aber hat Se. Heiligkeit in einer den beiden hochwürdigsten Sekretären gütigst gewährten Audienz die vorhin genannten Antworten genehmigt und zu veröffentlichen befohlen.

Fulcranus G. Vigourour P.S.S.
Laurentius Janssens O.S.B.
Sekretäre

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