Reue

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Version vom 21. Oktober 2008, 08:56 Uhr von Otterbeck (Diskussion | Beiträge) (Unvollkommene Reue)
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Reue ist die persönliche Einsicht in eine schuldhafte Unterlassung oder schuldhafte Tat. Keine Reue ist die Erkenntnis, einen bloßen Fehler gemacht zu haben (im Sinne etwa nicht "optimaler" Ausnutzung einer Gelegenheit) oder der selbstbezogene Ärger über persönliche Mängel. Fehlererkenntnis oder persönlicher Ärger können jedoch Anlass sein, zur echten Reue zu gelangen:

Vollkommene Reue

Die vollkommene Reue ist der Wunsch des frommen Herzens, sich aus Liebe zu Gott ganz von der Sünde abzuwenden; und sich voll zum Vertrauen in die Liebe Gottes, zur Gemeinschaft mit Jesus Christus, zu bekehren.

Unvollkommene Reue

Die nur unvollkommene Reue (Furcht-Reue) ist das ernsthafte Gefühl des Sünders, sich gegen Gott und die Menschen vergangen zu haben, ohne dass aber zugleich eine volle "Wiederentdeckung der Taufgnade" in Wahrheit und Liebe eintrat. Bei der unvollkommenen Reue kann auch die Angst vor ewiger oder zeitlicher Strafe durch Gott oder die Angst vor der Verfehlung des ewigen Ziels vorwiegen.

Beichte als "sicherer Weg"

Die vollkommene Reue des Getauften (da die Taufe bereits die Vergebung der Sünde bedeutet) ist dazu imstande, die Sünde zu tilgen, auch dann, wenn kein sakramentaler Bußakt stattfindet. Denn jede Hinwendung des Christen zu Gott mildert Sünde und Schuld, da Gott die Liebe und Vergebung selber ist.

Diese uralte Überzeugung der Kirche ist aber ungeeignet, die Beichte auf seltene Ausnahmefälle echter "Kapitalverbrechen" oder schwerer geistlicher Lebenskrisen zu beschränken. Umgekehrt: Christen "müssen" nicht beichten, sie dürfen es! Wer ehrlich ist, der ahnt, wie selten vollkommene Reue und reine Liebe sind. Immer mischen sich auch unedle Motive in unsere Absichten. Das gestattet aber keine Resignation, keinen lutherischen Pessimismus, als ob die Sünde "bis zum letzten Tag" immer den Sieg davontrage. Im Gegenteil: Im Bußsakrament wird die Sünde immer wieder mit Gewissheit besiegt, auch wenn die Reue (wie oft!) nur unvollkommen blieb.

Entgegenkommen Gottes

Die Kirche hat in der Geschichte lange gebraucht, um zu erkennen, dass sie im Heiligen Geist die Vergebung überreich und immer "ausschütten" darf, in der Beichte wie im Ablass. Ursprünglich war die Bußpraxis viel strenger. Christus aber holt durch die Priester die Seinen notfalls täglich in die Herrlichkeit seiner Gnade zurück, wenn wir ihm dafür nur einen Anlass bieten: ein reumütiges Herz, ein aufrichtiges Bekenntnis, der Wille zur Besserung und entsprechende Taten der Wiedergutmachung.

Die Beschränkung des "Reue-Empfindens" auf ein nurmehr inneres Ringen mit dem mysteriösen "Gegenüber", bei dem dann stets das "Gewissen" siegt, dem gegenüber "ich mir selbst" treu bleibe, wäre hingegen der Anfang vom Ende der christlichen Religion, die Nachfolge Christi ist, der zur Umkehr rief.

Zitat

In einem älteren Gebetsheft aus Regensburg (1973) schrieb Pfarrer A.M. Weigl:

Was soll ich tun, wenn ich schwer gesündigt habe, wenn ich gar sterben muss und nicht mehr beichten kann? Vor allem nicht verzweifeln, sondern vertrauen und bereuen! So tief ist niemand gesunken, dass er nicht durch Gottes Gnade und Jesu Blut gerettet werden könnte. Vertraue auf die unendliche, göttliche Barmherzigkeit, die für Dich am Kreuze verblutete. Bedenke, dass die Wunden des gekreuzigten Heilandes der ergreifendste Ausdruck Seiner unendlichen Liebe und Güte sind, und bereue dann aus Liebe zu Gott alle Deine Sünden, indem Du mit heiligem Ernst betest:

Mein Herr und mein Gott! Ich bereue alle meine Sünden, weil ich Dich, die ewige, unendliche Liebe und Güte, beleidigt habe. Ich bin fest entschlossen, nach Deinem heiligen Willen zu leben und zu sterben.

Dich liebt o Gott, mein ganzes Herz, und das ist mir der größte Schmerz, dass ich betrübt Dich höchstes Gut, ach wasch mich rein Deinem Blut.

Oder kurz: Mein Jesus, Barmherzigkeit!

Im Augenblick höchster Gefahr kann der Gedanke JESUS genügen. Durchdrungen von dieser Gesinnung, kannst Du jeden Augenblick mit Gott versöhnt und wieder ein Kind Gottes werden. Denn die Liebe zerstört die Sünde und bringt die Gnade wieder. Diese Liebesreue schließt den Entschluss ein, wenigstens die schweren Sünden bei der nächsten Beichte zu bekennen.