Situationsethik

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Die Situationsethik ist ein relativistisches Moralystem, das die entscheidende und höchste Norm des Handelns, in einem individuellen Urteil und einer geistigen Erleuchtung sieht, die es zu erkennen gelte, was man in der gegebenen Situation zu tun habe.

Die Vertreter der Situationsethik sind der Meinung, der Mensch dürfe sich beim sittlichen Handeln nicht von allgemeinen Grundsätzen und Gesetze leiten lassen. Denn jede Handlung geschehe unter so einmaligen Bedingungen und Umständen, dass das Einzelgewissen nur nach den augenblicklich gegebenen Verhältnissen und Umständen und aus der guten Absicht des Handelnden heraus sich zu entscheiden habe.

Man könnte diese Auffassung "ethischen Existentialismus", "ethischen Aktualismus", "ethischen Individualismus" nennen. Die neue Morallehre geht aus dem Existentialismus hervor, der entweder von Gott absieht oder ihn geradewegs leugnet, auf jeden Fall aber den Menschen ganz auf sich selbst stellt (vgl. Ansprache Soyez les bienvenues). Die Situationsethik ist eine nicht-katholische Auffassung des sittlichen Lebens.

Die Situationsethik erklärt sich unabhängig von den Grundsätzen der objektiven Moral (deren letzte Grundlage das Sein ist), die im Naturgesetz zum Ausdruck kommt. Die Autoren, welche der Situationsethik anhangen, erheben den Anspruch, der objektiven Moral nicht nur gleichwertig, sondern überlegen zu sein. Nach diesen Autoren genügt der überkommene Begriff von der "menschlichen Natur" nicht. Man muss zu einem Begriff der "existierenden" menschlichen Natur kommen, der in der Mehrzahl der Fälle keine absolute objektive Gültigkeit, sondern nur einen relativen Wert besitzt, der deshalb auch wandelbar ist, wenn man von den wenigen Elementen und Grundsätzen absieht, die sich aus der absoluten und unveränderlichen metaphysischen Natur des Menschen ergeben.

Das besondere Merkmal dieser Moral besteht darin, dass sie nicht von den allgemeingültigen Moralgesetzen, wie z. B. den Zehn Geboten, ausgeht, sondern von den tatsächlichen konkreten Umständen und Bedingungen, in denen der Mensch handeln muss und denen entsprechend das individuelle Gewissen zu wählen und zu entscheiden hat. Diesen Tatbestand ist einmalig und ist nur einmal für jede menschliche Handlung gültig. Darum kann nach der Auffassung der Anhänger dieser Ethik die Gewissensentscheidung nicht von allgemeingültigen Ideen, Prinzipien und Gesetzen diktiert werden. Der christliche Glaube jedoch, gründet seine sittlichen Forderungen auf die Kenntnis der wesentlichen Wahrheiten und ihre Beziehungen.

Die Autoren der Situationethik leugnen nicht immer und ohne weiteres die allgemeinen Sittenbegriffe und -prinzipien (obgleich sie manchmal einer solchen Leugnung bedenklich nahe kommt), aber sie verrückt sie aus dem Zentrum gegen die äußerste Peripherie.

Päpstliche Schreiben

Pius XII.

Literatur

  • Dietrich von Hildebrand: 1955 Wahre Sittlichkeit und Situationsethik (mit Alice Jourdain) (Band VIII, Situationsethik und kleinere Schriften 1973, S. 5-164 - ISBN 3-17-0821160-X in Leinen und 3-17-001236-3 kartoniert; 2. Auflage; (Wahre Sittlichkeit und Situationsethik, Patmos Verlag Düsseldorf 1957 = 1. Auflage).