Tradition: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Tradition''' (von lat. ''tradere'', ''trans-dare'' "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher oder schriftlicher Überlieferung wie auch der Inhalt dieser Weitergabe bezeichnet. Der Begriff kann mit "Geschichte" synonym gebraucht werden und hat seit der Zeit des Urchristentums ein normatives, verpflichtendes Bedeutungsmoment: "Tradition bezeichnet und bestimmt den wahren bzw. zu bewahrenden Kerngehalt der unbestimmten Fülle geschichtlich überlieferter Denk- und Lebensformen."<ref>Tilman Borsche: Art. "Tradition I. Philosophisch-anthropologisch" in [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Aufl., Bd. 10 Sp. 148</ref>  
 
Als '''Tradition''' (von lat. ''tradere'', ''trans-dare'' "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher oder schriftlicher Überlieferung wie auch der Inhalt dieser Weitergabe bezeichnet. Der Begriff kann mit "Geschichte" synonym gebraucht werden und hat seit der Zeit des Urchristentums ein normatives, verpflichtendes Bedeutungsmoment: "Tradition bezeichnet und bestimmt den wahren bzw. zu bewahrenden Kerngehalt der unbestimmten Fülle geschichtlich überlieferter Denk- und Lebensformen."<ref>Tilman Borsche: Art. "Tradition I. Philosophisch-anthropologisch" in [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Aufl., Bd. 10 Sp. 148</ref>  
  
Für das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] ist Tradition im Christentum die "Selbstüberlieferung Gottes durch [[Jesus Christus]] im [[Heiliger Geist|Heiligen]] Geist zu beständiger Gegenwart in der Kirche"<ref>[[Walter Kasper]]: Tradition als theologisches Erkenntnisprinzip in: Walter Kasper: Theologie und Kirche, Mainz 1987, S. 72-100, hier S. 94, zitiert in: Joachim Drumm: Art. "Tradition. V. Systematisch-theologisch" in [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Aufl., Bd. 10 Sp. 155.</ref>:
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== Zweites Vatikanisches Konzil und Konzil von Trient ==
{{Zitat|Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte, so hat er in Güte verfügt, für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben und allen Geschlechtern weitergegeben werden. Darum hat Christus der Herr, in dem die ganze Offenbarung des höchsten Gottes sich vollendet (vgl. 2 Kor 1,20; 3,16 - 4,6), den Aposteln geboten, das Evangelium, das er als die Erfüllung der früher ergangenen prophetischen Verheißung selbst gebracht und persönlich öffentlich verkündet hat, allen zu predigen als die Quelle jeglicher Heilswahrheit und Sittenlehre<ref>Das Konzil bezieht sich hier auf das Dekret [[Sacrosancta oecumenica (1) (Wortlaut)|Sacrosanctum oecumenica]] des [[Konzil von Trient|Konzils von Trient]], [[DS]] 1501: Der hochheilige [...] Kirchenrat von Trient [...], sich stets vor Augen stellend, dass [...] in der Kirche die eigene Reinheit des Evangeliums, welches Jesus Christus, unser Herr, der Sohn Gottes, als das vorher durch die Propheten in den heiligen Schriften Verheißene zuerst mit eigenem Munde verkündigte und hernach, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre, durch seine Apostel (Mt 28,19; Mk 16,15) allen Kreaturen zu predigen befahl, erhalten werden möge, und einsehend, dass diese Wahrheit und Lehre enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des Heiligen Geistes, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden und bis zu uns gekommen sind, nimmt an und verehrt [...] alle Bücher, sowohl des Alten als des Neuen Testaments, dieweil der eine Gott der Urheber von beiden ist; ebenso auch die Überlieferungen selbst, sowohl die, welche den Glauben, als welche die Sitten betreffen, weil sie entweder mündlich von Christus, oder vom Heiligen Geiste angegeben, und in steter Aufeinanderfolge in der katholischen Kirche erhalten wurden.</ref> und ihnen so göttliche Gaben mitzuteilen. Das ist treu ausgeführt worden, und zwar sowohl durch die Apostel, die durch mündliche Predigt, durch Beispiel und Einrichtungen weitergaben, was sie aus Christi Mund, im Umgang mit ihm und durch seine Werke empfangen oder was sie unter der Eingebung des Heiligen Geistes gelernt hatten, als auch durch jene Apostel und apostolischen Männer, die unter der Inspiration des gleichen Heiligen Geistes die Botschaft vom Heil niederschrieben. Damit das Evangelium in der Kirche für immer unversehrt und lebendig bewahrt werde, haben die Apostel Bischöfe als ihre Nachfolger zurückgelassen und ihnen "ihr eigenes Lehramt überliefert". [...]  Daher mußte die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern besonders deutlichen Ausdruck gefunden hat, in ununterbrochener Folge bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt werden. [...]  
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Für das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] ist Tradition im Christentum die "Selbstüberlieferung Gottes durch [[Jesus Christus]] im [[Heiliger Geist|Heiligen]] Geist zu beständiger Gegenwart in der Kirche".<ref>[[Walter Kasper]]: Tradition als theologisches Erkenntnisprinzip in: Walter Kasper: Theologie und Kirche, Mainz 1987, S. 72-100, hier S. 94, zitiert in: Joachim Drumm: Art. "Tradition. V. Systematisch-theologisch" in [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Aufl., Bd. 10 Sp. 155.</ref>  
 
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{{Zitat|Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte, so hat er in Güte verfügt, für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben und allen Geschlechtern weitergegeben werden. Darum hat Christus der Herr, in dem die ganze Offenbarung des höchsten Gottes sich vollendet (vgl. 2 Kor 1,20; 3,16 - 4,6), den Aposteln geboten, das Evangelium, das er als die Erfüllung der früher ergangenen prophetischen Verheißung selbst gebracht und persönlich öffentlich verkündet hat, allen zu predigen als die Quelle jeglicher Heilswahrheit und Sittenlehre<ref>Das Konzil bezieht sich hier auf das Dekret [[Sacrosancta oecumenica (1) (Wortlaut)|Sacrosanctum oecumenica]] des [[Konzil von Trient|Konzils von Trient]], [[DS]] 1501: "Der hochheilige [...] Kirchenrat von Trient [...], sich stets vor Augen stellend, dass [...] in der Kirche die eigene Reinheit des Evangeliums, welches Jesus Christus, unser Herr, der Sohn Gottes, als das vorher durch die Propheten in den heiligen Schriften Verheißene zuerst mit eigenem Munde verkündigte und hernach, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre, durch seine Apostel (Mt 28,19; Mk 16,15) allen Kreaturen zu predigen befahl, erhalten werden möge, und einsehend, dass diese Wahrheit und Lehre enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des Heiligen Geistes, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden und bis zu uns gekommen sind, nimmt an und verehrt [...] alle Bücher, sowohl des Alten als des Neuen Testaments, dieweil der eine Gott der Urheber von beiden ist; ebenso auch die Überlieferungen selbst, sowohl die, welche den Glauben, als welche die Sitten betreffen, weil sie entweder mündlich von Christus, oder vom Heiligen Geiste angegeben, und in steter Aufeinanderfolge in der katholischen Kirche erhalten wurden."</ref> und ihnen so göttliche Gaben mitzuteilen. Das ist treu ausgeführt worden, und zwar sowohl durch die Apostel, die durch mündliche Predigt, durch Beispiel und Einrichtungen weitergaben, was sie aus Christi Mund, im Umgang mit ihm und durch seine Werke empfangen oder was sie unter der Eingebung des Heiligen Geistes gelernt hatten, als auch durch jene Apostel und apostolischen Männer, die unter der Inspiration des gleichen Heiligen Geistes die Botschaft vom Heil niederschrieben. Damit das Evangelium in der Kirche für immer unversehrt und lebendig bewahrt werde, haben die Apostel Bischöfe als ihre Nachfolger zurückgelassen und ihnen "ihr eigenes Lehramt überliefert". [...]  Daher musste die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern besonders deutlichen Ausdruck gefunden hat, in ununterbrochener Folge bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt werden. [...]  
 
 
 
Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere Einsicht, die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt das sichere Charisma der Wahrheit empfangen haben; denn die Kirche strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.|II. Vaticanum, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung [[Dei verbum]], 7f.}}  
 
Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere Einsicht, die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt das sichere Charisma der Wahrheit empfangen haben; denn die Kirche strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.|II. Vaticanum, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung [[Dei verbum]], 7f.}}  
  

Version vom 12. Oktober 2015, 15:04 Uhr

Als Tradition (von lat. tradere, trans-dare "weitergeben, überliefern") wird der Prozess von mündlicher oder schriftlicher Überlieferung wie auch der Inhalt dieser Weitergabe bezeichnet. Der Begriff kann mit "Geschichte" synonym gebraucht werden und hat seit der Zeit des Urchristentums ein normatives, verpflichtendes Bedeutungsmoment: "Tradition bezeichnet und bestimmt den wahren bzw. zu bewahrenden Kerngehalt der unbestimmten Fülle geschichtlich überlieferter Denk- und Lebensformen."<ref>Tilman Borsche: Art. "Tradition I. Philosophisch-anthropologisch" in Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 10 Sp. 148</ref>

Zweites Vatikanisches Konzil und Konzil von Trient

Für das Zweite Vatikanische Konzil ist Tradition im Christentum die "Selbstüberlieferung Gottes durch Jesus Christus im Heiligen Geist zu beständiger Gegenwart in der Kirche".<ref>Walter Kasper: Tradition als theologisches Erkenntnisprinzip in: Walter Kasper: Theologie und Kirche, Mainz 1987, S. 72-100, hier S. 94, zitiert in: Joachim Drumm: Art. "Tradition. V. Systematisch-theologisch" in Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 10 Sp. 155.</ref>

„Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte, so hat er in Güte verfügt, für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben und allen Geschlechtern weitergegeben werden. Darum hat Christus der Herr, in dem die ganze Offenbarung des höchsten Gottes sich vollendet (vgl. 2 Kor 1,20; 3,16 - 4,6), den Aposteln geboten, das Evangelium, das er als die Erfüllung der früher ergangenen prophetischen Verheißung selbst gebracht und persönlich öffentlich verkündet hat, allen zu predigen als die Quelle jeglicher Heilswahrheit und Sittenlehre<ref>Das Konzil bezieht sich hier auf das Dekret Sacrosanctum oecumenica des Konzils von Trient, DS 1501: "Der hochheilige [...] Kirchenrat von Trient [...], sich stets vor Augen stellend, dass [...] in der Kirche die eigene Reinheit des Evangeliums, welches Jesus Christus, unser Herr, der Sohn Gottes, als das vorher durch die Propheten in den heiligen Schriften Verheißene zuerst mit eigenem Munde verkündigte und hernach, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre, durch seine Apostel (Mt 28,19; Mk 16,15) allen Kreaturen zu predigen befahl, erhalten werden möge, und einsehend, dass diese Wahrheit und Lehre enthalten ist in den geschriebenen Büchern, und in den ungeschriebenen Überlieferungen, welche von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen, oder (2 Thess 2,14) von diesen Aposteln, unter Eingebung des Heiligen Geistes, gleichsam von Hand zu Hand überliefert worden und bis zu uns gekommen sind, nimmt an und verehrt [...] alle Bücher, sowohl des Alten als des Neuen Testaments, dieweil der eine Gott der Urheber von beiden ist; ebenso auch die Überlieferungen selbst, sowohl die, welche den Glauben, als welche die Sitten betreffen, weil sie entweder mündlich von Christus, oder vom Heiligen Geiste angegeben, und in steter Aufeinanderfolge in der katholischen Kirche erhalten wurden."</ref> und ihnen so göttliche Gaben mitzuteilen. Das ist treu ausgeführt worden, und zwar sowohl durch die Apostel, die durch mündliche Predigt, durch Beispiel und Einrichtungen weitergaben, was sie aus Christi Mund, im Umgang mit ihm und durch seine Werke empfangen oder was sie unter der Eingebung des Heiligen Geistes gelernt hatten, als auch durch jene Apostel und apostolischen Männer, die unter der Inspiration des gleichen Heiligen Geistes die Botschaft vom Heil niederschrieben. Damit das Evangelium in der Kirche für immer unversehrt und lebendig bewahrt werde, haben die Apostel Bischöfe als ihre Nachfolger zurückgelassen und ihnen "ihr eigenes Lehramt überliefert". [...] Daher musste die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern besonders deutlichen Ausdruck gefunden hat, in ununterbrochener Folge bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt werden. [...] Diese apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere Einsicht, die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt das sichere Charisma der Wahrheit empfangen haben; denn die Kirche strebt im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegen, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen.“{{#if: II. Vaticanum, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei verbum, 7f. || }}

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Die Tradition ist eine Quelle der göttlichen Offenbarung. Aus der Definition des Konzils von Trient ist die Frage, ob und wie weit die Wahrheiten des Glaubens wenigstens einschlussweise auch in der Heiligen Schrift enthalten sind, nicht entschieden.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Handlexikon, Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1960, S. 256, Überlieferung (2. Auflage; Imprimatur N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref>

Ursprung und Geschichte der Tradition

Begonnen hat die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund mit Personen des Judentums, die ihre Lehren und Gotteserfahrungen mündlich weitergaben und später in Schriften festhielten. Wir unterscheiden im Alten Testament: Die fünf Bücher Mose, die Geschichts-, die Weisheits- und Prophetenbücher.

Zur gleichen Zeit der Aufzeichnung der Heiligen Schrift, wurden im babylonischen Exil Erklärungen zum Schriftsinn und Erläuterungen zu Glaubensinhalten aufgezeichnrt. Das so entstande Werk des Talmud - hebr.: Lehre - ist zum Teil in die Schriften der Kirchenväter aufgenommen worden. Die Kirchenväter behandeln jedoch besonders die Lehren der apostolischen Zeit und zählen zu den wichtigsten Quellen der Tradition.

Im Neuen Bund überlieferten die Apostel die Lehre über Jesus Christus, sowohl mündlich als auch in den Schriften des Neuen Testaments, den Evangelien, den Briefen und der Apokalypse. Deshalb kann man die Bibel vor allem als ein Werk der Tradition bezeichnen. Denen, welche die Apostel die Hände im Weihesakrament aufgelegt haben und allen, welche die Lehre Christi weitertrugen - also jedes lebendige Glied am mystischen Leibe Christi, gehört zur Tradition. Es folgen vor allem die Apostolischen Väter, welche in die Schule der Apostel gegangen sind. Ebenso die Päpste, Bischöfe, Kirchenväter und Kirchenlehrer.

In Dankbarkeit gedenken wir nicht nur der Märtyrer, die durch das Opfer ihres Lebens für die Weitergabe des Glaubens wirkten, sondern auch der Menschen, denen wir ganz persönlich unsern Glauben zu verdanken haben: Eltern, Religionslehrer, Priester, Ordenspersonen oder Freunde. Auch diese, sind ein wichtiger Teil der Tradition.

Die mündliche Tradition und die schriftliche in der Bibel

Die Heilige Überlieferung, die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche sind so miteinander verknüpft und einander zugesellt, dass das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Seelen beitragen.<ref>(DV Nr. 10: KKK 95; Augustinus von Hippo, De Doctr. Christ. III., 18, 26: I, L 34, 75-76; CSEL 80, 95.</ref>

In der Katholischen Kirche kommt der Tradition eine große Bedeutung zu. Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Heilige Schrift als Hauptquelle stützen ("sola scriptura"), steht die Katholische Kirche sozusagen auf zwei Standbeinen: die mündliche Tradition und die Heilige Schrift.

Die Aufgabe der Päpste bezüglich der Tradition ist es "die von den Aposteln überlieferte Offenbarung oder das anvertraute Glaubensgut unter dem Beistand des Heiligen Geistes gewissenhaft zu hüten und getreu auszulegen." Sie haben nicht die Aufgabe neuartige Lehren zu verkünden.<ref>vgl. Pius IX., Erstes Vatikanisches Konzil , Dogmatische Konstitution Pastor aeternus über die Kirche Christi – Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes vom 18. Juli 1870, Nr. 17.</ref> Dies bedeutet jedoch, dass neue und alte Lehren verkündet werden dürfen und sollen, sofern diese aus dem Stamm der schriftlichen und mündlichen Tradition herauswachsen. Dann ist der Papst wie ein Hausherr, der "aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt" (vgl. {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Tradition |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 13{{#if:52|,52}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}).

Das Zweite Vatikanische Konzil hatte bei seinen Entscheidungen zur Tradition erkannt, dass im Zuge von Globalisierungsprozessen der Neuzeit und der Erfahrung von Partikularität bestimmter Kulturen und Religionen neu nach dem Verhältnis von Kontinuität und Diskontinuität, Einheit und Pluralität, Identität und Wandel gefragt werden muss.<ref>Joachim Drumm: Art. "Tradition. V. Systematisch-theologisch" in Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 10 Sp. 155, auch zum Ganzen.</ref>

Aussagen zur Tradition

Papst Paul VI.

"Es steht dem Papst und den Konzilien zu, ein unterscheidendes Urteil darüber zu fällen, was in den Traditionen der Kirche, will man dem Herrn und dem Heiligen Geist die Treue wahren, unaufgebbar ist, und zwar das hinterlegte Glaubensgut, und was dagegen auf einen neuen Stand gebracht werden kann und muss, um das Gebet und die Sendung der Kirche über die verschiedenen Orte und Zeiten hin zu erleichtern, die göttliche Botschaft in die heutige Sprache zu übersetzen und sie, ohne unangebrachte Kompromisse, besser zu verkündigen. Die Tradition ist also nicht vom lebendigen Lehramt der Kirche zu trennen, ebensowenig wie sie von der Heiligen Schrift zu lösen ist."<ref>Paul VI., Brief Cum te an Marcel Lefebvre, Alterzbischof-Bischof von Tulle, vom 11. Oktober 1976.</ref>

"Wir aber in den Ländern alter christlicher Prägung müssen uns klar vor Augen halten, dass beim Aufbau der Kirche ein Faktor unerläßlich ist, nämlich die Tradition, die in Jahrhunderten vollbrachte Arbeit derer, die vor uns an der Kirche gebaut haben. Wir sind Erben, wir führen ein in der Vergangenheit begonnenes Werk weiter. Wir müssen Geschichtsbewußtsein haben und in uns die Haltung einer Treue ausformen, die demütig ist und glücklich über alles, was uns vergangene Jahrhunderte an Lebendigem und Echtem beim Aufbau des mystischen Leibes Christi hinterlassen haben. Wir müssen uns hüten vor der Gewissenlosigkeit des Revolutionsgeistes, wie er für so viele Menschen unserer Zeit bezeidchend ist, diese Gewissenlosigkeit möchte die Arbeit früherer Generationen beiseite schieben und glaubt, das Heil der Menschen dadurch einleiten zu können, dass sie alles zurückweist, was uns die von einem Lehramt mit Sinn für Kontinuität und Ursprünglichkeit bestätigte Erfahrung bewahrt hat, und das Unternehmen einer neuen Zivilisation beim Punkte Null beginnen läßt".<ref> aus: Ingo Dollinger, Klarheit und Wahrheit S. 38-39: vom 14. Juli 1976.</ref>

Peter Hünermann

"Überlieferung ist jenes wesentliche Gottesgeschehen, in dem der Mensch kraft der Selbstmitteilung Gottes in der Zeit da ist und jeweils aus den Vorgegebenheiten der Vergangenheit in einem unableitbaren geschichtlichen Freiheitsprozess seine Zukunft gewinnt und so Gegenwart hat."<ref>In: Dietrich Wiederkehr: Wie geschieht Tradition? Überlieferung im Lebensprozess der Kirche, Freiburg 1991 (Quaestiones disputatae 133), S. 56, zitiert in: Joachim Drumm: Art. "Tradition. V. Systematisch-theologisch" in Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 10 Sp. 156.</ref>

Joachim Kardinal Meisner

Joachim Kardinal Meisner sagte am Ende seiner 25-jährigen Amtszeit als Erzbischof von Köln 2014, die Kirche sei konservativ, und die Tradition sei ihr Lebenselixier. Das bedeute, dass die Kirche heute immer auf die Meinungen früherer Generationen zurückkommen müsse.<ref>vgl. Es ging mir darum, Christus berührbar zu machen! Joachim Kardinal Meisner zieht positive Bilanz seiner Zeit in Köln. Kath.net am 7. März 2014</ref>

Überlieferte Riten, Volksfrömmigkeit, Gebräuche

In der katholischen Kirche besteht eine Pluralität von "Traditionen", z.B. liturgische Riten, verschiedene theologische Schulen, unterschiedlichste geistliche Gemeinschaften. Im Zweifel haben die Einheit im Glauben und in der Hierarchie Vorrang.

Papst Pius XII. sagt im Hinblick auf den öffentlichen Kult: "Die Liturgie der Kirche [...] kehrt zur Vergangenheit zurück, ohne diese knechtisch nachzuahmen, und schafft zugleich Neues, in den Zeremonien selbst, im Gebrauch der Volkssprache, im Volksgesang und im Kirchenbau"<ref>Ansprache Vous Nous avez vom 23. September 1956</ref>, bei der Gestaltung der liturgischen Gewänder, Ordensgewänder u.a. Diese Dinge können im Vertrauen auf den Heiligen Geist verändert und angepasst werden. Sie betreffen nicht den Kern der Überlieferung der Glaubens- uns Sittenlehre, müssen jedoch den Glauben zeitgemäß fördern.

"Traditionen" existieren auch in den christlichen Konfessionen, die "der Tradition" keinen normativen Charakter zubilligen.

Literatur

  • Walter Kasper: Die Lehre von der Tradition in der Römischen Schule, Freiburg 1962
  • Karl Rahner, Joseph Ratzinger: Offenbarung und Überlieferung, Freiburg 1965 (Quaestiones disputatae 25)
  • Walter Kasper: Tradition als theologisches Erkenntnisprinzip in: Walter Kasper: Theologie und Kirche, Mainz 1987, S. 72-100
  • Walter Kasper: Das Verhältnis von Schrift und Tradition in: Walter Kasper: Theologie und Kirche Bd. 2, Mainz 1999, S. 51-83
  • Dietrich Wiederkehr: Wie geschieht Tradition? Überlieferung im Lebensprozess der Kirche, Freiburg 1991 (Quaestiones disputatae 133)
  • Eduard Kamenicky: Tradition der Kirche - und was sie unaufgebbar erscheinen lässt (40 Seiten).
  • Max Ziegelbauer: Angst vor der Tradition? Die Heilige Messe und die Kirche von heute, Fe-Medienverlag (80 Seiten; ISBN 978-3-939684-24-4).

Weblinks

Anmerkungen

<references />