Traditionis custodes

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Traditionis custodes sind die Anfangsworte eines Motu proprio von Papst Franziskus über den Gebrauch der Römischen Liturgie vor der Reform von 1970 vom 16. Juli 2021.
Traditionis custodes (Wortlaut)
→ Apostolisches Schreiben Desiderio desideravi

Inhalt

Verschiedene Normen des neuen Motu proprio modifizieren die bisher geltenden Bestimmungen des Motu proprio Summorum pontificum oder heben diese ganz auf. Zentral erscheint die Zuweisung der rechtlichen Kompetenz für die Ordnung des liturgischen Lebens der Kirche an den jeweiligen Diözesanbischof. „Daher liegt es in seiner ausschließlichen Zuständigkeit, die Verwendung des Missale Romanum von 1962 in der Diözese gemäß den Richtlinien des Apostolischen Stuhls zu genehmigen.“ Er habe insbesondere dafür zu sorgen, dass entsprechende Gruppen von Gläubigen und Priestern „die Gültigkeit und Rechtmäßigkeit der liturgischen Reform gemäß den Weisungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts der Päpste nicht ausschließen.“

Der jeweilige Bischof solle zu diesem Zweck einen Priester ernennen, der als Delegierter des Bischofs für die Feiern und die Seelsorge dieser Gruppen von Gläubigen zuständig ist. Um als Priester für dieses Amt geeignet und befähigt zu sein, das Missale Romanum vor der Reform von 1970 zu verwenden, solle er über Kenntnisse der lateinischen Sprache verfügen, die es ihm ermöglichen, die Rubriken und liturgischen Texte vollständig zu verstehen. Er solle von einer lebendigen pastoralen Liebe beseelt und einen Sinn für die kirchliche Gemeinschaft besitzen. Es sei notwendig, dass dem verantwortlichen Priester nicht nur die würdige Feier der Liturgie, sondern auch die pastorale und geistliche Betreuung der Gläubigen am Herzen liege.

Papst Franziskus lässt in seinem Begleitschreiben an die Bischöfe der Kirche keinen Zweifel daran, dass er die damit Einheit in der gesamten römischen Rituskirche wiederherstellen wolle. Zugleich ersucht er die Bischöfe, dafür zu sorgen, dass jede Form der Liturgie in Treue zu den in den liturgischen Büchern enthaltenen kirchlichen Vorgaben gefeiert werde, „ohne Exzentrizitäten, die leicht in Missbrauch ausarten.“ Er lädt ein, auch in dem von Paul VI. „in Treue zur Tradition“ erneuerten und approbierten Missale „alle Elemente des Römischen Ritus zu finden, insbesondere den Römischen Kanon, der eines der charakteristischsten Elemente ausmacht.“

Wie sich das neue Motu proprio gesamtkirchlich auswirken wird, ist derzeit nicht absehbar. Die Bestimmungen des Motu proprio sind disziplinärer, nicht dogmatischer Natur und können von jedem künftigen Papst auch wieder modifiziert werden.<ref>"Statt den Geruch der Schafe annehmen, schlägt der Hirte hier mit seinem Stab kräftig auf sie ein" Kath.net am 19. Juli 2021 von Kardinal Gerhard Müller</ref>

Ziel der Abschaffung aller zuvor gewährter Ausnahmegenehmigungen

Das Ziel des Motu Proprio Traditionis custodes, mit dem Papst Franziskus die Feier der Messen nach den liturgischen Büchern von 1962 deutlich eingeschränkt hatte, ist die Abschaffung aller zuvor gewährter Ausnahmegenehmigungen, von der Liturgiereform von Papst Paul VI. abzuweichen, sagt der amtierende Präfekt der Liturgiekongregation, Erzbischof Arthur Roche am 4. August 2021. In seinem Schreiben betont Roche, dass Paul VI. mit seiner Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil alle älteren Formen abgeschafft habe. Mit seinem Motu Proprio habe Papst Franziskus alle von seinen beiden Vorgängern gewährten Ausnahmen und Zugeständnisse abgeschafft. "Pastorale Klugheit" könne nur für eine "sehr begrenzte Zeit" bis zur vollständigen Umsetzung angewandt werden und mit dem klaren Ziel, die Abschaffung aller vorherigen Ausnahmeregeln umzusetzen, so das Schreiben. "Alles, was im neuen Gesetz steht, ist darauf ausgerichtet, zur vom Zweiten Vatikanum vorgesehenen Liturgie zurückzukehren und sie zu stabilisieren", betont Roche. Laut Roche bezieht sich der Begriff "Gruppen" auf "Personalpfarreien, die zuvor als Zugeständnis errichtet wurden, um die vorherige Liturgie zu feiern, und auf Versammlungen von Menschen, die sich bisher regelmäßig getroffen haben, um die Eucharistie nach dem Missale Romanum von 1962 zu feiern".<ref>Liturgiepräfekt: Künftig keine liturgischen Ausnahmeregeln mehr Katholisch.de am 8. November 2021</ref>

Ausnahme für die Priesterbruderschaft St. Petrus

Papst Franziskus bekräftigte in einem Schreiben vom 11. Februar 2022 das Recht der Priesterbruderschaft St. Petrus FSSP, die liturgischen Bücher von 1962 zu verwenden. Am 4. Februar 2022 hatte er Pater Benoît Paul-Joseph, Oberer des französischen Distrikts, und Pater Vincent Ribeton, Regens des Priesterseminars St. Petrus in Wigratzbad in Privataudienz empfangen. Bei der Schilderung der Entstehungsgeschichte der Bruderschaft im Jahr 1988 zeigte sich der Papst beeindruckt vom mutigen Schritt der Gründer, von ihrem Vertrauen in die Kirche und ihrer Treue zum Römischen Pontifex. Er betonte, dass diese Gesinnung „bewahrt, geschützt und ermutigt“ werden müsse.<ref> https://petrusbruderschaft.de/pages/themen/bruderschaft/paepstliches-dekret.php , abgerufen am 22. Februar 2022</ref>

Ist Traditionis Custodes im Sinne von Sacrosanctum concilium

Treu der Überlieferung erklärt das Heilige Konzil schließlich, dass die heilige Mutter Kirche allen rechtlich anerkannten Riten gleiches Recht und gleiche Ehre zuerkennt. Es ist ihr Wille, dass diese Riten in Zukunft erhalten und in jeder Weise gefördert werden, und es ist ihr Wunsch, dass sie, soweit es not tut, in ihrem ganzen Umfang gemäß dem Geist gesunder Überlieferung überprüft und im Hinblick auf die Verhältnisse und Notwendigkeiten der Gegenwart mit neuer Kraft ausgestattet werden.

Zu diesem Motu proprio

  • Wichtig für die rechte Bewußtseinsbildung in Sachen Liturgie ist auch, daß endlich die Ächtung der bis 1970 gültigen Form von Liturgie aufhören muß. Wer sich heute für den Fortbestand dieser Liturgie einsetzt oder an ihr teilnimmt, wird wie ein Aussätziger behandelt; hier endet jede Toleranz. Derlei hat es in der ganzen Geschichte nicht gegeben, man ächtet damit ja auch die ganze Vergangenheit der Kirche. Wie sollte man ihrer Gegenwart trauen, wenn es so ist? Ich verstehe, offen gestanden, auch nicht, warum viele meiner bischöflichen Mitbrüder sich weitgehend diesem Intoleranzgebot unterwerfen, das den nötigen inneren Versöhnungen in der Kirche ohne einsichtigen Grund entgegensteht (Aus: Joseph Kardinal Ratzinger, Gott und die Welt, München 2000, 2. Auflage, 357).

Unvernünftiger und ideologischer Erlass und seine Widersprüche

  • Papst Franziskus habe in der Vergangenheit ständig die Synodalität der Kirche beschworen, die durch Diskussionen und Konsens Entschlüsse fasst. „Traditionis custodes“ sei aber auch für die Bischöfe wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen und dadurch die Bischöfe beleidigt, so Tim Stanley. Mit „Summorum pontificum“ habe Benedikt XVI. die beiden Formen des Römischen Messritus miteinander versöhnen wollen. Beide Formen haben die gleiche Gültigkeit und können einander bereichern. Das sei die Auffassung von Benedikt XVI. gewesen, der damit Voraussetzungen für eine größere Einheit in der Kirche geschaffen habe. Es sei Papst Franziskus, der die Einheit in Gefahr bringe, indem er eine Kontroverse thematisiere, die für 99 Prozent der Katholiken gar nicht existiere. Franziskus habe die Diskussion über die Liturgie wieder entfacht, nicht die Traditionalisten. Papst Benedikt habe die Auffassung vertreten, der Neue Ritus habe starke Wurzeln im Alten. Wenn man aber den Alten Ritus in Frage stelle, was ist dann die Grundlage für den Neuen? Würde das bedeuten, dass in den 1970er-Jahren eine völlig neue Liturgie eingeführt wurde, die dann das Jahr 0 in der Liturgiegeschichte markiert?<ref>‚Papst Franziskus verliert seinen Kulturkampf’ Kath.net am 30. Juli 2021</ref>

Responsa ad dubia

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Weblinks

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Anmerkungen

<references />