Tugend

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Version vom 23. Juli 2009, 22:53 Uhr von Wolfgang e. (Diskussion | Beiträge) (Einteilung der Natürlichen Tugenden)
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Tugend ist die erworbene natürliche Tüchtigkeit und Fertigkeit etwas zu tun. Sie ist eine durch Übung erlangte kraftvolle Gewohnheit. So ist z.B. das erlernte Skifahren, das in „Fleisch und Blut übergegangen“ ist, eine Tugend.

Was wir jedoch im strengen Sinne als Tugend bezeichnen, ist eine natürliche Fertigkeit des sittlichen Lebens, die der Mensch durch Betätigung und Übung seiner natürlichen Veranlagung erwerben kann. Sie hat bezug auf das Verhalten zu Gott, zu sich selbst, den Mitmenschen oder anderen Geschöpfen.

Einteilung der Natürlichen Tugenden

  • Intellektuelle oder Verstandestugenden (Tugenden im weiten Sinne)

z. B. Einsicht und Weisheit. So wichtig sie für das Kulturleben auch sind, haben sie an sich nicht die Kraft, den Menschen sittlich gut zu machen.

  • Sittliche oder Willenstugenden

Die Willenstugenden (Tugenden im strengen Sinne) teilt man seit ältesten Zeiten ein in die vier Kardinal- oder Grundtugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut oder Tapferkeit und Mäßigung. Alle anderen Tugenden sind „Untertugenden“ derselben.

Die sittlichen Tugenden werden durch menschliches Bemühen erworben. Sie sind Früchte und zugleich Keime sittlich guter Taten; sie ordnen alle Kräfte des Menschen darauf hin, mit der göttlichen Liebe vereint zu leben. Sie verleihen dem Menschen Leichtigkeit, Sicherheit und Freude zur Führung eines sittlich guten Lebens. Der tugendhafte Mensch tut freiwillig das Gute

Aufforderung zur sittlichen Tugend

„Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!“ (Phil 4,8).

Tugend ist die reife Frucht vielfältiger Bemühungen. Auch im Sittlichen ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Bei Vernunftwesen kann äußere Abrichtung nicht in Frage kommen. Mit der Willensübung muss die Einsicht in den Wert und die Schönheit der Tugend Hand in Hand gehen. Drill allein hält in den Stürme der wachsenden Leidenschaften nicht stand. Der edle und feste Charakter erwächst nur aus der Selbsterziehung, die angefeuert wird durch das Vorbild der Erzieher, der Heiligen und besonders Christi selbst. Die Kraft des Tugendlebens hängt auch von seinem inneren Zusammenhang ab. Wenn auch in etwa eine Tugend ohne die andern erworben werden kann, so hängen sie doch aufs innigste zusammen. Wie leicht kann z. B. der Tapfere durch unklugen Eifer daneben greifen oder der Kluge es an der Tapferkeit fehlen lassen. Je höher man im Tugendstreben steigt, umso weniger darf man der Einseitigkeit huldigen. Auf dem Gipfel. d. h. beim heroischen (heldischen) Tugendgrade ist eine Teilung nicht mehr möglich.

Wert der Tugend

Der Wert der Tugend liegt in der größeren Leichtigkeit, in der ermöglichten Stetigkeit, in der stärkeren Kraft zum sittlich guten Tun. Dadurch unterstützen die Tugend die guten Charakteranlagen und lassen dem Menschen das Gute und Edle zur zweiten Natur werden, so dass er für sein Leben nicht mehr der äußeren Anleitung noch weniger der zwingenden Gewalt der Gesetze bedarf. Tugend besagt also nichts Schwächliches oder Verächtliches, sondern Kraft und Charakter. Der Tugendhafte ist das nützlichste Glied der Gemeinschaft, das Bild und Gleichnis des Schöpfers. Nach der Lehre der Kirche kann auch der durch die Erbsünde geschwächte Mensch mit seinen natürlichen Kräften, ohne die Hilfe der Gnade, natürlich gute Handlungen vollbringen. Dagegen vermag er nicht ohne die Hilfe der Gnade das ganze natürlichen Sittengesetz auf längere Zeit zu beobachten. Dies kann nur das Gotteskind, dem besonders Gnaden zur Verfügung stehen.

Merkmal der Tugend

Der heilige Augustinus beschreibt in seinen Bekenntnissen (4. Buch, Kapitel 15) sehr deutlich die Frucht der Tugend, wenn er sagt: „Da ich aber in der Tugend den Frieden liebte, im Laster aber den Zwiespalt hasste, so gab ich für jene die Einheit, für dieses den Zwiespalt als charakteristisches Merkmal an.“

Mutter aller Tugenden

Der heilige Benedikt sagt in seiner Regel über den Abt (Kapitel 64), dass er die maßvolle Unterscheidung (Discretio), die die Mutter aller Tugenden sei, haben muss.

Gregor der Große bezeichnet in seiner "Regula pastoralis" die Liebe als die Mutter und Hüterin, die Klugheit, die Pflegemutter aller Tugenden.

Für Christen sind die Göttliche Tugenden (eingegossene Tugenden): (Glaube, Liebe, Hoffnung) wichtig, die auf Paulus zurückgehen.

siehe auch: Der Tugendreichste, Die Tugendreichste.