Une fois encore (Wortlaut)

Aus kathPedia
Version vom 8. März 2014, 08:38 Uhr von Oswald (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „<center> Enzyklika {|align="center" cellpadding=5px; !bgcolor="silver"|'''Une fois encore''' |} unseres Heiligen Vaters <br> Pius X. <br…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen
Enzyklika
Une fois encore

unseres Heiligen Vaters
Pius X.
an den Episkopat; den Klerus und das Volk Frankreichs
über die Verfolgung in Frankreich
6. Januar 1907

(Offizieller französischer Text ASS XL (1907) 3-11)

(Quelle: Die katholische Sozialdoktrin in ihrer geschichtlichen Entfaltung, Hsgr. Arthur Utz + Birgitta Gräfin von Galen, XXVI 131-151; S. 2780-2793; Scientia humana Institut Aachen 1976, (Imprimatur Friburgi Helv., die 2. decembris 1975 Th. Perroud, V.G. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Ehrwürdige Brüder,
Gruß und Apostolischen Segen !

Einleitung

1 Wieder einmal veranlassen Uns die schwerwiegenden, sich überstürzenden Ereignisse in eurem edlen Land, ein Wort an die Kirche Frankreichs zu richten, um sie zu stützen in ihren Prüfungen und sie zu trösten in ihrem Leid. Denn wenn die Söhne in Not sind, muss das Herz des Vaters sich mehr denn je ihnen zuwenden. So müssen auch beim Anblick eurer Leiden aus dem Grunde Unseres väterlichen Herzens in reicherem Maße Ströme des Mitgefühls fließen und euch stärken und trösten.

2 Diese Leiden haben, Ehrwürdige Brüder und Geliebte Söhne, gegenwärtig in der ganzen Katholischen Kirche ein schmerzliches Echo gefunden. Wir aber empfinden sie in noch weit stärkerem Maße und Unser zärtliches Mitgefühl wächst mit euren Prüfungen und scheint sich von Tag zu Tag zu vermehren.

3 Dieser grausamen Betrübnis hat der Herr, es ist wahr, einen höchst köstlichen Trost für Unser Herz beigemischt. Es ist eure unerschütterliche Anhänglichkeit an die Kirche, eure nie versagende Treue zum Apostolischen Stuhl und die starke und tiefe Einigkeit, die unter euch herrscht. – An dieser Treue und Einigkeit haben Wir zum voraus nie gezweifelt, denn Wir kannten die edle Gesinnung und Großmut der französischen Seele zu genau, um zu befürchten, dass auf offenem Schlachtfeld sich Uneinigkeit in eure Reihen einschleichen könnte. Trotzdem empfinden Wir eine unermessliche Freude über die staunenswerte Haltung, die ihr gegenwärtig an den Tag legt, und indem Wir euch laut vor der ganzen Kirche dafür loben, danken Wir dafür aus tiefstem Herzen dem Vater der Erbarmungen und Urheber alles Guten.

I. Die Ziele des Kampfes gegen den Klerus

Gott aus den Herzen der Menschen zu verbannen

4 Bei dem unendlich guten Gott Zuflucht zu suchen, ist umso notwendiger, als der Kampf, weit davon entfernt nachzulassen, sich noch verschärft und unaufhörlich weiter ausbreitet. Es ist nicht mehr nur der christliche Glaube, den man um jeden Preis aus den Herzen ausroden will, es ist darüber hinaus jeder Glaube, der den Menschen über den irdischen Bereich erhebt und seinen müden Blick auf übernatürliche Weise zum Himmel lenkt. Eine Täuschung darüber ist nicht mehr möglich. Man hat allem Übernatürlichen den Kampf angesagt, weil hinter dem übernatürlichen Gott steht, und Gott ist es, den man im Herzen und im Geist des Menschen auslöschen will.

5 Dieser Kampf wird erbittert sein und ohne Atempause von Seiten derjenigen, die ihn anführen. Dass im Maße, wie er sich entfaltet, euch Prüfungen erwarten, die härter sein werden als die, die ihr bisher gekannt habt, ist möglich, ja sogar wahrscheinlich. Die Klugheit gebietet daher jedem von Euch, sich darauf vorzubereiten. Ihr werdet es schlicht, tapfer und vertrauensvoll tun, in der sicheren Erwartung, dass der Sieg schließlich in eure Hände fallen wird, wie heftig der Kampf auch sein mag.

Zwietracht unter den Katholiken zu säen

6 Das Unterpfand dieses Sieges wird eure Einigkeit sein, zunächst die Einigkeit untereinander, dann die Einigkeit mit dem Apostolischen Stuhl. Diese doppelte Einigkeit macht euch unbesiegbar, an ihr werden alle Angriffe scheitern.

7 Unsere Feinde haben sich übrigens hierüber nicht getäuscht. Von der ersten Stunde an haben sie mit großem Scharfblick ihr Ziel gewählt: zunächst euch von Uns und dem Stuhl Petri zu trennen, dann Zwietracht unter euch zu säen. Seitdem haben sie ihre Taktik nicht geändert; sie sind unaufhörlich und mit allen Mitteln darauf zurückgekommen: die einen mit einschmeichelnden und sehr geschickten Formulierungen, die anderen mit Brutalität und Zynismus. Verfängliche Versprechungen, schändliche Prämien für eine Spaltung, Drohungen, Gewalttaten, alles wurde eingesetzt und angewandt. Aber eure hellsichtige Treue hat alle diese Versuche zum Scheitern gebracht. Da sie also merkten, dass das beste Mittel, euch von Uns zu trennen, darin bestand, euer Vertrauen in den Apostolischen Stuhl zu erschüttern, haben sie nicht gezögert, von der Rednerbühne herab und in der Presse Unsere Maßnahmen in Verruf zu bringen und Unsere Absichten zu verdächtigen und sogar gelegentlich zu verleumden.

Unhaltbarkeit der Vorwürfe gegen die Kirche

8 Die Kirche, sagt man, will in Frankreich den Religionskrieg anstiften und ruft mit aller Kraft nach gewaltsamer Verfolgung. - Eine solche Anklage ist eine seltsame Anklage. Gegründet von dem, der in die Welt gekommen ist, um ihr den Frieden zu bringen und den Menschen mit Gott zu versöhnen. Botin des Friedens auf dieser Erde, könnte die Kirche einen Religionskrieg nur wollen, wenn sie ihre hohe Sendung verleugnen und vor aller Augen lügen würde. Dieser Sendung geduldiger Sanftmut und Liebe bleibt sie im Gegenteil treu und wird sie immer bleiben. Im übrigen weiß heute die ganze Welt zur Genüge, dass, wenn der Religionsfriede in Frankreich gebrochen wurde, dann nicht wegen der Kirche, sondern wegen ihrer Feinde. Unparteiische Geister, selbst wenn sie nicht den gleichen Glauben haben wie wir, anerkennen, dass, wenn in eurem geliebten Vaterland im Bereich der Religion gekämpft wird, dann nicht, weil die Kirche als erste die Kriegsfahne gehisst hätte, sondern weil man ihr den Krieg erklärt hat. Dieser Krieg wurde ihr aufgezwungen, vor allem in den letzten 25 Jahren. Das ist die Wahrheit. Erklärungen, die abgegeben und wiederholt wurden in der Presse, in den Kongressen, in den Zusammenkünften der Freimaurer, selbst im Parlament, beweisen es ebenso wie die Angriffe, die man in zunehmendem Maße, systematisch gegen sie geführt hat. Diese Tatsachen können nicht geleugnet werden, und keine Gegenrede kann sie jemals widerlegen. Die Kirche also will den Krieg nicht, noch weniger den Religionskrieg; das Gegenteil zu behaupten, wäre eine Verleumdung und Beleidigung.

9 Sie will auch nicht die gewaltsame Verfolgung. Sie kennt diese Verfolgung, weil sie sie zu allen Zeiten und unter allen Himmelsstrichen erlitten hat. Die vielen Jahrhunderte, die sie blutend durchlebt hat, geben ihr das Recht, mit heiligem Stolz zu sagen, dass sie sie nicht fürchtet und dass sie sich ihr stellen wird, sollte es nötig sein. Aber die Verfolgung ist in sich ein Übel, denn sie ist ungerecht und sie hindert den Menschen, Gott in Freiheit zu verehren. Die Kirche kann sie also nicht wollen, auch nicht in Anbetracht des Guten, das die göttliche Vorsehung in ihrer unendlichen Weisheit immer daraus entstehen lässt. Im übrigen ist die Verfolgung nicht nur ein übel, sie ist darüber hinaus auch ein Leiden, und dies ist ein weiterer Grund, weshalb die Kirche, die die beste aller Mütter ist, sie aus Mitleid mit ihren Kindern nicht wollen kann.

II. Die angewandten Mittel

Ausweisung der Bischöfe, Priester und Seminaristen

10 Übrigens, die Verfolgung, die sie, wie man ihr vorwirft, provozieren will und die man ihr, wie man erklärt, entschlossen verweigern will, erleidet sie in Wirklichkeit bereits. Hat man nicht noch vor kurzem die Bischöfe aus ihren Sitzen vertrieben, selbst jene, die durch ihr Alter wie durch ihre Tugend zu den verehrungswürdigsten zählten, Seminaristen aus den Seminarien verjagt, begonnen, die Pfarrer aus ihren Pfarreien zu verbannen? Die ganze katholische Welt hat dieses Schauspiel voller Trauer betrachtet und nicht gezögert, ihm den Namen zu geben, mit dem man solche Gewalttaten bezeichnen sollte.

Angriff auf das Eigentumsrecht

11 Was den kirchlichen Besitz angeht, von dem man sagt, Wir hätten ihn aufgegeben, so muss festgestellt werden, dass diese Güter zum Teil die Stiftungen für die Armen und die noch geheiligteren für die Toten waren. Es war daher der Kirche nicht erlaubt, sie aufzugeben, noch weniger, sie auszuliefern; sie konnte sie sich nur mit Gewalt entreißen lassen. Übrigens wird niemand glauben, dass sie, außer unter dem Druck höchst zwingender Gründe, vorsätzlich etwas aufgegeben hätte, was ihr auf diese Weise anvertraut worden war und wessen sie so dringend bedurfte für die Ausübung des Gottesdienstes, den Unterhalt der Gotteshäuser, die Ausbildung des Klerus und den Lebensunterhalt der Geistlichen. - In perfider Weise vor die Wahl zwischen dem materiellen Ruin und der Zustimmung zu einer Beeinträchtigung ihrer Konstitution, die göttlichen Ursprungs ist, gestellt, hat sie es selbst um den Preis der Armut abgelehnt, dass in ihr das Werk Gottes angetastet wurde. Man hat ihr also ihre Güter weggenommen, sie hat sie nicht aufgegeben. Die Kirchengüter von einem bestimmten Zeitpunkt ab für vakant zu erklären, wenn die Kirche zu diesem Zeitpunkt in ihrem Innern kein neues Organ geschaffen hat, diese Schaffung an Bedingungen zu binden, die zweifellos unvereinbar sind mit der göttlichen Konstitution dieser Kirche, die auf diese Weise gezwungen war, sie abzulehnen, darauf diese Güter Dritten zu übertragen, als ob sie herrenloses Gut geworden wären, und schließlich zu behaupten, dass man bei diesem Vorgehen die Kirche nicht beraube, sondern nur über von ihr aufgegebene Güter verfüge, bedeutet nicht nur, ganz einfach sophistisch zu argumentieren, es bedeutet, der grausamsten Ausplünderung noch den Hohn hinzuzufügen. - Eine unleugbare Ausplünderung übrigens, und man versucht vergeblich, sie zu bemänteln, indem man erklärt, es habe keine moralische Person existiert, der diese Güter hätten übertragen werden können; denn der Staat habe das Recht, die Rechtspersönlichkeit jedem zu verleihen, wenn das öffentliche Wohl es erfordert, katholischen Einrichtungen wie allen anderen, in jedem Fall wäre es ihm ein Leichtes gewesen, die Bildung der Kulturvereine nicht Bedingungen zu unterwerfen, die im direkten Gegensatz zu der gottgewollten Verfassung der Kirche, der sie dienen sollten, standen.

[Fortsetzung folgt]