Agatha von Catania

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Die hl. Agatha trägt ihre Attribute Palmzweig, Kerze und Buch – darauf die abgeschnittenen Brüste. (Neben ihr der hl. Otmar, beliebter Patron der Winzer, er hält das für ihn typische Attribut in seiner rechten Hand: ein Weinfass.) Bemalte Holzdecke von 1686 in der Filialkirche von Beschling (bei Nenzing in Vorarlberg) Foto: Rinnerthaler

Leben und Legende

Das Martyrium der jungen Christin Agatha geschah Mitte des 3. Jahrhunderts; sie war eine der am meisten verehrten Heiligen der altchristlichen Zeit. Der Tradition nach soll ihr Festtag, der 5. Februar, ihr Todestag gewesen sein. Agatha entstammte einer reichen und vornehmen Familie in Sizilien; sie war mit faszinierender Schönheit gesegnet, wie die Legenden berichten. Palermo und Catania beanspruchen beide, die Geburtsstadt der großen Märtyrerin zu sein. Als Quintinianus, der Statthalter Siziliens, von Kaiser Decius (249–251) den Befehl zur Christenverfolgung erhielt, buhlte er um Agatha. Nicht nur ihr Liebreiz, sondern auch eine riesige Mitgift waren Ziel seiner Begierde, neben dem Ehrgeiz, eine prominente Christin zu „bekehren“ und der Absicht, sein gesellschaftliches Image zu erhöhen. Decius war der erste römische Kaiser, der die Christen systematisch verfolgte. Im ganzen Reich ließ er Opferkommissionen einrichten; es wurde von allen Bürgern verlangt, den Göttern und dem Kaiser ein Weihrauchopfer darzubringen. Dafür erhielt man eine Art Bestätigung, einen Opferausweis. Da Agatha weder das Werben von Quintinianus erhörte noch zum heidnischen Opfer zu bewegen war, ließ der Statthalter die Schöne verhaften und vorführen. Doch Agatha blieb abweisend. Erbost über sein „Abblitzen“, ordnete er an, die Christin einer Frau auszuliefern, die ihre Töchter als Huren feilbot. Hier sollte die Jungfrau vom Pfad der Tugend abgebracht werden und Geschmack an der Unzucht finden. Da nach 30 Tagen weder gutes Zureden noch Drohungen der Kupplerin das gewünschte Ergebnis brachten, kippte die anfängliche Zuneigung von Quintinianus in blanken Hass um. Er ließ Agatha ins Gefängnis werfen und schlagen, jedoch die Christin blieb stark. Nie und nimmer wollte sie ihrem Glauben abschwören. Da griff Quintianus zu einer abscheulichen Methode, um ihren Willen zu beugen: Er ließ sie an eine Säule binden und befahl den Schergen, ihr den Busen zu misshandeln und dann mit glühenden Zangen abzureißen. Eine Versorgung der Wunden untersagte der Grausame. Die später einsetzende Verehrung Agathas wurzelt – neben der christlichen Vorbildfunktion für die Standhaftigkeit im Glauben – auch im Mitleid der Gläubigen wegen dieser furchtbaren Schandtat. Die Legende erzählt, dass nach der Folterung um Mitternacht der Kerker mit himmlischem Glanz erleuchtet wurde und der hl. Petrus Balsam zur Versorgung der Gemarterten reichte. Am nächsten Tag war Agatha geheilt, was den Statthalter erst recht in Wut versetzte. Abermals wurde die Christin dem Statthalter vorgeführt und unter Androhung noch schrecklicherer Qualen zum Abschwören gedrängt, doch Agathas Antwort war eindeutig: „Ich werde nicht aufhören, Christus mit Herz und Mund zu preisen, so lange ich lebe!“ (zitiert nach der im 13. Jahrhundert entstandenen „Legenda aurea“ des Dominikaners Jacobus de Voragine). Auf dieses mutige Bekenntnis hin entblößten die Folterknechte die standhafte Jungfrau und wälzten sie auf glühenden Kohlen, die mit Glasscherben vermischt waren. Während dieser Marter begann die Erde zu beben, so dass das Volk herbeilief und zu Quintinianus rief: „Lass ab! Die Götter rächen die Unschuld dieser Christin!“ Agatha wurde in eine Gefängniszelle gebracht, wo sie, von Engeln getröstet, ihren schweren Verletzungen erlag.

Ein Jahr nach dem Tode Agathas brach der Ätna aus, und Catania war in großer Gefahr. Christen hielten Reliquien vom Grabe der Heiligen, unter anderem ihren Schleier, dem Lavastrom entgegen, worauf die Stadt vom Untergang verschont blieb. Quintinianus soll später einen elenden Tod gefunden haben, indem ihn sein Pferd in einen Fluss warf. Die Reliquien der Heiligen werden in Catania aufbewahrt und verehrt. Dort sind ihr der Dom, drei Kirchen und ein Kloster geweiht. Seit dem 5. Jahrhundert wird Agatha im römischen Messkanon angerufen.

Verehrung und Brauchtum

Die heilige Agatha ist Patronin von Catania. Alljährlich wird dort vom 3. bis zum 5. Februar ein prunkvolles Fest mit Lichterprozessionen und Feuerwerken abgehalten. Agathas Fürsprache wird in der katholischen Welt angerufen bei der Bedrohung durch Vulkanausbrüche, Feuersbrünste und Erdbeben, was in der Legende begründet liegt. Die Heilige ist Patronin der Glockengießer, da die flüssige Bronze dem Lavastrom ähnelt; sie ist Schutzherrin der Goldschmiede, Erzgießer, der Berg- und Hochofenarbeiter wegen ihres Martyriums auf glühenden Kohlen, auch der Glasmacher, da sie in Scherben gewälzt wurde. Die Weber haben sie zur Patronin wegen ihres wundertätigen Schleiers gewählt und die Ammen wegen der geschundenen Brust. Die hl. Agatha wird auch bei Brustkrankheiten um ihre fürsprechende Hilfe angerufen.

Im religiösen Volksbrauchtum unseres Sprachraumes gibt es seit dem Mittelalter drei Dinge, die mit unserer Heiligen im Zusammenhang stehen:

1. Agatha-Kerzen, auch Aitenkerzen genannt; sie werden bei Unwettern angezündet und sollen den Blitzschlag abhalten. 2. Agatha-Zettel, Zettel mit besonderen Segensformeln; sie werden ins Feuer geworfen, um dieses zum Stillstand zu bringen. 3. Agatha-Brot wird am 5. Februar – oder am Vorabend des Festtages – gesegnet und verwendet.

Agatha-Brot soll Fieber und alle Krankheiten der Brust heilen. Es wird auch zum Schutz des Viehs eingesetzt, indem man das Brot, meist zusammen mit einem Agatha-Zettel, unters Futter mischt. Damit sich die Kühe auf der Alm gut vertragen, füttert man sie vor dem Auftrieb mit Agatha-Brot. Auch das Heimweh, das ja auch „wie Feuer“ brennen kann, möge dieses Brot vertreiben. In Ermangelung eines Agatha-Zettels wurde auch Agatha-Brot in die Feuersbrunst geworfen, um die Flammen zu löschen. Man gab es auch den Dienstboten zu essen, damit sie nicht der Unkeuschheit zum Opfer fallen sollten.

Ähnliches Brauchtum ist auch im Umkreis des Nikolaus von Tolentino (1245–1305), eines Heiligen aus dem Augustiner-Eremiten-Orden, zu beobachten. Das Nikolaus-Brot, ein am 10. September, am Festtag des Gottesmannes, gesegnetes Brot, soll gegen die Gicht helfen, es wurde auch bei Bränden in die Flammen geworfen. Während sich beim Nikolaus-Brot ein Bezug zum Heiligen einigermaßen herstellen lässt – er wurde laut Legende durch Brot, das er auf Geheiß der Muttergottes von einer Frau erbat, vom Fieber geheilt – ist diese Verbindung beim Agatha-Brot wesentlich schwieriger. Volkskundler und Kunsthistoriker vermuten hier eine Missdeutung des Attributes, denn Agatha wird in der Kunst meistens mit einem Teller oder einer Schüssel, worauf die abgeschnittenen Brüste liegen, dargestellt, und manchmal sehen diese eher wie Brote oder Semmeln aus, weil sich der Künstler um eine naturalistische Darstellung drückte. Die andere Meinung, dass schon sehr früh auf Agathas Grab Brote gesegnet wurden und man diese zum Schutz vor Vulkanausbrüchen und Brandkatastrophen verwendete, lässt sich nicht beweisen.

An die Agatha-Brotweihe erinnert sich ein Priester vorgerückten Alters aus Vorarlberg; er schrieb an den Autor: „Bis über das II. Vaticanum hinaus war es Brauch, am Agathatag in die Kirche ungesalzene Brotgebilde zu bringen, die einem ganz niedrigen und breiten Kegel gleichsahen. Uns Kindern hat man in der damaligen, fast leibfeindlichen Zeit nicht gesagt, was es bedeuten soll. Es sollten die nach der Legende abgeschnittenen Brüste dargestellt werden. Man brachte also zwei solche Weißbrotgebäcke in die Kirche; sie wurden vor dem Gottesdienst geweiht, und man nahm sie nach Hause und bewahrte sie in einem Kasten in der Kammer über der Stube auf. Mein Vater sagte mir, dass Frauen, die gerade geboren hatten, dieses Brot, in Milch eingebrockt, gereicht wurde, um von der hl. Agatha den Milchfluß aus der fraulichen Brust für das Neugeborene zu erbitten. War keine Wöchnerin im Haus, so bekamen kurz vor dem Agathatag die jüngsten Kinder diese Brote, in warmer Milch eingebrockt, gereicht.“

Im Zusammenhang mit der Heiligenverehrung wird allzu oft die Grenzen des guten Geschmacks überschritten werden, von der Grenze zum Hokuspokus ganz zu schweigen. Ein solcher Aberglaube soll hier als solcher hingestellt werden: Es heißt, jemand im Haus würde sterben, wenn das verwahrte Agatha-Brot zu schimmeln beginnt.

Viel schöner dagegen sind Agatha-Bitten, die an Bauernhäusern oder Türbalken angebracht wurden: „Sankt Agatha, Christi Braut, / dir sei das Haus hier anvertraut. / Behüt’ es vor Feuer und Brand, / dazu das ganze Vaterland.“

Aus Vorarlberg, wo heute da und dort noch das Agatha-Brot gesegnet wird (z.B. in Egg-Großdorf, Dornbirn, Übersaxen, Meiningen und in Silbertal), ist ein Spruch überliefert, der einst auf die Agatha-Zettel geschrieben wurde: „Oh heil’ge Agatha, ich bitt’ dich dieses Jahr, / dass wir behütet werden vor Feuersgefahr / und auch vor allen Unglücksfällen / im Fruchtfeld wie auch in den Ställen.“ Agatha-Zettel konnten als Drucke gekauft werden, oder Kinder schrieben auf Zettel die Gebete mit der Hand; man brachte sie in die Kirche zur Segnung und bewahrte sie dann in Haus und Stall auf, im Vertrauen auf den Schutz der Heiligen. Durch das Aufkommen von Feuer- und Hagelversicherungen verschwand allmählich dieses Brauchtum.

In die Bauernregeln hat Agatha auch Eingang gefunden. So heißt es z.B. „St. Agatha, die Gottesbraut, macht, dass Schnee und Eis gern taut.“ Und da es am 5. Februar mancherorts wirklich schon taut, sagt man: „Am heiligen Agathentag rieselt’s Wasser den Berg hinab.“ Überhaupt war und ist das Agathenbrauchtum im alemannischen Raum am ausgeprägtesten. So ist in der katholischen Schweiz die hl. Agatha Patronin der Feuerwehren, so wie in Österreich der hl. Florian.

Ein Zentrum echter Agatha-Verehrung ist die St.-Agatha-Kirche auf dem Kristberg (ursprünglich Krestbrig genannt) in Vorarlberg, nördlich von Silbertal im Montafon, über 1.400 m hoch gelegen. Die Kirche wurde Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet, die Seelsorge reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück.

Eine Sage weiß das Motiv für den Bau: An der Stelle, an der das Gotteshaus steht, soll sich ein Bergwerksstollen befunden haben, denn im Mittelalter blühte hier der Silberbergbau. Als der Stollen einstürzte und viele Bergknappen begrub, versprachen die Verschütteten in ihrer Not den Bau einer Kirche zu Ehren von St. Agatha, der Patronin des Bergbaus, wenn sie gerettet werden sollten. Da die Befreiung gelang, lösten die Knappen ihr Versprechen ein. In der linken Seitenwand der Kirche sieht man eine runde Stelle, die nach der Legende auf das zugemauerte Loch hinweist, aus dem die Bergknappen dem Schacht entsteigen konnten. Untersuchungen während der Entfeuchtungsarbeiten im Jahr 1992 ergaben, dass von der Kirche tatsächlich ein Stollen in das Berginnere führt. Handelt es sich bei der Geschichte von der wundersamen Rettung doch nicht nur um eine Legende? Die Kirche auf dem Kristberg beherbergt drei wunderschöne Altäre, und die hl. Agatha ist hier mit zwei Statuen und einem gotischen Relief vertreten. Am St.-Agatha-Tag wird ein Festgottesdienst gefeiert und Brot gesegnet. Da das Kirchlein für die große Zahl der Gläubigen zu klein ist, wird die Feier unter freiem Himmel abgehalten. Danach kehrt man beim Gasthof Kristberg, der neben der St.-Agatha-Kirche liegt, ein.

Beim Agathenstriezelwerfen in Stein im Jauntal (Kärnten) am 1. Sonntag im Februar werden nach der Sonntagsmesse an die 2.000 gesegnete „Striezel“ (kleine Schwarzbrot-Wecken) verteilt, d.h. eigentlich: geworfen – von einem Gebäude der ehemaligen Burganlage neben der Kirche. Früher fingen Bettler die „Striezel“ auf und trieben Handel mit den glückbringenden Kultbroten, heute „raufen“ sich Einheimische, Fremde und ein paar Lokalpolitiker um die Weckerln, die durch die Luft fliegen. Die Verehrung in Stein gilt allerdings weniger der hl. Agatha, sondern der Gräfin Hildegard, einer Wohltäterin, die vom Volk als Heilige verehrt wird, obwohl sie in keinem Kalender steht. Hildegard von Stein, Mutter des hl. Bischofs Albuin von Brixen, soll an einem Agathatag zwischen 980 und 990 gestorben sein (so wie auch ihr heiliger Sohn an einem 5. Februar im Jahr 1006 verstarb); sie wurde in der Kirche von Stein begraben. Zu Lebzeiten errichtete sie eine Stiftung, nach der am Agathatag die Armen mit Brot versorgt werden sollten. In dieser großzügigen Stiftung, die übrigens weit mehr karitative Hilfe umfasste als nur die Brotverteilung, wurzelt der Brauch des Agathenstriezelwerfens, einem volksfestartigen Ereignis.

Auch in die Musik hat unsere Heilige Eingang gefunden. Eine Kantate „Die heilige Agatha“, komponiert von Hermann Adler (Text von Maria Luise Lehner), wurde am 5. Februar 1998 in der Pfarrkirche von Bad Pirawarth (Niederösterreich) uraufgeführt. Bad Pirawarth ist übrigens der einzige Ort in Ost-Österreich, wo noch Agatha-Brote gesegnet werden.

Darstellung in der Kunst

Auf dem prächtigen, gotischen Flügelaltar im oberbayerischen Agatharied (Landkreis Miesbach) erzählen acht Bildtafeln von 1495 die Leidensgeschichte der Kirchenpatronin.

Die ältesten Darstellungen der hl. Agatha in Österreich gibt es als Wandmalerei, um 1270 entstanden, in der Filialkirche hl. Nikolaus in der Ortschaft Ganz bei Matrei in Osttirol und in der Filialkirche St. Walpurgis bei St. Michael in Obersteiermark auf einem Glasfenster vom Ende des 13. Jahrhunderts. Die beiden ältesten Statuen befinden sich auf dem Bischofstor des Stephansdomes in Wien (aus der Zeit des ausgehenden 14. Jahrhunderts) und im kärntnerischen St. Georgen unter Straßburg (um 1430). Die ältesten Tafelbilder sind in der Pfarrkirche von Langenlois (NÖ) auf der Predella des spätgotischen Hochaltares (um 1500) und in der Kapelle St. Sebastian im vorarlbergischen Satteins (Bezirk Feldkirch) auf der Flügelinnenseite des Hochaltars (um 1515) zu sehen. Papst Gregor I. der Große schrieb von der wundertätigen Wirkung der Reliquien Agathas und weihte ihr 592 in Rom eine Kirche: Sant’ Agata dei Goti in der Via Mazzarino. Wahrscheinlich aus diesem Grund sind Gregor und Agatha gemeinsam auf einem Altarflügel dargestellt, gemalt vom Meister von Großgmain, um 1480. Das Bild ist in Wien, in der Österreichischen Galerie im Unteren Belvedere, zu bewundern (Inv.Nr. 4958). Die Heilige hält in ihrer Rechten das Marterwerkzeug, einen Eisenhaken, mit dem ihr die jungfräulichen Brüste abgerissen wurden.

Agatha wird in der Kunst mit den Marterwerkzeugen (Haken oder Zange) und/oder mit einem Palmzweig, dem Zeichen der Märtyrer, präsentiert. Oft kommt dazu noch ein Ofen oder ein Becken mit glühenden Kohlen, auf dem die Zangen erhitzt wurden, so beim Altarblatt des 1716 errichteten Hochaltares der St.-Agatha-Kirche in Eisenreichdornach (nordöstlich von Amstetten): Ein Scherge zwickt der angeketteten, totenbleichen Heiligen den rechten Busen ab, Quintianus beobachtet ungerührt die grauenhafte Szene, vor ihm stehen die glühenden Kohlen, die wohl auch auf das darauffolgende Martyrium hinweisen sollen. Wohl keinen Betrachter lässt dieses dramatische Bild unberührt. Auf dem rund 150 Jahre später gemalten Altarbild in Mannersdorf an der March (Bezirk Gänserndorf in Niederösterreich) ist die Heilige nur mit dem Palmzweig zu sehen, lediglich das Kohlebecken mit der Zange weisen auf Agatha und ihr Martyrium hin. Im 19. Jahrhundert war die realistische Darstellung von unverhüllten Brüsten verpönt.

Aber auch im 18. Jahrhundert scheuten sich die Maler manchmal vor der weiblichen Nacktheit, wenn es um die kirchliche Kunst ging. Auf dem Hochaltarbild der Pfarrkirche St. Agatha in Asperhofen (nördlich von Neulengbach, Niederösterreich) lässt der Künstler die Heilige schamhaft ein Tuch vor die gemarterte Brust halten. Das Bild stammt von 1750. In der Pfarrkirche von St. Agatha in Oberösterreich (nördlich von Waizenkirchen) sieht man auf dem Hochaltarbild von 1791, gemalt von Simon Hitzenthaler, wie sich ein Folterknecht mit einem Messer der Märtyrerin von hinten nähert. Auch Martin Johann Schmidt (1718–1801), der Kremser Schmidt, lässt auf dem Hochaltarbild der Pfarrkirche St. Agatha in Hausleiten (westlich von Stockerau, Niederösterreich) einen Schergen mit dem Messer hantieren: mit der linken Hand fasst er den linken Busen der Heiligen, während er mit dem Messer in seiner Rechten zum Abschneiden ansetzt. Während die fast schon ohnmächtig scheinende Agatha bekleidet ist, hat der Folterknecht den Oberkörper entblößt. Das fast vier Meter hohe Bild wurde laut Signatur 1777 gemalt.

Michael Angelo Unterberger (1695-1758) malte 1747/48 für den Hochaltar der Pfarrkirche von Bischofstetten (im Bezirk Melk, NÖ) das Martyrium der hl. Agatha: ein finsterer Geselle reißt mit einem Eisenhaken am Busen der Heiligen, die an eine Steinsäule gefesselt ist. Diese schauerliche Szene findet sich, spiegelverkehrt und leicht verändert, auf dem Seitenaltar der Pfarrkirche von Bad Pirawarth (Bezirk Gänserndorf, NÖ), 1755/56 ebenfalls von Unterberger gemalt. Während auf der Pirawarther Darstellung Agatha mit nacktem Oberkörper die Tortur über sich ergehen lässt, schlägt in Bischofstetten der Scherge seinen Haken in den bekleideten Busen. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass das Bischofstettener Gemälde später übermalt wurde, und das eher stümperhaft. Agathas Brust wurde mittels Pinsel verhüllt. Wie das Bischofstettener Bild vor dieser Übermalung ausgesehen hat, zeigt eine Skizze Unterbergers von 1747.

Gelegentlich hielten sich die Künstler insofern an die Legende, als sie versuchten, die Heilige besonders lieblich darzustellen. Auf dem Oberbild des rechten Seitenaltares der Mariahilf-Kapelle am Birkenberg bei Telfs (Tirol) ist Agatha im Brokatgewand zu sehen, in der rechten Hand hält sie ein Buch, und darauf liegen winzige Brüstchen. Das Bild ist vom ausgehenden 17. Jahrhundert, dem auch die abgebildete Kleidung der Heiligen entspricht.

Nicht selten hält Agatha eine Fackel oder eine Kerze in der Hand, wobei die Fackel auch spiralförmig gedreht sein kann (Torze oder Tortsche genannt). Dies führte bei Beschreibungen oft zur Verwechslung mit dem Horn des Einhorns, das ein Symbol für die Jungfräulichkeit ist, und somit bei Agatha nicht unangebracht wäre. Die Agatha-Statue auf dem gotischen Flügelaltar in der Totenkapelle zu den heiligen Michael und Veit in Schwaz (Tirol) hält eine solche „einhornähnliche“ Kerze mit beiden Händen; den Altar schuf Christoph Scheller 1510/11. Eine flackernd brennende Torze in ihrer Linken hält Agatha auf einer Tafel des bemerkenswerten Flügelaltares in der Kapelle St. Sebastian im vorarlbergischen Satteins (um 1515).

Am verbreitetsten sind jedoch die Darstellungen mit den abgeschnittenen Brüsten, die auf einer Schüssel oder aber auch auf einem Buch liegen. Die Art der Ausführung ist meist der Stilepoche entsprechend. Während bei einer barocken Agatha-Statue von 1729 in der Filialkirche in Oberhaus (im steirischen Ennstal) das auf einem Teller liegende Brust-Attribut besonders realistisch geformt ist, haben Agatha-Statuen aus dem 19. Jahrhundert oft nur das Kerzen-, Zangen- und/oder Palmzweig-Attribut. Auf dem 1708 von Johann Cyriak Hackhofer (1675–1731) gemalten Deckenfresko in der Marktkirche von Vorau (Oststeiermark) reicht die Märtyrerin der Hl. Dreifaltigkeit die Schüssel mit ihren Attributen wie eine Opfergabe. Manchmal werden aber auch Engel als Träger der Attribute hergenommen. Auf dem rechten Seitenaltar der Pfarrkirche in Nenzing (Bezirk Bludenz, Vorarlberg) jongliert ein solcher Putto einen Teller samt Brüsten auf dem Kopf, seine linke Hand umklammert eine lange, brennende Kerze. Agatha schwebt, von einer Wolke und Engeln getragen, als Schutzpatronin über einer alten Ansicht von Nenzing. In der Südost-Kuppel des Kreuzganges des Stifts Dürnstein (Niederösterreich) hält auf einem Fresko von 1727 ein arg übergewichtiger, kahlköpfiger Putto die Brüste Agathas auf einer flachen Schüssel; er hält diese der Heiligen quasi vor die Nase.

Selten wird in der Kunst der Bezug zum Martyrium Agathas auf glühenden Kohlen über das Attribut des Ofens hinaus hergestellt. In der Marktkirche St. Martin im niederösterreichischen Drosendorf steht auf dem linken Seitenaltar eine weiß gefasste Statue der Heiligen (aus der Mitte des 18. Jahrhunderts); Flammen züngeln ihr zu Füßen, die abgeschnittenen Brüste hält Agatha in ihrer Linken, sie liegen – von kleinen Flammen umgeben – auf einer großen Muschel. Mit der Rechten deutet die Heilige auf ihren malträtierten Oberkörper. – Ein Fresko von 1802 in der Pfarrkirche von Meiningen (Vorarlberg) zeigt die Heilige gefesselt, auf glühenden Kohlen liegend.


Mit Einverständnis des Autors gekürzter Auszug aus einem Aufsatz von Dr. Reinhard Rinnerthaler: „St. Agatha, die Gottesbraut ...“ (Zeitschrift Salzburger Volkskultur, 23. Jg., November 1999). Darin ist ein ausführliches Literaturverzeichnis zum Thema enthalten.