Labyrinth
Labyrinthe
Datei:LabXR.jpg Labyrinthe sind keine Irrgärten - Labyrinthe führen immer zum Ziel, sie führen zur Mitte. Als archetypisches Symbol sind Labyrinthe seit Menschengedenken Hilfen zur Meditation und zur Feier wichtiger Wendepunkte im Leben der Menschen. Labyrinthe haben immer einen Weg - keine Sackgassen, keine falsche Abbiegungen, keine Kreisläufe.
Labyrinthe finden sich in vielen Kulturen unabhängig voneinander. Sie stellen oft den religiös gedeuteten Lebensweg symbolisch dar und/oder beziehen den Lauf der (damals bekannten) Sterne mit ein. Viele Deutungsmuster sind möglich und gewollt. Hier soll der Blick besonders auf eine besondere Zeit im christlichen Kulturkreis gelenkt werden: Die Hochform der Labyrinthe in gotischen Kathedralen. Einige davon sind heute noch erhalten, viele aus Unkenntnis bewußt zerstört. Ein zweiter Blick kann den historisch erhaltenen Rasenlabyrinthen Europas dienen.
Fußboden-Labyrinthe in gotischen Kathedralen
Das symbolträchigste aller christlichen Labyrinthe ist das Labyrinth in der Kathedrale von Chartres.Datei:Chartres grün.jpg Dieses Labyrinth ist im Westteil der Kathedrale mit weißen und schwarzen Steinen im Boden eingelegt. Im mittelalterlichen Gebrauch war es der wesentliche Punkt, an dem die Pilger aus der "Unterkirche" (Altes Testament) kommend, durch dieses Labyrinth gehend/knieend im Mittelpunkt aufstanden und in der Welt des Neuen Bundes ankamen. Von dort aus haben sich die Pilger dann in Richtung Altar auf den Weg gemacht.
Das Labyrinth zu Chartres beinhaltet eine große Zahlensymbolik. Auffallend ist allein schon die Größe. Einige Theorien gehen von einer bewußt geplanten Gleichheit mit der Fenster-Rosette in der Westwand aus. Dies ergibt interessante Interpretationsmöglichkeiten, die auch in der entsprechenden Fachliteratur zu finden sind. Hier sollen einige wenige Angaben reichen, die jedem Betrachter sofort ins Auge fallen.
Labyrinthe greifen oft das symbolische Zusammenspiel von Gott und Welt auf. Gott als der Einzige und Eine ist mit der Zahl "Eins" symbolisiert. Für ihn steht das "Runde", das keine Ecken hat. Für ihn steht die Kugel - die einzig und eins ist.
Für die Welt hingegen steht symbolisch die Zahl "Vier". Die Welt besteht aus vier Elementen (Erde, Feuer, Wasser, Luft); die vier Himmelsrichtungen beschreiben die Welt (Osten, Süden, Westen, Norden); die vier Jahreszeiten bestimmen den weltlichen Ablauf (Frühling, Sommer, Herbst, Winter); die vier Lebensalter sind entscheidend (Kindheit, Jugend, Erwachsene, Senioren). Die vier ist die Zahl der Welt.
Und da Labyrinthe religiös betrachtet die Verbindung von Himmel und Erde, von Gott und Welt bezeichnen, finden sich natürlich auch diese Zahlen darin. Das Labyrinth von Chartres ist bewußt rund - eins. Wobei es die Besonderheit der "Zacken" aufweist. Doch dazu später mehr.
- Fortsetzung folgt -