Kyrill I.
Kyrill (*20. November 1946) ist 16. Patriarch von Moskau und der ganz Rußland (Rus').
Metropolit Kyrill als Vladimir Michajlovič Gundjaev im damaligen Leningrad und heutigem Sankt Petersburg geboren. Sein Vater war Priester, seine Mutter Deutschlehrerin, sein Bruder ist Erzpriester, Pfarrer in St. Petersburg und Professor an der St.-Petersburger Geistlichen Akademie. Sein Großvater, ebenfalls Priester. Während seiner Schulzeit war der spätere Metropolit als Kartograph bei Expeditionen im Norden Russlands eingesetzt. Nach Abschluss der Mittelschule trat er 1965 in das Leningrader Priesterseminar ein, danach in die Leningrader Geistliche Akademie, die er 1970 mit ausgezeichnetem Erfolg abschloss. Am 3. April 1969 wurde er von Metropolit Nikodim (Rotov) von Leningrad und Novgorod in den Mönchsstand aufgenommen und erhielt den Namen Kyrill. Von ihm wurde er am 7. April zum Diakon und am 1. Juni desselben Jahres zum Priester geweiht.
Von 1970 bis 1971 unterrichtete er dogmatische Theologie und war Assistent des Inspektors der Leningrader Geistlichen Schulen (Akademie und Seminar). Gleichzeitig war er persönlicher Sekretär von Metropolit Nikodim und Erzieher der Studenten im ersten Studienjahr des Priesterseminars. Am 12. September 1971 wurde er zum Archimandriten ernannt. Von 1971 bis 1974 wirkte er als Vertreter des Moskauer Patriarchats beim Weltkirchenrat in Genf. Von 1974 bis 1984 hatte er die Funktion des Rektors der Leningrader Geistlichen Schulen (Priesterseminar und Akademie) inne. Am 14. März 1976 wurde er zum Bischof von Vyborg geweiht, am 2. September 1977 zum Erzbischof ernannt. Seit 26. Dezember 1984 war er Erzbischof von Smolensk und Vjaz'ma, und seit 1986 Administrator der Pfarren des Kaliningrader Bezirks. Seit 1988 war er Erzbischof von Smolensk und Kaliningrad. Seit dem 13. November 1989 war er Leiter des Amtes für Außenbeziehungen der Kirche des Moskauer Patriarchats und Ständiges Mitglied des Heiligen Sinods. Am 25. Februar 1991 wurde er zum Metropoliten ernannt.
Vom Heiligen Sinod wurde er am 6. Dezember 2008, dem Tag nach dem Tod von Patriarch Aleksij II., zum Patriarchenstatthalter ernannt. Am 27. Januar 2009 schließlich wurde Metropolit Kyrill auf dem Landeskonzil der russisch-orthodoxen Kirche mit 73 Prozent der Delegiertenstimmen zum 16. Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus' seit der Errichtung des Patriarchats im Jahr 1589 gewählt. Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 100 Millionen Mitgliedern die größte der 15 Landeskirchen der Orthodoxie. Sein Nachfolger im Außenamt ist Mark Golokov.
Metropolit Kyrill war auch mehrmals in Österreich und nahm auch an Gesprächen an der Universität Wien und Treffen mit Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn teil. Er hatte maßgeblich Anteil an der Erstellung des Sozialkonzepts der russisch-orthodoxen Kirche, das 2000 beim Bischofskonzil beschlossen wurde. Das Bischofskonzil 2008 verabschiedete ein beachtenswertes Dokument zur Würde des Menschen und den Menschenrechten, bei dem Metropolit Kyrill ebenfalls wesentlich mitgewirkt hatte. Sein Bestreben ist eine internationale Zusammenarbeit der Kirchen und des Staates zur Festigung der christlichen Werte in der Gesellschaft.
Metropolit Kirill wurde mehrfach mit Ehrendoktoraten, Titeln und Orden ausgezeichnet. Die vielfältigen Publikationen und Vorträge zeugen von seinem Wirken in Wissenschaft und Lehre. Seine Tätigkeit erstreckte sich auf interorthodoxem, interchristlichem und interreligiösem Gebiet, ebenso in internationalen gesellschaftlichen und friedensstiftenden Initiativen. Zusätzlich leitete er die Diözesen von Smolensk und Kaliningrad.