Krise durch sexuellen Missbrauch

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Vorlage:Überarbeiten Die Medienkrise 2010, vulgo "Mißbrauchsskandal" ist der Versuch säkularer Nachrichtenorgane, Papst Benedikt XVI. und die Katholische Kirche durch Skandalisierung und einseitiger Berichterstattung (zu den gravierenden Verfehlungen einzelner Priester) zu schädigen.

Papst Benedikt beendete die akute Krise mit einem Wort der Vergebung, gesprochen zum Herz-Jesu-Fest 2010, am 11. Juni, zum Abschluss des Anno sacerdotale; in der Predigt formulierte Unser Heiliger Vater:

"Era da aspettarsi che al «nemico» questo nuovo brillare del sacerdozio non sarebbe piaciuto; egli avrebbe preferito vederlo scomparire, perché in fin dei conti Dio fosse spinto fuori dal mondo. E così è successo che, proprio in questo anno di gioia per il sacramento del sacerdozio, siano venuti alla luce i peccati di sacerdoti – soprattutto l’abuso nei confronti dei piccoli, nel quale il sacerdozio come compito della premura di Dio a vantaggio dell’uomo viene volto nel suo contrario. Anche noi chiediamo insistentemente perdono a Dio ed alle persone coinvolte, mentre intendiamo promettere di voler fare tutto il possibile affinché un tale abuso non possa succedere mai più; promettere che nell’ammissione al ministero sacerdotale e nella formazione durante il cammino di preparazione ad esso faremo tutto ciò che possiamo per vagliare l’autenticità della vocazione e che vogliamo ancora di più accompagnare i sacerdoti nel loro cammino, affinché il Signore li protegga e li custodisca in situazioni penose e nei pericoli della vita."

Auf Deutsch: "Es war zu erwarten, dass Dem Feinde solch neuer Glanz des Priestertums nicht gefallen würde; derselbe hätte vorgezogen es verschwinden zu sehen, wodurch letzten Endes Gott ausgeschlossen würde aus der Welt. Daher ergab sich, dass eigens in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern ans Licht gekommen sind; vor allem der Abusus gegenüber den Kleinen, wodurch das Priestertum, als Auftrag der Sorge Gottes zugunsten des Menschen, in sein Gegenteil verkehrt wird. Auch Wir erflehen dringend die Vergebung von Gott und von den betroffenen Personen, überdies beabsichtigen Wir zu versprechen, dass Wir alles nur mögliche tun, dass so ein Abusus nie wieder vorkommen kann; zu versprechen, dass Wir im Zugang zum priesterlichen Dienst und in der Bildung auf dem Vorbereitungsweg dahin alles was Wir können auch tun, um die Echthheit der Berufung zu beobachten und dass Wir überdies die Priester auf ihrem Weg noch mnehr begleiten, auf dass Der Herr sie schütze und geleite in bedrängenden Situationen und den Gefahren des Lebens."

Wiewohl der Heilige Vater hier nahezu in den Majestätsplural wechselt, um den amtlichen Charakter des Versprechens zu unterstreichen, tritt er hier als Sprecher der Priesterschaft auf, als Priester der Priester sozusagen. Mit dieser Aussage ist übrigens die mitunter perverse Tendenz in manchen Aspekten der jüngeren Priesterausbildung definitiv für beendet erklärt worden.


Anbahnung der Krise

Die Krise wurde ausgelöst durch sexuelle Übergriffe von Jesuiten an deren Internat "Aloisiuskolleg" in Bonn-Bad Godesberg, die der Jesuit Klaus Mertes (damals Direktor des Canisius-Kollegs in Berlin) öffentlich machte.

Im Januar 2010 richtete P. Mertes einen Brief an rund 600 ehemalige Schüler des Canisius-Kollegs, von denen mehrere - wie ordensintern schon bekannt war – in den 1970-er und 1980-er Jahren mit Gewalt oder sexuell belästigt oder missbraucht worden waren. Die vom Jesuitenorden mit der Untersuchung beauftragte Anwältin Ursula Raue sprach Anfang Februar 2010 von etwa 30 Opfern. Über die Motive und Kriterien seiner Entscheidung gab Mertes in mehreren Interviews Auskunft, unter anderem im Berliner Tagesspiegel vom 3. Februar 2010. Auf die Vorhaltung, ob sein Vorgehen nicht gegen die Unschuldsvermutung (zugunsten der Beschuldigten) verstoßen könne, antwortete er: Man müsse erst einmal die Missbrauchsopfer "ermutigen", überhaupt zu sprechen.

Aus der online-Diskussion zum ZEIT-Interview mit P. Mertes (15.04.2010):

"Ich möchte Ihnen eine Email zitieren, die ich am 3.2. von Pater Mertes erhielt, nachdem ich ihn auf eine Diskussion bei Zeitonline aufmerksam gemacht hatte, in der ein Nutzer ihn als 'Homosexuellenaktivist' zu etikettieren versuchte:

'Liebe Frau ..., danke für Ihr mail mit der Information aus dem Leser-Blog von DIE ZEIT. Dazu kann ich Ihnen sagen:

  • 1. Über meine eigene sexuelle Identität mache ich keine öffentliche Aussage.
  • 2. Ich fühle mich geehrt, wenn ich an die Seite der Diskriminierten gestellt werde und nun die Kübel der Homophobie mitspüren darf, die diese täglich spüren müssen. Das ist Schmach, die Ehre ist.
  • 3. Meine Aufgabe ist und bleibt das Signal an die Opfer: Ich habe gehört, worunter ihr leidet.

Sie können diesen Text von mir gerne verwenden, überall wo Sie es wollen.

Herzliche Grüße, P. Klaus Mertes SJ'

Pater Mertes ist mit seiner Haltung einer der wenigen, die mir Hoffnung auf Glaubwürdigkeit der Institution RKK und auch auf adäquaten Umgang mit den Betroffenen von sexualisierter/physischer/psychischer Gewalt machen."

Das Thema wurde vom SPIEGEL und anderen Medien aufgegriffen und ausgeweitet. Seit auch zahlreiche Fälle außerhalb des katholischen Milieus die ursprüngliche Fragestellung auf das gesamtgesellschaftliche Milieu erstrecken, nimmt die interessierte Öffentlichkeit insbesondere Papst Benedikt XVI. ins Visier. Höhepunkt war, nach Publikation des päpstlichen Hirtenbriefs, dass britische Atheisten forderten, der Papst müsse wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Großbritannien verhaftet werden, wenn er im September 2010 das Grab von John Henry Newman beehren will. Gottlob schützen nicht zuletzt die Lateranverträge von 1929 (siehe: Vatikanstaat) den Papst und mit ihm den Heiligen Stuhl vor solchem Ansinnen: Niemand kann den Papst irgendwo vor Gericht ziehen. Somit ist er der einzige "Weltbürger" auf der Welt, der keinen Gerichtsherrn über sich hat; außer Jesus Christus selber.

Am Vorabend des 5. Jahrestages der Papstwahl, dem 18. April 2010, erdreistete sich die ZDF-Sendung "berlin direkt", ein innenpolitisches Magazin, den Hl. Vater für "angeschlagen" zu erklären; Kronzeuge Hans Küng forderte vom Papst das mea maxima culpa ein. Man war ja gewöhnt, dass das ZDF in Mainz (u.a. durch Jürgen Erbacher und Michaela Pilters) den Papst schon immer mit einer an Hass grenzenden Verachtung "begleitet" hat. Aber anscheind muss sich jetzt eine ganze Generation (moralisch zweifelhaft) praktizierender Kirchenjournalisten, so lange das noch Beifall findet, an ihrem Feinbild affektiv abreagieren.

Nachdem die Krise von 2009 im Wesentlichen im Sande verlaufen ist, versuchten dieselben deutschnationalen Medien den Papst 2010 wiederum als Erzverderber des Deutschtums zu brandmarken, indem er in die schwierige Problematik um den so gen. "sexuellen Missbrauch" durch Kleriker hineingezogen werden sollte. Man leugnet dabei, dass rd. 60-80 % der Vorfälle eigentlich homosexuelle Handlungen an Heranwachsenden betreffen, nicht aber eigentliche Pädophilie. Da Benedikt XVI. schon immer für eine Reinigung der Kirche, einen Prozess der Buße und Läuterung eingetreten ist, im Unterschied zu den "Progressiven" (siehe: Geist des Konzils) wird sich die Kampagne, anders als die Jahreskampagnen 2007 (nach dem Jesusbuch), 2008 ("Karfreitagsfürbitte") und 2009 als Bumerang erweisen. Den jetzt ist die Tugend der Keuschheit wieder auf der Tagesordnung! "Christsein" und Wollust sind unvereinbar. Man darf bei alledem auch nicht vergessen, dass ein Abstiegskampf der Printmedien im Gange ist, die gegenüber dem Internet an Boden verlieren. Für "Auflage" ist sogar dem ehemals seriösen Journalismus (Beispiel: Alexander Smoltczyk) inzwischen jedes Mittel recht. Drittens könnte im Hintergrund bereits die Angst des aggressiven Laizismus vor dem Weltjugendtag 2011 in Madrid eine Rolle spielen, da dieser, anders als der Katholizismus, kein "Projekt" mehr anzubieten hat, da er weltanschaulich "bankrott" ist.

Über den zahlenmäßigen Anteil echter Pädophilie unter den Fällen, die seit 2001 in Rom bearbeitet wurden, sagte der vatikanische Strafverfolger Scicluna (Link, dt.), auf Nachfrage ob es 3.000 Fälle von pädophilen Priestern gebe:

"So kann man das korrekterweise nicht sagen. Wir können sagen, dass es sich grosso modo in sechzig Prozent dieser Fälle vor allem um Akte von Ephebophilie handelt, das heißt: Akte, die mit dem sexuellen Hingezogensein zu Heranwachsenden desselben Geschlechts zusammenhängen.

Weitere dreißig Prozent beziehen sich auf heterosexuelle Beziehungen; und zehn Prozent sind tatsächlich Akte der Pädophilie, also bestimmt durch das sexuelle Hingezogensein zu Kindern im vorpubertären Alter. Die Fälle von Priestern, die der Pädophilie im strengen Sinn des Wortes beschuldigt werden, sind also etwa dreihundert binnen neun Jahren."

Damit wird suggeriert, dass von Priestern begangene Ephebophilie ein geringfügigeres Laster sei als Pädaophilie; Ephebophilie bei Priestern wird somit verharmlost.

Kommentar: Matthias Matussek (2011)

"Der Missbrauch mit dem Missbrauch

Ist sie fehlbar, die katholische Kirche? Und ob. Jesus hat sie ausdrücklich auf fehlbare Menschen gebaut, auf Apostel, die ihn verkauft (Judas) und verraten haben (Petrus). Und doch hat sie die Zeiten überdauert. Und sie wird weiterdauern. Schon Lenin hat prophezeit: "Ich glaube jedoch, dass unter den Trümmern der gegenwärtigen Institutionen noch die katholische Hierarchie weiterleben wird." Sie sollte sich allerdings auf den Glauben stützen, und nicht auf den Staat.

[...]

Nun verabscheut wohl jeder, der seine Nüsse noch zusammenhat, Missbrauch von Kindern. Er sollte ihn aber auch verabscheuen, wenn er außerhalb der Kirche passiert. Doch die Medien schießen sich auf die katholische Kirche ein, wohl wissend, dass lediglich 0,1 Prozent der Missbrauchstäter aus ihren Reihen stammen. Die übrigen kommen aus protestantischen Glaubensgemeinschaften genauso wie aus liberalen Gymnasien, aus Rudervereinen, aus staatlichen Kindergärten. Vor allem aber aus Familien.

Doch meine Kollegen haben sich in die Katholiken verbissen als seien 99,9 Prozent von ihnen schuldig, und sie lassen nicht locker. Das ist Missbrauch mit dem Missbrauch. Und sie bekommen Schützenhilfe von - Reform-Katholiken.

Tatsächlich, die größte Kirchenfeindlichkeit scheint bisweilen aus den eigenen Reihen zu kommen. Vorneweg der ergraute Attac-Kämpfer Heiner Geißler, der meint, nur eine Revolution könne die Kirche retten. Und da Geißler genau weiß, wie Jesus denkt, weiß er auch, dass der aus der Kirche austreten würde. Warum? Weil sie, die Kirche, demokratie- und lust- und frauenfeindlich sei, und so weiter.

Wer so was liest, findet es noch beruhigender, dass der Papst und nicht Geißler das letzte Wort in dogmatischen Glaubenfragen hat. Dass es keine Thesenpapiere über die Gnade und keine Kampfabstimmungen über Sünde gibt, sondern diese grandiose feudale Zuspitzung nach Rom.

[...]

Doch nicht nur Geißler hat Probleme mit dem Papst und mit Rom. Auch eine Reihe angejahrter CDU-Honoratioren macht rechtzeitig vor dessen Deutschland-Besuch mobil. Sie wollen, aus "Sorge über den Priestermangel", verheiratete Senioren auf die Kanzel lassen. Viri probati. Am liebsten wohl sich selber.

Das Problem: Es wird dann voll auf den Kanzeln mit lauter beschäftigungswilligen frommen Senioren, aber unten sitzt dann kaum noch jemand. Kann es sein, dass die Gläubigen wegbleiben, weil den Kirchen im mittlerweile schalen Reformeifer der letzten Jahrzehnte zunehmend das Geheimnis, die Liturgie, die Andacht, auch: die Würde, abhandengekommen sind?" Quelle: SPIEGEL online

Missbrauchsskandal: Seine wahren Dimensionen

Es kann so nicht überraschen, dass seit Jahren eine empirische Untersuchung nach der anderen belegt, dass katholische Priester keineswegs häufiger Täter sexualisierter Gewalt sind als andere Gesellschaftsgruppen. Sehr umfangreiche Untersuchungen in den USA haben deutlich gezeigt, dass das Problem des Missbrauchs von Kindern in vergleichbarem, teils größerem Umfang auch in anderen christlichen Konfessionen, nichtchristlichen Religionen und säkularen Gruppierungen existiert. Das Herausgreifen der "bösen" Katholiken als Sündenbock ist wohl nur als Teil eines gesellschaftlichen Verdrängungsprozesses zu begreifen. <ref> Godehard Brüntrup SJ, Eine kopernikanische Wende?, in der Tagespost vom 2. März [1] </ref>

Aber Dokumente wie der US-Bericht über Kindesmisshandlung würden doch verdienen, stärker verbreitet zu werden, damit sich begreifen lässt, auf welchen sozialen Gebieten dringend eingegriffen werden sollte und was die Proportionen der Probleme sind. Allein 2008 wurden in den USA über 62.000 Täter von Missbrauch an Minderjährigen bekannt; der Anteil katholischer Priester daran ist so gering, dass er noch nicht einmal als solcher in dem Bericht ausgewiesen wird. <ref> Vatikansprecher P. Federico Lombardi in einer Erklärung vom 9. April 2010 [2]</ref>

Literatur

  • Andreas Späth [Hrsg.] ; Menno Aden [Hrsg.]: Die missbrauchte Republik : Aufklärung über die Aufklärer. Verlag Inspiration Un Limited London ; Hamburg 2010 (168 Seiten; ISBN 978-3-9812110-2-3).

Weblinks

Anmerkungen

<references />