Ansprache vom 20. September 1990 - Pfadfinder

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Ansprache

von Papst
Johannes Paul II.
an die Leiter der Internationalen Pfadfinderbewegung
Pfadfindertum ein ausgezeichnetes Erziehungserlebnis
20. September 1990

(Quelle: Der Apostolische Stuhl 1990, S. 1062+1063)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Liebe Freunde!

Ich freue mich, diese illustre Gruppe willkommen zu heißen, mit dem Generalsekretär und den Mitgliedern des Weltkomitees der Pfadfinderbewegung, den Vertretern der Internationalen Konferenz der Katholischen Pfadfinderbewegung und der Katholischen Italienischen Pfadfinderbewegung (AGESCI). Im Einklang mit meinen Vorgängern, die bei vielen Gelegenheiten die edlen Ziele und die weltweiten Leistungen eurer Bewegung gepriesen haben, die Lord BadenPowell vor kaum mehr als 80 Jahren ins Leben rief, versichere ich euch meiner ganz persönlichen Anerkennung des Pfadfinderwesens als eines ausgezeichneten Erziehungserlebnisses und einer Form von sozialem und religiösem Einsatz. Ich bin glücklich zu hören, dass heute über 16 Millionen junge Menschen aller Rassen, Religionen und Kulturen und aus allen Kontinenten innerhalb der Strukturen eurer Bewegung an Pfadfindertätigkeiten beteiligt sind.

Angesichts der wechselnden politischen und sozialen Umstände der heutigen Zeit findet ihr neue Gelegenheiten für eine erneuerte Präsenz eurer Bewegung in den Zentral- und Osteuropäischen Ländern. Ebenso macht ihr beachtliche Fortschritte in Asien, Afrika und Lateinamerika, während es in vielen Ländern, in denen das Pfadfinderwesen bereits eine starke Tradition hatte, zahlreiche Jugendliche anzieht. Ich beglückwünsche euch zu eurer Aufopferung und eurer Dynamik, womit ihr dieser Sache dient, und möchte euch auch dazu ermuntern, weiterhin die hohen Ideale und herausfordernden Programme zu persönlicher Entfaltung, Freundschaft, Brüderlichkeit und Hilfsbereitschaft hochzuhalten, die eure Bewegung bei den Jugendlichen so beliebt macht.

Das Pfadfinderwesen bedeutet vor allem Erziehung ... Die Mitglieder der Bewegung erfahren dies als ein Heranwachsen zu persönlicher Reife und sozialem Verantwortungsbewusstsein. Sie lernen, mit großem Einsatz für das Allgemeinwohl ihren Platz im Leben einzunehmen. Sie lernen, sich derer anzunehmen, die weniger Glück haben. In ihnen wächst der brennende Wunsch, eine Kultur des Guten Willens aufzubauen; sie erlernen die Offenheit und die Harmonie der menschlichen Beziehungen, das Akzeptieren von Pflichten; einschließlich der grundlegendsten aller Pflichten: die Liebe zum Schöpfer und das gehorsame Befolgen seines Willens.

Das Pfadfinderwesen ist eine Bewegung, die Millionen von jungen Männern und Frauen helfen kann, für eine Zivilisation des "Seins" zu arbeiten, die im Gegensatz zu der Zivilisation des "Habens" steht, die in so vielen Gesellschaften solch alarmierende Symptome wie Selbstsucht, Frustration, Verzweiflung und sogar Gewalt als Lebenskonzept hervorbringt. Der wahre Wert eurer Bewegung liegt in der Vermittlung jenes Humanismus, der durch gutes Urteilsvermögen, Charakterstärke, geistige Vervollkommnung und Beharrlichkeit auf der Suche nach Wahrheit und Güte zum Ausdruck kommt. Der Erfolg der Pfadfindermethode hat sicher viel mit der Art und Weise zu tun, durch die junge Menschen dazu angehalten werden, selbst diese Eigenschaften durch Tätigkeiten, die ihrem Alter entsprechen, zu entdecken und zu leben. Der spontane und offene Stil des Pfadfinderlebens im Rahmen von Selbstdisziplin und einem klaren Verhaltenskodex macht diese Tätigkeiten für die von Natur aus enthusiastisch und freigebig veranlagte Jugend besonders attraktiv.

Das Interesse für christliche Werte war ein wesentlicher Bestandteil des ursprünglichen Pfadfinderprogramms, das Baden-Powell erdacht hatte. Es ist eben diese Offenheit gegenüber der religiösen Dimension des Lebens,'die den menschlichen und ethischen Werten, die die Bewegung zu vermitteln versucht und für die Pfadfinderleiter und -leiterinnen berufen sind, beispielhafte Zeugen zu sein, Gestalt und Richtung gibt. Es ist wahr, dass die Kirche besonders durch die Tätigkeit der Internationalen Katholischen Konferenz ein spezielles Interesse am Wohlergehen der Pfadfinder und Pfadfinderinnen hat. Aber ich möchte euch versichern, dass sie der gesamten Pfadfinderbewegung große Achtung entgegenbringt und davon überzeugt ist, dass Zusammenarbeit und Austausch zwischen allen Teilorganisationen ein wichtiger Schritt zur weiteren Stärkung und zum Erfolg der Bewegung als ein gültiges Erziehungserlebnis ist.

Liebe Freunde, ich möchte euch gegenüber meine Gefühle der Hochachtung und der Ermutigung erneut zum Ausdruck bringen. Ihr und die Mitglieder eurer Bewegung habt guten Grund, auf die Pfadfindertraditionen der Selbsterziehung und der Selbsthingabe im Dienst an Gott und dem Nächsten, die ihr übernommen habt, stolz zu sein. Ich rufe den Segen Gottes auf euch herab, während ihr bemüht seid, euch den vielen Problemen zu widmen, mit denen eure Organisation heute konfrontiert wird, und der Herausforderung entgegentretet, die hohen Ideale des Pfadfinderturns beizubehalten.