Circondati dal concorso fedele (Wortlaut)

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Rundfunkansprache
Circondati dal concorso fedele

von Papst
Pius XII.
anlässlich des Krieges und seiner Bischofsweihe vor 25 Jahren
über die Sieghaftigkeit der Kirche Christi
13. Mai 1942

(Offizieller lateinischer Text: AAS XXXIV [1942] 154-161)

(Quelle: Gerechtigkeit schafft Frieden, Reden und Enzykliken des Heiligen Vaters Pius XII., Herausgegeben von Wilhelm Jussen SJ, Hansa Verlag Josef Toth Hamburg 1946, Kirchliche Druckerlaubnis Osnabrück am 9. Juli 1946 der bischöfliche Generalvikar Dr. Seling. S. 251-274)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Andenken an die Bischofsweihe und die gegenwärtigen Drangsale

1 Umgeben von den betenden Scharen des treuen Volkes der ewigen Stadt und in väterlich inniger Verbundenheit mit den Millionen christgläubiger Menschen auf der ganzen Welt werden Wir morgen, am Hochfest die Himmelfahrt Christi, des Erlösers, hintreten zum Papstaltar der vatikanischen Patriarchalbasilika und in tiefer Demut und Ergriffenheit das Eucharistische Opfer darbringen. Dazu bewegt und drängt Uns eine tiefe Dankbarkeit gegen den Geber alles Guten und ein unaussprechlicher innerer Jubel beim Andenken an Unsere Bischofsweihe, die Wir vor nunmehr 25 Jahren aus den Händen eines hochverehrten und unvergesslichen Vorgängers empfangen durften. Und wenn diese teure Erinnerung in Unserem Herzen ein Loblied des Dankes zu Gott erweckt, legt sie zugleich auf Unsere Lippen ein glühendes Gebet um des Himmels Segen für die Uns anvertraute Herde des Herrn, für die Arbeit und den Kampf der Kirche um die Erlösung der Menschheit.

2 Dieser Tag, der für die katholische Welt in ungetrübt heiterer Freude erstrahlen sollte, fällt in eine Zeit schwerster Drangsale, aus denen wie anschauliche Wirklichkeitsschilderung des Heilandes Wort aufleuchtet: Erheben wird sich Volk wider Volk und Reich wider Reich und Krankheit wird sein und Hunger und Erdbeben allenthalben (Math. 24,7) Wie könnten bei so allgemeiner Plage Festlichkeiten eine Stätte finden, selbst nur im religiösen Bereich, wie sie frohen und glücklichen Tagen eigen sind? Die erschütternde Gegenwart ruft statt zur Freude vielmehr zu Buße und Einkehr, zu Selbstprüfung und Läuterung, mahnt zu durchgreifendem Wandel im Denken; Wollen und Tun. Darum, geliebte Söhne und Töchter, ergreift und beruhigt es Uns zu wissen, dass unser Jubeltag in der ganzen katholischen Welt durch Gebet und Opfer gefeiert wird für das Wohl der Kirche, sowie durch freigebige Spenden zu Gunsten ungezählter Brüder und Schwestern, welche in ihrer vielfältigen, schmerzlichen Not vertrauensvoll an die Pforten christlicher Caritas .pochen, die ja mit ihnen leidet und duldet.

3 Gottes unzugänglicher Ratschluss hat es gefügt, dass Wir heute inmitten der allgemeinen Mühsal der Gegenwart das Gewicht der Hirtensorge zu tragen haben, das vor 25 Jahren. das hochgemute Herz dessen auf sich nahm, der uns durch seine Handauflegung am Altar der Sixtinischen Kapelle die Fülle des Priestertums spendete, ein heiliges, doch drückendes, schmerzvolles Erbe. Und wieder endigte der Weg, auf dem Gottes liebevolle Vorsehung Uns führte, in der Sixtina. Dort legte man auf Unsere schwachen Schultern die Würde des Papsttums, dessen Wir uns tief unwürdig fühlen; und mit dieser Ehre eine lastende Bürde, die durch den Ausbruch und die Ausweitung dieses zweiten Weltkrieges so drückend. wurde, dass sie das Gewicht des ersten zur Zeit Benedikt XV. noch übertrifft.

4 Doch, geliebte Söhne und Töchter, Wir wären umsonst durch die Schule des weisen und klarblickenden Leo XIII., des Heiligmäßigen Pius X., des weitschauenden Benedikt XV. und des starkmütigen Pius XI. gegangen hätten Wir inmitten dieses Weltsturms auch nur für einen Augenblick in Uns jene Sicherheit erschüttern lassen, die gegründet ist auf dem Glauben, gefestigt von der Hoffnung, gereift in der Liebe; die Gewissheit, dass der Herr niemals so fühlbar nahe über Seiner Kirche wacht, als wenn Seine Söhne, vom Andrang der Wetter bedroht sich zu dem Aufschrei versucht fühlen möchten: „Meister rührt es Dich nicht, dass wir untergehen? Herr, rette uns Wir gehen zugrunde (Mark. 4,38; Matth. 8,25.).

5 Wo finden Wir Kraft und Stärkung für solch gelassene Sicherheit? Am Grab des Petrus, des ersten Bischofs von Rom. Wenn Wir vor seiner Gruft Uns beugend Unsere Gedanken auf die Urkirche lenken, dann sehen Wir im Geiste vor Uns den ersten Papst, bestimmt von Christus selbst zum Grundstein der Kirche; sehen ihn sein ruhmgekröntes Haupt erheben und hören ihn zu uns sprechen: „Ich der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, ermahne euch..., weidet die euch anvertraute Herde Gottes" (1. Petr.5,1). Dann schauen Wir im Geiste alle unsere treuen Söhne und :Töchter auf der ganzen Welt um Uns geschart, zahllos wie der Sand am Meere: dann weitet sich Unser Herz und Wir fühlen uns mächtig gedrängt, zu ihnen zu sprechen, einen jeden von Euch zu erquicken mit dem Brot des unentwegten Vertrauens, das Unsere eigene Stärke ist.

Die Frühkirche

6 Auch die Kirche kannte und kennt ihren Frühling, wundervoll wie sie selbst, wenn die Natur zu neuem Leben erweckt mit Grün und Blüten sich schmückt und sich anschickt, in geheimnisvollem Schaffen ihre Ernte und Früchte zu bescheren. Bilden nicht .die drei Hochfeste, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten einen geistlichen Frühling, der uns den Frühling in der Natur noch schöner, teurer und wonniger macht? .Eine Sonne sind sie mit ihrer dreifachen Wahrheit, mit ihren drei weltgeschichtlichen Ereignissen, ihren drei Geheimnissen, drei Grundpfeiler zugleich im unerschütterlichen Riesenbau der heiligen Kirche. Und diese Wahrheiten, die mit ihrem Licht und ihrer übernatürlichen Sicherheit jedem Jahrhundert der Kirchengeschichte gleich gegenwärtig; allen, Geschlechtern der Gläubigen in gleicher Weise erschlossen sind, erleuchten mit ihrer geschichtlichen Wirklichkeit den Frühling des Christentums, sein Sprossen; Wachsen und Blühen, auch im Toben der Stürme. Indem sie sein Werden mit ihren Strahlen umkränzen, begründen sie das Zeitalter, das mit Recht das Heldische heißt: die drei Jahrhunderte von der Stiftung der Kirche bis zum Frieden mit dem Römerreich unter Konstantin im Jahre 312.

7 Diese drei Grundwahrheiten, helleuchtende Strahlen vom Lichte der Welt, das Christus ist, stehen wegweisend über dem Pfad der jungen Braut Christi, sichern. ihre Schritte: und ermutigen sie, aufrecht zu bleiben auf ihrer Wanderung durch das Dickicht des Heidentums hin zum Gipfel ihrer gottgewollten Größe.

8 Den Glauben an den Auferstandenen und die eigene Auferstehung in höchster Lebendigkeit im Herzen tragend - das Auge im heiligen Heimweh hingewandt auf den zur Rechten des Vaters Verklärten und auf die Himmlische Stadt des Friedens - caelestis urbs Jerusalem -, in deren Mauern die ewigen Wohnungen bereitet sind für die bis zum Ende Getreuen - die Seele geschwellt von der gnadenstarken allgegenwärtigen Nähe des von Jesus verheißenen und gesandten Geistes: - so erwachsen diese Christen der Frühzeit in Gesinnung und Tat, in mutvollem Vollbringen und in nicht weniger mutvollem Dulden zu Höchstleistungen sittlicher Größe, im Bekenntnis des Glaubens trotz Kampf und Not zu ragenden Gestalten, deren Leucht- und Werbekraft hindurchdringt durch die Jahrhunderte bis in unsere, ja gerade wieder in unsere von gleichen Kämpfen und Gefahren zur Rettung und Erhaltung von Christenname und Christenehre umdrohten Tage.

9 Vor ihrem mit dem unverwelklichen Lorbeer der militia Christi, mit der Palme des Martyriums geschmückten ruhmreichen Vorbild errötet jedes Zagen und Zurückweichen:

Der in ihrem Heldenbeispiel liegende Mahnruf an das Christentum der Gegenwart sollte imstande sein, auch umdüsterte Augen wieder hell aufstrahlen, auch gebeugte Herzen sich wieder ermannen, auch niedergedrückte Stirnen sich wieder erheben zu machen und sie zu lehren, sich der Würde und des Adels, der Größe und der Erhabenheit, der Verantwortung und Pflichtgebundenheit als Wahrer des geistigen Erbguts Christi wieder bewusster zu werden. Das seelische Profil dieses jungen Christentums, in dessen Anfängen uns des vor der Tür stehende Himmelfahrts- und Pfingstfest zurückversetzt, ist. geprägt von vier unverkennbaren, leuchtenden Merkmalen:

Merkmale des jungen Christentums

10 1. Unerschütterliche Siegeszuversicht, begründet in einem starken Glauben, 2. .Gelassene, zu Hohem und Höchstem entschlossene Opfer- und Leidensbereitschaft, 3. Eucharistische Wärme und Innigkeit,. Verbunden mit der tiefen Überzeugung von der sozialen Wirkkraft eucharistischen Denkens auf alle Pflichtenkreise menschlichen Zusammellebens. 4. Wille zu wachsender und unverbrüchlicher Einheit des Geistes und der kirchlichen Ordnung.

11 Jedweder dieser vorherrschenden Charakterzüge der Frühkirche ist ein Weckruf, zugleich aber auch eine Hoffnung und eine Verheißung an die Christenheit unserer Tage. In Wahrheit ist das Christentum von heute kein anderes als das der Frühzeit. Ewig ist die Jugend der Kirche, sie altert nicht, sie passt ihren Schritt auf dem Weg zur ewigen Heimat den Zeitbedingungen an, aber ihre Jahrhunderte, die sie erlebt und die sie erwartet, zählt sie wie einen Tag. Wie zur Zeit der Cäsaren, so spricht auch noch zu uns ihre Jugend.

12 Die. Siegeszuversicht der jungen Kirche nährte sich und wuchs zu unerschütterlicher Gewissheit aus dem „Ego vici mundum" des Meisters: „Ich habe die Welt überwunden"(Jo. 16,33)! Das Wort hätte man auf sein Kreuzesholz, das Banner seiner Triumphe, schreiben können. Lasst die Christenheit von heute wieder von dem lebendigen, leuchtkräftigen Feuer dieses Wortes durchwirkt und durchglüht sein, und ihr könnt schon jetzt in eurem Herzen die siegessichere Verheißung vernehmen: am letzten Ausklang dieser dunklen Tage, die so viele schrecken und niederdrücken, werden nicht die Befürchtungen der Kleinmütigen, sondern die Hoffnungen der Aufrechten und Starken hell leuchtend in Erfüllung gehen:

Der Sauerteig des christlichen Geistes

13 Die Kirche von heute kann nicht einfach hin zurückkehren zu den unentwickelten Daseinsformen des „pusillus grex", der „kleinen Herde“ der Frühzeit. Auch in ihrer Reife, die nicht Greisenalter bedeutet, hält sie ihre Stirn noch genau so aufrecht, zeigt in ihren Gliedern ihre ungebrochene Jugendkraft und bleibt notwendigerweise, wie sie war seit ihrem Entstehen: sie ändert nichts in ihren Glaubenssätzen und ihrer Lebenskraft: unüberwindlich, unzerstörbar,. unbesiegbar ist sie; unbeweglich und unauslöschlich ihr Stiftungsbrief, besiegelt mit dem Blute des Gottessohnes. Und doch ist sie Bewegung, und doch nimmt sie in der Zeit, mit der sie vorwärts schreitet neue Formen auf. So ist sie fortschrittlich ohne je Ihr Wesen zu wechseln. Denn nach einem schönen Wort des Vinzenz von Lerin muss die „Religion der Seelen die Art der Körper nachahmen, die im Verlauf der Jahre wohl sich entfalten und wachsen, aber doch dieselben bleiben, die sie waren" (Ermahn. n. 29; Migne P.L. t. 50 col. 668). Mit Stolz und ohne Zagen kann sie auf ihre Vergangenheit zurückschauen, auf den fast 2000jährigen Riesendom ihres Lehr- und Erziehungswerks, den sie errichten konnte dank den fortschreitenden Erschließung und Klarstellung des ihr anvertrauten Wahrheitsschatzes, der Festigung und Vervollkommnung ihrer inneren Einheit, der Entwicklung ihrer um das Opfer der Heiligen Messe und die Sakramente kreisenden Liturgie, schließlich der fortschreitenden, den Zeitbedürfnissen folgenden Durchdringung aller Lebensgebiete und Lebenslagen, mit dem Sauerteig des christlichen Geistes. Diese Kirche, die im Leben aller gläubigen 14 Völker auf der Höhe ihrer Muttersendung angelangt ist und unabsehbaren Zukunftsaufgaben entgegensieht, kann ohne ihrem Wesen untreu zu werden, nicht zurückkehren zu den Daseins- und Wirkungsformen der Erstlingszeit. Aus dem Abendmahlssaal ist ein Tempel geworden, größer als Salomons Tempel, die „kleine Herde" hat sich vermehrt, hat Gebirge und Ströme überschritten und sucht ihre Weideplätze zu weiten über alle Welt. Das Senfkorn ist nach des Herrn Verheißung und Willen zum gewaltigen Baum erwachsen, in dessen Schatten die Völker sich niederlassen. Nein, für diese Kirche, deren Schreiten der Herrgott lenkt und leitet durch den Lauf der menschlichen Zeitalter, und für den Gläubigen, der die Geschichte misst mit Christi Maßen, gibt es kein Rückwärts in die Vergangenheit, sondern nur ein drängendes Vorwärts und Aufwärts den Zukunftsaufgaben entgegen.

Kirchenverfolgungen wie zur Zeit der Frühkirche

15 In einem Sinn allerdings ist das Wort von der Rückkehr der Kirche zu ihren Anfängen in unsern Tagen eine ernste, aber auch hehre Wirklichkeit. Wie in der Urkirche und jedenfalls mehr als in manchen anderen Zeiten, steht die göttliche Stiftung Christi, ohne vor ihren Gegnern bange zu sein, auch heute an vielen Orten in heißem Ringen um Sein und Nichtsein. Ein kämpferischer Atheismus, ein grundsätzliches Antichristentum, ein flacher Indifferentismus erheben sich wider sie vielfach in Formen und Auffassungen, die nichts mehr: zu tun haben mit den vornehmen Gepflogenheiten geistiger Wettkämpfe, sondern hinabsinken in die Niederungen rohen Zwanges. Wieder einmal findet in manchen Ländern eine öffentliche Gewalt, die ihre sittliche Bindungen vergisst und Macht mit Recht zu verwechseln geneigt ist, die Christen von heute der gleichen Gesetzwidrigkeit schuldig, welche die Cäsaren der ersten Jahrhunderte bei Petrus und Paulus zu finden vorgaben; dann bei Sixtus und .Laurentius, bei Cäcilia, bei Agnes und Perpetua, bei der ungezählten Schar jener Unschuldiger, die heute, sei es im Angesichte der Kirche, sei es vor dem Antlitz des Lammes, die Krone des Martyriums tragen. Und das Verbrechen, das man den Christen vorwirft, was ist es anders als die Wahrung ihrer beschworenen Treue gegenüber dem König der Könige und dem Herrn aller Herren?

16 Aus keinem anderen Grund ist auch heute der lebendige Glaube an den Sohn Gottes, die Unterwerfung unter Sein Gesetz, die sichtbare Verbundenheit mit Seiner Kirche, das Treuverhältnis zu Seinem Stellvertreter auf Erden an manchen Orten gleichbedeutend geworden mit einer nicht mehr abreißenden Kette von Verdächtigungen und Verachtung, von Ausschließung und Benachteiligung, von Zurücksetzung trotz Leistung und Verdienst, von Bedrängnis und Leid, von Verarmung und Not, von Schaden und Elend an Leib und Seele. In solcher Lage, geliebte Söhne und Töchter, hat unsere Zeit mit ihren, Befürchtungen und ihren Gefahren wohl allen Grund, ihren Vorfahren aus der ersten christlichen Kirche im Geiste die Hände zu reichen; aus ihrem hehren Vorbild, aus ihrem glühenden Glauben, ihrem ungebrochenem Mut, ihrer selbstbewussten Siegeszuversicht wie aus einer Quelle der Kraft und des Heils neue Stärke zu trinken, neuen Schwung und Durchhaltewillen. Bedenken wir, dass, was sie geglaubt, gehofft, geliebt, gebetet, gewirkt, gelitten und glorreich verdient haben, auch für uns Leben und Ehre bedeutet, und dass an dies der Kirche unvergänglicher, Schatz ist. Der Rückblick auf die Triumphe der Urkirche stärke eure Hoffnung und eröffne euch die Horizonte neuer Siege in den Sturmwettern der Jetztzeit. Früher oder später wird auch diese Übergangsepoche aus dem Toben irdischer Zusammenbrüche nur um so licht- und glanzvoller die beglückende Wahrheit des Johanneswortes sich bewähren sehen: „Das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube!“ (1. Joh. 5,4).

17 Die Blutsiegel Jahrhunderte währender Opfer und Leiden, die auf der Stirne der Frühkirche leuchten, erscheinen uns heute als der strahlende Rubin ihrer Siegeskrone. Auch für die Christenheit der Gegenwart wird nach der Feuerprobe furchtbarer Heimsuchungen die Größe ihres kommenden Sieges der Hochherzigkeit ihrer Opferbereitschaft entsprechen. Die starke, entschlossene Opferkraft jener Helden, „die uns vorangegangen sind mit dem Zeichen des Glaubens" ist weder durch das Wüten eines Nero oder eines Diokletians noch durch die heimtückischen Anschläge Julians des Abtrünnigen zu überwinden gewesen. Keine Art von Folter und Marter vermochte ihrer überlegenen Bereitschaft eine Grenze zu setzen. Nicht Schmähung auf Schmähung, nicht Wunde auf Wunde, nicht die brutale Gewalt, nicht die lauernde List der Christusfeinde brachte sie außer Fassung. Eine Christenheit von heute, die den Opfersinn der Frühjahrhunderte in sich wiedererweckt, wird unweigerlich dem Geist des in harter Kampfzeit geschriebenen Petruswortes die Treue halten: „Wenn ihr um der Gerechtigkeit. willen etwas zu leiden habt, Heil euch !" Des Erbes ihrer Vergangenheit würdig, der Größe ihrer Zeitaufgabe bewusst, wird sie zu der von Gott bestimmten Frist, zum hart aber glorreich errungenen neuen Frieden gelangen. Dann wird sie mit dem Völkerapostel in Jubel ausbrechen dürfen: „Der Dank aber sei Gott, der uns den Sieg verliehen hat !" (1. Kor. 15, 57)

Die eucharistische Kraftquelle der Christen

18 Doch wo gewann der kraftvolle Glaube der ersten Christen Wärme und Leben? Aus der eucharistischen Verbindung mit Christus floss ihnen der Quellstrom gottgefälligen lauteren Wandels. Am Tisch, an dem das Brot der Starken gereicht wird, entbrannte in ihnen jene innere Glut, die Tatkraft und Frieden zugleich birgt und ausstrahlt. Als Brüder und Schwestern in Christus fühlten sie sich, von gleichem Brot und gleichem Trank gestärkt, geeint in brüderlicher Gemeinschaft durch die gleiche Liebe, durch die gemeinsame untrügliche Hoffnung, verbunden durch ein heilig inniges Band, tausend Herzen und Seelen und doch in dieser gewaltig großen Familie, nur ein Herz und eine Seele. Auf ihren Altären unter dem Schleier von Speise und Trank schenkte ihnen Seine Gegenwart der Gott ihrer Seelen und ihrer Siege, der Seine Banner an die Stelle der römischen Adler setzten sollte zur Eroberung der Welt, einer Welt, für die Rom zum Mittelpunkt nicht der Macht, sondern des Glaubens bestimmt war.

19 Des Glaubens Mittelpunkt aber ist das eucharistische Denken, wie in der Urkirche, so heute. Sein Wachstum in der Kirche der Gegenwart, seine Ausstrahlungen von Geist und Leben in eine von Selbstsucht, Neid, Hass und Zwietracht und Abwendung vom Abendmahlsdogma zerklüftete Menschheit müssen machtvoll mithelfen, die Herzen zum göttlichen Liebesmahl zu rufen, hier ihre grauenvolle Vereisung aufzutauen, sie neu zu erwärmen und so einem Frühling brüderlichen Denkens, Handeins und Vollbringens die Wege zu bereiten, der alle in Eintracht und Frieden um den Gott der eucharistischen Gezelte vereint.

20 Gerade im segensvollen Zeichen dieses Sakramentes reicht die Kirche von heute der Urgemeinde Christi in Freude und Ergriffenheit die Hand. Die Güte und die Einladung des mitten unter uns wohnenden Herrn nehmen nie ab. Wenn Er der Kirche durch die providentielle Tat des unvergleichlichen Pius X. die Schleusen des eucharistischen Stromes heute weit geöffnet hat, so wie sie in den ersten Jahrhunderten geöffnet waren, dann gewiss darum, weil er wusste, dass die Anforderungen unserer Zeit an die Festigkeit unseres Glaubens, an die Lauterkeit unseres Lebens, an die Brüderlichkeit unseres Wollens, an die Opferbereitschaft unseres Bekennens nicht geringer sein Würden als die, durch deren Erfüllung das erste Zeitalter der Kirche seine wundervolle Größe erreichte.

Brüderliche Einheit der Christen

21 Das Sehnen und Sorgen der jungen Kirche Christi, galt damals mit. besonderer Inbrunst der Bewahrung, Vervollkommnung und Festigung unverbrüchlicher Einheit zwischen Haupt und Gliedern.

22 Heute, wo die Trennung so vieler Brüder vom Stuhle Petri sich zum Schaden der Gesamtchristenheit und zur Minderung ihrer Wirkungskraft in der Welt immer mehr als ein tragisches Unheil erweist; wo anderseits die in der katholischen Welt erreichte lebendige Verbindung zwischen Hirt und Herde greifbarer ihre Segenswirkungen offenbart, steigt eindringlicher aus den Herzen der sich zu Christus Bekennenden das Gebet zum Himmel: „Dass sie eins seien !" An diesem Gebet nehmen ungezählte aufrichtigen und sehnsüchtigen Anteil, die außerhalb der sichtbaren Kirche stehen, weil sie nunmehr in einer Christus entfremdeten Umwelt die Bedrohung der christlichen Existenz selbst erkennen.

23 Wo sollte dieses Gebet um die Einheit aller Gläubigen mit größerer Innigkeit und Liebe sich zu Dem erheben, der es zuerst an den Vater, den Erleuchter und Beweger der Herzen, gerichtet hat, als von diesem heiligen Hügel, dem in dieser Stunde sich die Herzen und Ohren des katholischen Erdkreises zuwenden; dem Stuhle Petri, wie Cyprian klassisch gesagt hat, und der Hauptkirche, dem Ausgangspunkt der bischöflichen Einheit (Cyprian, Brief 59, 14, 2 an Kornelius, Bischof von Rom)!.

Von wo eindringlicher als von diesem Fels der Wahrheit und des Heils aus dessen erhabene und weithin leuchtende Bestimmung niemand tiefer erfasst und beredter geschildert hat als Leo der Große, Papst und Kirchenlehrer, mit den denkwürdigen Worten: „Der selige Petrus, das Haupt der Apostel, wurde für die Hochburg des römischen Reiches ausersehen. Denn das Licht der Wahrheit, das zum Heile aller Völker enthüllt wurde, sollte zu rascherer Wirkung gerade vom Haupte über den ganzen Körper des Weltreiches ausstrahlen." (Sermo. 82,31, Migne P. L. 54, 424)?

24 Von wo sollte dieses „Dass sie eins seien" - gerade im Gedenken an die Zeiten der Urkirche, dieser einzig makellosen Mutter aller Kirchen - lauter widerhallen als von jener Höhe über dem Tiberstrom, über der als providentiellem Sitz des ersten Petrus, als geistige Zentralbastei des Christentums die Gnade des Himmels freisinniger und sichtbarer waltete; von jenen Ufern, die auf einer der leuchtenden Seiten ihrer Geschichte den glorreichen Martertod des Apostelfürsten verzeichnet und den hehren Vorzug, seinen sterblichen Überresten die letzte Ruhestätte geboten zu haben?

Neue Beweise für die Echtheit der Apostelgräber in Rom

25 Es ist Uns, geliebte Söhne und Töchter, eine Freude von ganz ungewöhnlicher Art, am heutigen Tage von dieser heiligen Stätte aus, dem geistigen Mittelpunkt des christlichen Erdkreises, - gerade in unserer Zeit, in der Christi Braut da und dort im harten Kampfe steht und ihre Söhne und Töchter für ihr offenes Christenbekenntnis und ihre Kirchentreue vielfache Bedrängnis erdulden, auch eine Meldung machen zu können, die an euer Ohr klingen wird wie ein Ruf aus der schattenumlagerten Tiefe der Petrusgruft, wie ein vom Urchristentum an die Christen von heute gerichteter Appell, der zugleich unsere Worte mit ganz neuartigen Akkorden wie mit neugeborener Überzeugungskraft unterstreicht.

26 Auch die vatikanische Arena hat ihre Katakomben. Wir sprechen von den auf Unsere Anordnung begonnenen und fortgesetzten, wenngleich noch nicht abgeschlossenen Grabungen in den Grotten der vatikanischen Basilika, die Wir bereits vor mehr als Jahresfrist anlässlich der Enthüllung des Grabdenkmals Unseres unvergesslichen Vorgängers andenkend erwähnten. Diese Grabungen werfen immer neues und reicheres Licht auf jene Frühzeiten, in denen das Evangelium des Kreuzes seinen ersten Widerhall fand, um die zarten Wurzeln seiner geistigen Anziehungskraft in den römischen Boden zu senken, wo die junge Kirche sich anschickte, den rauen und blutigen Pfad jener Jahrhunderte langen Via dolorosa zu betreten, der sie unter Konstantin zu ihrem ersten friedlichen Triumph führen sollte. Bereits, die Arbeiten des vergangenen Jahres hatten mit einer bisher nicht erreichten Klarheit, tief unter dem Längsschiff der Basilika und in gerader Richtung auf die Confessio hin das Vorhandeinsein einer weiten heidnischen Gräberstadt offengelegt, deren eindrucksvolle Monumente vom ersten christlichen Jahrhundert an im Bereich eines schon früher im Gebrauch stehenden „ausschließlich zur Leichenbestattung bestimmten Areals" erstanden waren. Diese vorchristliche Nekropole lieferte den greifbaren Beweis für die Richtigkeit der römischen Tradition, welche die Gräberstätte der .Apostel gerade innerhalb des Bereiches einer solchen heidnischen Grabanlage gesucht hatte.

27 Im Verlauf der weiteren Arbeiten traten die beherrschenden Grundlinien der Konstantinbasilika in allen wesentlichen Teilen in immer einwandfreieres Licht. Hierbei enthüllten sich von Stufe zu Stufe mehr die außergewöhnlichen Schwierigkeiten, die der kaiserliche Bauherr, sowohl vom technischen wie vom psychologischen Gesichtspunkt her bei der Planung und Ausführung seines hochherzigen Werkes zu überwinden hatte. Die gewaltigen Hindernisse, die ihm in dem schwierigen und ungleichmäßigen vatikanischen Gelände die Durchführung riesiger Fundamentierungsarbeiten auferlegte und die Einebnung einer dem religiösen Empfinden auch der heidnischen Rom verehrungswürdigen Gräberzone mit ihren zahlreichen, vielen Familien als Erbbegräbnis teuren Monumenten, sind für jeden, der diese Tatsachen am Ausgrabungsort selber nachprüfen, kann, ein mit Händen zu greifender Beweis dafür, dass der Kaiser in der Wahl des Bauplatzes nicht sachlichen Zweckmäßigkeitsrücksichten folgen konnte, dass ihm vielmehr die Anlage des Baues durch die genaue Lage des Apostelgrabes zwingend vorgeschrieben war.

28 Solchen Kriterien folgend und durch das vergleichende Studium aller einschlägigen Quellen unterstützt, gelang es in der Folge: die alte halbkreisförmige Confessio wiederzufinden, die möglicherweise in die Zeit Gregors des Großen zurückreicht, und an deren Marmorwänden vom frühesten Mittelalter an ungezählte Rompilger sich durch Eingraben eines Kreuzzeichens verewigt haben. Vom September des vergangenen Jahres bis heute sind hier über 1500 Münzen aufgefunden worden aus Antike und Mittelalter, aus denen hervorgeht, dass jene frommen Pilger nicht nur aus Rom und Italien in großer Zahl herbeiströmten, sondern man kann. sagen, von allen Teilen der damals bekannten Welt: In erster Linie aus Frankreich, das bezeugt ist durch die Münzen seiner Erzbischöfe, Bischöfe und Abte, seiner Könige, Herzöge, Grafen, Barone und Herren; .dann aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Spanien, England, Böhmen, Livland, Ungarn, Slavonien und aus dem lateinischen Orient.

29 Doch im Brennpunkt dieser alten Confessio, überragt von drei sich übereinander auftürmenden Altären verschiedener Zeit, fand dann der hingebende Eifer der Forscher ein schlichtes Monument, dem lange vor der konstantinischen Zeit die Verehrung der Gläubigen den Charakter einer ehrwürdigen Kultstätte gegeben. Die .an einer Wand innerhalb des Monumentes gefundenen christlichen Graffitti (d. h. Aufschriften von Pilgern) tragen ganz denselben Charakter wie die an den Martyrergräbern der Katakomben. Sie führen uns hinauf bis in die Zeiten der Verfolgung und machen es historisch gewiss, dass wir hier vor den Resten jenes Siegesmales stehen, von dem der römische Presbyter Gaius um das Jahr 200 n. Chr. spricht. Sein uns von Eusebius überliefertes jubelndes Wort: „Ich kann die Siegesmale der Apostel zeigen“ (Eusebius, Kirchengesch. II 25; Migne PG. 20, 210) nimmt heute im mystischen Dunkel der vatikanischen Grotten wiederum greifbare Gestalt an. Des Eusebius Hinweis auf „die noch bis heute besuchten, mit den Namen Petrus und Paulus bezeichneten Grabdenkmäler in den römischen Friedhöfen" verbindet sich mit der eifervollen Frage des Kirchenlehrers Hieronymus an den Presbyter Vigilantius: „Es liegt also nach deiner Ansicht seitens des römischen Bischofs eine verwerfliche Handlungsweise vor, da er über den Gebeinen verstorbener Menschen, des Petrus und Paulus, Gebeine die nach unserer Auffassung verehrungswürdige Überreste, nach deiner dagegen wertloser Staub sind, Gott Opfer darbringt und ihre Grabstätten zu Altären Christi macht"(Gegen Vigilantius cap. 8; Migne PL. 23, 361-62)? Diese und andere Zeugnisse gewinnen, wie ihr seht, aus den bisherigen Funden und Feststellungen neues Licht und neuen Sinn. Sie formen sich zusammen mit der deutlichen Sprache der aufgefundenen Monumente, in denen „die Steine reden", zu einem harmonischen Ganzen. Ergeht nicht aus dem Einklang so vieler Stimmen, der Ruf unentwegter Zuversicht und Sicherheit aus der in Leid und Kampf großgewordenen Urkirche als ein Appell zu Glaube und Siegeshoffnung an diejenigen, die in unserer trüben aber unsagbar großen und entscheidungsvollen Gegenwart berufen sind, der suchende nach Frieden dürstenden Menschheit die Segnungen des Heilandes zu bewahren oder wiederzuschenken und dem Kreuz Christi innerhalb dieser Menschheit den ihm und ihm allein gebührenden Platz zu sichern?

Das Papsttum in der Kriegszeit

30 Die göttliche Sendung der unerschütterlich auf dem Felsen Petri gegründeten Kirche hat weder räumliche Grenzen auf Erden, noch ist ihrer Tätigkeit in der Zeit eine andere Schranke gesetzt als die Dauer der Menschheit. Doch entsprechende dem Wechsel der verschiedenen Zeiten legt ihr auch die Gegenwart gebieterisch neue, besondere Aufgaben, Pflichten und Sorgen auf. Wenn wir es nicht schon wüssten, die täglich an Uns gerichteten Hilferufe würden es Uns sagen, was die drängende Not der Stunde von der Kirche erheischt: den Einsatz ihrer Autorität, damit der Uferlosigkeit des gegenwärtigen Streites ein Ende gesetzt wird und der Strom der Tränen und Blut endlich in einen für alle gerechten und dauerhaften Frieden einmündet.

31 Unser Gewissen gibt Uns das Zeugnis, dass Wir von dem Augenblick an, in dem Gottes geheimnisvoller Ratschluss auf Unsere bebenden Schultern die heute so schwere Last des Pontifikates legte, vor dem Ausbruch und in dem ganzen Verlauf dieses Krieges mit allen Uns zur Verfügung stehenden Kräften nach Maßgabe Unseres apostolischen Amtes für den Frieden Uns abgemüht haben. Da gerade jetzt die Völker mit banger Sorge neue drohende Kriegsoperationen erwarten, benützen Wir die Gelegenheit des heutigen Gedenktages, um wieder Unser Wort zu sprechen für den Frieden. Wir sprechen es, weil Wir Uns Unserer restlosen Unparteilichkeit gegenüber allen Kriegsführenden bewusst sind, beseelt von gleicher Liebe gegen alle Völker ohne jede Ausnahme.

32 Wir wissen wohl, dass formulierten Einzelvorschlägen für einen vernünftigen und gerechten Frieden bei der heutigen Lage der Dinge keine begründete Aussicht auf Erfolg beschieden wäre. Ja, mit jedem neuen Friedenswort läuft man Gefahr, bei der einen oder anderen Seite Anstoß zu erregen. Denn während sich die einen auf die errungenen Erfolge berufen, setzen die anderen ihre Hoffnung auf die noch kommenden Kämpfe. Aber wenn ein Vergleich der Kräfte, Gewinne und Verluste auf politischem und militärischem Gebiet gegenwärtig keine unmittelbar durchführbaren Friedensmöglichkeiten erkennen lässt, so hat der Krieg doch Mittlerweile unter den Völkern auf materiellem wie auf geistigem Gebiet derartig Trümmermassen aufgehäuft, dass zur Verhütung ihres weiteren Anwachsens jede Anstrengung aufgerufen ist, die irgendwie geeignet sein könnte, eine rasche Beendigung des Konfliktes herbeizuführen. Auch abgesehen von willkürlichen Gewaltakten und Grausamkeiten, gegen die Wir bei früheren Gelegenheiten Unsere warnende Stimme erhoben - wie Wir es heute mit noch, beschwörenderer Eindringlichkeit wiederholen auch gegenüber Drohungen noch mörderischerer Kriegsmittel - verursacht der Krieg bei der technischen Vervollkommnung der Waffen an und für sich schon den Völkern unerhörte Sorgen, Entbehrungen und Leiden. Wir denken an die tapferen Soldaten, an die Volksmassen in den Kriegszonen in besetzten Gebieten oder auch innerhalb ihrer eigenen Länder. Wir denken - und wie könnten Wir es unterlassen? - an die Gefallenen, an die Millionen von Kriegsgefangenen, an die Mütter, Frauen und Kinder, die bei aller Liebe zum Vaterland von unsäglich bitterem Kummer erfüllt sind. Wir denken an die Trennung der Ehegatten, an den Zusammenbruch des Familienlebens, an die Teuerung und Not im wirtschaftlichen Leben. Jeder Einzelne dieser Namen für Not und Trümmer besagt wieder eine Unzahl von Einzelfällen des Elends, in denen sich zusammenfindet und verdichtet, was nur je an Tränen, Bitterkeit und Qualen über die Menschheit hereingebrochen ist. .Wer müsste da nicht erschrecken vor den schweren wirtschaftlichen und sozialen Belastungsproben, die eine nahe Zukunft birgt?

33 Jahrzehntelang hat man mit einem Riesenaufwand von Studium, Geist und gutem Willen sich bemüht, eine Lösung der sozialen Fragen zu finden und zu verwirklichen. Heute müssen die Völker zusehen, wie man ihr Nationalvermögen, dessen kluge Verwaltung zugunsten des Volkswohls eine der Grundlagen bildete für die Lösung des Problems, zu Hunderten von Milliarden verwendet auf die Vernichtung von Gut und Leben.

34 Aus der geschilderten Not der Heimat erhebt sich hinter der Kriegsfront heute schon auf der. ganzen Welt eine andere ungeheure Front, die Front des Kummers und der Wunden der Familie. Schon vor Kriegsausbruch vermochten manche jetzt unter Waffen stehende Völker nicht einmal die Zahl der Gräber durch die Zahl der Wiegen auszugleichen. Heute bedroht der Krieg, weit entfernt hierin Abhilfe zu schaffen, die neuen Schösslinge der Familie mit physischem, wirtschaftlichem und sittlichem Ruin.

35 Darum möchten wir an die Lenker der Nationen Unsere väterlich mahnende Stimme richten: die Familie ist heilig! Sie ist die Wiege nicht nur der Kinder, sondern auch der Nationen, Ihrer Kraft und ihrer Ehre. Man entfremde und entferne nicht die Familie von ihrem hehren gottgewollten Ziele! Mann und Frau sollen in treuer Erfüllung ihrer Ehe und Familienpflichten am häuslichen Herd den kommenden Generationen die Fackel des körperlichen und zugleich des geistigen, des sittlichen und des christlichen Lebens weitergeben. So will es Gott. Unter der Familie sollen unter der Hut der Eltern neue charakterfeste, fähige Menschen heranwachsen, wertvolle, unbelastete Glieder der kommenden Menschheit, männlich, in frohen und in bösen Tagen, gehorsam Gott und ihren Vorgesetzten. Das ist des Schöpfers Wille. Man mache die Familie und mit ihr die Schule nicht lediglich zu einer Vorhalle für den Kampfplatz. Man trenne nicht auf die Dauer die Ehegatten voneinander. Die Kinder sollen nicht der wachsamen körperlichen und geistigen Obhut des Elternhauses entfremdet werden. Man beraube Einkünfte und Vermögen der Familie nicht ihrer Früchte.

36 Einstimmig ist der Aufschrei, der von der Front der Familien zu Uns dringt: „Gebt uns unserer friedlichen Beschäftigung zurück! Wenn euch an der Zukunft der Menschheit etwas liegt; wenn euer Gewissen vor Gott noch Wert legt. auf das, was die Namen „Vater" und „Mutter" für den Menschen bedeuten und was das wahre Glück eurer Kinder ausmacht, dann gebt der Familie ihren Frieden wieder!

37 Als Fürsprecher dieser Familienfront, von der Gott jede offene Art übelberatener und verhängnisvoller Störungen fernhalten möge, richten Wir einen innigen väterlichen Appell an die Staatsmänner und bitten sie; keine Gelegenheit ungenützt zu lassen, die den Völkern den Weg eröffnen könnte zu einem ehrenvollen Frieden der Gerechtigkeit und Mäßigung, zu einem Frieden der freien und fruchtbaren Verständigung, auch wenn er nicht in allen Punkten ihren Erwartungen entsprechen könnte. Die Gesamtfront der Familien zählt an den Kriegsfronten so viele Väter Gatten und Söhne, die in Gefahr und Entbehrung, Hoffnung und Sehnsucht den Herzschlag ihrer zweifachen Liebe spüren ,zum Vaterland und zum heimatlichen Herd. Sie wird sich klären und beruhigen, wenn man ihr neue Horizonte zeigt. Die Dankbarkeit der Menschheit und auch die Zustimmung des eigenen Volkes wird jenen edeln, hochherzigen. Staatsmännern nicht versagt sein, die nicht aus Schwäche, sondern .aus Verantwortungsbewusstsein Wege der Mäßigung und Weisheit beschreiten, wenn sie mit einer Gegenseite Fühlung nehmen, die von den gleichen Gedanken beseelt ist.

Schluss

38 In dieser Hoffnung, geliebte Söhne und Töchter, können Wir nur unsere heißen Gebete an den Vater der Erbarmungen, des Lichtes und der Weisheit richten, dass er das Aufleuchten des ersehnten Tages beschleunigen möge. „Bittet, und ihr werdet empfangen", empfahl uns der göttliche Erlöser, der Friedensfürst, der mild und demütig von Herzen uns einlädt, bei Ihm Erquickung zu suchen in unserer Mühsal und Not. Beleben wir neu in uns den Geist der Liebe. Halten wir uns bereit nach diesen ausgedehntesten, trostlosesten und blutigstem Gemetzel der Weltgeschichte mitzuarbeiten mit unserem Glauben und unseren Händen an dem erschreckend großen Werk der Heilung und des Wiederaufbaues, um aus den materiellen und moralischen Trümmerhaufen eine neue Welt zu gestalten, befriedet und geeint in Brudergesinnung, eine Welt, in der mit der Hilfe des Allmächtigen (nach den Worten des Hymnus von Fronleichnam) „alles erneuert ist, Herz, Wort und Tat".

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