Iniquis afflictisque (Wortlaut)

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Enzyklika
Iniquis afflictisque

von Papst
Pius XI.
an Unsere Ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe
und die übrigen Ordinarien, die in Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle stehen
über die bedrängte Lage der katholischen Kirche in Mexiko
18. November 1926

(Offizieller lateinischer Text: AAS 18 [1926] 465-477)

(Quelle: Übersetzt und erläutert von Prof. Dr. Heinrich von Meurers Trier 1927, S. 7-23; Druck und Verlag Paulinus-Druckerei GmbH Trier. Imprimatur Treveris, die 7 a Martii 1927 Vicarius Generalis Tilmann. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Ehrwürdige Brüder,
Gruß und Apostolischen Segen !

Einleitend

1 Als Wir gegen Ende des vergangenen Jahres im Konsistorium zu den versammelten Kardinälen sprachen, gaben Wir der Meinung Ausdruck, eine Erleichterung der ungerechten und bedrängten Lage der Katholischen Kirche in Mexiko sei einzig und allein "von einer gnädigen Hilfe des erbarmenden Gottes" zu erwarten. Auf diesen Unseren Gedanken seid Ihr bereitwillig eingegangen. Unserem öfters geäußerten Wunsche entsprechend habt Ihr ohne Zögern den Eurer Hirtensorge anvertrauten Gläubigen eindringlich ans Herz gelegt, in heißen Gebeten den göttlichen Stifter der Kirche zu bestürmen, er möge sein Volk erretten aus all diesen schweren Übeln.

2 Aus all diesen schweren Übeln sagen Wir; müssen Wir doch sehen, wie in Mexiko Unsere geliebten Kinder in blinder Wut grausam verfolgt worden sind und heute noch verfolgt werden; und das von anderen aus der gleichen Schar Unserer Kinder, die aber fahnenflüchtig geworden sind im Dienste Christi und die sich getrennt haben von dem gemeinsamen Vater aller Menschen. Wohl mögen in den ersten Zeiten der Kirche und auch später noch die Christen grausamer verfolgt worden sein, aber man hat doch bisher an keinem Orte und wohl zu keiner anderen Zeit die Rechte Gottes und seiner Kirche in solcher Weise missachtet und verletzt. Noch nie hat eine kleine Zahl von Menschen die Freiheit vieler so sehr mit allen Mitteln und mit solcher Vorsätzlichkeit und Überlegung geknebelt. Dazu gab man noch, gleichsam zur Entschuldigung all dieser Willkür, diesen Machenschaften den Schein einer gewissen Gesetzlichkeit.

3 Keine Bruderliebe kannte man mehr mit den eigenen Volksgenossen, keine Rücksicht nahm man auf eine ruhmreiche Vergangenheit. In dieser Bedrängnis habt Ihr private Gebete und öffentliche Sühnefeiern angeordnet und abhalten lassen. Deshalb wollen Wir Euch und all Euren Gläubigen feierlich einen Beweis Unserer herzlichen Dankbarkeit geben. Dabei bleibt es aber von der größten Bedeutung, keinen Augenblick von den so heilsam begonnenen Gebeten abzulassen. Ganz im Gegenteil; mit noch größerem Eifer sollen dieselben fortgesetzt werden. Es ist ja nicht in Menschenhand gegeben, das Denken und Trachten der Menschen umzuwandeln und dadurch unglückliche und bittere Zeiten zum Heile der menschlichen Gesellschaft zu lenken und zu leiten. Das liegt vielmehr in Gottes Hand. Er allein kann solcher Bedrängnis ein Ende bereiten und ein bestimmtes Ziel setzen. Die mexikanische Regierung hat nun zwar in unauslöschlichem Religionshass ihre gottlosen Gesetze noch schärfer und noch härter durchgeführt. Glaubt aber deshalb nicht, Ehrwürdige Brüder, die bisher abgehaltenen Sühnegebete seien ohne Erfolg geblieben. Durch diese Gebete ist auf die Geistlichkeit und auf das ganze katholische Volk in jenen Gegenden ein reicher Segen göttlicher Gnaden herabgeflossen. Das Volk wurde gestärkt zu geduldigem Widerstand. Es gab ein leuchtendes Beispiel und wurde zu einem erhabenen Schauspiel. So tun Wir nur recht, wenn Wir selbst durch eine feierliche Botschaft in der Kraft Unserers Apostolischen Amtes dasselbe vor aller Welt auf den Leuchter erheben.

4 An dem Tage, da Wir im vergangenen Monate den so zahlreichen Märtyrern der französischen Revolution die Ehren der Seligsprechung zuerkannten, eilten Unsere Gedanken ganz von selbst zu den Katholiken Mexikos. Diese sind ja von den gleichen Entschlüssen und dem gleichen Willen beseelt wie jene Märtyrer; von dem einen Gedanken nämlich: sich um keinen Preis von der Einheit der Kirche und der Autorität des Apostolischen Stuhles zu trennen und jeder Willkür und jeder fremden Gewalt Widerstand zu leisten. O leuchtende Zier der göttlichen Braut Christi! Nie hat es dieser im Laufe der Jahrhunderte an edlen und hochgesinnten Kindern gefehlt, die bereit waren, für die Freiheit des heiligen Glaubens zu kämpfen, zu leiden und zu sterben.

Die Verfolgung der Kirche in Mexiko

5 Es ist nicht notwendig, Ehrwürdige Brüder, die traurige Lage der Kirche in Mexiko weiter zurückgreifend zu verfolgen. Es mag genug sein zu erwähnen, dass in neuerer Zeit die so häufigen bürgerlichen Unruhen meist auch in Religionsstörung und Kirchenverfolgung ausarteten. So war es besonders in den Jahren 1914 und 1915. Die Barbarei vergangener Zeiten schien in den Menschen wieder lebendig geworden zu sein, die damals gegen den Welt- und Ordensklerus, gegen die gottgeweihten Jungfrauen, gegen die heiligen Orte und Gegenstände vorgingen. So wild und so roh war der Kampf, dass sie vor keinem Unrecht, vor keiner Schandtat und vor keiner Grausamkeit zurückschreckten.

6 Allgemein bekannt geworden ist auch die unwürdige Behandlung der nach Mexiko entsandten Apostolischen Delegaten. Wir selbst haben ja öffentlich dagegen Beschwerde erhoben, und die Tageszeitungen haben ausführlich darüber berichtet. So wollen Wir jetzt vor Euch nicht mehr lange klagen. Unter Verachtung jeglicher Gerechtigkeit, jeder Treue und jeder menschlichen Gesittung wurde einer von ihnen des Landes verwiesen, ein zweiter, der aus Gesundheitsrücksichten gerade außerhalb der Landesgrenzen weilte, an der Rückkehr verhindert, ein dritter wurde ebenso feindselig behandelt und zur Abreise gezwungen.

Welcher Schimpf und welche Schmach wurde dadurch ihrer erzbischöflischen Würde und ihrem ehrenvollen Amte, vor allem aber Unserer Person, deren Vertreter sie sind, angetan! Dabei wollen wir gar nicht erwähnen, dass niemand geeigneter gewesen wäre zur Vermittlung und Wiederherstellung des Friedens als diese erhabenen Männer.

Die politische Verfassung von 1917

7 All das ist bitter und schwer. Was Wir aber jetzt erwähnen wollen, Ehrwürdige Brüder, das steht im schärfsten Gegensatz zu den Rechten der Kirche und bringt den Katholiken jener Länder den schwersten Schaden.

8 Zuerst wollen Wir das Gesetz prüfen, das im Jahre 1917 erlassen wurde und das kurz die politische Verfassung der Vereinigten Staaten von Mexiko genannt wird. In unserer Sache wurde da die Trennung von Kirche und Staat festgelegt. Der Kirche wurde die rechtliche Persönlichkeit genommen; sie hat keine Rechte mehr und kann auch in Zukunft keine erwerben. Der Gottesdienst und die äußere Kirchenzucht werden dem Machtbereich der bürgerlichen Behörden unterstellt. Die Priester werden den freien und arbeitenden Berufen vollkommen gleichgestellt, nur mit dem einen Unterschied, dass sie geborene Mexikaner sein müssen und dass sie eine bestimmte von den Gesetzgebern der einzelnen Staaten festgesetzte Zahl nicht überschreiten dürfen. Ja, ihnen werden die staatlichen und bürgerlichen Rechte entzogen, wie das sonst nur mit Verbrechern und Geisteskranken zu geschehen pflegt. Dazu kommt die Vorschrift, dass sie im Verein mit zehn Bürgern den Staatsbehörden mitteilen müssen, wenn sie ein geistliches Amt angetreten haben oder wenn sie versetzt worden sind. Es wird verboten Ordensgelübde abzulegen. Orden und religiöse Genossenschaften darf es in Mexiko nicht geben. Öffentlicher Gottesdienst darf nur innerhalb der Kirchen und unter Beaufsichtigung durch die bürgerlichen Behörden abgehalten werden.

Die Kirchen gehen in das Eigentum der Nation über. Damit werden die Wohnungen der Bischöfe und der Domherren, die Seminarien, die Ordenshäuser, die Krankenhäuser und alle übrigen Gebäude, die der christlichen Nächstenliebe dienen, dem Eigentum der Kirche entzogen. Die Kirche behält überhaupt keinen Besitz mehr. Alle Güter, die sie zur Zeit des Erlasses dieses Gesetzes besaß, gehen in das Eigentum der Nation über. Jedem einzelnen wird das Recht eingeräumt, anzugeben, was noch durch Mittelspersonen kirchlicher Besitz ist. Als Beweis für solche Angaben erklärt das Gesetz die bloße Rechtsvermutung für hinreichend. Die Diener der Kirche können nichts durch Erbschaft erwerben, als das, was ihnen von den nächsten Anverwandten hinterlassen wird. Der Kirche wird keinerlei Gewalt über die christlichen Ehen zuerkannt. Diese werden infolgedessen nur dann als gültig angesehen, wenn sie nach bürgerlichem Rechte gültig sind.

9 Die Lehrfreiheit wird zwar grundsätzlich gewährt, aber nur unter der Bedingung, dass Priester und Ordensleute keine Privatschulen errichten und leiten dürfen, und dass der gesamte Religionsunterricht, auch in den Privatschulen, religionslos ist. Ebenso wurde verordnet, dass alle Zeugnisse, die von der Kirche über die in ihren Schulen gemachten Studien ausgestellt werden, für den Bereich des öffentlichen Lebens völlig wertlos sind.

Urteil über dIe Urheber dieser Gesetze

Diejenigen, Ehrwürdige Brüder, die solche Gesetze gaben, die sie billigten und in Kraft setzten, die wussten entweder nicht, dass die Kirche eine vollkommen selbständige und unabhängige Gesellschaft ist; sie wussten nicht, dass sie von Christus, dem Erlöser und König aller Menschen, zum Heile der menschlichen Gesellschaft gegründet wurde; sie wussten nicht, dass die Kirche von Gott selbst volle Freiheit zur Ausübung ihres Amtes erhalten hat. Aber eine solche Unwissenheit kann man doch im zwanzigsten Jahrhundert nach Christus, in einem katholischen Volke und unter Getauften kaum für möglich halten. Oder jene Menschen meinten, stolzen und betörten Sinnes, sie könnten "das Haus des Herrn, das fest gebaut ist und sicher gegründet steht auf Felsengrund" herabstürzen und vernichten. Oder aber es brannte in ihnen die unauslöschliche Begier, der Kirche um jeden Preis zu schaden.

Die Stellungnahme der Bischöfe zu den Gesetzen

10 Wie konnten die Erzbischöfe und Bischöfe Mexikos nach Veröffentlichung eines so feindlichen Gesetzes schweigen? Schon bald nachher erhoben sie in einem versöhnlich gehaltenem Schreiben kraftvoll und nachdrücklich Einspruch. Diese Verwahrung fand die Billigung Unseres unmittelbaren Vorgängers; die Bischöfe einzelner Nationen sprachen gemeinsam, die übrigen fast alle einzeln. ihre Zustimmung aus. Wir selbst bekräftigten den Schritt in einem Trostschreiben, das Wir am 2. Februar dieses Jahres an alle Bischöfe Mexikos richteten. Inzwischen hofften die Bischöfe, nach dem ersten Ansturm werde eine gewisse Beruhigung eintreten; sie hegten die Zuversicht, die Leiter der Republik würden einsehen, ein wie großer Schaden und welch schwere Gefahren dem ganzen Volke aus den die Freiheit der Kirche beschränkenden Abschnitten des Gesetzes erwachsen würde. Um des Friedens willen, so meinten sie, werde man zu einem erträglichen Zusammenleben kommen, dadurch dass man von der praktischen Durchführung aller oder doch der meisten dieser Gesetze Abstand nehme. Dementsprechend rieten die Oberhirten zur Milde.


11 Klerus und Volk brachten eine unendliche Geduld auf. Aber dennoch entschwand jede Hoffnung auf eine Wiederherstellung des Friedens.

Das Gesetz vom 2. Juli 1926

Am 2. Juli dieses Jahres veröffentlichte der Präsident der Republik ein Gesetz, durch das der Kirche sozusagen der letzte Rest von Freiheit genommen wird. Die Ausübung des heiligen Dienstes wird in einem solchen Maße behindert, dass sie gleich wie ein Staatsverbrechen mit den härtesten Strafen geahndet wird. Wir können es kaum aussprechen, Ehrwürdige Brüder, wie sehr Uns ein solcher Missbrauch der Staatsgewalt zu Herzen geht. Wer da Gott, unseren Schöpfer und liebevollen Erlöser, seiner Pflicht entsprechend verehrt; wer den Geboten seiner heiligen Mutter der Kirche gehorsam ist; der wird, der wird, so sagen Wir, wie ein Frevler und Übeltäter behandelt; der wird seiner einfachsten bürgerlichen Rechte beraubt; der wird mit den Verbrechern in die öffentlichen Gefängnisse geworfen. Wie treffend passt doch auf jene, die an all diesem schuld sind, das Wort Christi Jesu, unseres Herrn, an die Hohenpriester: "Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis" (Lk 22, 53).

12 Dieses neuere von den beiden Gesetzen ist nun nicht nur, wie sie es behaupten, eine einfache Erklärung des älteren, vielmehr bringt es eine bedeutendere Verschlechterung und macht die Lage bei weitem unerträglicher.

Die Kampfesweise der Gegner

Dazu betreiben der Präsident und die Minister der Republik selber die Ausführung der beiden Gesetze mit den stärksten Druckmitteln. Keinem der Leiter der einzelnen vereinigten Staaten, keiner Behörde und keinem Offizier gönnen sie Ruhe in der Verfolgung der Katholiken. Ja, mit der Verfolgung allein sind sie noch nicht zufrieden. Auch Schmähung und Verhöhnung stellen sie in ihren Dienst. Vor allem Volke klagen sie die Kirche an. In der Öffentlichkeit halten sie Reden, die voll sind von schamlosen Lügen. Dabei machen sie den Unsrigen jede Gegenrede und jeden Widerspruch durch Niederschreien und Niederzischen unmöglich. Auch in Zeitungen und Zeitschriften säen sie Feindschaft aus gegen die katholische Wahrheit und gegen jede Arbeit für die katholische Sache.

13 In der ersten Zeit wurde den Unsrigen wenigstens die Möglichkeit gelassen, in den Tageszeitungen durch Darlegung der Wahrheit und durch Zurückweisung der falschen Behauptungen in etwa die Kirche zu verteidigen und zu schützen. Jetzt aber ist es diesen Bürgern, in deren Herzen die Liebe zum Vaterlande brennt, verboten, für die Freiheit des angestammten Glaubens und für freie Ausübung des Gottesdienstes ihre Stimme zu erheben, und wäre es auch nur zu fruchtlosem Wehklagen. Dafür aber werden Wir, Ehrwürdige Brüder, Wir werden Unsere Stimme erheben, weil Uns das Gewissen Unseres Apostolischen Amtes dazu treibt. Von seinem gemeinsamen Vater soll es der gesamte katholische Erdkreis hören, mit welchem Unvermögen und mit welch zügelloser Willkür die Gegner vorgegangen sind, und wie auf der anderen Seite Bischöfe und Priester, Ordensleute und Laien in heldenhafter Tugend ein leuchtendes Beispiel standhafter Festigkeit gegeben haben.

Die einzelnen Maßnahmen der Verfolger

14 Alle nichteinheimischen Priester und Ordensleute werden verjagt. Die Anstalten zur christlichen Erziehung von Knaben und Mädchen werden geschlossen, wenn sie einen christlichen Namen tragen oder wenn sie ein religiöses Bild oder eine Statue ihr eigen nennen. Ebenso wurden viele Seminarien, Schulen, Krankenhäuser, Klöster und kirchliche Gebäude geschlossen. In fast allen Einzelstaaten wird eine genaue Zahl von Priestern festgesetzt zur Ausübung des heiligen Dienstes. Diese ist so niedrig wie nur möglich gehalten. Die so verbleibenden Priester werden aber nur dann zu den heiligen Verrichtungen zugelassen, wenn sie sich bei der Regierung haben einschreiben lassen und von ihr die Genehmigung erhalten haben. An einzelnen Stellen wurden für die Ausübung des heiligen Amtes Bedingungen gestellt, über die man nur lachen könnte, wenn es sich nicht um eine so traurige Sache handelte. So wurde z. B. vorgeschrieben, die Priester müssten ein bestimmtes Alter haben; es wurde gefordert, sie müssten in bürgerlicher Ehe verheiratet sein. Es wurde verboten, anders zu taufen als nur mit fließendem Wasser. In einem der vereinigten Staaten wurde verordnet, es dürfe nur ein einziger Bischof innerhalb der Staatsgrenzen sein. Damit mussten zwei Bischöfe aus ihren Diözesen in die Verbannung gehen. Andere Bischöfe wurden durch die ganzen Verhältnisse gezwungen, ihren Sitz zu räumen; einige wurden vor den Richter geschleppt; mehrere wurden verhaftet, während andere nahe vor der Verhaftung stehen.

15 Alle Mexikaner, die in der Kinder- und Jugenderziehung tätig sind, oder die öffentliche Ämter bekleiden, wurden gefragt, ob sie treu zum Präsidenten hielten und ob sie den Kampf gegen die katholische Kirche billigten. Alle wurden gezwungen, wollten sie dem Verlust ihres Amtes entgehen, im Verein mit Soldaten und Arbeitern einen Umzug mitzumachen, der von einer soziaIistischen Vereinigung, dem sog. mexikanischen Arbeiterbund, veranstaltet wurde. Dieser Umzug wurde an einunddemselben Tage in der Stadt Mexiko und in vielen anderen Städten abgehalten. Bevor er sich auflöste, hielt man gottlose Reden an das Volk. Die ganze Sache hatte nur den einen Zweck, die Kirche zu schmähen und der Handlungsweise und dem ganzen Vorgehen des Präsidenten durch einen lärmenden Umzug Beifall und Zustimmung zu spenden.

16 Doch blieb die Willkür und die Rohheit der Kirchenfeinde hierbei nicht stehen. Männer und Frauen wurden vor Gericht gestellt und in Haft genommen, wenn sie die Sache der Religion und der Kirche durch Reden oder durch Verteilung von Flugblättern und Broschüren verteidigten. Ebenso wurden ganze Kollegien von Domherren ins Gefängnis geworfen, wobei die Greise sogar auf Tragbahren befördert werden mussten. Priester und Laien wurden an Straßenecken, auf Plätzen und Straßen, in der Umgebung der Kirchen erbarmungslos umgebracht. Möchten doch jene, die an diesen ungezählten grausamen Verbrechen schuld sind, endlich einmal zur Besinnung kommen; möchten sie unter Tränen der Reue zum allerbarmenden Gott ihre Zuflucht nehmen! Dies Gebet ist auch nach Unserer festen Überzeugung die edle Rache, die all Unsere so ungerecht hingemordeten Söhne an ihren Mördern nehmen.

Der Widerstand des Klerus und des Volkes

17 Jetzt dürfte es noch angebracht sein, Ehrwürdige Brüder, in einigen wenigen Zügen darzulegen, wie die Bischöfe, die Priester und die Gläubigen in Mexiko "in die Breschen gesprungen sind, wie sie ein Mauerwerk gezogen haben um das Haus Israel und wie sie fest standgehalten haben im Kampfe" (Ez 13, 5).

18 Es war ja gar kein Zweifel, dass die Bischöfe Mexikos in voller Einmütigkeit alles ihnen nur immer Mögliche versuchen würden, um die Freiheit und die Würde der Kirche zu schützen. Zunächst klärten sie in einem gemeinsamen Hirtenbrief das Volk auf. Mit Leichtigkeit konnten sie dasselbe überzeugen, dass der Klerus den Staatenlenkern gegenüber allezeit friedlich, klug und geduldig gehandelt habe; ja, dass er selbst weniger gerechte Gesetze mit großer Nachgiebigkeit hingenommen habe. Dann legten sie dem Volke die Lehre von der göttlichen Verfassung der Kirche dar und ermahnten dasselbe an seine Pflicht, standhaft in der heiligen katholischen Religion auszuharren und "Gott mehr zu gehorchen als den Menschen" (Apg 5, 29), sooft Gesetze erlassen werden, die ebenso sehr gegen den Begriff und den Namen eines wahren Gesetzes verstoßen, als sie mit der Verfassung und der Lebensbetätigung der Kirche in Widerspruch stehen.

19 Nachdem dann das neue kirchenfeindliche Gesetz vom Präsidenten der Republik erlassen worden war, erhoben sie in einem zweiten gemeinsamen Hirtenschreiben öffentlich Einspruch und gaben folgende Erklärungen ab: ein solches Gesetz annehmen, heiße die Kirche dem Staate verschreiben und sie zur Sklavin der Staatsbehörden machen, besonders da es ganz klar war, dass diese von ihrem Beginnen nicht ablassen würden. Es sei deshalb besser, die öffentliche Ausübung des Gottesdienstes zu unterlassen. Somit sei der öffentliche Gottesdienst, der ohne priesterliche Mitwirkung nicht gehalten werden könne, in allen Kirchen ihrer Diözesen vom 31. Juli, dem Tage des Inkrafttretens des Gesetzes an, vollständig einzustellen. Dann hatte die Regierung verordnet, die Kirchen und die heiligen Gebäude überall der Obhut solcher Laien anzuvertrauen, die vom Stadtoberhaupt ernannt wären; zugleich hatte sie streng verboten, sie den von den Bischöfen und Priestern hierzu bestimmten und beauftragten Laien zu übergeben. Das Eigentum an diesen Gebäuden wurde von den kirchlichen auf die weltlichen Behörden übertragen. Dementsprechend untersagten die Bischöfe fast überall den Gläubigen, eine derartige Ernennung von der bürgerlichen Verwaltung anzunehmen und die Kirchen, die ja nicht mehr der Verfügung der kirchlichen Obrigkeit unterstanden, zu betreten. An einzelnen Stellen wurde den örtlichen Verhältnissen entsprechend eine andere Regelung getroffen.

20 Glaubt aber nicht, Ehrwürdige Brüder, die Bischöfe Mexikos hätten auch nur eine Gelegenheit oder auch nur eine Möglichkeit zur Beruhigung und zur Einigung der Gemüter vorübergehen lassen, obwohl sie einem guten Ausgang misstrauten, ja vollständig daran verzweifelten. So ist bekannt, dass die Bischöfe, die in der Stadt Mexiko gleichsam ihre Mitbrüder vertreten, einen sehr liebenswürdigen und verbindlichen Brief an den Staatspräsidenten richteten zugunsten des Bischofs von Huejutla, der in unwürdiger Weise unter großem Aufgebot von Soldaten gefangen in die Stadt Pachuka gebracht, worden war. Aber ebenso bekannt ist, dass der Präsident eine sehr erregte und gehässige Antwort gab. Dann hatten sich einige hervorragende Persönlichkeiten im Interesse des Friedens für eine Aussprache zwischen dem Präsidenten und dem Erzbischof von Morelia und dem Bischof von Tabasco eingesetzt. Es kam auch eine lange und eingehende Aussprache über alI die wichtigen Fragen zustande; sie verlief aber völlig erfolglos. Ebenso überlegten die Bischöfe, ob sie von der höchsten gesetzgebenden Körperschaft die Außerkraftsetzung der den Rechten der Kirche entgegenstehenden Gesetze fordern sollten, oder ob sie vielmehr, wie auch schon früher, den Zustand geduldig ertragen und passiven Widerstand leisten sollten. Aus den verschiedensten Gründen mussten sie zwar annehmen, dass die Vorlage einer Bittschrift kaum Erfolg haben würde. Dennoch legten sie eine solche vor; diese war von katholischen Rechtsgelehrten sorgfältig ausgearbeitet und von den Bischöfen reiflich erwogen worden. Viele Bürger beiderlei Geschlechts waren ihr infolge der eifrigen Tätigkeit der Liga zur Verteidigung der religiösen Freiheit, von der Wir später noch sprechen werden, durch ihre Unterschrift beigetreten.

21 Doch die Bischöfe hatten richtig vorhergesehen, wie es kommen würde. Die Nationalversammlung wies die ihr vorgelegte Bittschrift mit allen gegen eine einzige Stimme zurück, mit der Begründung, die Bischöfe hätten nicht mehr das Recht einer juristischen Persönlichkeit, sie hätten zum Papste ihre Zuflucht genommen und hätten die Gesetze der Nation nicht anerkannt. Was blieb da den Bischöfen anders übrig, als zu beschließen, an ihrer eigenen und des Volkes Stellungnahme nichts zu ändern, bis die ungerechten Gesetze zurückgezogen seien? Wohl mögen nun die Leiter der Vereinigten Staaten auch weiterhin ihre Gewalt und die wunderbare Geduld der Bürger missbrauchen, wohl mögen sie noch Schwereres für den Klerus und das Volk von Mexiko ersinnen: wie wollen sie aber Menschen überwinden und niederzwingen, die bereit sind, alle Grausamkeiten zu ertragen für das eine Ziel, dass ja nicht eine Ordnung eintrete, aus der die Sache der katholischen Freiheit Schaden leidet?

Die Standhaftigkeit des Klerus

22 Die hervorragende Standhaftigkeit der Bischöfe ahmten die Priester während all der beschwerlichen Zwischenfälle des Kampfes in wunderbarer Weise nach und ließen sie gleichsam noch einmal zur Wirklichkeit werden, Ihr herrliches Tugendbeispiel hat Uns überreichen Trost gebracht, und so wollen Wir es vor dem ganzen katholischen Erdkreis mit Lob erheben, "denn sie sind dessen würdig" (Offb 3, 4). Aus all den Priestern, deren es dort ungefähr 4000 gibt, ist nur ein oder anderer elend seiner Pflicht untreu geworden; und das, obwohl in Mexiko alle Mittel angewandt worden sind und obwohl alle Versuche und Belästigungen der Gegner am allermeisten darauf hinzielten, den Klerus und das Volk zum Abfall von ihren Bischöfen und von Unserem Apostolischen Stuhle zu bringen. Wenn Wir das erwägen, dann dürfen Wir auch für die Zukunft vom mexikanischen Klerus alles erwarten.

23 Die Diener des Heiligtums halten unter sich treu zusammen; ehrfürchtig und mit Freuden gehorchen sie den Anordnungen ihrer Bischöfe, obwohl das meistens nur unter großen Nachteilen möglich ist. Sie müssen sich vom Dienste des Altares unterhalten und leben in sehr gedrückten Verhältnissen; da die Kirche nun keine Mittel für ihren Unterhalt hat, ertragen sie standhaft Armut und Bedürftigkeit. In der Stille bringen sie das heilige Opfer dar und sorgen nach Kräften für die geistlichen Bedürfnisse ihrer Gläubigen. In ihrer Umgebung entfachen und nähren sie die Flamme der Frömmigkeit. Durch ihr Beispiel, durch ihren Rat und ihre mahnenden Worte erheben sie die Herzen ihres Volkes zu immer Höherem und stärken die Seelen zu geduldigem Aushalten. Kann man sich da wundern, dass sich der Hass und die Wut der Gegner zuerst und mit besonderer Stärke gegen die Priester wandten? Diese ertrugen aber ohne Zögern, wo immer es nötig war, Gefängnis und selbst den Tod heiteren Blickes und tapferen Sinnes. Die Meldungen der letzten Tage müssen uns aber vollends mit Abscheu erfüllen vor den ungerechten Gesetzen, die Wir oben erwähnt haben, und zeigen uns zugleich einen Abgrund von Gottlosigkeit: unvermutet überrascht man die Priester, wenn sie in ihren eigenen oder fremden Häusern das heilige Messopfer feiern. Das allerheiligste Sakrament wird dabei schmählich verunehrt und die Priester ins Gefängnis geworfen.

Das Verhalten der Gläubigen

24 Nicht genug werden Wir auch jemals die tapferen Gläubigen Mexikos rühmen können. Sie haben tief erfasst, wie wichtig es ist, dass ihre katholische Nation in den heiligsten und wichtigsten Dingen, wie es der Dienst Gottes, die Freiheit der Kirche und die Sorge für das ewige Heil der Seelen sind, nicht von der Willkür und der Verwegenheit einiger weniger abhängt, sondern dass das Volk endlich durch Gottes Güte nach gerechten Gesetzen regiert werde, die mit den Naturgesetzen und mit dem göttlichen und kirchlichen Rechte in Einklang stehen.

Die katholischen Vereinigungen

25 Ein ganz einzigartiges Lob erteilen Wir den katholischen Vereinigungen, die in den gegenwärtigen Gefahren gleichsam als schützende Legionen dem Klerus zur Seite stehen, Ihre Mitglieder sorgen, soweit es nur in ihren Kräften steht, für die Ernährung und den Unterhalt der Priester, sie wachen über die heiligen Gebäude, sie unterrichten die Kinder in der christlichen Lehre und wie sorgsame Wachtposten halten sie Ausschau und geben den Priestern Nachricht, damit ja niemand des priesterlichen Beistandes entbehren muss. Das soll im allgemeinen gesagt sein; doch wollen Wir über die vorzüglicheren Vereinigungen noch einiges hinzufügen. Denn alle einzelnen sollen wissen, dass der Statthalter Christi ihr Verhalten billigt und mit dem höchsten Lobe auszeichnet.

26 Beginnen wollen Wir mit der Gesellschaft der Kolumbusritter. Diese erstreckt sich über die ganze Republik. Sie ist sehr glücklich aus tätigen und arbeitsfreudigen Männern zusammengesetzt. Gewandtheit in weltlichen Dingen, offenes Bekenntnis des Glaubens und großer Eifer im Dienste der Kirche zeichnen die Mitglieder aus. Die Gesellschaft fördert vornehmlich zwei Werke, die in der Gegenwart von der größten Bedeutung sind: zunächst den Bund der Familienväter des ganzen Landes. Dieser verfolgt das Ziel, für die katholische Erziehung der Kinder zu sorgen. Er verteidigt auch das Recht der katholischen Eltern auf freie Erziehung ihrer Kinder und auf geordneten und ausreichenden Religionsunterricht, wo die Kinder die öffentlichen Schulen besuchen. Außerdem fördert die Gesellschaft noch die Liga zur Verteidigung der religiösen Freiheit. Diese wurde zu einer Zeit gegründet, als es schon klar auf der Hand lag, dass der katholischen Sache in jenen Gegenden eine unabsehbare Menge von Unheil bevorstehe. Die Liga ist über die ganze Nation verbreitet; die Mitglieder arbeiten einträchtig und ausdauernd daran, alle Katholiken fest zusammenzuschließen, sie aufzuklären und auf diese Weise dem Gegner eine wohlgeordnete Kampfreihe entgegenzustellen.

27 Nicht weniger als die Kolumbusritter haben sich zwei andere Vereinigungen um Kirche und Vaterland verdient gemacht und tun es auch heute noch; diesen beiden liegt nach ihren Satzungen die besondere Sorge für die katholische soziale Aktion ob: der katholische Jugendverband Mexikos und der katholische Verband der Mütter Mexikos. Beide Vereinigungen fördern außer ihrer Sonderaufgabe die Ziele der Liga zur Verteidigung der religiösen Freiheit, die Wir schon erwähnt haben, und sorgen überall für deren Verbreitung. Einzelheiten wollen Wir hier nicht nachgehen; nur eines wollen Wir Euch nicht vorenthalten, Ehrwürdige Brüder, dass alle Mitglieder dieser Vereinigungen, Männer und frauen, keine Spur von Furcht kennen. Vor keiner Gefahr schrecken sie zurück. Ganz im Gegenteil, sie suchen die Gefahren auf, und es ist ihnen eine Freude, wenn sie eine Grausamkeit vom Feinde erdulden können. O erhabenes Schauspiel, das der Welt gegeben wird, Engeln und Menschen! O herrliche Taten, die ewigen Lobpreises würdig sind! Oben haben Wir es schon erwähnt: viele, ja sehr viele aus den Kolumbusrittern, von den Führern der Verteidigungsliga, viele Frauen und Jünglinge, wurden in fesseln geworfen, sie wurden unter Militäraufgebot über die Straßen geschleppt, sie wurden in schmutzige Gefängnisse gesperrt, sie wurden hart behandelt und zu Strafen und Geldbußen verurteilt. Ja noch mehr, Ehrwürdige Brüder, einige von diesen Knaben und Jünglingen - kaum können Wir Uns der Tränen enthalten - gingen freudig in den Tod, den Rosenkranz in der Hand und Christus dem König zujubelnd. Unseren Jungfrauen, die in den Kerkern gefangen gehalten werden, fügte man die schmählichsten Unbilden zu; das wurde dann noch weit und breit bekannt gemacht, um die übrigen von ihrer Pflicht abzuschrecken.

Schluss

28 Ehrwürdige Brüder! Wann der allmächtige Gott all diesen Bedrängnissen ein Ziel und ein Ende setzen wird, kann niemand vermuten oder auch nur in seinen Gedanken vorherberechnen. Das eine aber wissen Wir, dass doch endlich einmal der Tag kommen wird, an dem die mexikanische Kirche Ruhe bekommen wird nach all diesen gehässigen Verfolgungen; das Wort Gottes lehrt uns ja: "Es gibt nicht Weisheit und nicht Einsicht, noch gibt es Rat dem Herrn gegenüber" (Spr 21, 30). Nie werden auch die Pforten der Hölle die unbefleckte Braut Christi überwältigen (Mt 16, 18).

29 Die Kirche ist ja zur Unsterblichkeit geboren; am Pfingsttage trat sie bereichert durch das Licht und die Gnadengaben des Heiligen Geistes aus der Verborgenheit des Abendmahlssaales heraus in das Leben der Menschen. Was hat sie im Laufe dieser 20 Jahrhunderte unter allen Völkern der Welt anders getan, als dass sie nach dem Beispiel ihres göttlichen Stifters "Wohltaten spendend einherging" (Apg 10, 38)? Alle diese so mannigfachen Wohltaten hätten der Kirche die Liebe aller Menschen erwerben müssen; aber das Gegenteil ist eingetreten, wie es übrigens der göttliche Meister so klar verkündet hatte (Mt 10, 17-25). Zu manchen Zeiten hat das Schifflein Petri bei günstigem Winde einen herrlichen und ruhmreichen Kurs genommen; zeitweise schien es auch von den sich auftürmenden Fluten überwältigt, fast in den Abgrund gezogen zu werden; aber wird es denn nicht von jenem göttlichen Steuermann gelenkt, der gerade zu rechter Stunde die sich auftürmenden Wogen und die stürmenden Winde beruhigen wird? All die Verfolgungen, unter denen die Kirche zu leiden hat, weiß Christus, dem ja alles möglich ist, zum Heile der Kirche zu wenden. Das ist gerade nach dem Zeugnis des heiligen Hilarius die Eigenart der Kirche, "dass sie dann siegt, wenn sie verletzt wird, dass sie dann verstanden wird, wenn ihr Schwierigkeiten gemacht werden, dass sie dann Erfolge erringt, wenn sie verlassen wird" (Hilarius von Poitiers, Über die heiligste Dreifaltigkeit. Buch 7, Kap. 4. Patr. lat. 10, 202).

30 Wütend kämpfen im ganze Gebiete von Mexiko die Kirchenverfolger gegen ihre Brüder und Mitbürger, die keines anderen Verbrechens als der treuen Befolgung der Gebote Gottes schuldig sind. Möchten sie doch die Geschichte ihres Vaterlandes mit vorurteilsfreiem Blick eingehend betrachten! Dann könnten sie nicht anders, als rückhaltlos anerkennen, dass in ihrem eigenen Vaterlande alle menschliche Bildung, alle edle Menschlichkeit, alles Gute und Schöne ohne jeden Zweifel von der Kirche gekommen ist. Allgemein bekannt ist ja, was die Priester und besonders die Ordensleute in der ersten Zeit nach Einführung des Christentums in jenen Ländern geleistet haben. Sie, die heute so undankbar und so hart behandelt werden, hatten damals mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen. Die neuen Ansiedler waren erfasst von allzu großer Gier nach Gold, und die Eingeborenen standen ihnen in ihrer Wildheit feindlich gegenüber. In unverdrossener Arbeit erreichten aber jene Priester, dass der katholische Gottesdienst mit all seiner Schönheit und dass die Wohltaten des katholischen Glaubens in den weiten Gegenden heimisch wurden. In großer Zahl entstanden die Werke der christlichen Liebe; Schulen und Lehranstalten wurden errichtet, um die Einwohner in den Elementarfächern, in den heiligen und weltlichen Wissenschaften, in den freien Künsten und in den Handwerken zu unterrichten.

31 Zum Schlüsse wollen Wir, Ehrwürdige Brüder, Unsere Liebe Frau von Guadalupe, die himmlische Patronin des mexikanischen Volkes, flehentlich bitten, sie möge des Unrechtes vergessen, das auch ihr zugefügt wurde, und sie möge durch ihre Fürbitte ihrem Volke Frieden und Eintracht wiedergeben. Sollte aber nach Gottes unerforschlichem Ratschluss dieser so ersehnte Tag noch in ferner Zukunft liegen, dann möge sie die Herzen der mexikanischen Gläubigen mit allem Troste erfüllen und möge ihnen Kraft geben zu weiterem Kampfe für das freie Bekenntnis ihrer Religion.

32 Als Unterpfand himmlischer Gnaden und als Zeichen Unseres väterlichen Wohlwollens erteilen Wir Euch, Ehrwürdige Brüder, und im besonderen denen von Euch, die an der Spitze der mexikanischen Diözesen stehen, wie auch Eurer gesamten Geistlichkeit und Eurem Volke aus liebendem Herzen den Apostolischen Segen.

Gegeben zu Rom, bei St. Peter, am 18, November 1926,
im fünften Jahre Unseres Pontifikates.
Pius XI. PP.

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