Labyrinth: Unterschied zwischen den Versionen

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(Labyrinthe)
 
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== Labyrinthe ==
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Es gibt verschiedene Darstellungen, die aufgrund der Nicht-Deutbarkeit des Betrachters, als schön gepriesen werden. Dazu zählt das '''Labyrinth'''. Labyrinthe sind Darstellungen, wie ein Geschöpf sich auf sich selbst konzentriert, statt auf Gott und den Nächsten.
  
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Der Mensch wurde von Gott in der Weise geschaffen, dass seine zwei Augen von ihm selbst wegschauen. Diese menschliche Konstitutionsweise zeigt  das natürliche Hingeordnetsein auf den Nächsten. Für die Gewissenserforschung ist es jedoch notwendig, sich selbst geistig anzuschauen, um das Leben gottgefälliger einzurichten und zu ordnen. Ein Labyrinth hingegen, ist eine Darstellung, die den Betrachter zur Mitte des eigenen Ichs führt, wodurch keine Gewissenserforschung beabsichtigt wird, sondern eine Selbstherrlichkeit entfachet wird.
  
[[Bild:LabXR.jpg]]
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Das Labyrinth ist ein ausgereiftes Werk, das versinnbildet, wie der Mensch, die von Gott geschenkten Vermögen bespiegelt, um sich darin zu ergötzen. Die „Stärkung“, die .er darin erfährt, besteht in der Aufflammung des eigenen Stolzes, der Auflehnung gegen höher Gestellte und der Niedrigerachtung des Nächsten. Deshalb ist es leicht verständlich, dass solche Darstellungen sich in heidnischen Kulturen finden. Dass es in der Kirche solche Darstellungen gegeben hat, zeigt das Musterbeispiel von Chartres. In gotischen Kathedralen beabsichtigte man durch hohe Säulen das Himmelsgewölbe darzustellen und durch ein Bodenlabyrinth die Hölle, auf die es zu treten gelte. Jedoch verschwanden solche Darstellungen fast gänzlich.
Labyrinthe sind keine Irrgärten - Labyrinthe führen immer zum Ziel, sie führen zur Mitte. Als archetypisches Symbol sind Labyrinthe seit Menschengedenken Hilfen zur Meditation und zur Feier wichtiger Wendepunkte im Leben der Menschen. Labyrinthe haben immer ''einen'' Weg - keine Sackgassen, keine falsche Abbiegungen, keine Kreisläufe.
 
  
Labyrinthe finden sich in vielen Kulturen unabhängig voneinander. Sie stellen oft den religiös gedeuteten Lebensweg symbolisch dar und/oder beziehen den Lauf der (damals bekannten) Sterne mit ein. Viele Deutungsmuster sind möglich und gewollt. Hier soll der Blick besonders auf eine besondere Zeit im christlichen Kulturkreis gelenkt werden: Die Hochform der Labyrinthe in gotischen Kathedralen. Einige davon sind heute noch erhalten, viele aus Unkenntnis bewußt zerstört. Ein zweiter Blick kann den historisch erhaltenen Rasenlabyrinthen Europas dienen.
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[[Hildegard von Bingen]] schreibt in ihrem theologischen Werk „Sci vias“ (2. Vision des 1. Teils), dass der geistige Erzfeind Gottes durch die '''Selbstbetrachtung''' dem Stolz verfiel:
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„Doch Luzifer, der seines Stolzes wegen aus der himmlischen Herrlichkeit vertrieben wurde, stand zu Beginn seiner [[Erschaffung]] so prächtig und groß da, dass ihm nichts an Schönheit und Stärke abzugehen schien. Als er daher '''seine Schönheit betrachtete''' und seine große Kraft bei sich erwog, verfiel er dem Stolz. Dieser verhieß ihm die Ausführung seines eigenen Willens und die Vollendung all dessen, was er beginnen würde.
  
== Fußboden-Labyrinthe in gotischen Kathedralen ==
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[[Kategorie:Architektur]]
 
 
Das symbolträchigste aller christlichen Labyrinthe ist das Labyrinth in der Kathedrale von Chartres.[[Bild:chartres_grün.jpg]] Dieses Labyrinth ist im Westteil der Kathedrale mit weißen und schwarzen Steinen im Boden eingelegt. Im mittelalterlichen Gebrauch war es der wesentliche Punkt, an dem die Pilger aus der "Unterkirche" (Altes Testament) kommend, durch dieses Labyrinth gehend/knieend im Mittelpunkt aufstanden und in der Welt des Neuen Bundes ankamen. Von dort aus haben sich die Pilger dann in Richtung Altar auf den Weg gemacht.
 
 
 
Das Labyrinth zu Chartres beinhaltet eine große Zahlensymbolik. Auffallend ist allein schon die Größe. Einige Theorien gehen von einer bewußt geplanten Gleichheit mit der Fenster-Rosette in der Westwand aus. Dies ergibt interessante Interpretationsmöglichkeiten, die auch in der entsprechenden Fachliteratur zu finden sind. Hier sollen einige wenige Angaben reichen, die jedem Betrachter sofort in s Auge fallen.
 

Aktuelle Version vom 30. November 2010, 14:25 Uhr

Es gibt verschiedene Darstellungen, die aufgrund der Nicht-Deutbarkeit des Betrachters, als schön gepriesen werden. Dazu zählt das Labyrinth. Labyrinthe sind Darstellungen, wie ein Geschöpf sich auf sich selbst konzentriert, statt auf Gott und den Nächsten.

Der Mensch wurde von Gott in der Weise geschaffen, dass seine zwei Augen von ihm selbst wegschauen. Diese menschliche Konstitutionsweise zeigt das natürliche Hingeordnetsein auf den Nächsten. Für die Gewissenserforschung ist es jedoch notwendig, sich selbst geistig anzuschauen, um das Leben gottgefälliger einzurichten und zu ordnen. Ein Labyrinth hingegen, ist eine Darstellung, die den Betrachter zur Mitte des eigenen Ichs führt, wodurch keine Gewissenserforschung beabsichtigt wird, sondern eine Selbstherrlichkeit entfachet wird.

Das Labyrinth ist ein ausgereiftes Werk, das versinnbildet, wie der Mensch, die von Gott geschenkten Vermögen bespiegelt, um sich darin zu ergötzen. Die „Stärkung“, die .er darin erfährt, besteht in der Aufflammung des eigenen Stolzes, der Auflehnung gegen höher Gestellte und der Niedrigerachtung des Nächsten. Deshalb ist es leicht verständlich, dass solche Darstellungen sich in heidnischen Kulturen finden. Dass es in der Kirche solche Darstellungen gegeben hat, zeigt das Musterbeispiel von Chartres. In gotischen Kathedralen beabsichtigte man durch hohe Säulen das Himmelsgewölbe darzustellen und durch ein Bodenlabyrinth die Hölle, auf die es zu treten gelte. Jedoch verschwanden solche Darstellungen fast gänzlich.

Hildegard von Bingen schreibt in ihrem theologischen Werk „Sci vias“ (2. Vision des 1. Teils), dass der geistige Erzfeind Gottes durch die Selbstbetrachtung dem Stolz verfiel: „Doch Luzifer, der seines Stolzes wegen aus der himmlischen Herrlichkeit vertrieben wurde, stand zu Beginn seiner Erschaffung so prächtig und groß da, dass ihm nichts an Schönheit und Stärke abzugehen schien. Als er daher seine Schönheit betrachtete und seine große Kraft bei sich erwog, verfiel er dem Stolz. Dieser verhieß ihm die Ausführung seines eigenen Willens und die Vollendung all dessen, was er beginnen würde.“