Tutte le famiglie cristiane

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Ansprache
Tutte le famiglie cristiane

von Papst
Pius XII.
an Neuvermählte
über den Glauben

12. Mai 1943

(Quelle: Ansprachen Pius XII. an Neuvermählte, Josef Habbel Verlag Regensburg 1950, S. 225-234, Übersetzt und eingeleitet von DDr. Friedrich Zimmermann. Imprimatur Regensburg, den 11. Juli 1949 J. Franz, Generalvikar; Download).

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Geliebte Neuvermählte! Alle christlichen Familien der verschiedenen Völker, die denselben Glauben haben, bilden die große geistige Familie, in der Christus der Bräutigam, die Kirche die Braut und das sichtbare Haupt, der römische Papst, der Stellvertreter Christi auf Erden ist. Um ihn hat euch euer religiöser Sinn hier versammelt, sein Wort wollt ihr hören, jenes Wort des vom Erlöser der Welt geoffenbarten Glaubens, dem ihr in kindlicher Liebe zugetan seid. Von dieser seelischen Haltung wollen wir heute zu euch sprechen, indem Wir Uns für andere Audienzen vorbehalten, von der übernatürlichen Gabe des Glaubens und seiner Rechtfertigung vor der menschlichen Vernunft zu reden. Aus dieser kindlichen Anhänglichkeit an die geoffenbarte Wahrheit wachsen Tapferkeit und Glaubensmut; diesen haben die ersten Christen bewiesen, die davon überzeugt waren, dass Christus, der Sohn Gottes, uns die Geheimnisse des himmlischen Vaters geoffenbart hat, die ihm, der Weisheit Gottes, bekannt waren; er hat es getan wie einer, der vom Gipfel eines sehr hohen Berges die Weite der fernen Meere überschaut und sie jenen erklärt, die drunten im Tale leben und seinem wahrhaftigen Wort sich anvertrauen. Ohne weiter nachzuforschen, glaubt die christliche Seele auf die unfehlbare Autorität dessen hin, der spricht, das, was Gott geoffenbart hat und was die Kirche ihn lehrt, die Hüterin des göttlichen Wortes. Wenn ihr, geliebte Söhne, einerseits die uns von Gott geoffenbarte Wahrheit und anderseits die Empfänglichkeit der Gläubigen betrachtet, so bietet sich eurem Blick in der großen katholischen Familie ein wunderbares und unvergessliches Schauspiel dar, von dem ihr ein schwaches, doch feines Abbild wieder findet in jenen Zusammenkünften, die sich in der Vertrautheit des häuslichen Heimes abspielen, wenn Mutter und Kinder, um den Vater geschart, sein Wort mit Aufmerksamkeit und ehrfürchtiger Liebe anhören. Was sagt, was erzählt er? Vielleicht frischt er Erinnerungen aus seiner Kindheit auf, oder er spricht zu ihnen von den Erfahrungen und dem Wissen; seines reiferen Alters, oder er erklärt ihnen ein Wunder aus Natur, Technik, Wissenschaft oder Kunst. Wenn er am Kriege teilgenommen hat oder in Gefangenschaft war, wird er ihnen die Narben seiner Wunden zeigen und von seinen Strapazen und Leiden erzählen, die er ertragen hat im Gedanken an sie und aus Liebe zum heimischen Herd, für den er in der Ferne kämpfte. O so vieles kommt ungewollt von den Lippen eines Vaters, um seine Kinder zu belehren, zu erfreuen, zu festigen und zu bilden! Betrachtet sein Gesicht, das die Liebe verklärt, während er ausspricht, was in seinem Herzen, Geiste und Gemüte lebt! Schaut den Ausdruck und die Mienen von Mutter und Kind; kostet jenes entzückende Schauspiel, aber sucht auch die Empfindungen zu deuten, die sich in ihren Mienen und Blicken offenbaren und spiegeln! Was lest ihr da? Gespannte Aufmerksamkeit und lebhafte Anteilnahme, kurz eine vollkommene Hingabe ohne Zögern und ohne Vorbehalt an alles, was sie da hören. Die Kinder hängen an den Lippen des Vaters, und wenn eines von ihnen, das noch zu klein ist, um alles zu verstehen, mit sehnsüchtigem Auge zu fragen scheint: seht! wie die Mutter sich zu ihm neigt und ihm alles erklärt und zur besorgten und liebevollen Lehrerin wird in allem, was der Papa erzählt hat!

Ist es noch nötig, die Anwendung dieser so menschlichen und doch so köstlichen Szene zu erklären? Habt ihr darin nicht unseren Herrn Jesus Christus erkannt, den Bräutigam der Kirche und den Gründer der christlichen Familie, die Kirche, eure Mutter, und euch selbst, die ihr vom Bräutigam das Wort und von der Mutter die Erklärungen empfangt, deren die menschliche Schwäche, die menschliche Unwissenheit und die menschliche Gebrechlichkeit bedarf? Ist es nicht so, dass man in eurem Auge dieselbe andächtige Aufmerksamkeit und dieselbe unzerstörbare und vertrauensvolle Hingabe lesen kann? Gibt es vielleicht einen Gegenstand, der euch mehr fesseln kann als diese erhabenen und tiefen Geheimnisse Gottes, die im Himmel die beseligende Schau der Engel und Heiligen bilden, wenn er euch das enthüllt, was von aller Ewigkeit ist, vor dem Ursprung aller Dinge; wenn er euch die unsichtbaren Schönheiten der Schöpfung offenbart und dem, was sichtbar und stofflich ist, die Durchsichtigkeit eines leichten Schleiers verleiht, durch den sie erkannt werden; wenn das göttliche Wort euch lehrt, wie es, euch gleich geworden in der Menschwerdung, ein Kind wurde und dann Wohltaten spendend und Kranke heilend unter uns wandelte; wenn er euch sagt, was er für euch gelitten hat, und euch die Male seiner Wunden zeigt; wenn er euch von seinem Tod, seiner Auferstehung, seiner Verherrlichung, seinem gegenwärtigen Reich und dem kommenden erzählt, in dem er euch einen Platz bereitet hat und euch erwartet? Ja, euer Erlöser und der Hirt eurer Seelen erzählt euch all diese unaussprechlichen Wahrheiten und diese erhabenen Geheimnisse seiner Liebe, und da er der allwissende und in seiner Allmacht majestätische Gott ist, hat er noch tausend und tausend andere beseligende Geheimnisse zu erschließen.

Es ist also durchaus recht, wir müssten sagen göttlich natürlich, dass ihr euch vereinigt und um ihn drängt voll Verlangen, alle seine Worte zu hören, alle diese vertraulichen Mitteilungen, die von unvergleichlichem Zauber und zugleich von gebieterischer Notwendigkeit und Nützlichkeit für euch sind; wie es ebenfalls durchaus natürlich und notwendig ist, dass ihr in der menschlichen Unwissenheit, der menschlichen Unfähigkeit, alles das zu begreifen, was ihr wünscht, eure Mutter, die heilige Kirche, fragt, damit sie euch mitteilt, was Gott gesagt hat, und es euch erklärt, indem sie es nach Möglichkeit eurer geistigen Kraft anpasst. Aber anderseits ist es geziemend und notwendig, dass ihr diesem geoffenbarten Wort und diesen Lehren der Mutter von ganzem Herzen anhangt, ohne den Schatten eines Zweifels, der Ungewissheit und des Zögerns. So hört ein rechter Sohn den Vater an, der doch irren kann wie jeder Mensch und in seinem Können beschränkt ist und darum die Wirklichkeiten der Dinge, von denen er spricht, ändern, übertreiben oder abschwächen könnte, sei es auch nur, um seine Nichtzuständigkeit zu verdecken oder um seine Unterhaltung auszuschmücken und zu beleben. Und nichtsdestoweniger welcher Sohn würde es je wagen, bei seinem Vater zu dulden, dass er in dieser Weise die Wahrheit entstellt oder auch in Irrtum fällt oder Dinge lehrt, die er nicht kennt? Wenn hingegen der, welcher spricht und offenbart, Gott ist, die Weisheit und Wahrheit selbst, sagt euch da nicht eure eigene Vernunft: es ist unmöglich, dass er auch nur im kleinsten Punkt sich irrt oder täuscht? Besonders wenn ihr bedenkt, dass alles, was geschieht, in seiner Hand liegt und er es voraussieht oder zulässt oder erfüllt und anordnet, so wie man zu sagen pflegt: "non si muove foglia, che Dio non voglia" - "Kein Blatt rührt sich, wenn Gott es nicht will."

Stellt euch jetzt für einen Augenblick vor, es liege ein Schatten über dem Bild, das Wir euch eben entworfen haben. Dieser Schatten sei eines der Kinder - jenes Kind, das die Einfalt der Kleinen überwunden und noch nicht die Reife und Ehrfurcht der Großen erlangt hat-, das mit gelangweiltem Gesicht auf das Ende der Unterhaltung wartet und darauf brennt, herauszugehen, seine Kameraden wiederaufzusuchen und seine Spiele wiederaufzunehmen, mit der Miene und dem Ausdruck eines Menschen, der gar keinen Anteil nimmt an dem, was gesprochen wird! Würden seine Brüder darob nicht beleidigt, empört und verärgert sein? Würde nicht eine Wolke auf der Stirn der Mutter sich zeigen? Scheint es jenem Kinde nicht an Einsicht oder Herz oder an beiden zu fehlen? Diesen Schatten treffen wir auch bei der Zustimmung zur geoffenbarten Glaubenswahrheit. Die geoffenbarten Wahrheiten, Gegenstand des Glaubens, greifen ins Unendliche, über die Grenzen des menschlichen Wissens, den Horizont unserer Kenntnis von Gott und den göttlichen Werken in der Wiederherstellung und Erhebung des menschlichen Geschlechtes, erweitern das Gebiet unserer religiösen und moralischen Betätigung, regen an und beleben das Herz in der Kraft der Hoffnung, erwärmen und stärken es durch das Band der göttlichen Liebe, und doch schenkt eine sehr große Zahl von Christen dem Worte Gottes, den Vertrauensbeweisen Christi, von denen die Evangelien erfüllt sind, keine Sorge, keine Aufmerksamkeit, indem sie sich nur mit vergänglichen, augenblicklichen und materiellen Dingen beschäftigen, mit Lektüre und leichtfertigen Reden, mit Belustigungen und Zeitvertreib, mit Erzählungen und Geschichten, die für das Leben und Tätigsein ganz unnütz sind. Die Einfalt der Kinder haben sie verloren, besitzen aber nicht den Ernst und die Empfänglichkeit der starken Seelen.

Ist nicht in Wahrheit die Empfänglichkeit für den, der sie in ihrem ursprünglichen und tiefen Sinn betrachtet, das Zeichen der Kraft, die einen Geist beseelt, trägt und bildet, der hinreichend geöffnet ist für die Erkenntnis der Begrenztheit des menschlichen Wissens und anderseits schnell und bereit ist für die dankbare und zustimmende Aufnahme der Lehre dessen, der wissend ist und die Vollmacht hat zu lehren? Es gibt nichts Gerechteres als sich mit liebevollem Verständnis zu bilden in der Gewissheit des Wortes, das die Enthüllung Gottes zum Ziel hat; nichts Lobenswerteres, als ihm den vernünftigen Gehorsam zu leisten mit dem Gebrauch der Vernunft und der menschlichen Wissenschaften, indem man wünscht und danach strebt, sie besser zu verstehen und zu erfassen, um sie mehr zu verkosten und zu lieben und ihre Lehren in die Praxis umzusetzen. Aber welch ein Gegensatz, wenn wir die Haltung nicht weniger sehen, die sich als starke Geister aufspielen, es aber verschmähen, die Wahrheit des Geoffenbarten anzunehmen ohne vorhergehende Sichtung mit ihren falschen Gewichten! Nichts lassen sie gelten, wenn sie es nicht mit der Kritik ihres unzuständigen Urteils prüfen und es messen an der Kurzsichtigkeit ihrer Vernunft, indem sie unfähig sind, die eignen Grenzen zu sehen, und zu begreifen, dass die Wahrheit umfassender ist als menschliche Vernunft und Forschung und dass es jenseits der Geheimnisse der Natur noch andere erhabenere Geheimnisse gibt, deren Erkenntnis eine hehre Vervollkommnung des menschlichen Geistes, deren Anerkennung Ehre und deren bloßer Einblick Weisheit und Befriedigung der Seele bedeutet. Solche stolzen Geister trefft ihr in den Straßen der Städte, auf den Kathedern, in den Akademien; es sind jene, die in Irrungen, Zweifeln, Missverständnissen, in den Einwürfen, die sie fühlen und wodurch sie verwirrt werden, ihre Zuflucht nicht zu nehmen wissen zu Christus, dem Urheber des Glaubens, und ihm nicht sagen können wie der Vater des mondsüchtigen Knaben: "Im glaube, Herr, hilf meinem Unglauben!" (Mt. 17, 14). "Denn der Glaube muss der vernünftigen Erkenntnis dessen, was man glaubt, vorausgehen - wie St. Ambrosius sagt -, damit es nicht aussieht, als ob wir von Gott Erklärungen verlangten wie von irgendeinem Menschen. Man bedenke doch, wie unwürdig es ist den Menschen Glauben zu schenken, die Zeugen für andere werden, und nicht Gott, der in seinen Aussprüchen zum Zeugen für sich selber wird" (S. Ambrosius, de Abraham, 1. I, c. 3, n. 21 - Migne' PL Bd I, Kol. 450); jenem Gott, der nur bei sich selber schwören kann, weil er keinen anderen über sich hat. Aber wo ist denn die Logik dieser starken Geister, die sich für sehr vernünftig halten und sich als Schutzherren der menschlichen Vernunft gegenüber dem Glauben und gegenüber Gott betrachten? Die gewagtesten und unbegründetsten Behauptungen werden oft eher angenommen und geglaubt ohne Prüfung und Beweis, selbst wenn sie aus weniger echten und reinen Quellen geschöpft werden. Gewiss muss man in der Praxis und im gesellschaftlichen Leben um des Friedens und gegenseitigen Zusammenlebens willen dem Nächsten auf sein Wort hin Glauben schenken, solange er nicht einen offenkundigen Beweis seiner Nichtzuständigkeit, seiner Leichtfertigkeit oder Böswilligkeit gibt. Aber würden Würde und Redlichkeit des Gewissens sich nicht erheben und empören, wenn sich zeigt, dass man bei dieser Handlungsweise nur Gott und der Kirche gegenüber eine Ausnahme macht, indem man ihnen jenen Glauben verweigert, den man den Menschen schenkt?

Schenkt also dem Glauben an Gott jene kindliche Anhänglichkeit, die, um es klarer zu sagen, nichts anderes ist als die Zustimmung der Vernunft zu den von Gott geoffenbarten Wahrheiten, eine Zustimmung, die unter dem Einfluss der Gnade vom menschlichen Willen befohlen wird, weil man nicht glauben kann ohne den Willen zum Glauben; denn der Glaube ist eine freie Zustimmung unseres Geistes, die wir Gott leisten wegen seiner unfehlbaren Autorität. Ihm glauben wir, ohne dass wir sehen, was wir glauben, weil der Glaube eine Überzeugung ist von dem, was man nicht sieht.

Ihr jungen Eheleute, die ihr einander vertraut, ihr Eltern von Morgen, die ihr danach strebt, das Vertrauen eurer Kinder zu besitzen, ihr, deren Verlangen, dieses Vertrauens wert zu sein, Antrieb und Hilfe sein wird, alle menschlichen Schwächen zu überwinden: sorgt vom Morgen eures gemeinschaftlichen Lebens an dafür, dass euer Heim von einem lebendigen Glauben und einem freien Gehorsam gegen Gott und seine heilige Kirche beseelt und beglückt wird! Wenn ihr wollt, dass eure Kinder euch dankbare Liebe und bereitwillige Anhänglichkeit erweisen, dann hört selber nicht auf, Ehrfurcht und Liebe zu Gott und zu denen, die seine Stelle vertreten, zu zeigen! Und wenn es je vorkommen sollte, dass Leiden und Schmerzen, die euch heimsuchen, zeitweilig euren Glauben und eure Ergebung in Gottes Willen schwächen, dann macht es wie die Apostel, die zu Christus sagten: "Vermehre uns den Glauben !", bittet auch ihr ihn um jenes Wachstum, jenen Eifer, jene Kraft des Glaubens, die Heldenmut erzeugt im Leiden und Unglück, in Nöten und Gefahren, einen Heldenmut, der selbst bis zur Hingabe des Lebens geht! Der Glaube wächst mit den Akten, dem Empfang der Sakramente, mit der Läuterung der Seele, mit jener Hoffnung und jener Liebe, die euch mit Gott verbinden und euch stark machen im Leiden und Handeln für euch, für eure Familie, für den Nächsten, für das Vaterland, für die Kirche. Mit dem sichtbaren Beispiel der Bereitschaft und Standhaftigkeit im Glauben werdet ihr besser als mit vielen Worten eure Kinder zur Beobachtung nicht nur des vierten, sondern auch der drei ersten Gebote erziehen, und sie werden in dieser Haltung auch in den Stürmen des Lebens sich behaupten, gehorsam gegen euch, treu zu Christus!

Mit diesem Wunsch und mit dem Vertrauen, euch erhört zu sehen vom göttlichen Erlöser, dem Urheber und Vollender des Glaubens, erteilen Wir euch von ganzem Herzen Unseren Apostolischen Segen.