Amerikanismus: Unterschied zwischen den Versionen

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt: '''Amerikanismus''' bezeichnet im theologischen Sinn die Zusammenfassung von theologischen Lehren, die im 19. Jahrhundert in den USA aufkamen, insbesondere durch de...)
 
 
(9 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Amerikanismus''' bezeichnet im theologischen Sinn die Zusammenfassung von theologischen Lehren, die im [[19. Jahrhundert]] in den USA aufkamen, insbesondere durch den Konvertiten und Ordensgründer [[Isaac Hecker]]. In einem Brief an den Erzbischof von Baltimore von 1899 verurteilte Papst [[Leo XIII.]] den Amerikanismus. Wie ähnlich im späteren [[Modernismus]]streit in Europa auch, behaupteten die Verurteilten, dass der Hl. Stuhl ihre Intentionen nicht richtig erkannt und wiedergegeben habe, unterwarfen sich aber (mit diesem Vorbehalt) dem päpstlichen Urteil.
+
'''Amerikanismus''' (abgeleitet vom frz. ''americanisme'') bezeichnet im theologischen Sinn die Zusammenfassung von theologischen Lehren, die im [[19. Jahrhundert]] in den USA aufkamen, insbesondere durch den Konvertiten und Ordensgründer [[Isaac Hecker]] (1819-88). Dessen 1858 gegründete ''Congregatio S. Pauli'' wollte für die Bekehrung der Protestanten in den [[USA]] neue Wege des [[Apostolat]]s beschreiten. In einem Brief an [[Kardinal]] [[James Gibbons]], den Erzbischof von Baltimore vom 22. Januar 1899 verurteilte Papst [[Leo XIII.]] den Amerikanismus ([[Testem benevolentiae nostrae]]: ASS 31, S. 470-79; vgl. [[DH]] 3340-46). Dieser bevorzuge in unzulässiger Weise die aktiven Tugenden gegenüber den fälschlich so genannten "passiven", die natürlichen Tugenden gegenüber den übernatürlichen und werte das Ordensleben nach den ''evangelischen Räten'' als unzeitgemäß ab. Wie ähnlich im späteren [[Modernismus]]streit in Europa auch, behaupteten die Verurteilten, dass der Hl. Stuhl ihre Intentionen nicht richtig erkannt und wiedergegeben habe, unterwarfen sich aber (mit diesem Vorbehalt) dem päpstlichen Urteil.
  
Der so gen. "Amerikanismus" ist dogmatisch schwerer zu fassen als der gleichfalls vielgestaltige europäische Modernismus. Denn den Befürwortern ging es darum, eine zivile Lebenshaltung für vereinbar mit dem Katholizismus zu erklären, die volle Teilhabe der Katholiken an den typisch US-amerikanischen Werten und Idealen (''the american dream'') ermöglicht. Es ging im Amerikanismus also weniger um die Doktrin selbst, als um die erlaubte Anpassung des individuellen Verhaltens an die Mentalität der Mehrheit in der vom [[Protestantismus]] geprägten Umgebung. Diese Zielsetzung schloss allerdings eine massive Relativierung von in der katholischen Tradition enthaltenen dogmatischen und moralischen Positionen ein. Manche Beobachtern meinen, dass ehem. Grundhaltungen des "Amerikanismus", in anderer Gestalt, sich in katholischen Milieus im Europa der Nachkriegszeit, besonders nördlich der Alpen, und besonders ausgeprägt in den Niederlanden etabliert hatten.
+
Der so gen. "Amerikanismus" ist dogmatisch schwerer zu fassen als der gleichfalls vielgestaltige europäische Modernismus. Denn den Befürwortern ging es darum, eine zivile Lebenshaltung für vereinbar mit dem [[Katholizismus]] zu erklären, die eine volle Teilhabe der Katholiken an den typisch US-amerikanischen Werten und Idealen (''the american dream'') ermöglicht. Es ging im Amerikanismus also weniger um die Doktrin selbst, als um die erlaubte ''Anpassung des individuellen Verhaltens'' an die Mentalität der Mehrheit in der vom [[Protestantismus]] geprägten Umgebung. Diese Zielsetzung schloss allerdings eine massive Relativierung von in der katholischen Tradition enthaltenen dogmatischen und moralischen Positionen ein. Manche Beobachter meinen, dass ehem. Grundhaltungen des "Amerikanismus", in anderer Gestalt, sich in katholischen Milieus im Europa der Nachkriegszeit, besonders nördlich der Alpen, und besonders ausgeprägt in den Niederlanden (vgl. [[Holländischer Katechismus]]) etabliert hatten. Der historische Konflikt betraf auch Frankreich: Dort warfen die Gegner des vom Papst gewünschten ''ralliement'', der Annäherung an die Republik, den Unterstützern derselben vor, sie betrieben "Amerikanismus" (daher überhaupt der Begriff). Deshalb sprach Abbé [[Félix Klein]] vom [[Institut catholique]] in Paris später von einer ''hérésie fantôme'', einer "Phantomhäresie".
 +
 
 +
==Päpstliche Schreiben==
 +
[[Leo XIII.]]
 +
* 22. Januar 1899 Brief [[Testem benevolentiae nostrae]] an den [[Erzbischof]] von Baltimore, [[James Gibbons|James Kardinal Gibbons]]. Es trägt den Untertitel: "Bezüglich neuer Meinungen, der Tugend, Natur und Anmut mit Hinsicht auf den Amerikanismus."
  
 
[[Kategorie: Irrlehren]]
 
[[Kategorie: Irrlehren]]

Aktuelle Version vom 13. August 2013, 13:47 Uhr

Amerikanismus (abgeleitet vom frz. americanisme) bezeichnet im theologischen Sinn die Zusammenfassung von theologischen Lehren, die im 19. Jahrhundert in den USA aufkamen, insbesondere durch den Konvertiten und Ordensgründer Isaac Hecker (1819-88). Dessen 1858 gegründete Congregatio S. Pauli wollte für die Bekehrung der Protestanten in den USA neue Wege des Apostolats beschreiten. In einem Brief an Kardinal James Gibbons, den Erzbischof von Baltimore vom 22. Januar 1899 verurteilte Papst Leo XIII. den Amerikanismus (Testem benevolentiae nostrae: ASS 31, S. 470-79; vgl. DH 3340-46). Dieser bevorzuge in unzulässiger Weise die aktiven Tugenden gegenüber den fälschlich so genannten "passiven", die natürlichen Tugenden gegenüber den übernatürlichen und werte das Ordensleben nach den evangelischen Räten als unzeitgemäß ab. Wie ähnlich im späteren Modernismusstreit in Europa auch, behaupteten die Verurteilten, dass der Hl. Stuhl ihre Intentionen nicht richtig erkannt und wiedergegeben habe, unterwarfen sich aber (mit diesem Vorbehalt) dem päpstlichen Urteil.

Der so gen. "Amerikanismus" ist dogmatisch schwerer zu fassen als der gleichfalls vielgestaltige europäische Modernismus. Denn den Befürwortern ging es darum, eine zivile Lebenshaltung für vereinbar mit dem Katholizismus zu erklären, die eine volle Teilhabe der Katholiken an den typisch US-amerikanischen Werten und Idealen (the american dream) ermöglicht. Es ging im Amerikanismus also weniger um die Doktrin selbst, als um die erlaubte Anpassung des individuellen Verhaltens an die Mentalität der Mehrheit in der vom Protestantismus geprägten Umgebung. Diese Zielsetzung schloss allerdings eine massive Relativierung von in der katholischen Tradition enthaltenen dogmatischen und moralischen Positionen ein. Manche Beobachter meinen, dass ehem. Grundhaltungen des "Amerikanismus", in anderer Gestalt, sich in katholischen Milieus im Europa der Nachkriegszeit, besonders nördlich der Alpen, und besonders ausgeprägt in den Niederlanden (vgl. Holländischer Katechismus) etabliert hatten. Der historische Konflikt betraf auch Frankreich: Dort warfen die Gegner des vom Papst gewünschten ralliement, der Annäherung an die Republik, den Unterstützern derselben vor, sie betrieben "Amerikanismus" (daher überhaupt der Begriff). Deshalb sprach Abbé Félix Klein vom Institut catholique in Paris später von einer hérésie fantôme, einer "Phantomhäresie".

Päpstliche Schreiben

Leo XIII.