Jean Guitton: Unterschied zwischen den Versionen

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Jean Guitton, ''Un siècle - une vie'', Paris 1988.
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Jean Guitton, ''Un siècle - une vie'', Paris 1988, ISBN 978-2221049976
  
 
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Version vom 18. Februar 2007, 15:41 Uhr

Der französische Philosoph und Schriftsteller Jean Guitton wurde am 18. August 1901 in St. Etienne geboren und starb am 21. März 1999 in Paris.

Von Jugend auf arbeitete er an der Wiedergewinnung der katholischen Identität im Horizont des modernen Bewusstsein. Seine frühen Hauptwerke wurden von ihm demnach unter dem Leitmotiv La pensée moderne et le catholicisme zusammengefasst (7 Bde. 1934-1950). Er knüpft darin an den Begriff der Entwicklung an, wie John Henry Newman ihn vertritt, interpretiert Henri Bergson als ersten Metaphysiker seit Leibniz und wagt so zugleich eine Neuinterpretation des Thomismus.

Nach dem 1920 begonnenen Studium an der École normale superieure (1923 agregé in Philosophie) promovierte Guitton 1933 mit einer Arbeit über Plotin und Augustinus. Zunächst Lehrer an verschiedenen Lycée, wurde Guitton 1937 zum Philosophieprofessor in Montpellier berufen.

Von 1940 bis 1945 geriet Guitton in deutsche Kriegsgefangenschaft. Wegen des erhobenen Vorwurfs, dem Regime von Vichy (1940-1944) zu sehr nahegestanden zu haben, das unter Marschall Philippe Pétain mit der deutschen Besatzung zusammenarbeitete, benötigte Guitton trotz allseits anerkannter Leistungen noch etliche Jahre, bis er 1955 als Professor an die Sorbonne gelangen konnte. Er lehrte bis 1968 dort Philosophie und Philosophiegeschichte.

Im Jahr 1961 wurde Guitton zum Mitglied der Academie Francaise gewählt, als solches ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zu einem der ersten Laien-Auditoren des Konzils. Auf Einladung des mit ihm seit 1950 befreundeten Papstes Paul VI. durfte Guitton am 3. Dezember 1963 (neben Vittorino Veronese)das Wort an das Konzil richten. Aus Anlass der 400-jährigen Wiederkehr des Schlusses des Konzils von Trient sprach Guitton über sein Lebensthema, die Ökumene. Für diese Fragen wusste er bereits den Nuntius Roncalli in Paris zu interessieren, der ihm den Kontakt zu G.B. Montini nahelegte, zu dem es am 8. September 1950 kam.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Guitton hauptsächlich durch sein Buch "Dialog mit Paul VI." bekannt, das 1967 für Aufsehen sorgte. Erstmals in der Kirchengeschichte wurden gleichsam private Äußerungen eines Papstes publiziert. Die Beziehung zwischen Philosoph und Papst währte bis zum Ableben Paul VI.

Die eigentliche Erforschung des von Guitton vertretenen Ansatzes steht im deutschsprachigen Raum noch aus, da er sowohl Kant (wie jedweder Existenzialphilosophie), als auch jeder Ausprägung des deutschen Idealismus oder des Materialismus heftig widerspricht. Wegen dieser Grundhaltung wird Guitton aber auch in Frankreich von weiten Kreisen als (vermeintlich nur konfessionell bedeutender) "christlicher Denker" wahrgenommen. Guitton hingegen behauptet, gerade die moderne Kritik fortgesetzt und so, also vorurteilsfrei, die bleibende Berechtigung realistischer Philosophie wieder entdeckt zu haben.

Literatur

Jean Guitton, Un siècle - une vie, Paris 1988, ISBN 978-2221049976