Prosper-Louis-Pascal Guéranger

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Prosper-Louis-Pascal Guéranger

Prosper-Louis-Pascal Guéranger OSB (* 4. April 1805 in Sablé-sur-Sarthe; † 30. Januar 1875 in Abbaye Saint-Pierre de Solesmes, fünf Kilometer von Sablé-sur-Sarthe entfernt) war der Begründer einer neuen liturgischen Bewegung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und erster Abt des wiederbegründeten Benediktinerklosters Abbaye Saint-Pierre de Solesmes.

Biografie

Prosper-Louis-Pascal Guéranger war schon als Subdiakon in Le Mans bischöfIicher Sekretär mit der Stellung eines Ehrendomherrn. Er empfing am 7. Oktober 1827 die Priesterweihe. Er vertauschte 1828 das neue Sonderbrevier und -missale dieser Diözese mit dem römischen. Dies wurde entscheidend Guérangers künftige liturgische Wirksamkeit, vor allem im schwerem aber siegreichen Kampf um die maßvolle Widereinsetzung der einen römischen Liturgie in ganz Frankreich an Stelle der neugallikanischen Diözesanliturgien. Voraus ging Guérangers Neubegründung benediktinischen Mönchtums in seinem Heimatland, wodurch dem ihm befreundeten Maurus Wolter vorbildlich für die Wiedererweckung des Ordens in Preußen wurde. Am 14. Dezember 1832 kaufte Guéranger das verlassene, bescheidene Kloster Solesmes, eröffnete es am 11. Juli 1833, legte dafür am 26. Juli 1837 zu Rom in St. Paul feierlich die Profess ab und wurde schon am 1. September 1837 von Gregor XVI. zum ersten Abt von Solesmes und Generalobern der künftigen französischen Benediktinerkongregation bestellt. In viel Leid und Not geprüft, waltete er als hervorragender, namentlich auch an der hl. Gertrud herangebildeter benediktinischer Geistesmann und Geisteslehrer tief und vielseitig nach innen und außen anregend, weitherzig, in Liebe fest und schonend.<ref> Anselm Manser in: Lexikon für Theologie und Kirche, 1. Auflage, Band IV, Artikel: Guéranger, Prosper, Sp. 732-733.</ref> Von der Mutterabtei Saint Pierre in Solesmes aus erfolgten die Klostergründungen am Heiligtum des Martin von Tours in Ligugé (1853), St. Marie-Madeleine in Marseille (1865) und der Nonnenabtei St. Cécile bei Solesmes (1866). Der hochqualifizierte, einflussreiche und reformeifrige Liturgiker Guéranger bemühte sich erfolgreich, die liturgischen Sonderformen und Einzelriten aller französischen Bistümer durch die verbindliche Einführung des bereits mit dem Apostolischen Siegelschreiben Papst Pius V. Quo primum am 14. Juli 1570 in Kraft getretenen römischen Ritus zu ersetzen. Quo primum verbot alle Riten, die nicht seit mindestens 200 Jahren bestanden. In der Frage der Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens (die 1854 durch Papst Pius IX. erfolgte) wurde Guéranger in den Beratungsprozess des französischen Episkopats miteinbezogen. Er förderte die Dogmatisierung in Frankreich sehr und verteidigte sie dann später auch in zahlreichen Kleinschriften. Prosper Guéranger galt als Ultramontanist. Dies kommt besonders in seiner äußerst vehementen – teilweise polemischen – Verteidigung der 1870 auf dem Ersten Vatikanischen Konzil beschlossenen und ebenfalls dogmatisierten Unfehlbarkeit des Papstes zum Ausdruck. Guéranger förderte zudem ideell die Gründung einer am streng monastischen Stil von Solesmes orientierten deutschen Benediktinerkongregation, die dann ab 1863 vom Kloster Beuron aus verwirklicht wurde.

Restitution des Gregorianischen Gesanges

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich Prosper Guéranger stark für die Restitution des Gregorianischen Gesanges ein, indem er insbesondere seine Mitbrüder Paul Jausions und Joseph Pothier beauftragte, alte Neumenhandschriften zu sammeln und zu vergleichen. Als Ergebnis dieser Arbeiten entstand 1864 in seiner Abtei das "Directorium Chori", das als erstes Choralbuch der Restitution einen wichtigen Meilenstein bei der Wiederentdeckung der Bedeutung der Neumen darstellt.

Seligsprechungsprozess

2005 nahm der Vatikan das Seligsprechungsverfahren für Guéranger an.<ref>Pope to Beatify Dom Prosper Guéranger?, abgerufen am 29. November 2021.</ref>

Werke

Das Buch ist eine Auswahl, das die grundlegenden Einführungen in die liturgischen Jahreszeiten sammelt

Geistesreiches schriftstellerisches Schaffen ist wesentlicher Ausfluss seiner aufbauenden und einenden Sendung und Stellung.

  • Einführung in das liturgische Jahr (Introduction à l'année liturgique - dt. Erstausgabe), Mit einem Vorw. von Louis Soltner. Übers. von Wilhelm Hellmann, EOS Verlag St. Ottilien 2014 (216 Seiten, ISBN 978-3-8306-7648-5 kart.).
    • Band 1: Die heilige Adventszeit, 1874 (VIII, 543 Seiten), 1904 (3. Auflage).
    • Band 4: Die heilige Vorfastenzeit (Septuagesima), 1876 (VII, 420 Seiten), 1897 (440 Seiten).
    • Die österliche Zeit (Le temps pascal - dt.), Uebers. [von Philipp Wasserburg] 1878–80
      • Band 7: Abteilung I., 1878 (416 Seiten), 1899 (VII, 416 S., 2. Auflage).
      • Band 8: Abteilung II., 1879 (670 Seiten), 1899 (VIII, 670 S., 2. Auflage).
      • Band 9: Abteilung III., 1880 (416 Seiten), 1899 (IV, 447 S. S., 2. Auflage).
    • Die Zeit nach Pfingsten (Pentecôte - dt.)
      • Band 10: I. Abtheilung, Die Heiligen 1881 (VI, 500 S., 1. Auflage), 1899 (2. Auflage).
      • Band 11: II. Abtheilung, 1883 (524 Seiten),1904 (2. Auflage).
      • Band 12: III. Abtheilung, Die Heiligen 1888 (612 Seiten), ? (2. Auflage, XI, 544 S.).
      • Band 13: IV. Abtheilung, 1894 (644 Seiten).
      • Band 14: V. Abtheilung.
      • Band 15: VI. Abtheilung.
  • Geschichte der Liturgie 1854, 2023 (Reprint).
    • Band 1: Erster Theil. Die Geschichte der Liturgie von Christus bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts enthaltend. Liturgische Unterweisungen
    • Band 2:
    • Band 3:
  • Das Kloster Solemnes in Frankreich, Leo Woerlsche Buch und kirchliche Kunstverlagshandlung Würzburg 1877 (64 Seiten)
  • Geschichte der heiligen Cäcilia, der Römischen Jungfrau und Märtyrin, Georg Josef Manz Verlag Regensburg 1851 (288 �Seiten).
  • Die höchste Lehrgewalt des Papstes, Kirchheim Verlag Mainz 1870 (XI, 232 S.), Legare Street Press 2023 (248 Seiten, Paperback, ISBN 978-1022312340).
  • Die Passions- und Karwoche (La passion et la semaine sainte - dt.), Uebers. [von Philipp Wasserburg]. Mit e. Vorw. von Konrad Booss, Kirchheim & Co. Verlag Mainz 1910 (710 Seiten, 3. Auflage).
  • Die Gaben des Heiligen Geistes, [Übers. aus dem Franz.: Ludwig Reurter], La Froidfontaine Solesmes, Ed. de Solesmes 2003 (48 Seiten, ISBN 2-85274-250-0 kart.).
  • Erklärung der Gebete und Zeremonien der heiligen Messe, Sarto Verlag Bobingen 2004 (204 Seiten, ISBN 978-3-932691-42-3 kart.). Mit einer Vorrede von J. B. Heinrich, Kirchheim Verlag Mainz 1884.
  • Prosper Guéranger. Hrsg. von Cyrill Schäfer: Anmerkungen zum Ordens- und Klosterleben (Notions sur la vie réligieuse et monastique - dt.), EOS Verlag St Ottilien 2009 (156 Seiten, ISBN 978-3-8306-7385-9 kart.).
  • Die Medaille des Heiligen Benedikt : St. Benediktusbüchlein ; [Bedeutung, Ursprung und Privilegien der Medaille des heiligen Benedikt, mit Gebetsanhang], Sarto Verlag Bobingen 2015 (Durchges., korrigierte und erw. Neuaufl., 143 Seiten, ISBN 978-3-943858-58-7 kart.).

Literatur

  • Pierre Combe: Histoire de la restauration du chant grégorien d’après des documents inédites: Solesmes et l’Edition Vatican, Abtei Sankt-Peter, Solesmes 1969
  • Guy-Marie Oury: Dom Prosper Guéranger 1805–1875. Ein Mönch im Dienst für die Erneuerung der Kirche. Be&Be-Verlag, Heiligenkreuz im Wienerwald 2013 (Inhaltsverzeichnis).
  • Arno Schilson: Erneuerung aus dem Geist der Restauration. Ein Blick auf den Ursprung der Liturgischen Bewegung bei Prosper Guéranger, in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 12 (1993), S. 35–56.
  • Louis Soltner: Beuron und Dom Guéranger, in: Erbe und Auftrag 51 (1975), S. 5–10.
  • Louis Soltner OSB: Solesmes und Dom Guéranger (1805–1875), (Studien zur monastischen Kultur, Bd. 4), EOS Verlag St. Ottilien 2011, ISBN 978-3-8306-7506-8
  • Damasus Zähringer: Abt Guéranger eifert für die Liturgie. In: Benediktinische Monatsschrift, Jg. 19 (1937), S. 225–234.
  • Damasus Zähringer: Solesmes und Beuron. Geschichte in Briefen. In: Benediktinische Monatsschrift, Jg. 19 (1937), S. 234–241.
  • Cyrill Schäfer (ed.): Solesmes und Beuron. Briefe und Dokumente 1862-1914 (Studien zur monastischen Kultur, Band 6), EOS Verlag St Ottilien 2013 (660 Seiten, ISBN 978-3-8306-7616-4. Paperback).

Weblinks