Gestis verbisque (Wortlaut)

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Note
Gestis verbisque

Dikasterium für die Glaubenslehre
von Papst
Franziskus
zur Gültigkeit der Sakramente vgl. Materie und Form der Sakramente
2. Februar 2024

(Quelle: Deutsche Fassung auf der Seite von Vatican News; OR 9. Februar 2024, S. 11)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Die Präsentation durch Kardinal Fernández

In einigen einleitenden Worten erklärt Kardinal Victor Fernández, Präfekt des Dikasteriums, die Entstehungsgeschichte des Dokuments: Er spricht von einer „Häufung von Fällen, in denen die Ungültigkeit der gefeierten Sakramente festgestellt wurde“, und von Abänderungen, die „dann dazu geführt haben, dass die betroffenen Personen ausfindig gemacht werden mussten, um den Ritus der Taufe oder der Firmung zu wiederholen“. „Eine beträchtliche Anzahl von Gläubigen hat zu Recht ihre Verärgerung zum Ausdruck gebracht.“

Als Beispiele werden Änderungen der Taufformel angeführt, zum Beispiel: „Ich taufe dich im Namen des Schöpfers...“ oder „Im Namen deines Vaters und deiner Mutter... taufen wir dich“. Sogar einige Priester hätten, da sie mit solchen Formeln getauft worden waren, lange danach schmerzlich die Ungültigkeit ihrer Weihe und der bis dahin gefeierten Sakramente entdeckt. Der Kardinal erklärt, dass „während es in anderen Bereichen des pastoralen Handelns der Kirche viel Raum für Kreativität gibt“, diese im Bereich der Feier von Sakramenten „eher zu einem 'manipulativen Willen' wird“. Schließlich erinnert Fernández daran, dass „wir Amtsträger der Versuchung widerstehen müssen, uns als Eigentümer der Kirche zu fühlen“, und dass „die Gläubigen ihrerseits das Recht haben, die Sakramente so zu empfangen, wie es die Kirche festlegt“.

Vorrang für Gottes Handeln

„Mit eng miteinander verbundenen Ereignissen und Worten“, so führt die lehrmäßige Note aus, „offenbart Gott seinen Heilsplan für jeden Menschen und setzt ihn um“. Doch leider „muss man feststellen, dass die liturgischen Feiern, insbesondere die der Sakramente, nicht immer in voller Treue zu den von der Kirche vorgeschriebenen Riten durchgeführt werden“. Das Dokument erinnert daran, dass „die Kirche seit ihren Anfängen besonders auf die Quellen geachtet hat, aus denen sie ihre Existenz und ihr Zeugnis schöpft: das Wort Gottes, bezeugt durch die Heilige Schrift und die Überlieferung, und die Sakramente, die in der Liturgie gefeiert werden und durch die sie immer wieder zum Geheimnis des Pascha Christi zurückgeführt wird“. Daher seien die Eingriffe des Lehramtes in sakramentale Angelegenheiten „immer von der grundlegenden Sorge um die Treue zum gefeierten Geheimnis motiviert gewesen. Die Kirche hat nämlich die Pflicht, den Vorrang des Handelns Gottes zu gewährleisten und die Einheit des Leibes Christi in jenen Handlungen zu schützen, die ihresgleichen suchen, weil sie par excellence heilig sind und ihre Wirksamkeit durch das priesterliche Handeln Christi garantiert wird“.

Die Kirche sei sich auch „bewusst, dass die Verwaltung der Gnade Gottes nicht bedeutet, sie sich anzueignen, sondern ein Werkzeug des Geistes bei der Weitergabe der Gabe des österlichen Christus zu werden. Sie weiß insbesondere, dass ihre potestas (Amtsgewalt) in Bezug auf die Sakramente bei deren Substanz aufhört“ und dass sie „in den sakramentalen Gesten die heilsamen Gesten bewahren muss, die Jesus ihr anvertraut hat“.

Materie und Form

In der Anmerkung wird dann erklärt, dass die „Materie des Sakraments in der menschlichen Handlung besteht, durch die Christus handelt. Dabei gibt es manchmal ein materielles Element (Wasser, Brot, Wein, Öl), manchmal eine besonders beredte Geste (Kreuzzeichen, Handauflegung, Eintauchen, Aufguss, Zustimmung, Salbung)“. Eine Körperlichkeit, die „unverzichtbar ist, weil sie das Sakrament nicht nur in der menschlichen Geschichte, sondern auch grundsätzlich in der symbolischen Ordnung der Schöpfung verwurzelt und es auf das Geheimnis der Menschwerdung des Wortes und der von ihm gewirkten Erlösung zurückführt“. Was die Form des Sakraments anbelangt, so „wird es durch das Wort gebildet, das der Materie einen transzendenten Sinn verleiht, indem es die gewöhnliche Bedeutung des materiellen Elements und die rein menschliche Bedeutung der vollzogenen Handlung verklärt. Dieses Wort schöpft immer in unterschiedlichem Maße aus der Heiligen Schrift, ist in der lebendigen kirchlichen Tradition verwurzelt und wurde vom Lehramt der Kirche kraft ihrer Autorität definiert“. Deshalb sind Materie und Form „niemals vom Willen des Einzelnen oder der einzelnen Gemeinschaft abhängig gewesen und können es auch nicht sein“.

Keine Änderungen möglich

Das Dokument bekräftigt, dass „für alle Sakramente in jedem Fall die Einhaltung des Inhalts und der Form für die Gültigkeit der Feier erforderlich ist, in dem Bewusstsein, dass willkürliche Änderungen des einen und/oder des anderen - deren Schwere und aufhebende Kraft jedes Mal festgestellt werden muss - die wirksame Verleihung der sakramentalen Gnade zum offensichtlichen Schaden der Gläubigen gefährden“. Was in den promulgierten liturgischen Büchern steht, muss also getreu eingehalten werden, ohne „etwas hinzuzufügen, wegzunehmen oder zu verändern“. Denn wenn Worte oder Materie verändert werden, ist das Sakrament nicht vollzogen. In diesem Zusammenhang wird in Fußnote 34 des Dokuments eine wichtige Unterscheidung zwischen Rechtmäßigkeit und Gültigkeit getroffen, indem erklärt wird, dass „jede Änderung der Formel eines Sakraments immer eine schwerwiegende unerlaubte Handlung ist“, selbst wenn es sich um eine minimale Änderung handelt, die den ursprünglichen Sinn nicht verändert und das Sakrament nicht ungültig macht. Die Änderung der für die Feier des Sakraments wesentlichen Elemente führt auch „zu Zweifeln an der wirklichen Absicht des Spenders und macht das gefeierte Sakrament ungültig“.

Die Kunst des Feierns

Die Liturgie lässt Vielfalt zu, die die Kirche vor „starrer Uniformität“ bewahrt. Das ergibt sich aus der Konzils-Konstitution Sacrosanctum Concilium. Aber diese Vielfalt und Kreativität, die eine bessere Verständlichkeit des Ritus und die aktive Teilnahme der Gläubigen fördern, dürfen nicht das Wesentliche bei der Feier der Sakramente beeinträchtigen. „Es erscheint daher immer dringlicher“, so die Note, „eine Zelebrationskunst heranreifen zu lassen, die sich sowohl von einem starren Rubrizismus als auch von einer ungezügelten Phantasie fernhält, um zu einer Disziplin zu führen, die es zu respektieren gilt, gerade um authentische Jünger zu sein“. In diesem Zusammenhang führt das Dokument ein Zitat von Papst Franziskus an: „Es geht nicht darum, eine liturgische Etikette zu befolgen: Es geht vielmehr um eine ‚Disziplin‘ - in dem von Guardini verwendeten Sinn -, die, wenn sie mit Authentizität befolgt wird, uns formt: Es sind Gesten und Worte, die unsere innere Welt ordnen, indem sie uns Gefühle, Haltungen und Verhaltensweisen leben lassen. Sie sind nicht die Verkündigung eines Ideals, um uns zu inspirieren, sondern eine Handlung, die den Körper in seiner Gesamtheit einbezieht, d.h. in seinem Wesen als Einheit von Seele und Körper“.

Den Reichtum der Sakramente bewahren

„Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt" (2 Kor 4,7). In seinen Schlussfolgerungen zitiert das Dokument des Dikasteriums für die Glaubenslehre diese Worte des heiligen Paulus. Die Antithese soll „betonen, wie die Erhabenheit der Macht Gottes durch die Schwäche seiner Verkünder hindurch offenbart wird“. Das beschreibe auch gut, „was in den Sakramenten geschieht. Die ganze Kirche ist aufgerufen, den in ihnen enthaltenen Reichtum zu bewahren, damit der Vorrang des Heilshandelns Gottes in der Geschichte auch in der zerbrechlichen Vermittlung der Zeichen und Gesten, die der menschlichen Natur eigen sind, niemals verdunkelt wird“.

Weblinks