Priesterbruderschaft St. Pius

Aus kathPedia
Version vom 26. Oktober 2006, 18:37 Uhr von Gandalf (Diskussion | Beiträge) (Wiederhergestellt zur letzten Änderung von Gandalf)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Die Piusbruderschaft ist eine von Rom abgespaltene Gruppierung, die vom exkommunizierten Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet wurde.

Geschichte und Bewertung

Marcel Lefebvre war Gründer und Generaloberer der 1970 gegründeten, 1974 kirchenrechtlich aufgehobenen, seit 1988 schismatischen „Priesterbruderschaft St. Pius X.“, die zunächst vor allem als Trägerin eines Priesterseminars tridentinischer Prägung in Econe (Schweiz) wirkte. Bekannt wurde Lefebvre jetzt durch seine massive Ablehnung der Liturgiereform. In seiner Grundsatzerklärung vom 21. November 1974 stellte er die These auf, dass kein Katholik, wenn ihm an seinem Seelenheil liege, diese Reform billigen könne. Diese Position zwang den Hl. Stuhl zu einer forcierten Durchsetzung des Missale Romanum von 1970. Papst Paul VI. sah sich 1976 wegen unerlaubter Priesterweihen dazu gezwungen, Lefebvre von seinen Ämtern zu suspendieren. Dieser leistete keinen Gehorsam, obwohl ihn der Papst abermals im September 1976 in Privataudienz empfing. Mit Schreiben vom 11. Oktober 1976 stellte der Papst definitiv fest, dass sich Lefebvre angesichts des von ihm neu eingeführten, absolut falschen Traditionsbegriffs im Irrtum befinde. Durch vier gegen den ausdrücklichen Willen des Papstes vollzogene und damit unerlaubte Bischofsweihen im Jahr 1988 zog sich Lefebvre als Tatstrafe die Exkommunikation zu. Papst Johannes Paul II. hat am 2. Juli im Apostolischen Schreiben Ecclesia Dei die Bischofsweihen als schismatischen Akt verurteilt und die Exkommunikation Lefebvres offiziell festgestellt.

Da die Feier der tridentinischen Liturgie bereits seit 1984 im Falle eines pastoralen Bedürfnisses gestattet wird, also ihre Zelebration nur von 1974 bis 1984 auf persönlich begründete Ausnahmen beschränkt war, ist längst nicht mehr die "alte Messe" der zentrale Streitpunkt zwischen dem Heiligen Stuhl und den fast 500 Priestern der Lefebvre-Bruderschaft. Diese verlangt vielmehr die "Rückkehr" Roms zu einer vom Integralismus geprägten Identität. Da Rom aber nie im vollen Sinn des Begriffs integralistisch orientiert war, kann der Vatikan auf diese Forderung nicht eingehen, zumal sie die Erfüllung des kirchlichen Auftrags unmöglich machen würde. Aus römischer Sicht verbreitete Lefebvre eine Lesart der katholischen Tradition, die nicht dem kirchlichen Selbstverständnis entspricht und diesem auch in früheren Zeiten nicht entsprochen hätte.