Diskussion:Aggiornamento

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Der erste Abschnitt von Aggiornamento ist aus der Diskussion:Fegefeuer hierher kopiert:

"Verheutigung" heißt: Weil sich Sprache ändert und weil Vokabeln ihre Bedeutung ändern, muss das depositum fidei immer wieder neu ausgesagt, formuliert werden. Z.B. "Person", darauf wies Karl Rahner hin: Im deutschen Idealismus bekam das Wort die Bedeutung eines selbständigen, individuellen Aktzentrums; das Wort "Existenz" änderte seine Bedeutung im Zuge der Aufklärung usw. zu "raum-zeitliches Vorhandensein". Damit wird aber die trinitarische Aussage "Gott existiert in drei Personen" missverständlich. Um auszusagen, was die frühen Konzilien und die Scholastik damit gemeint haben, müsste es heute, so Rahner, präzise heißen:; "Gott subsistiert in drei distinkten Subsistenzweisen." Wir haben die Glaubensbekenntnisse daraufhin sprachlich nicht geändert, aber für Verkündigung und Unterweisung ist mit diesem Sachverhalt zu rechnen.--Aggiornamento (Diskussion) 11:04, 7. Dez. 2015 (CET)

Ich verstehe nun, was Sie unter Verheutigung meinen und meine, dass die "Verheutigung" in der Pastoral absolut notwendig ist. Ist eine Verheutigung auch in der Lehre notwendig? In Übersetzungen der sich stets verändernden Sprachen sicherlich. Dass jedoch ein gerade auftauchendes Lehrsystem verwendet wird, um den Glauben auszusagen, hält Pius XII. für verfehlt. Er schreibt in Humani generis, Nr. 14+15: "Was nun die Theologie betrifft, so gehen einige darauf aus, den Sinn der Dogmen möglichst abzuschwächen und das Dogma von der Ausdrucksweise, die seit langem in der Kirche gebräuchlich ist, und von den philosophischen Begriffen, deren sich die katholischen Gelehrten bedienen, freizumachen, um statt dessen bei der Darlegung der katholischen Lehre zur Sprechweise der Heiligen Schrift und der Kirchenväter zurückzukehren. Wenn das Dogma der Elemente, die der göttlichen Offenbarung angeblich nur äußerlich anhaften, erst entkleidet sein werde, dann lasse es sich, so hoffen sie, mit Aussicht auf Erfolg mit den Lehrmeinungen der von der Kirche Getrennten vergleichen, und so werde man schrittweise zu einer wechselseitigen Angleichung des katholischen Dogmas und der Anschauungen der Andersgläubigen gelangen.
Sei die katholische Lehre einmal auf diesen Stand gebracht, so werde damit, meinen sie, ein Weg geschaffen, auf dem man, wie es die heutigen Verhältnisse erheischen, das Dogma auch in den Begriffen der modernen Philosophie ausdrücken könne, des Immanentismus, des Idealismus, der Existenzphilosophie oder irgendeines anderen Systems. Das könne und müsse, betonen manche mit noch größerer Dreistigkeit, auch deshalb geschehen, weil sich ihrer Ansicht nach die Geheimnisse des Glaubens niemals durch vollständig zutreffende, sondern nur durch sog. angenäherte und ständig wandelbare Begriffe ausdrücken lassen, durch Begriffe, die die Wahrheit zwar in etwa andeuten, aber notwendigerweise auch entstellen. Sie halten es daher nicht für widersinnig, sondern für durchaus notwendig, dass die Theologie, entsprechend den verschiedenen philosophischen Systemen, deren sie sich im Lauf der Zeit als ihrer Werkzeuge bedient, die alten Begriffe durch neue ersetzt. Auf diesem Wege werde es gelingen, in zwar verschiedenen, in gewisser Hinsicht sogar entgegengesetzten, aber nach ihrer Meinung gleichwertigen Fassungen dieselben göttlichen Wahrheiten so wiederzugeben, wie es der Natur des Menschen entspricht. Sie fügen hinzu, die Dogmengeschichte bestehe in der Aufweisung der verschiedenen aufeinanderfolgenden Formen, in die die geoffenbarten Wahrheiten je nach den verschiedenen im Lauf der Jahrhunderte auftauchenden Lehrsystemen und Anschauungen gekleidet worden seien."
Und das Zweite Vatikanische Konzil schreibt in „Optatam totius“, Nr. 15 heißt: ... Die Alumnen "sollen sich dabei auf das stets gültige philosophische Erbe stützen (innixi patrimonio philosophico perenniter valido). " --Oswald (Diskussion) 12:57, 7. Dez. 2015 (CET)
Es ist nicht nur eine Frage der Pastoral. Wohlgemerkt: Der zitierte Karl Rahner war kein Pastoraltheologe, sondern Fundamentaltheologe. Es handelt sich um die grundlegende Frage der theologischen Erkenntnislehre, also nicht nur des Verkündigens, sondern bereits vorher des theologischen Denkens, für welches eine eindeutige Begrifflichkeit unverzichtbar ist. Und um diese Eindeutigkeit ringt die Fundamentaltheologie.
Humani generis ist dabei nicht die letztgültige lehramtliche Aussage. Seitdem ist sowohl in der theologischen Forschung (Erkenntnislehre, Hermeneutik, theologische Sprachtheorie usw.) viel geschehen, und auch das Lehramt hat das depositum fidei seit 1950 weiter entwickelt; immerhin fand ein Konzil mit gewichtigen Aussagen statt. Papst Benedikt, der ja auch einer der führenden lebenden Theologen ist, war in Spe salvi und anderen Texten ein gutes Stück über das 1950 Geltende hinausgegangen, auch bei ihm ist die Scholastik nicht mehr das zentrale Denksystem und Sprachspiel.
Was Optatam totius angeht, da hast du nicht beachtet, dass da steht "auf das stets gültige Erbe STÜTZEN": gestützt auf das Erbe weiter denken, nicht das Erbe steril konservieren. Nebenbei: In Optatam totius steht im folgen den Abschnitt, Nr. 16: "Mit besonderer Sorgfalt sollen sie (die Alumnen) im Studium der Heiligen Schrift, die die Seele der ganzen Theologie sein muss, gefördert werden." Ich werde nicht müde darauf hinzuweisen, dass der Aspekt "Heilige Schrift, die Seele der ganzen Theologie" in Kathpedia sträflich vernachlässigt wird.--Aggiornamento (Diskussion) 18:26, 7. Dez. 2015 (CET)

:::Die Aktuellsten Verlautbarungen über philosophische Verheutigungen:

Im Schreiben von Fides et ratio 1998 heisst es in Nr. 54: "Sodann erhob Papst Pius XII. seine Stimme, als er in der Enzyklika Humani generis vor irrigen Erklärungen im Zusammenhang mit den Auffassungen von Evolutionismus, Existentialismus und Historizismus warnte. Er stellte klar, daß diese Auffassungen nicht von Theologen erarbeitet und vorgelegt worden sind, haben sie doch ihren Ursprung »außerhalb des Schafstalls Christi«; er fügte allerdings hinzu, daß derartige Abirrungen nicht einfach verworfen, sondern kritisch untersucht werden sollten: »Nun sollen aber die katholischen Theologen und Philosophen, denen die schwere Aufgabe obliegt, die göttliche und menschliche Wahrheit zu schützen und sie den Herzen der Menschen einzupflanzen, diese mehr oder weniger vom rechten Weg abirrenden Auffassungen weder ignorieren noch unbeachtet lassen. Ja, sie sollen diese Auffassungen sogar gründlich kennen, sowohl weil Krankheiten nicht angemessen geheilt werden können, wenn sie nicht vorher richtig erkannt wurden, als auch, weil manchmal selbst in falschen Ansichten ein Körnchen Wahrheit verborgen liegt, als auch schließlich, weil diese den Geist herausfordern, bestimmte Wahrheiten, sowohl philosophische als auch theologische, genauer zu durchforschen und zu untersuchen«."
Und in Nr. 96. Diese Überlegung läßt uns die Lösung eines anderen Problems erahnen: nämlich das Problem der immerwährenden Gültigkeit der in den Konzilsdefinitionen verwendeten Begriffssprache. Schon mein ehrwürdiger Vorgänger Pius XII. hat sich in seiner Enzyklika Humani generis mit dieser Frage auseinandergesetzt. Anmerkung 112: »Es ist klar, daß sich die Kirche nicht an ein beliebiges kurzlebiges philosophisches System binden kann; aber was von den katholischen Theologen übereinstimmend in jahrhundertelanger Arbeit aufgestellt worden ist, um einigermaßen zu einem Verständnis und einer Erfassung des Dogmas zu kommen, ruht nicht auf einem so hinfälligen Fundament. Denn es ruht auf Prinzipien und Begriffen, die der wahren und richtigen Erkenntnis der geschaffenen Dinge entstammen: bei Gewinnung und Formung dieser Erkenntnisse war die göttliche Offenbarung, wie ein Stern, dem menschlichen Geist mittels der Kirche eine Leuchte. Daher ist es nicht zu verwundern, daß einige derartige Begriffe von Ökumenischen Konzilien nicht nur verwendet, sondern selbst festgelegt wurden, so daß es nicht erlaubt ist, davon abzugehen«: (Enzyklika Humani generis (12. August 1950): AAS 42 (1950), 566-567; vgl. Internationale Theologenkommission, Dokument Interpretationis problema (Oktober 1989): Ench. Vat. 11, Nr. 2717-2811).
Im Schreiben Ad operam, dem Dekret der Kongregation für das Katholische Bildungswesen vom 28. Januar 2011 über die Reform der kirchlichen Studien der Philosophie steht das lehramtlich Aktuellste [in Klammer mein Kurzkommentar]:
Nr. 3… Diese vielfältige Erforschung des Denkens und des Redens darf jedoch nie ihre Verwurzelung im Sein vergessen. Die metaphysische Komponente ist der unumgängliche Weg, „um die Krisensituation, die heutzutage große Teile der Philosophie durchzieht, zu überwinden und auf diese Weise manche in unserer Gesellschaft verbreiteten abwegigen Verhaltensweisen zu korrigieren“. (Fides et ratio, Nr. 83).Unter dieser Perspektive sind die Philosophen dazu eingeladen, mit Nachdruck die „ursprüngliche Berufung“ der Philosophie (Vgl. Fides et ratio, Nr. 6). wieder zu gewinnen: die Suche nach dem Wahren und seiner weisheitlichen und metaphysischen Dimension.
Nr. 4 . Die Philosophie oder Metaphysik handelt in der Tat zuerst vom Seienden und seinen Merkmalen und in dieser Weise erhebt sie sich zur Erkenntnis der spirituellen Wirklichkeit, indem sie nach der Ersten Ursache für alles sucht (Vgl. Hl. Thomas von Aquin, Kommentar zur Metaphysik des Aristoteles, Proemium; vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005), AAS 98 (2006), 217-252, Nr. 9). Dieses Unterstreichen des weisheitlichen und metaphysischen Charakters sollte jedoch nicht als eine ausschließliche Ausrichtung auf die Philosophie des Seins gelten, denn alle verschiedenen Bereiche der Philosophie sind wichtig für die Erkenntnis der Wirklichkeit. Genauer gesagt, das eigene Studiengebiet und die spezifische Methode einer jeden Philosophie werden um der Angleichung an die Wirklichkeit und der Vielfalt der Weisen menschlicher Erkenntnis wegen respektiert.
Nr. 9 … Zurecht wurde beobachtet: „Die Krise der nachkonziliaren Theologie ist in weitem Maße eine Krise ihrer philosophischen Fundamente […]. Wenn aber die philosophischen Grundlagen nicht geklärt werden, dann verliert die Theologie den Boden unter den Füßen.
Nr. 11 … Um zur genauen und kohärenten Erkenntnis vom Menschen, der Welt und von Gott zu gelangen, bedarf eine derartige Dimension der Lehre einer Philosophie, die sich sowohl auf das „immer gültige philosophische Erbe“ stützt [stützen bedeutet nicht ein Fundament, auf welches man sich nicht beruft: die Metaphysik oder auch Ontologie ist das Fundament - der unumgängliche Weg], das sich im Laufe der Geschichte entwickelt hat, als auch gleichzeitig offen dafür ist, die Beiträge die die philosophischen Forschungen erbracht haben und weiterhin erbringen, aufzunehmen. [d.h. nur das, was die Päpstlichen Schreiben aufnehmen!. Was Theologen dazu sagen, ist nur wissenswert]
Nr. 12. Sowohl für den Erwerb der intellektuellen „Habitus“ als auch für die ausgereifte Aufnahme des philosophischen Erbes gebührt der Philosophie des heiligen Thomas von Aquin eine herausragende Stellung, verstand er es doch, „den Glauben in positive Beziehung […] zu der Form der vernunftgemäßen Argumentation, die zu seiner Zeit herrschte“, zu stellen. Deshalb wird er noch immer „Apostel der Wahrheit“ genannt. „Weil er die Wahrheit vorbehaltlos anstrebte, konnte er in seinem Realismus deren Objektivität anerkennen. Seine Philosophie ist wahrhaftig die Philosophie des Seins und nicht des bloßen Scheins“. Der Vorzug, den die Kirche seiner Methode und seiner Lehre einräumt, ist nicht ausschließlich, sondern „exemplarisch“.