The Da Vinci Code

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The Da Vinci Code ist der Titel eines Romans von Dan Brown. Im Deutschen trägt er den Titel Sakrileg

Einordnung des Buches zu einer literarischen Gattung

"Sakrileg" wird entweder als Thriller, als spannender Kloster-Roman, bisweilen auch als historischer Mysterien-Roman oder am häufigsten als Phantasy-Roman eingeordnet. Im weitesten Sinne handelt es sich bei dem Buch also um literarische Fiktion.

Doch treffen dieses Gattungsbegriffe den Charakter des Buches nicht vollständig. Abgesehen vom Spannungsbogen der erfundenen Erzählung bietet der Roman scheinbar zutreffende Enthüllungen für Eingeweihte, die den eigentlichen Reiz ausmachen. Für diese vorgegaukelten Erleuchtungen beansprucht der Autor Dan Brown, auch in Zeitungs-Interviews, die Wahrheit zu sagen. Es handle sich nach seinem Angaben bei diesen Aussagen nicht um Fiktion, sondern um wissenschaftliche Erkenntnisse und bislang durch die Kirche unterdrückte Wahrheiten. Er selbst sei beim Schreiben gläubig geworden, an seine eigenen Theorien glaubend, äußerte er bei einer solchen Gelegenheit.

Vorlagen für die Spekulationen des Buches

Ein großer Anteil der Inhalte des "Sakrileg" sind einem Buch von Baigent/Leigh (Verschlussache Jesus) entnommen. In einem Zivilprozess in Großbritannien sollte der Streit um Nutzungsrechte und Ideenklau die finanziellen Folgen ausgleichen. Da beide Bücher im gleichen Verlag erschienen sind, ist dieser Prozess gleichzeitig eine Public-Relations-Aktion gewesen. Die von Brown als Quelle bemühten Dossiers Secret zur "Priéuré de Sion" waren schon als Fälschung entlarvt, als Dan Brown sie als Quelle für seinen Phantasy-Mysterien-Roman genutzt hat. Das ist ein Beleg dafür, dass Brown seine eigenen Thesen offenbar nicht wirklich ernstnimmt.

Gnostische Elemente im Buch

Inspiriert ist das Buch von der antiken Gnosis. Die Gnostiker waren im christlichen Gedankengut angesiedelte Schriftsteller oder Autoren, die sich auf spezielle Privat-Offenbarungen beriefen, die nur ihnen zuteil wurden und deren Wahrheitsgehalt von anderen nicht überprüft werden konnte. Das junge Christentum wehrte sich gegen diese Privatoffenbarungen, indem es die von Christus geoffenbarten Wahrheiten in Glaubensbekenntnissen formulierte, um Wahres und Falsches voneinander abgrenzen zu können. Mit den ausformulierten Glaubensbekenntnissen wollte die Kirche den antiken Gnostikern (etwa Marcion, Valentinus, Herakleon) das Betätigungsfeld entziehen. Die Gnosis war die größte Herausforderung für das junge Christentum – und scheint es nach dem großen Erfolg von „Sakrileg“ heute erneut zu werden. Auch „Sakrileg“ ist ein gnostisches Buch. Wer es gelesen hat und seine Thesen annimmt, gehört scheinbar zu den Erleuchteten, den Eingeweihten oder Illuminati. Im Umfeld der Gnosis wuchern Verschwörungstheorien und Geheimniskrämerei. Erlösung bedeutet für Gnostiker, das richtige Wissen von der Wahrheit zu erlangen. Logischerweise beschwerten sich die antiken Gnostiker, die an eigene direkte Offenbarungen glaubten, bitter über die Autorität der Bischöfe in den christlichen Gemeinden. Die Auseinandersetzung ging darum, wer den christlichen Glauben definiert und sein legitimer Sprecher ist. Ein wesentlicher gnostischer Irrtum besteht darin, die wahre Menschwerdung des Sohnes Gottes aus der Jungfrau Maria zu leugnen. Dem Erlöser wird in diesem Fall nur ein Scheinleib zugeschrieben; außerdem wird ein Dualismus von "böser" Materie und "gutem" Geist behauptet, was dem christlichen Schöpfungsglauben widerspricht, wonach Gott alles gut erschaffen hat.

Wahrheitsgehalt von Sakrileg

„Dass die Geschichte im Kern nicht stimmt, ist jedem klar, der sich statt an Phantastereien an wissenschaftliche Erkenntnisse hält. Was Brown etwa über die Göttlichkeit Christi schreibt, die angeblich Kaiser Konstantin im ersten Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) aus politischen Gründen habe feststellen lassen, was er über die angebliche Ehe zwischen Jesus und Maria Magdalena und ein gemeinsames Kind schreibt, ist schlicht abstrus. Dennoch ergötzen sich viele – selbst Akademiker – an dem Werk voller historisch-verbrämter, hanebüchener Behauptungen und nehmen für bare Münze, was ihnen in den esoterischen Kram passt“
(Alexander Schwabe, Spiegel-online, 8. März 2006)

Zeitgeschichtlicher Anlass: die Schriften von Nag Hammadi

Anlass für das Wiederaufleben gnostischer Literatur waren die Schriftrollenfunde des Muhammed Ali bei Nag Hammadi in der ägyptischen Wüste im Jahr 1945, wobei es sich vor allem um gnostische Texte handelte, die bis dahin nur indirekt bekannt waren. 1977 wurden diese Texte auf Englisch publiziert, im Jahr 1997 auf Deutsch (Titel: Bibel der Häretiker). Vier dieser Texte werden als Evangelien bezeichnet: Evangelium der Wahrheit, das Thomas-Evangelium, das Philippus-Evangelium und das Ägypter-Evangelium. Es gibt also nicht, wie von Dan Brown in Sakrileg behauptet, 80 solcher Evangelien! Weitere Texte sind das Apokryphon des Johannes, das Testimonium Veritatis, die Sophia Jesu und viele mehr. Inhaltlich bieten diese Texte und vor allem die apokryphen Evangelien (bei Dan Brown „geheime Evangelien“) so etwas wie eine eigene gnostische Religion mit dualistischen Vorstellungen, der Lehre von einem doppelten Jesus, einem Demiurgen, der aus Geist Materie macht und vieles mehr. Dass es sich nicht um originär christliches Gedankengut handelt, darin stimmte die Antike bereits überein. Man konnte nicht gleichzeitig Gnostiker sein und Christ, der sich auf die apostolische Überlieferung berief.

Um damals Wahres und Falsches voneinander zu unterscheiden, hatte die frühe Kirche bereits eine Liste der glaubwürdigen Texte aufgestellt: den noch bis heute gültigen Kanon der Schriften des Neuen Testamentes. Dieser wurde vermutlich bereits im späten 2. Jahrhundert zusammengestellt. Wichtigste Quelle für den Kanon des Neuen Testamentes ist der Kanon Muratori, eine Liste, die 1740 von dem italienischen Historiker Ludovico Muratori entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Kopie des Originaldokumentes, die Liste ist 85 Zeilen lang, enthält alle 27 Bücher des Neuen Testamentes plus den „Hirten des Hermas“, sowie eine Erwähnung von Papst Pius I. (gestorben 157 n. Chr.), der vor kurzem Bischof von Rom gewesen sei. Die erste Auflistung der heute im Neuen Testament enthaltenen Bücher sowie der Vierzahl der Evangelien findet sich 367 n. Chr. in einem Brief des Patriarchen Athanasius von Alexandrien. Er bezeichnete diese Liste erstmals als Kanon. Dan Browns Quellen der Erkenntnis gehören sämtlich zu den in der Antike bereits als falsch klassifizierten Schriften. Die vier Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes enthalten genügende Belege für die Göttlichkeit Christi (Geburt, Taufe, Verurteilung, Tod, Selbstaussagen Christi).

Stimmen der Kritiker

Das Buch ist ein "historischer Amoklauf“ meint der Dormagener Theologe und Reiseveranstalter Michael Schwinge. Und: „Am Buch „Sakrileg“ stimmt nichts außer den Seitenzahlen“. Auch die Literatur, die sich mit diesen Fehlern beschäftigt, schießt bereits aus de Boden. Burstein, Langbein und Etchegoin/Lenoir sind die Namen bekannter Kritiker. Aber auch Theologen, die sich fundiert mit der Heiligen Schrift befassen, haben sich bereits zu Wort gemeldet, wie Darrell L. Bock mit seinem Buch „Die Sakrileg-Verschwörung“.


Historische Fehler

So hat Leonardo nicht „Hunderte“ von Gemälden für den Vatikan gemalt, sondern nur eines und in seinem Leben insgesamt nur 17 Gemälde angefertigt. „Da Vinci“ ist auch nicht - wie ausdrücklich in Sakrileg behauptet - der Nachname von Leonardo, sondern gibt seine Herkunft an - und vieles mehr. In Browns Geschichtslinie der angeblichen leiblichen Nachfahren von Jesus und Maria Magdalena fehlen 400 Jahre. Dem deutschen Verlag und einem einigermaßen gebildeten Lektor ist es offenbar zu verdanken, dass die gröbsten historischen Patzer der englischen Fassung bereits ausgebügelt worden sind.

Falsche Beispiele aus der Kirchengeschichte

Brown behauptet, die Gottheit Jesu sei im dritten Jahrhundert in einer äusserst knappen Abstimmung festgelegt worden. Die Abstimmung im hierfür bemühten ersten Konzil von Nizäa ging in Wirklichkeit aber 315 zu 3 aus. Die Templer seien in Rom verbrannt und in den Tiber geworfen worden, berichtet Brown in seinem Roman. Historisch ist, dass dies in Paris geschehen ist, und auch nicht vom Papst initiiert wurde, sondern vom französischen König, der an das Geld der Templer kommen wollte. Auch haben nicht die Merowinger (wie Brown behauptet) Paris gegründet, sondern wohl eher die Römer, weshalb die Berichte im Cartoon Asterix eher zutreffen als die Aussagen in Sakrileg. Für Kunstliebhaber besonders ärgerlich: Brown ist wohl nie in Notre Dame in Paris gewesen. Sonst würde seine Beschreibung dieser Kirche nicht so fehlerhaft sein. Auch für Brown’s Behauptung, Leonardo sei ein ausschweifender Homosexueller gewesen, gibt es in der Historie keinerlei Belege. Die von Brown behauptete Unterdrückung des Weiblichen im frühen Christentum kann durch die bereits sehr frühe Verehrung heiliger Frauen widerlegt werden.

Literatur

Bücher

  • Darell L. Bock: Die Sakrileg-Verschwörung. Fakten und Hintergründe zum Roman von Dan Brown. Brunnen Verlag Giessen 2006
  • Michael Kotsch, Sakrileg. Geheime Evangelien? (Reihe Aufklärung 59), Lage 2005.


Zeitschriftenartikel

  • Alexander Kendl, Ein literarisches "Sakrileg"?, in: Skeptiker 18 (2005), 180-183.
  • Frank Müller, Sakrileg oder Fiktion? Ein häretischer Bestseller kommt in die Kinos, in: Komma 32/2006, 12-18.


Onlineartikel

Weblinks