Dives in misericordia (Wortlaut): Unterschied zwischen den Versionen

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Der messianischen Botschaft über das Erbarmen eignet somit eine besondere göttlich - menschliche Dimension. Christus wird in Erfüllung der messianischen Prophetien die Inkarnation jener Liebe, welche mit besonderer Eindringlichkeit in ihrer Zuwendung zu den Leidenden, den Unglücklichen und den Sündern sichtbar wird; er macht so den Vater, den Gott »voll Erbarmen«, gegenwärtig und in größerer Fülle offenbar. Dabei wird er für die Menschen zugleich Modell der erbarmenden Liebe zum Nächsten und verkündet so durch die Taten noch mehr als durch seine Worte den Aufruf zum Erbarmen, der eines der wesentlichen Elemente des evangelischen Ethos ist. Es geht hier nicht nur um die Befolgung eines Gebotes oder einer sittlichen Norm, sondern um die Erfüllung einer Grundvoraussetzung dafür, dass Gott dem Menschen sein Erbarmen erweisen kann: »Die Barmherzigen... werden Erbarmen finden«.
 
Der messianischen Botschaft über das Erbarmen eignet somit eine besondere göttlich - menschliche Dimension. Christus wird in Erfüllung der messianischen Prophetien die Inkarnation jener Liebe, welche mit besonderer Eindringlichkeit in ihrer Zuwendung zu den Leidenden, den Unglücklichen und den Sündern sichtbar wird; er macht so den Vater, den Gott »voll Erbarmen«, gegenwärtig und in größerer Fülle offenbar. Dabei wird er für die Menschen zugleich Modell der erbarmenden Liebe zum Nächsten und verkündet so durch die Taten noch mehr als durch seine Worte den Aufruf zum Erbarmen, der eines der wesentlichen Elemente des evangelischen Ethos ist. Es geht hier nicht nur um die Befolgung eines Gebotes oder einer sittlichen Norm, sondern um die Erfüllung einer Grundvoraussetzung dafür, dass Gott dem Menschen sein Erbarmen erweisen kann: »Die Barmherzigen... werden Erbarmen finden«.
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==III. DAS ALTE TESTAMENT==
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===4. Der Begriff »Erbarmen« im Alten Testament===
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Der Begriff »Erbarmen« hat im Alten Testament seine lange und reiche Geschichte. Wir müssen auf sie zurückgreifen, damit das von Christus geoffenbarte Erbarmen in größerer Fülle aufleuchten kann. Als er dieses Erbarmen durch Wort und Tat offenbarte, wandte er sich an Menschen, die nicht nur das Wort Erbarmen kannten, sondern auch als Gottesvolk des Alten Bundes im Lauf einer mehrhundertjährigen Geschichte das Erbarmen Gottes auf besondere Weise erfahren hatten. Diese Erfahrung war sowohl sozial und gemeinschaftlich als auch individuell und innerlich.
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Israel war ja das Volk des Bundes mit Gott - eines oft gebrochenen Bundes. Wenn es sich seiner Untreue bewusst wurde - im Lauf der Geschichte Israels fehlte es nicht an Propheten und anderen, welche dieses Bewusstsein weckten - , rief es das Erbarmen an. Die Bücher des Alten Testamentes bringen uns dafür Zeugnisse zur Genüge. Als besonders wichtige Tatsachen und Texte seien angeführt: der Beginn der Geschichte der Richter,<ref>Vgl. {{B|Ri|3|7-9}}.</ref> das Gebet Salomos bei der Einweihung des Tempels,<ref> Vgl. {{B|1 Kön|8|22-53}}.</ref> ein Teil der Weissagungen Michas,<ref>Vgl. {{B|Mi|7|18.20}}.</ref> die trostvollen Zusicherungen bei Jesaja,<ref>Vgl. {{B|Jes|1|18}}; {{B|Jes|51|4-16}}.</ref> das flehende Gebet der Juden in der Verbannung,<ref>Vgl. {{B|Bar|2|11}} bis {{B|Bar|3|8}}.</ref> die Erneuerung des Bundes nach der Rückkehr aus dem Exil.<ref>Vgl. {{B|Neh|9}}.</ref>
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Es ist bedeutsam, dass die Propheten in ihrer Verkündigung das Erbarmen, auf das sie wegen der Sünden des Volkes oft zu sprechen kommen, mit dem eindrucksvollen Bild der Liebe Gottes in Verbindung bringen. Der Herr liebt Israel mit der Liebe einer besonderen Erwählung, ähnlich der Liebe eines Bräutigams;<ref>Vgl. z. B. {{B|Hos|2|21-25}} und 15; {{B|Jes|54|6-8}}.</ref> deshalb verzeiht er immer wieder seine Schuld, ja seinen Treubruch und Verrat. Findet er Buße und echte Bekehrung, nimmt er sein Volk wieder neu in Gnaden an.<ref>Vgl. {{B|Jer|31|20}}; {{B|Ez|39|25-29}}.</ref> Bei den Propheten bedeutet Erbarmen eine besondere Kraft der Liebe, die stärker ist als die Sünde und Untreue des auserwählten Volkes.
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In diesem weitgespannten »sozialen« Zusammenhang tritt das Erbarmen als entsprechendes Gegenüber der inneren Erfahrung der einzelnen Personen auf, die sich in Schuld verstrickt haben oder Leiden und Unglück aller Art ausgesetzt sind. Sowohl das physische als auch das moralische Übel oder die Sünde veranlassen die Söhne und Töchter Israels, sich an den Herrn zu wenden und sein Erbarmen anzurufen. In solcher Weise - im Wissen um die Schwere seiner Schuld - wendet sich David in ihn.ref>Vgl. {{B|2 Sam|11}}; {{B|2 Sam|12}}; {{B|2 Sam|24|10}}.</ref> An ihn wendet sich nach seinem Aufbegehren auch Ijob in seinem entsetzlichen Unglück;<ref>Ijob passirn.</ref> an ihn wendet sich Ester im Bewusstsein der tödlichen Gefahr, die ihr Volk bedroht.<ref>{{B|Est|4|17k ff.}}</ref> In den Büchern des Alten Testaments finden wir noch weitere Beispiele dieser Art.<ref>Vgl. z.B. {{B|Neh|9|30-32}}; {{B|Tob|3|2 f.}} 11 f.; {{B|Tob|8|16f.}}; {{B|1 Makk|4|24}}.</ref>
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Am Anfang dieser mannigfaltigen gemeinschaftlichen und persönlichen Überzeugung, wie sie vom ganzen Alten Testament im Laufe der Jahrhunderte bestätig wird, steht die grundlegende Erfahrung des auserwählten Volkes in der Zeit des Exodus: der Herr sah das Elend des versklavten Volkes, hörte seine Schreie, erkannte seine Bedrängnis und beschloß, es zu befreien.<ref>Vgl. {{B|Ex|3|7f}}.</ref> In dieser Rettung durch den Herrn sieht der Prophet dessen Liebe und Mitleid am Werk.<ref>Vgl. {{B|Jes|63|9}}.</ref> Hier hat die Sicherheit ihre Wurzeln, mit der das auserwählte Volk und jedes seiner Glieder auf Gottes Erbarmen baut, das man in jeder Bedrängnis anrufen kann.
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Dazu kommt die Tatsache, dass das Elend des Menschen, seine »Erbärmlichkeit«, auch in seiner Sünde besteht. Das Bundesvolk kannte dieses Elend schon von den Zeiten des Exodus an, als es das goldene Kalb aufstellte. Über diesen Akt des Bundesbruches hat der Herr triumphiert, als er sich dem Mose feierlich als »ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Güte und Treue« kundtat.<ref>{{B|Ex|34|6}}.</ref> In dieser zentralen Offenbarung wird das auserwählte Volk und jedes seiner Mitglieder nach jedem Fall in Schuld immer wieder die Kraft und den Beweggrund finden, sich an den Herrn zu wenden, um ihn an das zu erinnern, was er selbst über sich geoffenbart hat,<ref>Vgl. {{B|Num|14|18}}; {{B|2 Chr|30|9}}; {{B|Neh|9|17}}; {{B|Ps|86|(85), 15}}; {{B|Weish|15|1}}; {{B|Sir|2|11}}; {{B|Joel|2|13}}.</ref> und seine Vergebung zu erflehen.
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So hat der Herr in seinen Taten und Worten seinem erwählten Volk schon von der Schwelle seiner Geschichte an handelnd und sprechend sein Erbarmen geoffenbart, und dieses Volk hat sich im weiteren Verlauf seiner Geschichte im Unglück wie beim Bewußtwerden seiner Schuld immer wieder dem Gott der Erbarmungen anvertraut. Alle Färbungen der Liebe zeigen sich im Erbarmen des Herrn gegen die Seinen: er ist ihr Vater,<ref>Vgl. {{B|Jes|63|16}}.</ref> weshalb Israel sein erstgeborener Sohn ist;<ref>Vgl. {{B|Ex|4|22}}.</ref> er ist auch der Bräutigam jener, der vom Propheten ein neuer Name verkündet wird: ruhama, »Wohlgeliebte«, weil ihr Erbarmen widerfahren soll.<ref> Vgl. {{B|Hos|2|3}}.</ref>
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Auch wenn der Herr, durch die Treulosigkeit seines Volkes erbittert, beschließt, es fallen zu lassen, ist seine Zärtlichkeit und seine großherzige Liebe zu den Seinen immer noch stark genug, um ihn seinen Zorn vergessen zu lassen.<ref>Vgl. {{B|Hos|11|7-9}}; {{B|Jer|31|20}}; {{B|Jes|54|7f}}.</ref> So ist es verständlich, dass dann die Psalmisten, sobald sie das höchste Loblied auf den Herrn anstimmen wollen, den Gott der Liebe besingen, den Gott der Zärtlichkeit, des Erbarmens und der Treue.<ref>{{B|Ps|103}}(102) und 145(144).</ref>
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Aus all dem folgt, dass das Erbarmen nicht nur zum Gottesbegriff gehört, sondern das Leben des ganzen Volkes Israel und seiner einzelnen Söhne und Töchter kennzeichnet; es ist der Inhalt der innigen Beziehung zu ihrem Herrn, der Inhalt ihres Gesprächs mit ihm. Gerade in dieser Hinsicht wird das Erbarmen in den einzelnen Büchern des Alten Testaments mit einer Fülle von Ausdrücken beschrieben. Es wäre vielleicht schwierig, in diesen Büchern eine rein theoretische Antwort auf die Frage zu suchen, was das Erbarmen als solches ist. Nichtsdestoweniger sagt die in ihnen verwendete Terminologie schon sehr viel darüber aus.<ref>Die Bücher des Alten Testaments bedienen sich, um den Begriff »Erbarmen« auszudrücken, vor allem zweier Wörter, die verschiedene semantische Nuancen aufweisen. Da ist vor allem das Wort hesed, das eine tief verwurzelte Haltung von Güte bezeichnet. Wenn sich diese zwischen zwei Menschen entwickelt, sind sie nicht nur einander wohlwollend gesinnt, sondern auch einander treu, und zwar aufgrund einer inneren Verpflichtung, also auch aufgrund einer Treue zu sich selbst. Wenn hesed auch »Gnade« oder »Liebe« bedeutet, dann eben aufgrund dieser Treue. Die Tatsache, dass die besagte Verpflichtung nicht nur moralischer, sondern fast rechtlicher Art ist ändert daran nichts. Wenn im Alten Testament der Ausdruck hesed auf den Herrn bezogen wird, geschieht das immer im Zusammenhang mit dem Bund, den Gott mit Israel geschlossen hat. Dieser Bund war von seiten Gottes eine Gabe und ein Gnadenerweis für Israel. Dennoch bekam hesed - weil sich Gott um des geschlossenen Bundes willen verpflichtet hatte diesen einzuhalten - in gewissem Sinn rechtlichen Charakter. Die rechtliche Verpflichtung von seiten Gottes trat außer Kraft wenn Israel den Bund brach und dessen Bedingungen mißachtete. Doch gerade dann enthüllte hesed, nun keine rechtliche Verpflichtung mehr, seinen tiefsten Sinn in seiner anfänglichen Bedeutung: Liebe, die schenkt; Liebe, die stärker ist als der Verrat; Gnade, die stärker ist als die Sünde.
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Diese Treue zur untreuen »Tochter meines Volkes« (vgl. Klgl 4, 3. 6) ist letzten Endes von seiten Gottes Treue zu sich selbst. Das ergibt sich klar vor allem aus der häufigen Wiederkehr des Wortpaares hesed we'emet (= Gnade und Treue), das man als Hendiadyoin betrachten könnte (vgl. z. B. {{B|Ex|34|6}}; {{B|2 Sam|2|6}}; {{B|2 Sam|5|20}}; {{B|Ps|25(24)|10}}; 40(39), 11 f.- 85(84), 11; 138 (137), 2; {{B|Mich|7|20}}).
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»Nicht euretwegen handle ich, Haus Israel sondern um meines heiligen Namens willen« ({{B|Ez|36|22}}). Wenngleich also auch Israel, schuldbeladen durch den Bundesbruch, auf Gottes hesed keinen rechtlichen Anspruch hat, so darf und muss es doch weiter hin darauf hoffen und vertrauen, da der Gott des Bundes wahrhaft »seiner Liebe verantwortlich« ist. Frucht einer solchen Liebe sind die Verzeihung, die Wiederaufnahme in die Beziehung der Huld und Gnade und die Erneuerung des inneren Bundes.
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Das zweite Wort, das in der Terminologie des Alten Testaments zur Bezeichnung des Erbarmens dient, ist rahamim. Es hat eine andere Nuance als hesed. Während letzteres die Treue zu sich selbst und die »Verantwortung der eigenen Liebe gegenüber« (in gewisser Hinsicht männliche Charakterzüge) hervorhebt, lässt rahamim schon von der Wortwurzel her die Mutterliebe anklingen (rehem = Mutterschoß). Der tiefsten und ursprünglichsten Verbundenheit, ja Einheit der Mutter mit dem Kind entspringt eine besondere Beziehung zu ihm, eine besondere Liebe. Diese Liebe kann man als völlig ungeschuldet bezeichnen, ist sie doch nicht Lohn für ein Verdienst; insofern stellt sie eine innere Notwendigkeit dar, einen »Zwang« des Herzens. Sie ist eine gleichsam »weibliche« Variante der männlichen Treue zu sich selbst, wie sie in hesed anklingt. Auf diesem psychologischen Hintergrund entfaltet sich rahamim in eine ganze Reihe von Gefühlen, so etwa Güte und Zärtlichkeit, Geduld und Verständnis, das heißt Bereitschaft zur Verzeihung.
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Das Alte Testament schreibt dem Herrn eben diese Charakterzüge zu, wenn es auf ihn den Ausdruck rahamim anwendet. So lesen wir bei Jesaja: »Kann denn eine Frau ihr Kind vergessen, eine Mutter ihren eigenen Sohn? Und selbst, wenn sie ihr Kind vergessen würde: Ich vergesse dich nicht« (Jes 49, 15). Diese Liebe, die dank der geheimnisvollen Kraft der Mutterschaft treu und unüberwindlich ist, wird in den alttestamentlichen Texten verschiedenartig ausgedrückt: als Rettung aus Gefahren, insbesonders von Feinden, als Vergebung der Sünden - der Einzelnen und des ganzen Volkes Israel - und schließlich als die Entschlossenheit, die (endzeitliche) Verheißung und Hoffnung trotz aller menschlichen Untreue zu erfüllen, wie wir bei Hosea lesen: »Ich will ihre Untreue heilen und sie in Großmut wieder lieben« ({{B|Hos|14|5}}).
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In der Terminologie des Alten Testamentes finden wir noch andere Ausdrücke, die sich in verschiedener Weise auf den selben Grundinhalt beziehen. Die beiden vorhin erwähnten verdienen jedoch besondere Aufmerksamkeit. In ihnen tritt klar der ursprüngliche anthropomorphe Aspekt hervor: die Verfasser der biblischen Schriften verwenden, um das göttliche Erbarmen zu beschreiben, Ausdrücke, die dem Bewusstsein und der Erfahrung ihrer Zeitgenossen entsprechen. Die griechische Terminologie der Septuaginta-Ubersetzung ist weniger reich als die hebräische und bietet daher nicht alle semantischen Nuancen, die den Originaltext kennzeichnen. Auf jeden Fall baut das Neue Testament auf dem Reichtum und der Tiefe auf, die bereits dem Alten eigen waren.
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Auf diese Weise erben wir vom Alten Testament - gleichsam in einer besonderen Synthese - nicht nur den Reichtum der Ausdrücke dieser Bücher zur Beschreibung des göttlichen Erbarmens, sondern auch eine spezifische, selbstverständlich anthropomorphe »Psychologie« Gottes: das Bild seiner sich sorgenden Liebe, die sich angesichts des Übels - insbesondere der Sünde des Menschen und des Volkes - als Erbarmen kundtut. Dieses Bild besteht aus dem eher allgemeinen Inhalt des Verbums hanan, aber auch aus dem von hesed und von rahamim. Das Wort hanan drückt etwas Umfassenderes aus: den Erweis der Gnade, worin gleichsam eine ständige Bereitschaft zu Hochherzigkeit, Güte und Milde eingeschlossen ist.
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Außer diesen grundlegenden semantischen Elementen schließt der Begriff des Erbarmens im Alten Testament auch den Bedeutungsgehalt des Wortes hamal ein, das wörtlich »(den besiegten Feind) verschonen« bedeutet, aber auch »Verzeihen und Mitleid bezeugen«, und infolgedessen Vergebung und Nachlaß der Schuld. Auch das Wort hus drückt Verzeihen und Mitleid aus, aber vor allem in gefühlsmäßigem Sinn. Diese Ausdrücke treten in den biblischen Texten seltener zur Bezeichnung des Erbarmens auf. Außerdem ist das bereits erwähnte Wort 'emet hervorzuheben das in erster Linie »Solidität, Sicherheit« bedeutet (im Griechischen der Septuaginta: »Wahrheit«) und dann »Treue«, so dass es sich mit dem semantischen Inhalt des Wortes hesed zu verbinden scheint.</ref>
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Das Alte Testament bedient sich beim Preis des göttlichen Erbarmens vieler bedeutungsverwandter Ausdrücke; sie unterscheiden sich durch die Eigenheit ihres jeweiligen Inhaltes, streben jedoch sozusagen von verschiedenen Richtungen aus einem einzigen Grundinhalt zu, um dessen übersteigenden Reichtum zum Ausdruck und dem Menschen unter verschiedenen Gesichtspunkten näher zu bringen. Das Alte Testament ermutigt die von Unglück Betroffenen, vor allem die Schuldbeladenen - wie auch das ganze Volk Israel, das den Bund mit Gott geschlossen hatte - , das Erbarmen anzurufen und mit ihm zu rechnen; es wird in Zeiten des Falls und der Mutlosigkeit ins Bewusstsein gerufen. Und sooft es sich im Leben des Volkes oder des einzelnen zeigt und verwirklicht, wird es dann Gegenstand von Dank und Lobpreis.
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Auf diese Weise wird das Erbarmen in gewisser Hinsicht der göttlichen Gerechtigkeit gegenübergestellt und erweist sich in vielen Fällen nicht nur als stärker, sondern auch als tiefer. Schon in der Lehre des Alten Testamentes ist die Gerechtigkeit zwar eine echte Tugend im Menschen und in Gott die transzendente Vollkommenheit, wird jedoch von der »Größe« der Liebe überragt, insofern diese ursprünglicher und grundlegender ist. Die Liebe motiviert sozusagen die Gerechtigkeit, und die Gerechtigkeit dient letztlich der Liebe. Der Vorrang und die Erhabenheit der Liebe gegenüber der Gerechtigkeit (das ist bezeichnend für die ganze Offenbarung) kommen gerade im Erbarmen zum Ausdruck. Das war den Psalmisten und Propheten so klar, dass sogar das Wort Gerechtigkeit selbst allmählich das vom Herrn gewirkte Heil und sein Erbarmen bedeutete.<ref>{{B|Ps|40|11}}, {{B|Ps|98|2f}}.; {{B|Jes|45|21}}; {{B|Jes|51|5.8}}; {{B|Jes|56|1}}.</ref> Das Erbarmen unterscheidet sich von der Gerechtigkeit, steht jedoch nicht im Widerspruch zu ihr, wenn wir, wie es eben das Alte Testament tut, in der Geschichte des Menschen die Gegenwart Gottes anerkennen, der sich schon als Schöpfer seinem Geschöpf in besonderer Liebe verbunden hat. Die Liebe schließt von ihrem Wesen her Haß und Übelwünschen dem gegenüber aus, dem sie sich einmal zum Geschenk gemacht hat: Nihil odisti eorum quae fecisti, »du... verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast«.<ref>{{B|Weish|11|24}}.</ref> Diese Worte weisen auf das tiefe Fundament der Beziehung zwischen Gerechtigkeit und Erbarmen in Gott - in seiner Zuwendung zum Menschen und zur Welt. Sie bedeuten, dass wir die belebenden Wurzeln und die innigsten Motive dieses Verhältnisses suchen und zum »Anfang«, auf das Schöpfungsgeheimnis selbst zurückgehen müssen. Schon im Alten Bund verheißen diese Worte die volle Offenbarung Gottes, der »Liebe ist«.<ref>{{B|1 Joh|4|8.16}}.</ref>
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Mit dem Geheimnis der Schöpfung ist das Geheimnis der Erwählung verbunden, das in besonderer Weise die Geschichte jenes Volkes geprägt hat, dessen geistlicher Vater Abraham kraft seines Glaubens ist. Durch dieses Volk, dessen Weg entlang der Geschichte des Alten sowie des Neuen Bundes führt, richtet sich das Geheimnis der Erwählung an jeden Menschen, an die ganze Menschheitsfamilie. »Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt«.<ref>{{B|Jer|31|3}}.</ref> »Auch wenn die Berge von ihrem Platz weichen... - meine Gnade wird nie von dir weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken«.<ref>{{B|Jes|54|10}}.</ref> Diese Wahrheit, einst Israel verkündet, trägt in sich die Perspektive der ganzen Geschichte des Menschen: eine Perspektive, die zugleich zeitlich und endzeitlich ist.<ref>{{B|Jona|4|2. 11}}; {{B|Ps|145|9}}; {{B|Sir|18|8-14}}; {{B|Weish|11|23}}-12, 1.</ref> Christus offenbart den Vater in der gleichen Perspektive einer schon vorbereiteten Hörerschaft, wie die Schriften des Alten Testaments an vielen Stellen beweisen. Beim Abschluss dieses Offenbarens am Vorabend seines Todes spricht er zum Apostel Philippus die denkwürdigen Worte: »Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt...? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen«.<ref>{{B|Joh|14|9}}.</ref>
  
 
[Fortsetzung folgt]
 
[Fortsetzung folgt]

Version vom 8. April 2014, 08:28 Uhr

Enzyklika
Dives in misericordia

unseres Heiligen Vaters
Johannes Paul II.
über das göttliche Erbarmen
30. November 1980

(Offizieller lateinischer Text AAS 72 [1980] 1177-1232)

(Quelle: Die deutsche Fassung auf der Vatikanseite)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Verehrte Brüder, liebe Söhne und Töchter !
Gruß und Apostolischen Segen

I. WER MICH SIEHT, SIEHT DEN VATER (vgl. Joh 14, 9)

1. Die Offenbarung des Erbarmens

»GOTT..., DER VOLL ERBARMEN IST«,<ref> {{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 2{{#if:4|,4}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> wurde uns von Jesus Christus als Vater geoffenbart: sein Sohn selbst hat ihn uns in sich kundgetan und kennengelehrt.<ref>Vgl. {{#ifeq: Evangelium nach Johannes | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Joh|Joh|Evangelium nach Johannes}}|{{#if: Joh |Joh|Evangelium nach Johannes}}}} 1{{#if:18|,18}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Brief an die Hebräer | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Hebr|Hebr|Brief an die Hebräer}}|{{#if: Hebr |Hebr|Brief an die Hebräer}}}} 1{{#if:1 f|,1 f}} f|,1 f}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">f|,1 f}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Denkwürdig ist die Szene, da Philippus, einer der zwölf Apostel, sich an Jesus wandte mit der Bitte: »Herr, zeig uns den Vater, das genügt uns«, und die Antwort bekam: »Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt...? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen«.<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Johannes | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Joh|Joh|Evangelium nach Johannes}}|{{#if: Joh |Joh|Evangelium nach Johannes}}}} 14{{#if:8 f|,8 f}} f|,8 f}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">f|,8 f}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Diese Worte wurden während der Abschiedsreden gesprochen, am Ende des Ostermahles, dem dann die Ereignisse jener heiligen Tage folgten, in denen es sich ein für allemal erwiesen hat, dass »Gott..., der voll Erbarmen ist, ... uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht hat«.<ref>{{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 2{{#if:4 f|,4 f}} f|,4 f}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">f|,4 f}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref>

Im Anschluss an die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils und im Blick auf die besonderen Erfordernisse unserer Zeit habe ich die Enzyklika Redemptor Hominis der Wahrheit über den Menschen gewidmet, die uns in ihrer Fülle und Tiefe in Christus offenbar wird. Ein nicht weniger gewichtiges Erfordernis unserer ernsten und keineswegs leichten Zeit drängt mich dazu, mich noch einmal in das Geheimnis Christi zu versenken, um in ihm das Antlitz des Vaters zu entdecken, der der »Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes«<ref>{{#ifeq: 2. Brief des Paulus an die Korinther | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 2 Kor|2 Kor|2. Brief des Paulus an die Korinther}}|{{#if: 2 Kor |2 Kor|2. Brief des Paulus an die Korinther}}}} 1{{#if:3|,3}} Kor%201{{#if:3|,3}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Kor%201{{#if:3|,3}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> ist. In der Konstitution Gaudium et Spes lesen wir: »Christus, der neue Adam, macht... dem Menschen den Menschen selbst voll kund und erschließt ihm seine höchste Berufung«, und er tut dies eben »in der Offenbarung des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe«.<ref>Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 22; AAS 58 (1966), S. 1042.</ref> Diese Worte bezeugen sehr klar, dass der Mensch in der vollen Würde seiner Natur nicht dargestellt werden kann ohne einen - nicht nur theoretischen, sondern ganzheitlich existentiellen - Bezug auf Gott. Der Mensch und seine höchste Berufung werden in Christus durch die Offenbarung des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe offenbar.

Sich diesem Geheimnis zuzuwenden, wird von vielfachen Erfahrungen der Kirche und des zeitgenössischen Menschen nahegelegt; es wird auch von den notvollen Rufen so vieler Menschenherzen, von ihren Leiden und Hoffnungen, ihren Ängsten und Erwartungen gefordert. Wenn es zutrifft, dass in gewissem Sinne jeder Mensch der Weg der Kirche ist - wie ich es in der Enzyklika Redemptor Hominis ausgesprochen habe - , dann sagen uns das Evangelium und die gesamte Tradition zugleich, dass wir diesen Weg mit jedem Menschen so gehen müssen, wie Christus ihn vorgezeichnet hat, indem er in sich selbst den Vater und dessen Liebe offenbarte.<ref>Vgl. ebd.</ref> In Jesus Christus ist jeder Weg zum Menschen - der Kirche ein für allemal im wechselvollen Bild der Zeiten aufgegeben - gleichzeitig ein Weg, der zum Vater und zu seiner Liebe führt. Das Zweite Vatikanische Konzil hat diese Wahrheit auf unsere Zeit hin neu bekräftigt.

Je mehr sich die Sendung der Kirche auf den Menschen konzentriert, je mehr sie sozusagen anthropozentrisch ist, desto mehr muss sie sich als theozentrisch erweisen und es in Wirklichkeit sein, sich also in Jesus Christus auf den Vater ausrichten. Während verschiedene Geistesströmungen in der Vergangenheit und der Gegenwart dazu neigten und neigen, Theozentrik und Anthropozentrik voneinander zu trennen und sogar in Gegensatz zueinander zu bringen, bemüht sich die Kirche, darin Christus folgend, deren organische, tiefe Verbindung in die Geschichte des Menschen einzubringen. Das ist auch ein Grundgedanke, vielleicht sogar der wichtigste in der Lehre des letzten Konzils. Wenn wir also in der gegenwärtigen Phase der Kirchengeschichte unsere erste Aufgabe darin sehen, die Lehre des großen Konzils zu verwirklichen, so müssen wir uns diesem Grundgedanken mit Glauben, offenem Geist und mit dem Herzen zuwenden. Schon in meiner vorhin erwähnten Enzyklika habe ich versucht hervorzuheben, dass die Vertiefung und vielfache Bereicherung des Wissens um die Kirche - eine Frucht des Konzils - unseren Geist und unser Herz für Christus selbst weiter auftun müssen. Heute möchte ich sagen, dass diese Öffnung auf Christus hin - der als Erlöser der Welt dem Menschen den Menschen voll offenbart - sich nur vollziehen kann in einer immer reiferen Beziehung zum Vater und zu seiner Liebe.

2. Die Inkarnation des Erbarmens

Gott, »der in unzugänglichem Licht wohnt«,<ref>{{#ifeq: 1. Brief des Paulus an Timotheus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 1 Tim|1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}|{{#if: 1 Tim |1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}}} 6{{#if:16|,16}} Tim%206{{#if:16|,16}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Tim%206{{#if:16|,16}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> spricht zugleich zum Menschen durch die Sprache des Universums: »Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit«.<ref>{{#ifeq: Vorlage:Röm (Bibel) | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Röm|Röm|Vorlage:Röm (Bibel)}}|{{#if: Röm |[[Vorlage:Röm (Bibel)|Röm]]|[[Vorlage:Röm (Bibel)]]}}}} 1{{#if:20|,20}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Diese indirekte und unvollkommene Erkenntnis - ein Werk des Verstandes, der Gott durch Vermittlung der Geschöpfe sucht, ausgehend von der sichtbaren Welt - ist noch kein »Sehen des Vaters«. »Niemand hat Gott je gesehen«, schreibt der heilige Johannes, um jener Wahrheit besonderen Nachdruck zu verleihen, dass »Er, der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, (ihn) kundgemacht hat«.<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Johannes | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Joh|Joh|Evangelium nach Johannes}}|{{#if: Joh |Joh|Evangelium nach Johannes}}}} 1{{#if:18|,18}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Diese »Kundmachung« offenbart Gott im unauslotbaren Geheimnis seines einen und dreifaltigen Seins, das von »unzugänglichem Licht«<ref>{{#ifeq: 1. Brief des Paulus an Timotheus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 1 Tim|1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}|{{#if: 1 Tim |1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}}} 6{{#if:16|,16}} Tim%206{{#if:16|,16}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Tim%206{{#if:16|,16}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> umgeben ist. Doch erkennen wir Gott durch die »Kundmachung« Christi vor allem in seiner liebenden Zuwendung zum Menschen, in seiner »Menschen - Freundlichkeit«.<ref>«Phil-antropía»: {{#ifeq: Brief des Paulus an Titus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Tit|Tit|Brief des Paulus an Titus}}|{{#if: Tit |Tit|Brief des Paulus an Titus}}}} 3{{#if:4|,4}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Gerade hier wird seine »unsichtbare Wirklichkeit« auf besondere Weise »sichtbar« in unvergleichlich höherem Maß als durch all seine anderen »Werke«: sie wird sichtbar in Christus und durch Christus, durch seine Taten und seine Worte und schließlich durch seinen Kreuzestod und seine Auferstehung.

Auf diese Weise - in Christus und durch Christus - wird Gott auch in seinem Erbarmen besonders sichtbar, das heißt: jene göttliche Eigenschaft tritt hervor, die schon das Alte Testament - in verschiedenen Bildern und Ausdrucksweisen - als »Erbarmen« beschrieben hat. Christus gibt der gesamten alttestamentlichen Tradition vom göttlichen Erbarmen eine endgültige Bedeutung. Er spricht nicht nur vom Erbarmen und erklärt es mit Hilfe von Gleichnissen und Parabeln, er ist vor allem selbst eine Verkörperung des Erbarmens, stellt es in seiner Person dar. Er selbst ist in gewissem Sinne das Erbarmen. Für den, der es in ihm sieht - und in ihm findet - , wird Gott in besonderer Weise »sichtbar« als Vater, »der voll Erbarmen ist«.<ref>{{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 2{{#if:4|,4}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref>

Die Mentalität von heute scheint sich vielleicht mehr als die der Vergangenheit gegen einen Gott des Erbarmens zu sträuben und neigt dazu, schon die Idee des Erbarmens aus dem Leben und aus den Herzen zu verdrängen. Das Wort und der Begriff »Erbarmen« scheinen den Menschen zu befremden, der dank eines in der Geschichte vorher nie gekannten wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts Herrscher geworden ist und sich die Erde untertan gemacht und unterjocht hat.<ref>Vgl. {{#ifeq: Genesis | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Gen|Gen|Genesis}}|{{#if: Gen |Gen|Genesis}}}} 1{{#if:28|,28}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Dieses Herrschen über die Erde, das zuweilen einseitig und oberflächlich verstanden wird, scheint für das Erbarmen keinen Raum zu lassen. Es ist in diesem Zusammenhang lohnend, auf das Bild von der »Situation des Menschen in der heutigen Welt« zurückzugreifen, wie es am Beginn der Konstitution Gaudium et Spes umrissen wird. Unter anderem lesen wir dort die folgenden Sätze: »So zeigt sich die moderne Welt zugleich stark und schwach, zum Besten befähigt und zum Schlimmsten bereit. Sie hat die Wahl zwischen Freiheit und Sklaverei, Fortschritt und Rückschritt, Brüderlichkeit und Haß. Zudem weiß nun der Mensch, dass es seine Aufgabe ist, jene Kräfte, die er selbst geweckt hat und die ihn zermalmen oder ihm dienen können, richtig zu lenken«.<ref>Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 9; AAS 58 (1966), S. 1032.</ref>

Die Lage der Welt von heute weist nicht nur Umwandlungen auf, die zur Hoffnung auf eine bessere Zukunft des Menschen auf dieser Erde berechtigen, sondern auch vielfache Bedrohungen, welche über die bisher gekannten weit hinausgehen. Die Kirche muss auf diese Bedrohungen bei entsprechenden Gelegenheiten weiterhin aufmerksam machen (wie in den Ansprachen vor der UNO, der UNESCO, der FAO und anderswo), sie aber auch im Lichte der von Gott empfangenen Wahrheit durchdenken.

In Christus geoffenbart, erlaubt uns die Wahrheit über Gott, den »Vater des Erbarmens«,<ref>{{#ifeq: 2. Brief des Paulus an die Korinther | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 2 Kor|2 Kor|2. Brief des Paulus an die Korinther}}|{{#if: 2 Kor |2 Kor|2. Brief des Paulus an die Korinther}}}} 1{{#if:3|,3}} Kor%201{{#if:3|,3}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Kor%201{{#if:3|,3}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> ihn dem Menschen besonders nahe zu »sehen«, und zwar vor allem dann, wenn der Mensch leidet, wenn er im Kern seiner Existenz und seiner Würde bedroht ist. Das ist der Grund, warum sich in der heutigen Situation der Kirche und der Welt viele Menschen und viele Gemeinschaften, von einem lebendigen Glaubenssinn geführt, sozusagen spontan an Gottes Erbarmen wenden. Sie werden dazu sicher von Christus selbst gedrängt, der durch seinen Geist in den Herzen der Menschen am Werk ist. Das von ihm geoffenbarte Geheimnis Gottes als des »Vaters des Erbarmens« wird vor dem Hintergrund der heutigen Bedrohung des Menschen gleichsam ein einzigartiger Appell an die Kirche.

Mit dieser Enzyklika möchte ich auf diesen Appell eingehen; ich möchte aus der zeitlosen, in ihrer Einfachheit und zugleich Tiefe unvergleichlichen Sprache der Offenbarung und des Glaubens schöpfen, um in ihr noch einmal die großen Besorgnisse unserer Zeit vor Gott und den Menschen auszusprechen.

Offenbarung und Glaube lehren uns ja nicht so sehr, abstrakt über das Geheimnis Gottes als des »Vaters des Erbarmens« nachzusinnen, sondern zu diesem Erbarmen unsere Zuflucht zu nehmen, im Namen Christi und in Einheit mit ihm. Hat er etwa nicht gesagt, dass unser Vater, »der auch das Verborgene sieht«,<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 6{{#if:4.6.18|,4.6.18}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> sozusagen unablässig darauf wartet, dass wir ihn in jeder Not anrufen und so immer sein Geheimnis ermessen: das Geheimnis des Vaters und seiner Liebe?<ref>Vgl. {{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 3{{#if:18|,18}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; außerdem {{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 11{{#if:5-13|,5-13}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref>

So ist es mein Wunsch, dass die Überlegungen dieser Enzyklika das Geheimnis der väterlich-erbarmenden Liebe Gottes allen näher bringen und zugleich zu einem inständigen Gebet der Kirche um Erbarmen werden, das der Mensch und die Welt von heute so sehr brauchen - und sie brauchen es, auch wenn sie sich dessen oft nicht bewusst sind.

II. DIE MESSIANISCHE BOTSCHAFT

3. Als Christus zu wirken und zu lehren begann

Vor seinen Landsleuten in Nazaret bezieht sich Christus auf die Worte des Propheten Jesaja: »Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe«.<ref> {{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 4{{#if:18 f|,18 f}} f|,18 f}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">f|,18 f}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Diese Sätze sind bei Lukas Jesu erste Messias - Offenbarung, der dann die Taten und Worte folgen, die wir aus dem Evangelium kennen. Durch diese Taten und Worte macht Christus den Vater unter den Menschen gegenwärtig. Es ist ungemein bezeichnend, dass diese Menschen vor allem die Armen sind, denen es an Lebensunterhalt fehlt; die, welche ihrer Freiheit beraubt sind; die Blinden, welche die Schönheit der Schöpfung nicht sehen können; die, welche in Trauer und Sorge leben oder unter sozialen Ungerechtigkeiten leiden; und schließlich die Sünder. Vor allem für die Letztgenannten wird der Messias ein besonders verstehbares Zeichen Gottes, der Liebe ist, ein Zeichen des Vaters. In diesem sichtbaren Zeichen können die Menschen von heute ebenso wie die Menschen von damals den Vater sehen.

Es ist aufschlussreich, dass Jesus den von Johannes dem Täufer gesandten Boten auf ihre Frage: »Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?«,<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 7{{#if:19|,19}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> mit dem gleichen Zeugnis antwortet, mit dem er in Nazaret seine Lehrtätigkeit begonnen hatte: »Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet«, und dass er abschließend hinzufügt: »Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt«.<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 7{{#if:22 f|,22 f}} f|,22 f}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">f|,22 f}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref>

Jesus offenbarte insbesondere durch seinen Lebensstil und seine Taten, wie die Liebe, die wirkende Liebe, die Liebe, die sich dem Menschen zuwendet und alles umfängt, was sein Menschsein ausmacht, in unserer Welt gegenwärtig ist. Diese Liebe tritt besonders dort in Erscheinung, wo sie mit Leid, Ungerechtigkeit und Armut in Berührung kommt, mit der konkreten conditio humana, der geschichtlichen Befindlichkeit des Menschen, die auf verschiedene Weise von der physischen und moralischen Begrenztheit und Gebrechlichkeit des Menschen geprägt ist. Gerade wegen der Art und des Bereichs, in denen sich die Liebe kundtut, wird sie in der Sprache der Bibel auch als »Erbarmen« bezeichnet.

Christus offenbart Gott, der Vater ist, der »Liebe ist«, wie sich der heilige Johannes in seinem ersten Brief ausdrücken wird;<ref>{{#ifeq: 1. Brief des Johannes | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 1 Joh|1 Joh|1. Brief des Johannes}}|{{#if: 1 Joh |1 Joh|1. Brief des Johannes}}}} 4{{#if:8.16|,8.16}} Joh%204{{#if:8.16|,8.16}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Joh%204{{#if:8.16|,8.16}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> er offenbart Gott, der »voll Erbarmen« ist, wie wir beim heiligen Paulus lesen.<ref>{{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 2{{#if:4|,4}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> Diese Wahrheit ist nicht so sehr Gegenstand einer Belehrung, sondern in erster Linie eine Wirklichkeit, die uns durch Christus gegenwärtig wird. Den Vater als Liebe und Erbarmen gegenwärtig zu machen, ist für ihn die grundlegende Verwirklichung seiner Sendung als Messias; das bestätigen die Worte, die er in der Synagoge von Nazaret gesprochen hat und dann vor seinen Jüngern und vor den Boten Johannes' des Täufers.

Im Rahmen dieser Bekundung der Gegenwart Gottes als Vater, Liebe und Erbarmen macht Jesus das Erbarmen zu einem der Hauptthemen seiner Lehrtätigkeit. Wie gewöhnlich, spricht er auch hier vor allem »in Gleichnissen«, da diese das eigentliche Wesen der Dinge besser zum Ausdruck bringen. Es genügt, in diesem Zusammenhang an die Gleichnisse vom verlorenen Sohn<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 15{{#if:11-32|,11-32}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> oder vom barmherzigen Samariter<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 10{{#if:30-37|,30-37}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> oder auch - als Gegensatz dazu - an das Gleichnis vom unbarmherzigen Diener<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 18{{#if:23-35|,23-35}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> zu erinnern. Zahlreich sind die Abschnitte in der Unterweisung Christi, welche die erbarmende Liebe unter immer neuen Gesichtspunkten schildern. Halten wir uns nur den guten Hirten vor Augen auf der Suche nach seinem verlorenen Schaf<ref> {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 18{{#if:12-14|,12-14}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 15{{#if:3-7|,3-7}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> oder die Frau, welche das ganze Haus durchkehrt, um die verlorene Drachme zu finden.<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 15{{#if:8-10|,8-10}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> Diese Themen der Lehre Christi werden besonders vom Evangelisten Lukas behandelt, dessen Evangelium den Ehrennamen »Evangelium des Erbarmens« bekam.

Bei dieser unserer Betrachtung der Verkündigung Jesu tut sich ein entscheidendes Problem auf: die Bedeutung der Ausdrücke und der Inhalt der Begriffe, vor allem der Begriffsinhalt von »Erbarmen« (im Verhältnis zu dem von »Liebe«). Das Erfassen dieser Inhalte ist der Schlüssel zum Verständnis der Wirklichkeit des Erbarmens. Und gerade darauf kommt es uns am meisten an. Bevor wir uns allerdings im folgenden Abschnitt unserer Erwägungen diesem Punkt zuwenden und die einzelnen Wortbedeutungen und schließlich den Begriffsinhalt von »Erbarmen« zu klären suchen, ist noch eine Feststellung notwendig: nämlich dass Christus beim Offenbaren der erbarmenden Liebe Gottes gleichzeitig von den Menschen forderte, sich in ihrem Leben ebenfalls von Liebe und Erbarmen leiten zu lassen. Diese Forderung gehört wesenhaft zur messianischen Botschaft und stellt den Kern des evangelischen Ethos dar. Der Meister bringt sie zum Ausdruck sowohl in der Form des Gebotes, das er als »das wichtigste und erste«<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 22{{#if:38|,38}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> bezeichnet, wie auch in der Form einer Seligpreisung, wenn er in der Bergpredigt ausruft: »Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden«.<ref> {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 5{{#if:7|,7}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref>

Der messianischen Botschaft über das Erbarmen eignet somit eine besondere göttlich - menschliche Dimension. Christus wird in Erfüllung der messianischen Prophetien die Inkarnation jener Liebe, welche mit besonderer Eindringlichkeit in ihrer Zuwendung zu den Leidenden, den Unglücklichen und den Sündern sichtbar wird; er macht so den Vater, den Gott »voll Erbarmen«, gegenwärtig und in größerer Fülle offenbar. Dabei wird er für die Menschen zugleich Modell der erbarmenden Liebe zum Nächsten und verkündet so durch die Taten noch mehr als durch seine Worte den Aufruf zum Erbarmen, der eines der wesentlichen Elemente des evangelischen Ethos ist. Es geht hier nicht nur um die Befolgung eines Gebotes oder einer sittlichen Norm, sondern um die Erfüllung einer Grundvoraussetzung dafür, dass Gott dem Menschen sein Erbarmen erweisen kann: »Die Barmherzigen... werden Erbarmen finden«.

III. DAS ALTE TESTAMENT

4. Der Begriff »Erbarmen« im Alten Testament

Der Begriff »Erbarmen« hat im Alten Testament seine lange und reiche Geschichte. Wir müssen auf sie zurückgreifen, damit das von Christus geoffenbarte Erbarmen in größerer Fülle aufleuchten kann. Als er dieses Erbarmen durch Wort und Tat offenbarte, wandte er sich an Menschen, die nicht nur das Wort Erbarmen kannten, sondern auch als Gottesvolk des Alten Bundes im Lauf einer mehrhundertjährigen Geschichte das Erbarmen Gottes auf besondere Weise erfahren hatten. Diese Erfahrung war sowohl sozial und gemeinschaftlich als auch individuell und innerlich.

Israel war ja das Volk des Bundes mit Gott - eines oft gebrochenen Bundes. Wenn es sich seiner Untreue bewusst wurde - im Lauf der Geschichte Israels fehlte es nicht an Propheten und anderen, welche dieses Bewusstsein weckten - , rief es das Erbarmen an. Die Bücher des Alten Testamentes bringen uns dafür Zeugnisse zur Genüge. Als besonders wichtige Tatsachen und Texte seien angeführt: der Beginn der Geschichte der Richter,<ref>Vgl. {{#ifeq: Buch der Richter | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ri|Ri|Buch der Richter}}|{{#if: Ri |Ri|Buch der Richter}}}} 3{{#if:7-9|,7-9}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> das Gebet Salomos bei der Einweihung des Tempels,<ref> Vgl. {{#ifeq: Vorlage:1 Kön (Bibel) | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 1 Kön|1 Kön|Vorlage:1 Kön (Bibel)}}|{{#if: 1 Kön |[[Vorlage:1 Kön (Bibel)|1 Kön]]|[[Vorlage:1 Kön (Bibel)]]}}}} 8{{#if:22-53|,22-53}} Kön%208{{#if:22-53|,22-53}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Kön%208{{#if:22-53|,22-53}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> ein Teil der Weissagungen Michas,<ref>Vgl. {{#ifeq: Buch Micha | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Mi|Mi|Buch Micha}}|{{#if: Mi |Mi|Buch Micha}}}} 7{{#if:18.20|,18.20}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> die trostvollen Zusicherungen bei Jesaja,<ref>Vgl. {{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 1{{#if:18|,18}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 51{{#if:4-16|,4-16}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> das flehende Gebet der Juden in der Verbannung,<ref>Vgl. {{#ifeq: Baruch | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Bar|Bar|Baruch}}|{{#if: Bar |Bar|Baruch}}}} 2{{#if:11|,11}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }} bis {{#ifeq: Baruch | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Bar|Bar|Baruch}}|{{#if: Bar |Bar|Baruch}}}} 3{{#if:8|,8}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> die Erneuerung des Bundes nach der Rückkehr aus dem Exil.<ref>Vgl. {{#ifeq: Nehemia | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Neh|Neh|Nehemia}}|{{#if: Neh |Neh|Nehemia}}}} 9{{#if:|,{{{3}}}}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref>

Es ist bedeutsam, dass die Propheten in ihrer Verkündigung das Erbarmen, auf das sie wegen der Sünden des Volkes oft zu sprechen kommen, mit dem eindrucksvollen Bild der Liebe Gottes in Verbindung bringen. Der Herr liebt Israel mit der Liebe einer besonderen Erwählung, ähnlich der Liebe eines Bräutigams;<ref>Vgl. z. B. {{#ifeq: Hosea | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Hos|Hos|Hosea}}|{{#if: Hos |Hos|Hosea}}}} 2{{#if:21-25|,21-25}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }} und 15; {{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 54{{#if:6-8|,6-8}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> deshalb verzeiht er immer wieder seine Schuld, ja seinen Treubruch und Verrat. Findet er Buße und echte Bekehrung, nimmt er sein Volk wieder neu in Gnaden an.<ref>Vgl. {{#ifeq: Jeremia | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jer|Jer|Jeremia}}|{{#if: Jer |Jer|Jeremia}}}} 31{{#if:20|,20}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Ezechiel | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ez|Ez|Ezechiel}}|{{#if: Ez |Ez|Ezechiel}}}} 39{{#if:25-29|,25-29}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> Bei den Propheten bedeutet Erbarmen eine besondere Kraft der Liebe, die stärker ist als die Sünde und Untreue des auserwählten Volkes.

In diesem weitgespannten »sozialen« Zusammenhang tritt das Erbarmen als entsprechendes Gegenüber der inneren Erfahrung der einzelnen Personen auf, die sich in Schuld verstrickt haben oder Leiden und Unglück aller Art ausgesetzt sind. Sowohl das physische als auch das moralische Übel oder die Sünde veranlassen die Söhne und Töchter Israels, sich an den Herrn zu wenden und sein Erbarmen anzurufen. In solcher Weise - im Wissen um die Schwere seiner Schuld - wendet sich David in ihn.ref>Vgl. {{#ifeq: 2. Buch Samuel | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 2 Sam|2 Sam|2. Buch Samuel}}|{{#if: 2 Sam |2 Sam|2. Buch Samuel}}}} 11{{#if:|,{{{3}}}}} Sam%2011{{#if:|,}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Sam%2011{{#if:|,}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: 2. Buch Samuel | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 2 Sam|2 Sam|2. Buch Samuel}}|{{#if: 2 Sam |2 Sam|2. Buch Samuel}}}} 12{{#if:|,{{{3}}}}} Sam%2012{{#if:|,}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Sam%2012{{#if:|,}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: 2. Buch Samuel | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 2 Sam|2 Sam|2. Buch Samuel}}|{{#if: 2 Sam |2 Sam|2. Buch Samuel}}}} 24{{#if:10|,10}} Sam%2024{{#if:10|,10}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Sam%2024{{#if:10|,10}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> An ihn wendet sich nach seinem Aufbegehren auch Ijob in seinem entsetzlichen Unglück;<ref>Ijob passirn.</ref> an ihn wendet sich Ester im Bewusstsein der tödlichen Gefahr, die ihr Volk bedroht.<ref>{{#ifeq: Buch Ester | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Est|Est|Buch Ester}}|{{#if: Est |Est|Buch Ester}}}} 4{{#if:17k ff.|,17k ff.}} ff.|,17k ff.}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">ff.|,17k ff.}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> In den Büchern des Alten Testaments finden wir noch weitere Beispiele dieser Art.<ref>Vgl. z.B. {{#ifeq: Nehemia | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Neh|Neh|Nehemia}}|{{#if: Neh |Neh|Nehemia}}}} 9{{#if:30-32|,30-32}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Buch Tobit | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Tob|Tob|Buch Tobit}}|{{#if: Tob |Tob|Buch Tobit}}}} 3{{#if:2 f.|,2 f.}} f.|,2 f.}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">f.|,2 f.}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }} 11 f.; {{#ifeq: Buch Tobit | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Tob|Tob|Buch Tobit}}|{{#if: Tob |Tob|Buch Tobit}}}} 8{{#if:16f.|,16f.}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: 1. Buch der Makkabäer | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 1 Makk|1 Makk|1. Buch der Makkabäer}}|{{#if: 1 Makk |1 Makk|1. Buch der Makkabäer}}}} 4{{#if:24|,24}} Makk%204{{#if:24|,24}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Makk%204{{#if:24|,24}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref>

Am Anfang dieser mannigfaltigen gemeinschaftlichen und persönlichen Überzeugung, wie sie vom ganzen Alten Testament im Laufe der Jahrhunderte bestätig wird, steht die grundlegende Erfahrung des auserwählten Volkes in der Zeit des Exodus: der Herr sah das Elend des versklavten Volkes, hörte seine Schreie, erkannte seine Bedrängnis und beschloß, es zu befreien.<ref>Vgl. {{#ifeq: Exodus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ex|Ex|Exodus}}|{{#if: Ex |Ex|Exodus}}}} 3{{#if:7f|,7f}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> In dieser Rettung durch den Herrn sieht der Prophet dessen Liebe und Mitleid am Werk.<ref>Vgl. {{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 63{{#if:9|,9}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> Hier hat die Sicherheit ihre Wurzeln, mit der das auserwählte Volk und jedes seiner Glieder auf Gottes Erbarmen baut, das man in jeder Bedrängnis anrufen kann.

Dazu kommt die Tatsache, dass das Elend des Menschen, seine »Erbärmlichkeit«, auch in seiner Sünde besteht. Das Bundesvolk kannte dieses Elend schon von den Zeiten des Exodus an, als es das goldene Kalb aufstellte. Über diesen Akt des Bundesbruches hat der Herr triumphiert, als er sich dem Mose feierlich als »ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Güte und Treue« kundtat.<ref>{{#ifeq: Exodus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ex|Ex|Exodus}}|{{#if: Ex |Ex|Exodus}}}} 34{{#if:6|,6}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> In dieser zentralen Offenbarung wird das auserwählte Volk und jedes seiner Mitglieder nach jedem Fall in Schuld immer wieder die Kraft und den Beweggrund finden, sich an den Herrn zu wenden, um ihn an das zu erinnern, was er selbst über sich geoffenbart hat,<ref>Vgl. {{#ifeq: Numeri | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Num|Num|Numeri}}|{{#if: Num |Num|Numeri}}}} 14{{#if:18|,18}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: 2. Buch der Chronik | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 2 Chr|2 Chr|2. Buch der Chronik}}|{{#if: 2 Chr |2 Chr|2. Buch der Chronik}}}} 30{{#if:9|,9}} Chr%2030{{#if:9|,9}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Chr%2030{{#if:9|,9}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Nehemia | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Neh|Neh|Nehemia}}|{{#if: Neh |Neh|Nehemia}}}} 9{{#if:17|,17}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Buch der Psalmen | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ps|Ps|Buch der Psalmen}}|{{#if: Ps |Ps|Buch der Psalmen}}}} 86{{#if:(85), 15|,(85), 15}} 15|,(85), 15}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">15|,(85), 15}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Buch der Weisheit | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Weish|Weish|Buch der Weisheit}}|{{#if: Weish |Weish|Buch der Weisheit}}}} 15{{#if:1|,1}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Buch Jesus Sirach | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Sir|Sir|Buch Jesus Sirach}}|{{#if: Sir |Sir|Buch Jesus Sirach}}}} 2{{#if:11|,11}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Buch Joel | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Joel|Joel|Buch Joel}}|{{#if: Joel |Joel|Buch Joel}}}} 2{{#if:13|,13}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> und seine Vergebung zu erflehen.

So hat der Herr in seinen Taten und Worten seinem erwählten Volk schon von der Schwelle seiner Geschichte an handelnd und sprechend sein Erbarmen geoffenbart, und dieses Volk hat sich im weiteren Verlauf seiner Geschichte im Unglück wie beim Bewußtwerden seiner Schuld immer wieder dem Gott der Erbarmungen anvertraut. Alle Färbungen der Liebe zeigen sich im Erbarmen des Herrn gegen die Seinen: er ist ihr Vater,<ref>Vgl. {{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 63{{#if:16|,16}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> weshalb Israel sein erstgeborener Sohn ist;<ref>Vgl. {{#ifeq: Exodus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ex|Ex|Exodus}}|{{#if: Ex |Ex|Exodus}}}} 4{{#if:22|,22}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> er ist auch der Bräutigam jener, der vom Propheten ein neuer Name verkündet wird: ruhama, »Wohlgeliebte«, weil ihr Erbarmen widerfahren soll.<ref> Vgl. {{#ifeq: Hosea | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Hos|Hos|Hosea}}|{{#if: Hos |Hos|Hosea}}}} 2{{#if:3|,3}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref>

Auch wenn der Herr, durch die Treulosigkeit seines Volkes erbittert, beschließt, es fallen zu lassen, ist seine Zärtlichkeit und seine großherzige Liebe zu den Seinen immer noch stark genug, um ihn seinen Zorn vergessen zu lassen.<ref>Vgl. {{#ifeq: Hosea | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Hos|Hos|Hosea}}|{{#if: Hos |Hos|Hosea}}}} 11{{#if:7-9|,7-9}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Jeremia | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jer|Jer|Jeremia}}|{{#if: Jer |Jer|Jeremia}}}} 31{{#if:20|,20}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 54{{#if:7f|,7f}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> So ist es verständlich, dass dann die Psalmisten, sobald sie das höchste Loblied auf den Herrn anstimmen wollen, den Gott der Liebe besingen, den Gott der Zärtlichkeit, des Erbarmens und der Treue.<ref>{{#ifeq: Buch der Psalmen | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ps|Ps|Buch der Psalmen}}|{{#if: Ps |Ps|Buch der Psalmen}}}} 103{{#if:|,{{{3}}}}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}(102) und 145(144).</ref>

Aus all dem folgt, dass das Erbarmen nicht nur zum Gottesbegriff gehört, sondern das Leben des ganzen Volkes Israel und seiner einzelnen Söhne und Töchter kennzeichnet; es ist der Inhalt der innigen Beziehung zu ihrem Herrn, der Inhalt ihres Gesprächs mit ihm. Gerade in dieser Hinsicht wird das Erbarmen in den einzelnen Büchern des Alten Testaments mit einer Fülle von Ausdrücken beschrieben. Es wäre vielleicht schwierig, in diesen Büchern eine rein theoretische Antwort auf die Frage zu suchen, was das Erbarmen als solches ist. Nichtsdestoweniger sagt die in ihnen verwendete Terminologie schon sehr viel darüber aus.<ref>Die Bücher des Alten Testaments bedienen sich, um den Begriff »Erbarmen« auszudrücken, vor allem zweier Wörter, die verschiedene semantische Nuancen aufweisen. Da ist vor allem das Wort hesed, das eine tief verwurzelte Haltung von Güte bezeichnet. Wenn sich diese zwischen zwei Menschen entwickelt, sind sie nicht nur einander wohlwollend gesinnt, sondern auch einander treu, und zwar aufgrund einer inneren Verpflichtung, also auch aufgrund einer Treue zu sich selbst. Wenn hesed auch »Gnade« oder »Liebe« bedeutet, dann eben aufgrund dieser Treue. Die Tatsache, dass die besagte Verpflichtung nicht nur moralischer, sondern fast rechtlicher Art ist ändert daran nichts. Wenn im Alten Testament der Ausdruck hesed auf den Herrn bezogen wird, geschieht das immer im Zusammenhang mit dem Bund, den Gott mit Israel geschlossen hat. Dieser Bund war von seiten Gottes eine Gabe und ein Gnadenerweis für Israel. Dennoch bekam hesed - weil sich Gott um des geschlossenen Bundes willen verpflichtet hatte diesen einzuhalten - in gewissem Sinn rechtlichen Charakter. Die rechtliche Verpflichtung von seiten Gottes trat außer Kraft wenn Israel den Bund brach und dessen Bedingungen mißachtete. Doch gerade dann enthüllte hesed, nun keine rechtliche Verpflichtung mehr, seinen tiefsten Sinn in seiner anfänglichen Bedeutung: Liebe, die schenkt; Liebe, die stärker ist als der Verrat; Gnade, die stärker ist als die Sünde.

Diese Treue zur untreuen »Tochter meines Volkes« (vgl. Klgl 4, 3. 6) ist letzten Endes von seiten Gottes Treue zu sich selbst. Das ergibt sich klar vor allem aus der häufigen Wiederkehr des Wortpaares hesed we'emet (= Gnade und Treue), das man als Hendiadyoin betrachten könnte (vgl. z. B. {{#ifeq: Exodus | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ex|Ex|Exodus}}|{{#if: Ex |Ex|Exodus}}}} 34{{#if:6|,6}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: 2. Buch Samuel | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 2 Sam|2 Sam|2. Buch Samuel}}|{{#if: 2 Sam |2 Sam|2. Buch Samuel}}}} 2{{#if:6|,6}} Sam%202{{#if:6|,6}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Sam%202{{#if:6|,6}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: 2. Buch Samuel | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 2 Sam|2 Sam|2. Buch Samuel}}|{{#if: 2 Sam |2 Sam|2. Buch Samuel}}}} 5{{#if:20|,20}} Sam%205{{#if:20|,20}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Sam%205{{#if:20|,20}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Buch der Psalmen | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ps|Ps|Buch der Psalmen}}|{{#if: Ps |Ps|Buch der Psalmen}}}} 25(24){{#if:10|,10}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; 40(39), 11 f.- 85(84), 11; 138 (137), 2; {{#ifeq: Vorlage:Mich (Bibel) | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Mich|Mich|Vorlage:Mich (Bibel)}}|{{#if: Mich |[[Vorlage:Mich (Bibel)|Mich]]|[[Vorlage:Mich (Bibel)]]}}}} 7{{#if:20|,20}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}).

»Nicht euretwegen handle ich, Haus Israel sondern um meines heiligen Namens willen« ({{#ifeq: Ezechiel | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ez|Ez|Ezechiel}}|{{#if: Ez |Ez|Ezechiel}}}} 36{{#if:22|,22}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}). Wenngleich also auch Israel, schuldbeladen durch den Bundesbruch, auf Gottes hesed keinen rechtlichen Anspruch hat, so darf und muss es doch weiter hin darauf hoffen und vertrauen, da der Gott des Bundes wahrhaft »seiner Liebe verantwortlich« ist. Frucht einer solchen Liebe sind die Verzeihung, die Wiederaufnahme in die Beziehung der Huld und Gnade und die Erneuerung des inneren Bundes.

Das zweite Wort, das in der Terminologie des Alten Testaments zur Bezeichnung des Erbarmens dient, ist rahamim. Es hat eine andere Nuance als hesed. Während letzteres die Treue zu sich selbst und die »Verantwortung der eigenen Liebe gegenüber« (in gewisser Hinsicht männliche Charakterzüge) hervorhebt, lässt rahamim schon von der Wortwurzel her die Mutterliebe anklingen (rehem = Mutterschoß). Der tiefsten und ursprünglichsten Verbundenheit, ja Einheit der Mutter mit dem Kind entspringt eine besondere Beziehung zu ihm, eine besondere Liebe. Diese Liebe kann man als völlig ungeschuldet bezeichnen, ist sie doch nicht Lohn für ein Verdienst; insofern stellt sie eine innere Notwendigkeit dar, einen »Zwang« des Herzens. Sie ist eine gleichsam »weibliche« Variante der männlichen Treue zu sich selbst, wie sie in hesed anklingt. Auf diesem psychologischen Hintergrund entfaltet sich rahamim in eine ganze Reihe von Gefühlen, so etwa Güte und Zärtlichkeit, Geduld und Verständnis, das heißt Bereitschaft zur Verzeihung.

Das Alte Testament schreibt dem Herrn eben diese Charakterzüge zu, wenn es auf ihn den Ausdruck rahamim anwendet. So lesen wir bei Jesaja: »Kann denn eine Frau ihr Kind vergessen, eine Mutter ihren eigenen Sohn? Und selbst, wenn sie ihr Kind vergessen würde: Ich vergesse dich nicht« (Jes 49, 15). Diese Liebe, die dank der geheimnisvollen Kraft der Mutterschaft treu und unüberwindlich ist, wird in den alttestamentlichen Texten verschiedenartig ausgedrückt: als Rettung aus Gefahren, insbesonders von Feinden, als Vergebung der Sünden - der Einzelnen und des ganzen Volkes Israel - und schließlich als die Entschlossenheit, die (endzeitliche) Verheißung und Hoffnung trotz aller menschlichen Untreue zu erfüllen, wie wir bei Hosea lesen: »Ich will ihre Untreue heilen und sie in Großmut wieder lieben« ({{#ifeq: Hosea | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Hos|Hos|Hosea}}|{{#if: Hos |Hos|Hosea}}}} 14{{#if:5|,5}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}).

In der Terminologie des Alten Testamentes finden wir noch andere Ausdrücke, die sich in verschiedener Weise auf den selben Grundinhalt beziehen. Die beiden vorhin erwähnten verdienen jedoch besondere Aufmerksamkeit. In ihnen tritt klar der ursprüngliche anthropomorphe Aspekt hervor: die Verfasser der biblischen Schriften verwenden, um das göttliche Erbarmen zu beschreiben, Ausdrücke, die dem Bewusstsein und der Erfahrung ihrer Zeitgenossen entsprechen. Die griechische Terminologie der Septuaginta-Ubersetzung ist weniger reich als die hebräische und bietet daher nicht alle semantischen Nuancen, die den Originaltext kennzeichnen. Auf jeden Fall baut das Neue Testament auf dem Reichtum und der Tiefe auf, die bereits dem Alten eigen waren.

Auf diese Weise erben wir vom Alten Testament - gleichsam in einer besonderen Synthese - nicht nur den Reichtum der Ausdrücke dieser Bücher zur Beschreibung des göttlichen Erbarmens, sondern auch eine spezifische, selbstverständlich anthropomorphe »Psychologie« Gottes: das Bild seiner sich sorgenden Liebe, die sich angesichts des Übels - insbesondere der Sünde des Menschen und des Volkes - als Erbarmen kundtut. Dieses Bild besteht aus dem eher allgemeinen Inhalt des Verbums hanan, aber auch aus dem von hesed und von rahamim. Das Wort hanan drückt etwas Umfassenderes aus: den Erweis der Gnade, worin gleichsam eine ständige Bereitschaft zu Hochherzigkeit, Güte und Milde eingeschlossen ist.

Außer diesen grundlegenden semantischen Elementen schließt der Begriff des Erbarmens im Alten Testament auch den Bedeutungsgehalt des Wortes hamal ein, das wörtlich »(den besiegten Feind) verschonen« bedeutet, aber auch »Verzeihen und Mitleid bezeugen«, und infolgedessen Vergebung und Nachlaß der Schuld. Auch das Wort hus drückt Verzeihen und Mitleid aus, aber vor allem in gefühlsmäßigem Sinn. Diese Ausdrücke treten in den biblischen Texten seltener zur Bezeichnung des Erbarmens auf. Außerdem ist das bereits erwähnte Wort 'emet hervorzuheben das in erster Linie »Solidität, Sicherheit« bedeutet (im Griechischen der Septuaginta: »Wahrheit«) und dann »Treue«, so dass es sich mit dem semantischen Inhalt des Wortes hesed zu verbinden scheint.</ref>


Das Alte Testament bedient sich beim Preis des göttlichen Erbarmens vieler bedeutungsverwandter Ausdrücke; sie unterscheiden sich durch die Eigenheit ihres jeweiligen Inhaltes, streben jedoch sozusagen von verschiedenen Richtungen aus einem einzigen Grundinhalt zu, um dessen übersteigenden Reichtum zum Ausdruck und dem Menschen unter verschiedenen Gesichtspunkten näher zu bringen. Das Alte Testament ermutigt die von Unglück Betroffenen, vor allem die Schuldbeladenen - wie auch das ganze Volk Israel, das den Bund mit Gott geschlossen hatte - , das Erbarmen anzurufen und mit ihm zu rechnen; es wird in Zeiten des Falls und der Mutlosigkeit ins Bewusstsein gerufen. Und sooft es sich im Leben des Volkes oder des einzelnen zeigt und verwirklicht, wird es dann Gegenstand von Dank und Lobpreis.

Auf diese Weise wird das Erbarmen in gewisser Hinsicht der göttlichen Gerechtigkeit gegenübergestellt und erweist sich in vielen Fällen nicht nur als stärker, sondern auch als tiefer. Schon in der Lehre des Alten Testamentes ist die Gerechtigkeit zwar eine echte Tugend im Menschen und in Gott die transzendente Vollkommenheit, wird jedoch von der »Größe« der Liebe überragt, insofern diese ursprünglicher und grundlegender ist. Die Liebe motiviert sozusagen die Gerechtigkeit, und die Gerechtigkeit dient letztlich der Liebe. Der Vorrang und die Erhabenheit der Liebe gegenüber der Gerechtigkeit (das ist bezeichnend für die ganze Offenbarung) kommen gerade im Erbarmen zum Ausdruck. Das war den Psalmisten und Propheten so klar, dass sogar das Wort Gerechtigkeit selbst allmählich das vom Herrn gewirkte Heil und sein Erbarmen bedeutete.<ref>{{#ifeq: Buch der Psalmen | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ps|Ps|Buch der Psalmen}}|{{#if: Ps |Ps|Buch der Psalmen}}}} 40{{#if:11|,11}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, {{#ifeq: Buch der Psalmen | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ps|Ps|Buch der Psalmen}}|{{#if: Ps |Ps|Buch der Psalmen}}}} 98{{#if:2f|,2f}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.; {{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 45{{#if:21|,21}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 51{{#if:5.8|,5.8}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 56{{#if:1|,1}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> Das Erbarmen unterscheidet sich von der Gerechtigkeit, steht jedoch nicht im Widerspruch zu ihr, wenn wir, wie es eben das Alte Testament tut, in der Geschichte des Menschen die Gegenwart Gottes anerkennen, der sich schon als Schöpfer seinem Geschöpf in besonderer Liebe verbunden hat. Die Liebe schließt von ihrem Wesen her Haß und Übelwünschen dem gegenüber aus, dem sie sich einmal zum Geschenk gemacht hat: Nihil odisti eorum quae fecisti, »du... verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast«.<ref>{{#ifeq: Buch der Weisheit | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Weish|Weish|Buch der Weisheit}}|{{#if: Weish |Weish|Buch der Weisheit}}}} 11{{#if:24|,24}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> Diese Worte weisen auf das tiefe Fundament der Beziehung zwischen Gerechtigkeit und Erbarmen in Gott - in seiner Zuwendung zum Menschen und zur Welt. Sie bedeuten, dass wir die belebenden Wurzeln und die innigsten Motive dieses Verhältnisses suchen und zum »Anfang«, auf das Schöpfungsgeheimnis selbst zurückgehen müssen. Schon im Alten Bund verheißen diese Worte die volle Offenbarung Gottes, der »Liebe ist«.<ref>{{#ifeq: 1. Brief des Johannes | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: 1 Joh|1 Joh|1. Brief des Johannes}}|{{#if: 1 Joh |1 Joh|1. Brief des Johannes}}}} 4{{#if:8.16|,8.16}} Joh%204{{#if:8.16|,8.16}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Joh%204{{#if:8.16|,8.16}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref>

Mit dem Geheimnis der Schöpfung ist das Geheimnis der Erwählung verbunden, das in besonderer Weise die Geschichte jenes Volkes geprägt hat, dessen geistlicher Vater Abraham kraft seines Glaubens ist. Durch dieses Volk, dessen Weg entlang der Geschichte des Alten sowie des Neuen Bundes führt, richtet sich das Geheimnis der Erwählung an jeden Menschen, an die ganze Menschheitsfamilie. »Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt«.<ref>{{#ifeq: Jeremia | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jer|Jer|Jeremia}}|{{#if: Jer |Jer|Jeremia}}}} 31{{#if:3|,3}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> »Auch wenn die Berge von ihrem Platz weichen... - meine Gnade wird nie von dir weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken«.<ref>{{#ifeq: Jesaja | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jes|Jes|Jesaja}}|{{#if: Jes |Jes|Jesaja}}}} 54{{#if:10|,10}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> Diese Wahrheit, einst Israel verkündet, trägt in sich die Perspektive der ganzen Geschichte des Menschen: eine Perspektive, die zugleich zeitlich und endzeitlich ist.<ref>{{#ifeq: Buch Jona | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Jona|Jona|Buch Jona}}|{{#if: Jona |Jona|Buch Jona}}}} 4{{#if:2. 11|,2. 11}} 11|,2. 11}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">11|,2. 11}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Buch der Psalmen | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Ps|Ps|Buch der Psalmen}}|{{#if: Ps |Ps|Buch der Psalmen}}}} 145{{#if:9|,9}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Buch Jesus Sirach | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Sir|Sir|Buch Jesus Sirach}}|{{#if: Sir |Sir|Buch Jesus Sirach}}}} 18{{#if:8-14|,8-14}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Buch der Weisheit | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Weish|Weish|Buch der Weisheit}}|{{#if: Weish |Weish|Buch der Weisheit}}}} 11{{#if:23|,23}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}-12, 1.</ref> Christus offenbart den Vater in der gleichen Perspektive einer schon vorbereiteten Hörerschaft, wie die Schriften des Alten Testaments an vielen Stellen beweisen. Beim Abschluss dieses Offenbarens am Vorabend seines Todes spricht er zum Apostel Philippus die denkwürdigen Worte: »Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt...? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen«.<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Johannes | Dives in misericordia (Wortlaut) |{{#if: Joh|Joh|Evangelium nach Johannes}}|{{#if: Joh |Joh|Evangelium nach Johannes}}}} 14{{#if:9|,9}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref>

[Fortsetzung folgt]

Anmerkungen

<references />